Offener Brief an Präsident Fox

Protest gegen die Vertreibung von 1.500 Indígena-Familien in Zuge der Durchsetzung des Plan Puebla Panama

La Jornada vom 26.05.2002

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

anlässlich des zweiten Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der EU, Lateinamerikas und der Karibik, welches am 17. und 18. Mai in Madrid stattfindet möchten wir, die unterzeichnenden Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen, erneut auf die sich dramatisch zuspitzende Situation in Chiapas/ Mexiko aufmerksam machen, die exemplarisch für viele andere Regionen in Lateinamerika steht. Dazu senden wir Ihnen eine Resolution an den mexikanischen Präsidenten Vicente Fox Quesada, die RegierungsvertreterInnen Lateinamerikas, der Karibik und der EU, die mexikanische und internationale Zivilgesellschaft. Die Resolution ist im Rahmen des Kongresses der Buko (Bundeskoordination Internationalismus) entstanden, der vom
8. bis 12. Mai in Frankfurt am Main stattfand. Im besonderen richtet sich dieser Aufruf an den mexikanischen Präsidenten Vicente Fox Quesada, der als Teilnehmer den Gipfel in Madrid besucht. Seine Regierung plant im Rahmen des internationalen Wirtschaftsprojektes Plan Puebla Panama die Räumung von weit 30 indigenen Gemeinden im Biosphärenreservat Montes Azules. Das Gebiet ist Teil des lakandonischen Urwaldes und ist ein zentraler Schauplatz der Übergriffe auf die dort ansässigen, indigenen Dörfer. Die militärische Präsenz des Gebietes wurde in den letzten Monaten stark erhöht, so dass es der Einsatz von Waffengewalt bei der Räumung, der von Subsistenzwirtschaft lebenden Dörfer, nicht auszuschliessen ist. Die Unterzeichnenden fordern Sie hiermit eindringlich auf, sich gegen das Vorgehen der mexikanischen Regierung auszusprechen, welches klar gegen die Menschenrechte verstößt. Wir appellieren an Sie, sich für eine friedliche Lösung des Konfliktes einzusetzen.

Resolution:

An
den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Mexico, Vincente Fox Quesada
die Regierungsvertreterinnen und -vertreter der Europäischen Union, der Karibik und Lateinamerikas
die mexikanische und internationale Zivilgesellschaft

Mit Sorge und Empörung erfahren wir von den Plänen und Vorbereitungen, die indigenen Gemeinden im Bereich des Biosphären-Schutzgebietes "Montes Azules" zu räumen. Nach unseren Informationen sind davon über 1500 Familien aus weit über 30 Gemeinden betroffen. Dieser akuten Bedrohung ging eine massive Militarisierung der Region voraus. Zusätzlich zu den seit langem dort stationierten über 30 000 Soldaten wurden in den letzten Wochen mehrere tausend staatliche Sicherheitskräfte dorthin verlegt. Dies steht in krassem Gegensatz zu dem von der mexikanischen Regierung beteuerten Friedenswillen. Wir betrachten die sogenannten «Umsiedlungen" als Vertreibungen der ansässigen Bevölkerung im Interesse des uneingeschränkten Zugriffs transnationaler Konzerne auf die dort vorhandenen Ressourcen, insbesondere auf die genetische Vielfalt des Regenwaldes.

Die mexikanische Regierung behauptet nun, dass 1500 Indigena-Familien eine Gefahr für den Regenwald darstellen. Gleichzeitig betreibt sie mit dem Plan Puebla- Panama die massive Zerstörung des ökologischen und sozialen Gefüges der gesamten mittelamerikanischen Region. Dazu zählen die Erdölförderung, der Bau riesiger Staudämme sowie die großflächige Ausdehnung der Weidewirtschaft.

Wir fordern von der mexikanischen Regierung eindringlich:

− Von jeder Vertreibung der indigenen Gemeinden aus Montes Azules Abstand zu nehmen

− Die Entmilitarisierung der Selva Lacandona

− Die fundamentalen und kollektiven Rechte der indigenen Gemeinden zu achten

− Die Umsetzung der Abkommen von San Andrés

− Die Aufgabe des Plan Puebla Panama

Unterzeichnende:
arche noVa e.V. (Dresden)
Anti-WTO-Koordination Bern (Schweiz)
AG Eine-Welt e.V. (Sindelfingen)
ARGE (Wien/Österreich)
ASE (Münster),
autonome antifa ludwigsburg (Ludwigsburg)
behubelni (Gruppe gegen Neoliberlismus, Aachen)
Buchladen König Kurt (Dresden)
Cafe Rebeldia (Zürich/Schweiz)
CAREA e.V. (Berlin)
Chiapas-Koordination Nordwest (Oldenburg-Bremen)
Dana Aldea (Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit)
Direkte Solidarität mit Chiapas (Zürich/Schhweiz)
Dritte Welt Laden Erlangen e. V.
Ecologistas en Acción (Madrid/Spanien)
Eine Welt e.V. (Greifswald)
Entwicklungspolitische Netzwerk Sachsen,
Fachschaft Lateinamerikanistik (Münster)
FAU Münster
Stefanie Fischbach
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika e.V. FDCL (Berlin)
FrauenLesben Referat, AStA Uni Frankfurt
Globale Aktion Ini (Bremen)
Graswurzelrevolution Münster
Gruppe B.A.S.T.A. (Münster)
Gruppe Contravista (Berlin)
Gruppe I.N.K.A.K. (Hamburg)
Christina Haffner (Österreich)
Harald Ihmig (FIAN Hamburg)
Infoladen Bankrott (Münster)
Infoladen Tübingen (Tübingen)
Informationsstelle El Salvador. e.V. (Bonn)
Informationsstelle Guatemala e.V. (Bonn)
Informationsstelle Lateinamerika ila (Bonn)
Infozentrum "3.Welt" (Oldenburg)
INKOTA Regionalstelle Sachsen
Internationales Forum (Kopenhagen/Dänemark),
JungsozialistInnen Zürich
Jusos Weißenburg
Linkskurve, Manuela Würmli (Thalwil, Schweiz)
Patricia Mellmann (Dresden)
Mexiko-Gruppe (Freiburg),
Mexiko Plattform (Wien/Österreich)
Harald Neuber (junge Welt)
Para tod@s todo (Göttingen)
Partei der Arbeit (Zürich / Schweiz)
Penumbra (Frankfurt)
Pro Regenwald (München)
Quilombo Eine Welt e.V.
Red Europea de Comités Oscar A. Romero (Brussel / Belgien)
Red Europea de Comités Oscar A. Romero Biberach)
Red Europea de Comités Oscar A. Romero (Berlin)
Iris Schneider, Oskar Schneider, Regina Schneider
SPUNK (Antifaschistische Gruppe, Aachen)
Umtausch-Initiative (Greifswald)
Vorwärts - Sozialistische Wochenzeitung (Zürich/Schweiz)
Waiblinger Weltladen (Waiblingen)
Weltladen Darmstadt
Werkhof e.V. (Darmstadt),
W.I.R. (Frankfurt)
ZAPAPRES - Nachrichtenimport aus Mexiko(Hamburg),
Zentralamerika-Sekretariat (Zürich/Schweiz)

Der Brief wurde außerdem am Sonntag, den 26. Mai, im "Correo Ilustrado" von La Jornada veröffentlicht.

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/


 

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