Vorbereitungstreffen für indianische Promotores der Consulta

Zapapres-Import vom 17.08.1995

 

Hörsaal des Leo Trotzki-Museum, Coyoacán, Mexico D.F., 17.8.95
(Aufnahme/Übersetzung gh/ZAPAPRES, August 1995)

1. Juan José Rendón Monzón: Einleitungsrede
...

2. Mein Name ist Manuel Fernández Guasti. Ich arbeite im Stadtteil Iztapalapa, in der UAM (Universidad Autónoma Metropolitana). Ich bin Physiker von Beruf. Zur Zeit bin ich mit der Consulta beschäftigt, die mich voll einnimmt. Normalerweise arbeite ich in dem Bereich der Optik, die mit der Erforschung des Lichts zusammenhängt. Ich benutze z.B. Teleskope; das sind Systeme, um den Himmel beobachten und einige Bilder vergrößern zu können. Die Arbeit mit der Optik hat viel mit Spiegeln zu tun. Vor kurzem machten wir eine Veröffentlichung über ein Teleskop, in dem das Bild zwischen zwei Spiegeln reflektiert wird.

Es hat uns, die wir uns mit dem Bereich der Optik beschäftigen, jetzt sehr überrascht, daß auch der Subkommandant Marcos sich mit Spiegeln und den Worten, die zwischen Spiegeln hin und her geworfen werden, befaßt. Wir haben ihm bereits eine Kopie unseres Artikels geschickt; mal sehen, was er damit anfängt. Ich glaube, die Reflexion zwischen Spiegeln und Bildern hat viel mit dem Prozeß zu tun, den wir im Moment erleben und den wir hier von einem besonderen Blickwinkel − dem der Physik − aus betrachten. An dem Tag, an dem ihr es wünscht, seid ihr alle eingeladen, das Labor in der UAM-Iztapalapa, in dem wir arbeiten, kennenzulernen. Dort können wir Euch auch ein paar Lasergeräte zeigen.

Meine Erwartungen über das, was hier geschehen wird, sind wirklich sehr hoch. Die Compañeros der Alianza Cívica peilen eine Anzahl von 10.000 Tischen an, die sie im ganzen Land aufstellen wollen. Wir glauben, daß mit der Beteilung und Einbeziehung verschiedener Gruppen diese Anzahl verdoppelt werden kann; also 20.000 Tische und außerdem die Dorfversammlungen. Ich glaube, die Anstrengungen der Alianza sind lobenswert, aber sie bezogen sich nur auf städtische Zonen. Was wir jetzt beabsichtigen, ist eine sehr breite Beteiligung der ländlichen Zonen zu erreichen. Dies ist eine große Herausforderung, in der vor allem es auf Eure Anstrengungen ankommt, wenn eine breite in den Beteiligung der ländlichen Zonen erreicht werden soll. Ich hoffe, daß auf diesem Treffen der Promotores konkrete Pläne gefaßt werden, die wir in den noch verbleibenden 10 Tagen umsetzten können, und daß dies ein Beginn eines Prozesses ist, in dem es uns geling eine im Vergleich zu den Städten auch für das Land starke Stimmenabgabe zu erreichen. Manuel Fernández, e-mail: loc (AT) xanum PUNKT uam PUNKT mex  

3. Juan José Rendón Monzón: Ich hatte die Ehre dieses Treffen zu eröffnen. Aber wer bin ich? Ich habe keinen Namen, vertrete keine Organisation, trotzdem durfte ich dieses Treffen eröffnen. Ich danke es Euch sehr für diese Ehre. Mein Name, Juan José Rendón Monzón, wurde bereits erwähnt, ich bin Schullehrer von Beruf. Aber ich habe auch in indianischen Gemeinden gearbeitet, seit über 40 Jahren arbeite ich in Oaxaca. Neben meinem Lehrerberuf hatte ich als Forscher der UNAM (Universidad Nacional Autónoma de México) die Gelegenheit, in den Gemeinden zu arbeiten. Ich konnte so die Spuren, Sitten und Bräuche der Indio- Völker kennenlernen. Ich erlaube mir hier, von Indios und nicht von Indígenas zu sprechen, weil es zwei verschiedene Sachen sind. Alle sind wir Indígenas − aber Indios sind nur diejenigen, die widerstehen und die Beherrschung nicht akzeptieren. Dies sind die Indios und deshalb erlaube ich mit von Indio-Völkern zu reden, von denen die meisten ihre Bräuche und Traditionen aufrechterhalten und sich definitiv weigern, sich zu unterwerfen und ausgebeutet zu werden.

Als ich in den indianischen Dörfern und Gemeinden arbeitete, merkte ich, daß es eine große Anzahl an Problemen und Nöten gibt, die nicht befriedigt sind und in allen Landesteilen sehr ähnlich sind. D.h. was in Chiapas passiert, geschieht auch in Oaxaca, in der Huasteca, im Norden Jaliscos, im Süden, bei den Tarahumaras, im ganzen Land. Aber nur die chiapanekischen Indios haben es gewagt sich so organisieren, daß eine Bewegung entstand, die am 1. Januar vergangenen Jahres ans Licht der Öffentlichkeit getreten ist. Diese Bewegung bedeutet für viele von uns und für viele Indio-Völker ein Licht der Hoffnung, eine Möglichkeit alle Probleme und Nöte anzugehen. Nun, diese ähnlichkeit gibt es in allen Indio-Völkern.

Ich glaube, daß wir vielleicht, obwohl wir sehr wenig sind, hier nicht mal 20 Personen, eine Handvoll Menschen sind, ein sehr schwierige und harte Aufgabe übernehmen müssen. Es ist, wie Manuel sagte, eine große und schwierige Herausforderung. Aber wir werden versuchen, hier herausfinden, wie wir die Aufgabe, die Gemeinden für die Consulta zu gewinnen, beginnen können. Ich glaube, daß die Gemeinden bereits auf uns warten, um die Consulta vorzubereiten. Sie wissen noch nichts über die Consulta, aber hier haben wir die Möglichkeit der Zeitungen und des Radio. Trotz aller Nachteile der Medien können wir uns hier doch einigermaßen über die Situation und den Vorschlag des EZLN für die Consulta informieren. Das heißt, wir beginnen hier praktisch am Nullpunkt; daher sagt Manuel, es sei eine große Herausforderung. Wir brauchen nicht nur eine großen Willens- und Entscheidungskraft, sondern auch die Anstrengung, in den zwei Tagen hier die bestmöglichen Kenntnisse zu erlangen, um das Problem, wie man auf die indianischen Gemeinden zugeht und zur Beteiligung an der Consulta gewinnt, anzugehen. Ich möchte hier keine optimistischen sondern realistischen Erwartungen äußern. Wir müssen hier in den zwei Tagen sehr hart arbeiten. Ich lade Euch ein, daß wir die Reihen schließen, um diese arbeiten zu erledigen.

4. Mein Name ist Juan Anzaldo Meneses, ich bin von Beruf Elektroingenieur. Aber seit einigen Jahren arbeite ich mit der Zeitschrift "Ce-Acatl". Wir haben eine Organisation gegründet, um im Bereich der Medien mit den indianischen Völkern zu arbeiten. Die Zeitschrift ist bereits 71 mal erschienen. Wir arbeiten in Allianz mit anderen Organisationen, um die Kommunikationsnetze zu verstärken.

Aktuell haben wir gemeinsam mit indianischen Völkern aus dem D.F., darunter vor allem die kommunale Vertretung von Milpa Alta, einige Ejido-Organisationen von Xochimilco und auch soziale Organisationen aus Tuyehualco, Tlahuac und Topilejo ein lokales Radio-Projekt mit dem Namen "Die Stimme der indianischen Völker aus dem Tals von Mexiko" begonnen. Unser Ziel ist es, daß es im Tal von Mexiko bald einen indianischen Radiosender gibt. Er soll kein indigenistisches Profil wie das staatliche INI (Instituto Nacional Indigenista) haben, sondern ein kommunales wie es auch in anderen Ländern existiert. Seit 1993 haben wir ein Programm auf der Frequenz von Radio Educación und im Moment von Radio Universidad, montags um 10:30. Alle seid ihr eingeladen, an dem Programm teilzunehmen und uns an dem Ort, wo wir die Zeitschrift erstellen, zu besuchen.

Die Zeitschrift trägt sich durch den Verkauf der Exemplare, auf den Seiten machen wir keine kommerzielle Werbung, es gibt einen Austausch mit Radio Educación. Lediglich ein Buchladen und die Druckerei, wo unsere Zeitschrift gemacht wird, unterstützen uns durch Anzeigen. Aber zum Glück lebt unsere Zeitschrift durch die Beteiligung vieler Menschen. Es gibt einen Kulturteil in der Zeitschrift, der sich mit Geschichte, Sprache, Literatur, Kunst und Wissenschaft der indianischen Völker befaßt; außerdem gibt es auch einen aktuellen Teil. Ihr seid eingeladen, Euch an der Zeitschrift und dem Radioprogramm zu beteiligen. Wir würden auch ein Videoprojekt machen, aber im Moment sind unsere Ressourcen noch begrenzt. Vielleicht erweitern sich unsere Möglichkeiten, und es gibt dann den Raum, das Land, im dem wir leben, auf eine andere Art zu betrachten.

Wir richten uns hier an indianische und nicht-indianische Menschen. Unser Ziel ist es, daß alle Interessierten Wissen und Erkenntnisse erlangen, um auf dieser Basis, die Vorschläge zu diskutieren. Ich möchte mich nicht weiter ausbreiten, wenn es Fragen gibt, können wir die später in der Diskussion besprechen.

Ce-Acatl, Apto. Postal 73-109, México 03310 D.F., Tel/Fax 594-7516

5. Ich bin Angeles Edaña. Vor ungefähr drei Monaten nahm ich an mexikanischen Karawane "Para Todos Todo" teil. Wir kamen aus Oaxaca mit einer Karawane. Seitdem mache ich diese Art von Arbeit, zu der auch diejenige gehört, die wir jetzt hier machen. Nun, was soll ich noch groß erzählen?

Ich würde mich freuen, daß es gelingt, daß sich erstens alle an der Consulta beteiligen, daß wir uns darum kümmern, daß sich mehr Leute beteiligen. Zweitens − etwas sehr wichtiges -, daß wir von hier aus ein Netz knüpfen zwischen allen indianischen Regionen, daß dies mehr Kommunikation schafft zwischen den verschiedenen Sektoren der mexikanischen Gesellschaft, daß wir erfahren, was bei den anderen passiert, damit wir uns miteinander identifizieren können und uns vielleicht als Individuen mehr gegenseitig unterstützen können. Hoffentlich schaffen wir dies und können in Zukunft besseres zusammenleben, indem wir auch persönliche Kontakte schaffen.

Caravana Mexicana Para Todos Todo
Tabasco 262-501, Col. Roma
06700 México D.F., Tel: 5252545

6. Wir wünschen euch allen einen guten Tag. Wir sind von der Vertretung der Organisation der Vertreter der munizipalen und kommunalen Autoritäten der Region Triqui Alta von Oaxaca. Vor zwei Monaten, im Juni, gründete sich die Organisation. Wir organisierten uns, weil die Regierungsbehörden sich weigerten, für unser indianisches Volk gewisse Hilfeleistungen zu gewähren. Dies war der Grund, daß unsere Autoritäten, die jetzt das Präsidium unser Organisation bilden, sich in Bewegung setzen und diesmal auf andere Weise reagierten, um die Regierung unter Druck zu setzen, die von unserem Volk benötigte Hilfe zu gewähren.

Es war schon etwas neues, denn früher waren wir von einander getrennt und jeder lebte für sich, wie er konnte. Doch dann kamen sie, Vertreter der vielen indianischen Gemeinden aus der Stadt von Mexiko, mit der Initiative, uns zu organisieren. Wir ernannten einen Generalsekretär ausschließlich und einzig für das Volk der Triqui, das aus folgenden Gemeinden besteht: San Andrés, San Nato Resoncito (?), Chicahuastla, Teozontiche (?) Chicahuastla, und Zaragoza Chicahuastla. Es fehlen noch vier weiter Gemeinden, die sich bislang nicht angeschlossen haben: San José Nochixstlán Oaxaca, Santo Domingo del Estado, La Laguna Chicahuastla und San Isidro. Deren Integration haben wir bislang nicht erreicht, da sie sehr abgelegen sind, wir uns erst vor kurzem organisiert haben und daher noch keinen Kontakt mit ihnen aufnehmen konnten. Wie Frau Edaña bereits sagte, ist es hier auch unser Ziel, uns mit den anderen Organisationen auszutauschen, um gemeinsam unsere Forderungen an die Regierungsinstanzen aufzustellen. In der Vergangenheit haben wir viel erlitten, woran wir uns noch heute erinnern. Ich könnten noch viel erzählen, aber ich würde auch gerne das Wort an unseren Generalsekretär Domino übergeben, der jedoch leider woanders hin mußte. Vielleicht wird er noch kommen. Wir hier vertreten auch die Organisation. Ich bin Unterfinanzsekretär der Organisation der Vertreter der munizipalen Autoritäten von San Andrés Chicahuastla der Region Triqui Alta. Im Moment sind nur ein anderer Sekretär und ich gekommen, aber morgen wird unser Generalsekretär da sein, damit ihr in kennenlernt. Er wird vielleicht mehr von unseren Erwartungen sprechen. Dies ist im Moment alles, was sich erzählen kann.


Quelle: Zapapres
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