Mexiko-Stadt: Uni-Streik dauert bereits 3 Monate

— trotzt Repression —

Zapapres-Import vom 14.08.1999

 

(gh/ZAPAPRES, FSK-Radiobeitrag, 14.08.1999)

Seit drei Monaten ist das Gelände der Nationalen Universität Mexikos UNAM −, der größten des Landes, von streikenden Studierenden besetzt. Sie wehren sich gegen die Einführung von Studiengebühren und fordern nun auch die Absetzung des Rektors Barnes und eine allgemeine Demokratisierung und Entfilzung der Institution.

Während im zweiten Streikmonate die Unileitung mit Unterstützung der PRI versuchte, die Streikenden in böse Hardliner und gute Verhandlungswillige zu spalten, so stehen nun gewalttätige Angriffe durch studentische Schlägerbanden der PRI auf Streikposten, Versammlungen und Feste im Vordergrund. Schließlich hat Barnes angekündigt, bis zum 1. September wieder den regulären Hochschulbetrieb aufnehmen zu wollen. Auch kursieren Gerüchte, daß die UNAM ganz geschlossen werden könne.

Ihren Höhepunkt fand die Repression bislang am 4. August bei einem der zahlreichen Schulungszentren außerhalb des eigentlichen UNAM-Geländes, wohin die Hochschulaktivitäten auf Initiative des Rektors verlagert werden sollen. Ein großer Streikposten, der dort das Einschreibeverfahren verhindern wollte, wurde plötzlich von einer Schlägerbande der PRI angegriffen. Als die Streikenden sich dagegen zur Wehr setzten, griff die Stadtpolizei von Mexiko ein und nahm 107 von ihnen fest. Es gab zahlreiche Verletzte; vier Streikende, gegen die Anzeige erhoben wurde, befinden sich immer noch in Haft.

Der Eingriff der Stadtpolizei wirft einen dunklen Schatten auf die Stadtregierung der oppositionellen Partei der Demokratischen Revolution, da diese bislang zum Unwillen der PRI auf einer neutralen Position im Konflikt um die UNAM beharrte.

Grundlage des polizeilichen Eingriffs ist eine Vereinbarung zwischen der Polizeiführung und dem UNAM-Justiziar Moctezuma Barragan − übrigens Bruder des ehemaligen Ministers für Soziale Entwicklung und jetziger Wahlkampfleiters von Labastida, dem aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten der PRI.

Der Rektor der UNAM, Barnes, gilt als Günstling Labastidas, der sich aus Wahlkampfgründen keine Niederlage der Unileitung in dem Konflikt erlauben darf. Es bleibt nur zu hoffen, daß die Stadtpolizei nicht weiter umschwenkt und es nicht wieder zu einer gewaltsamen Lösung des Konfliktes mit zahllosen Toten wie in den 60er oder 70er Jahren kommt.

Die Streikenden lassen sich indes nicht einschüchtern und haben die Blockade weiterer Einschreibeorte angekündigt. Stärkere Unterstützung erhalten sie nun von Initiativen der Lehrkräfte, die den Kampf und die Ziele der Studierenden anerkennen und von der Unileitung einen breiten Dialog mit verschiedenen sozialen Gruppen über die Zukunft der Hochschule fordern.


Quelle: Zapapres
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