Mexiko: Brandanschlag an der UNAM

Zapapres-Import vom 09.05.2002
Von FelS - Für eine linke Strömung

 

Auf zwei von StudentInnen selbstverwaltete Räume an der UNAM wurde ein Brandanschlag verübt.

Im Morgengrauen des Samstag, 20. April 2002 (dem Tag, an dem der Streik 1999 ausbrach), wurde ein Brandanschlag auf zwei von StudentInnen selbstverwaltete Räume verübt. Die Räume waren das Produkt der Bemühungen der StudentInnen, den Kampf und die Forderungen des Streiks (1999-2000) gegenüber den heftigen Angriffen der Regierung, v.a. auf die Mitglieder des Streikrats (CGH − Consejo General de Huelga), aufrechtzuerhalten.

Nachdem die mexikanische Regierung und die Universitätsverwaltung es mit Räumungen, Haftbefehlen, Repression und Inhaftierungen schafften, den Streikrat (CGH) zu zerschlagen, beschlossen viele studentische Kollektive von Neuem in ihren Fakultäten die politische Arbeit aufzunehmen, um eine studentische Basis herauszubilden, die breiter, politischer und bewusster ist.

Dafür haben sie selbstverwaltete, studentische Räume aufgebaut, in denen neben Versammlungen und der Vorbereitung von Konferenzen, die an die universitäre Gemeinde gerichtet sind, u.a. auch die Möglichkeit für alle StudentInnen bestand, Computer, Faxgeräte und Archive zu nutzen.

Diese selbstverwalteten Räume wurden − ebenso wie ihre OrganisatorInnen − seit ihrem Entstehen aus der Streikbewegung immer wieder zum Ziel von Angriffen. Der bezeichnendste Fall ist der der GenossInnen der juristischen Fakultät, die bedroht und geschlagen wurden von «Porros" (von der Universitätsverwaltung finanzierte Schlägertrupps). Der jüngste und verabscheuungswürdigste Übergriff ist die Brandstiftung in den selbstverwalteten Räumen. Die StudentInnen berichteten, dass sie »mehrfach Drohungen bekamen, die selbstverwalteten Orte zu räumen«, so dass sie die Universitätsverwaltung beschuldigen, sie hätte den Auftrag gegeben, diese Räume zu zerstören.

Der Brandanschlag auf diese Räume zeigt nicht nur wieder einmal die Unfähigkeit und die totale Weigerung von Seiten der Univerwaltung, auf die studentischen Belange und Forderungen einzugehen, sondern ihren Unwillen, das Recht, sich zu organisieren, das über Jahrzehnte von verschiedenen Studentenbewegungen in Mexiko und der Welt erkämpft wurde, zu respektieren.

Darüber hinaus kam es im vergangenen Monat auf dem Universitätsgelände zur Ermordung von Studentinnen. Auch wenn zwischen den Morden und der Repression gegenüber den StudentInnen bisher kein Zusammenhang erkennbar ist, halten wir sie für erschreckend und für einen Ausdruck der Sicherheitslage an der Universität. FelS fordert dazu auf, einen offenen Brief an den Rektor der UNAM Juan Ramón de la Fuente zu unterschreiben. ZAPAPRES ist Mitunterzeicher.

Protestbrief wegen der Brandanschläge an der UNAM
Deutschland, den 9. Mai 2002

An
den Rektor Juan Ramón de la Fuente
den Leiter der Jura-Fakultät Fernando Serrano
die Universitäre Gemeinde
die Tageszeitung "La Jornada"

Wir wären sehr dankbar, wenn dieser Brief in der "La Jornada" veröffentlicht würde, einer Zeitung, die es uns erlaubt, täglich auf wichtige Informationen zuzugreifen und so die Bande der internationalen Solidarität zu stärken.

Mit diesem öffentlichen Brief wollen wir − diverse studentische und zivile Organisationen aus Deutschland − vor dem Hintergrund der Ereignisse des 20. April unserer Unterstützung für unsere GenossInnen und FreundInnen an der juristischen Fakultät der UNAM Ausdruck verleihen. Am Samstag, den 20. April 2002, wurden zwei studentische, selbstverwaltete Räume das Ziel von Brandanschlägen. Die Räume, die mit großen Anstrengungen aufgebaut wurden, trotz Bedrohungen, Schlägen und ständiger Angriffe seitens derer, die sich scheinbar durch die studentische Organisierung und die studentischen Rechte gestört fühlen. Wir sehen in den Brandanschlägen einen Angriff neuer Qualität auf die universitäre Gemeinde, das akademische Erbe Mexikos und vor allem auf das in jahrzehntelangen weltweiten studentischen Kämpfe errungene Recht auf Selbstorganisierung.

Wir fordern von den zuständigen Universitätsbehörden die sofortige Wiederherstellung der Räume, Schutz für die Studentinnen und Studenten, die in diesen Räumen arbeiten, sowie das Ergreifen von Maßnahmen, die die Selbstorganisierung und Partizipation der StudentInnen ermöglichen. Wir gehen zugleich davon aus, dass die kürzlich erfolgte Ermordung zweier Studentinnen der Universität, durch die Bewegungsfreiheit erleichtert wurde, die bewaffnete Personen, wie die bekannten Schlägergruppen, auf dem Universitätsgelände genießen.

Aufmerksam
XXX


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