Mexico präsentiert sich auf der Expo als moderne Demokratie mit großer Zukunft

Menschenrechtsverletzungen bleiben unerwähnt

Zapapres-Import vom 18.04.2000
Von Bärbel Röben

 

Mexiko ist eines der zehn Länder, die das "Fest für die Welt" zur Eröffnung der Expo gestalten. Das Land zwischen den USA und Mittelamerika hat einen eigenen Pavillon und einen eigenen Nationentag. Es präsentiere sich "als modernes Land mit einer reichen Geschichte und einer großen Zukunft", erklärt Bernado von Wobeser, der die Ausstellung Mexicos auf der Expo organisiert. Doch die "Lichtgestalt" hat ihre Schattenseiten: "Die Menschenrechtslage hat sich in den letzten fünf Jahren ernsthaft verschlechtert", stellt amnesty international (ai) fest. Was zeigt die Weltausstellung, was verschweigt sie?

Die "Bandbreite seines kulturellen Lebens" vorstellen und ein Mexico jenseits der Klischees von Sombrero und Tequila zeigen − das wolle das Land mit seinem Ausstellungsbeitrag, heißt es auf der Expo-Homepage. Die elf Weltweiten Projekte, die hier aufgelistet werden, passen anscheinend nicht in dieses Konzept. Sie stellen sich alle im "Global House" und nicht im Mexico-Pavillon vor. Es seien "Privatprojekte" erläutert von Wobeser: "Die sollen sich ohne Regierungseinfluß präsentieren können."

Zur "staatlichen" Ausstellung erklärt Pavillondirektor von Wobeser, das Gebäude sei bereits fertig, auch wenn es durch die Insolvenz einer der beiden beauftragten Firmen einige Tage Verzögerung gegeben habe. Die Präsentation gliedert sich nach seinem Konzept in sechs thematische Blöcke: In der Eingangshalle würden die Be- sucherInnen mittels einer 180-Grad-Projektion auf die "Zocalo", den zentralen Platz in Mexico City, geführt, wo sie visuell einen Überblick über die verschiedenen Perio- den der mexikanischen Geschichte erhielten. Thema zwei, das "Nationale Mosaik", beschreibe die Vermischung indigener und spanischer Kulturen. Im dritten Block gehe es um die "mexikanische Seele", im vierten ("Von der Pyramide zur Plaza") um Mexicos Weg zur Demokratie. Weitere Themen: "Schöpferisches Volk" und "Unsere Zukunftsgestaltung".

Doch wie verträgt sich dieses Bild Mexicos mit der Wirklichkeit? Im mexikanischen Ausstellungskonzept heißt es beispielsweise: "Im heutigen Mexico gibt es positive Zeichen hin zu einer vielversprechenden demokratischen Zukunft mit nachhaltigem ökonomischen Wachstum." Amnesty dagegen berichtet von keineswegs demokratie-verträglichen Verhältnissen, von "bundesweiten und systematischen Menschenrechtsverletzungen": Verschwindenlassen, Folter und Mißhandlungen, willkürlichen Verhaftungen und staatlichem Mord: "Die eskalierende politische Gewalt, insbeson- dere in den Bundesstaaten Chiapas und Guerrero, führte im Juni 1998 beispielswei- se dazu, dass innerhalb von nur drei Tagen 18 Menschen getötet und 79 verhaftet wurden. Besorgniserregend ist dabei, dass diejenigen, die für die Massaker verant- wortlich sind, in der Regel straffrei ausgehen, während beispielsweise Kleinbauern oder Angehörige indigener Völker, die in Gebieten leben, die für ihre oppositionelle Haltung zur Regierung bekannt sind, Opfer willkürlicher Verhaftungen durch die Si- cherheitskräfte werden."

Mit seinem Expo-Beitrag suggeriert Mexico indes ein starkes Nationalbewußtsein und ein harmonisches Zusammenleben verschiedener Bevölkerungsgruppen: "Die Leute im Jahre 2000 unterscheiden sich selbst nicht nach ihrer ethnischen Herkunft, sondern benutzen anstelle des Begriffs "Mestize" das Wort "Mexikaner". Und weiter im Konzept: "Mexico stellt sich der Herausforderung, eine nachhaltige Entwicklung seiner natürlichen Ressourcen zu erhalten und gleichzeitig eine gerechte soziale Entwicklung zu erreichen." Wie soll das gehen, wenn die Regierung nicht "umgehend den notwendigen politischen Willen zum effektiven Schutz international verbriefter Menschenrechte erkennen läßt", wie Amnesty anmahnt ?

Das hält die Regierung aber anscheinend nicht für notwendig. Kein Wunder: Mexico schaffe es immer wieder, "international ein gutes Bild abzugeben", meint Katharina Wegner, befragt nach ihrer Einschätzung. Wegner, Menschenrechtsreferentin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), erläutert, das Land werde von vielen Staaten als Verbündeter gebraucht: "Wenn es um Kritik an Mexico geht, dann blocken fast alle."

Katharina Wegner will zusammen mit Gerhard Beyse von der Hannoveraner ai-Gruppe am 20. August, dem Nationentag Mexicos, eine Veranstaltung zur Situation der Menschenrechte organisieren. Ort soll die "Weltkirche" in Herrenhausen sein, die zum kirchlichen Expo-Beitrag gehört. Überlegt werde, die Vertreterin einer mexikanischen Menschenrechtsorganisation und eine Latino-Band einzuladen, berichtet Beyse. Währenddessen wird das "offizielle Mexico" auf der Expo-Plaza zwölf Shows zeigen, die dem Publikum einen Einblick in die mexikanische Kultur geben sollen.


Quelle: Zapapres
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