Worte der EZLN in Milpa Alta

Kommunique vom 09.03.2001
übersetzt von: Dana

 

Worte der EZLN in Milpa Alta, D.F.
9. März, 2001.

Indigene Brüder und Schwestern aus ganz Mexiko:
Brüder und Schwestern von Milpa Alta:
Brüder und Schwestern aus D.F.:
Brüder und Schwestern aus der ganzen Welt:

Wir sind hier, im zapatistischen Hauptquartier, wir die Teil dieses Marsches der Indigenen Würde sind, der Marsch der Farbe der Erde. Wir die wir sind, sind nicht länger alleine. Die Stärke der Erde, die sich hier ausruht um morgen zu Reise zu werden, spricht so: Wir sind hier weil wir versuchen ein Übel zu berichtigen. Weil die Allerersten bestimmten, dass jene von unten die Fehler wiedergutmachen sollten, die jene von oben gemacht haben. Das ist Mexiko.

Die Geschichte dieses Landes ist eine Geschichte der Fehler. Aber bis heute, sind sie die einen die sich geirrt haben und wir sind der Fehler, und der eine der dafür zahlen muss.

Sie haben vor 500 Jahren geirrt als sie sagten sie hätten uns entdeckt. Als ob die andere Welt die wir waren verloren gegangen wäre. Als ob wir diejenigen gewesen wären nach denen gesucht wurde, und nicht die Suchenden. Als ob wir still gewesen wären, und nicht die einen die sich bewegten. Sie irrten, als ihre grossen weisen Männer darüber diskutierten, ob wir Vernunft und Gefühle hätten oder nicht, oder ob wir Tiere wären die nur sehr wenig mit ihnen gemeinsam hätten.

Sie irrten, als sie Akte der Zerstörung, des Tötens, der Erniedrigung, der Verfolgung, der Eroberung, der Unterwerfung, "Zivilisierung" nannten. Sie irrten, als sie die Ermordung eines Indigenas "ihn bekehren" nannten. Sie irren heute, wenn sie diesen Mord "ihn modernisieren" nennen. So weit es sie angeht, ist unsere Geschichte ein Mythos, unsere Doktrinen Legenden, unser Wissen Magie, unsere Überzeugungen Aberglaube, unsere Kunst Souvenirs, unsere Spiele, Tänze und Kleidung Folklore, unsere Regierung Anarchie, unsere Sprache Dialekt, unsere Liebe verabscheungswürdige Sünde, unsere Haltung Kriechen, unsere Grösse klein, unser physisches Selbst hässlich, unsere Sitten unbegreiflich.

Um uns anzublicken, blicken sie hinter sich und nach unten.

Für sie heisst uns zu erkennen, sich selbst als überlegen zu erkennen.
Für sie heisst uns zu sehen, uns unterworfen zu sehen.
Für sie heisst uns anzusehen, uns zu befehlen.
Für sie heist uns ein Platz zu geben auf das Grab, dem Gefängnis, dem Vergessen zu weisen.

Sie, jene die über jene von uns stehen, die unten sind.

Sie haben uns gestern "zivilisiert" und heute wollen sie uns "modernisieren".

Sie erzählen uns, dass ihre Welt besser ist.

Dass wir unsere Länder, unsere Heime, unsere Geschichte aufgeben sollten.
Dass wir in ihrem Land kommen sollten und unter ihnen leben.
Dass wir in ihre Heime leben sollten und ihnen dienen.
Dass wir Teil ihrer Geschichte sein sollten und in ihr sterben
Das ist es was sie uns anbieten: unter ihrem Fuss zu leben, ihrem Willen zu gehorchen, in Vergessenheit zu sterben.

Heute gibt es für die Indigenas in Mexiko nur zwei Optionen: entweder Widerstand leisten, oder "modernisiert" werden.

Jene von uns die der "Modernisierung" Widerstand leisten, leben in Häuser mit Böden aus Erde, Mauern aus Stöcken und Schlamm, Dächer aus Pappe oder Zweige. Unsere Tische sind voller Entbehrung.

Jene die "modernisiert" wurden, leben in Häuser mit Böden aus Erde, Mauern aus Stöcken und Schlamm, Dächer aus Pappe oder Zweige. Unsere Tische sind voller Entbehrung.

Unsere Häuser haben Krankheit und Armut als Boden. So tun es auch die der "modernen" Indigenas.

Unsere Wänder sind aus Schlamm oder Plastik und aus Armut gebaut. So sind es auch die der "modernen" Indigenas.

Unsere Dächer sind aus Stroh oder Pappe und aus Armut gebaut. So sind es auch die der "modernen" Indigenas.

Jene von uns Indigenas die Widerstand leisten, kämpfen genauso um das Überleben wie jene die sich "modernisiert" haben. Aber einige von uns sind das was wir sind, und die andere geben vor nicht das zu sein was sie sind. Angesichts dieser zwei Optionen, versucht der Marsch der Indigenen Würde, der Marsch der Farbe der Erde, eine neue zu schaffen:

Die Anerkennung unseres Andersseins.

Das Anderssein organisiert sich in der Autonomie. In ihr sind wir anders, und in ihr sind wir mit den anderen die wir sind.

Autonomie ist Integration.

Was jetzt existiert ist Disintegration.

Brüder und Schwestern:

Wenn sie sprechen, sprechen sie für sich selbst.

Wenn wir sprechen, sprechen wir für uns selbst und für die anderen die, wie wir anders sind.

Sie feiern unter sich. Aber ihre mittelmässigen Worte haben ein mittelmässiges Ohr, und das Lachen, der Applaus und die Medien sind mittelmässig.

Wir sehen uns selbst an wenn wir sprechen. Wir sehen uns selbst an und wir sehen die anderen an, die genauso sich selbst ansehen und und uns ansehen. Sie, die Oberen, die Macht und Regierung sind, haben die Welt die sie bevorzugen gewählt. Aber sie versuchen auch diese Welt allen anderen aufzuzwingen.

Wir haben bereits eine Welt. Wir wollen nicht dass sie jeder annimmt, wir wollen nur dass sie nicht länger versteckt wird oder eine Quelle des Schames ist. Wir wollen dass sie mit Stolz ihren Platz zwischen den anderen Brüderwelten einnimmt.

Bruder, Schwester, Volk, Junge, Mädchen. Jugendlicher, Frau, Mann, alter Mann, alte Frau, Indigena der ist und Indigena der es ist auch wenn er kein Indigena ist.

Dort oben reden sie untereinander, sie hören einander zu. Die Welt die sie sprechen hat für un keinen Platz.

Brüder und Schwestern
Amuzgo
Cora
Cuicateco
Chiapas
Chinanteco
Chocholteco
Chol
Chontal
Guarijío
Huasteco
Huave
Kikapú
Kukapá
Mame
Matlatzinca
Maya Yucateco
Mayo
Mazahua
Mazateco
Mixe
Mixteco
Nahuatl
Ñahñu
O’Odham
Pame
Popoluca
Purepecha
Rarámuri
Tenek
Tlahuica
Tlapaneco
Tojolabal
Totonaco
Triqui
Wixaritari-Huichol
Yaqui
Zapoteco
Zoque
Mestizo

Sie wollen, dass unsere Niederlagen für immer sind.

Sie wollen, dass unsere Siege besiegt werden.

Wenn sie verfolgen, einsperren, töten, ist es Gesetz. Wenn wir es tun, ist
es ein Verbrechen.

Wenn sie regieren, ist es Demokratie. Wenn wir es tun, ist es Anarchie.
Wenn sie fordern, ist es Gerechtigkeit. Wenn wir es tun, ist es Rebellion.
Wenn ist verurteilen, ist es Frieden. Wenn wir es tun, ist es Krieg.
Wenn sie sprechen, muss man zuhören. Wenn wir es tun, verschliessen die meisten ihre Ohren.
Wenn sie befehlen, ist es Stabilität. Wenn wir es tun, ist es Beben.

Ihre Medien kreischen jetzt, aber nicht für uns. Für sich selbst. Sie sagen und sagen zueinander: "Wie schwach diese Indigenas sind, und wie alleine! Wie stark wir sind, und wie viele!" Es liegt an ihnen, denn die Tür die sie schliessen ist die eine die sie draussen lassen wird.

Wir passen nicht in ihre Welt wenn wir nicht Stumm, still, tot sind.

Wenn wir die Farbe der Erde die wir sind sein wollen, müssen wir sprechen.

Wir müssen und bewegen. Wir müssen leben.

Um zu sprechen, uns zu bewegen und zu leben, brauchen wir uns selbst, nicht sie.

Wir bewegen uns um zu sprechen.
Wir sprechen um uns zu bewegen.
Wir bewegen uns und sprechen um zu leben.
Wir leben um zu sprechen und uns zu bewegen.

Möge Geld erbeben weil wir sprechen. Möge es erbeben, weil wir uns bewegen. Möge es denn erbeben, weil wir leben.

Am Ende des tages, lebend, sprechend und uns bewegen, rufen wir dies: Wir sind!

Und wir sind mit allen, und wir müssen zusammen mit jeden anerkannt werden. Denn ihnen zum Trotz, und mit allen zusammen, werden wir haben:

Demokratie!
Freiheit!
Gerechtigkeit!

Aus dem zapatistischen Hauptquartier in Milpa Alta, D.F.
Klandestines Revolutionäres Indigene Komitee - Generalkommandatur der
Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.
Mexiko, März 2001.

P.S. − Brüder, Schwestern: Wir wissen dass sie sagen ihr würdet zu Gewalt aufrufen um den zapatistischen Marsch zu destabilisieren. Wir, die Zapatistas, wissen das unsere Brüder unsere Brüder sind. Wir glauben ihnen nicht. Wir glauben unseren Brüdern, weil sie die selbe Sprache sprechen wie jene von uns von unten. Wir werden mit den Brüdern marschieren.

 

Quelle: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/


 

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