Gefangenenprotest in Chiapas weitet sich aus

Die 22 Indigenas fordern Gerechtigkeit und Freiheit

La Jornada vom 04.03.2008
Hermann Bellinghausen
übersetzt von: Dana

 

9 weitere Häftlinge in Hungerstreik
Anzeichen für Misshandlungen der Gefangenen
Mobilisierung nun auch in zweitem Gefängnis

San Cristóbal de las Casas, Chiapas, 3. März. Neun indigene Gefängnisinsassen und Mitglieder der Gefangenenorganisation "Die Stimme von Los Llanos", haben sich am Dienstag dem unbegrenzten Hungerstreik angeschlossen, der von dem Tzotzil Katechisten Zacario Hernández und 13 weitere Gefangene im Zentrum für Soziale Wiederanpassung (CERESO) No. 14 von Cintalapa geführt wird, ihrerseits Mitglieder der Gefangenenorganisation "Die Stimme von El Amate". Damit befinden sich nun 22 indigene Gefangene im Hungerstreik, und fordern damit Gerechtigkeit und Freiheit.

Der erste von ihnen, ein Einwohner von Tres Cruces in San Juan Chamula, der bereits 20 Tage ohne Nahrung verbracht hat, schrieb an diesem Sonntag an Gouverneur Juan Sabines: "Ich für meinen Teil habe beschlossen in ein Hungerstreik zu treten, der am 12. Februar beginnt und auf unbestimmte Zeit fortgeführt wird. Damit möchte ich meinen Kampf zum Ausdruck bringen, in der Hoffnung, dass meine Freilassung und die meines Bruders, Enrique, und meines Freundes Pascual, so schnell wie möglich angeordnet wird. Falls keine positive Antwort erfolgt, wird meine Familie einen Sarg bringen, um mich an meinem Geburtsort zu begraben".

Neben sieben Mitgliedern von der "Stimme von El Amate" und der Anderen Kampagne schlossen sich dem Hungerstreik Mateo Hernández Bautista, von der Unabhängigen Landarbeiter- und Campesinogewerkschaft (CIOAC), und vier weitere Insassen an, die sich als "zapatistische politische Gefangene" bezeichnen. Mit dem Beitritt der "politischen Gefangenen" der "Stimme von Los Llanos", greift der Streik nun auch auf das Gefängnis von San Cristobal über.

Der dramatische Protest der Tzeltal und Tzotzil Häftlinge in den Tälern und im Hochland von Chiapas, macht die Ungleichheit der Rechtssprechung deutlich, die sowohl unter der vorherigen Regierung von Pablo Salazar Mediguchía herrschte, als auch unter der gegenwärtigen Regierung weiter besteht, und wirft Licht auf die allgemeinen Zustände, denen indigene Gefangene im ganzen Land unterworfen sind, die häufig "politisch" sind.

Dem Protest, wenn auch nicht dem Hungerstreik, haben sich ebenfalls zwei Insassen aus Pueblo Creyente angeschlossen, sowie zwei weitere Mitglieder der "Stimme von El Amate", die an Diabetes leiden.

Die "Stimme von Los Llanos" schrieb heute an den Gouverneur: "Die Compañeros von der Stimme von El Amate haben nunmehr acht Tage im Hungerstreik verbracht. Zacario bereits einige Tage mehr. Dies geschieht um die Freilassung jedes einzelnen zu fordern, und unsere Unschuld zu demonstrieren. Dies geschieht wegen der schlechten Gesetzesanwendung durch die Funktionäre und der Korruption, und aus diesem Grund fordern wir die schlechte Regierung auf, ihr Ohren zu öffnen, um unsere Forderungen zu hören.

"Als Indigenas und arme Leute werden unsere Menschenrechte immer wieder verletzt. Man denke nur an die willkürlichen Verhaftungen, die Verurteilungen ohne ordentliche Gerichtsverfahren, die Hinrichtungen und Folterungen aus reinem Vergnügen".

Mit dieser Aktion versuchen Tiburcio Gómez Pérez, Pedro Guadalupe Enríquez Santiz, Julio César Méndez Luna, José Luis Gómez Morales, Diego Rodríguez Hernández, Guadeloupe Gómez Cruz, Manuel Ruiz Hernández, Antonio Ruiz Pérez und Mario Jiménez López, ihre "Unschuld zu demonstrieren, weil uns durch Folter Delikte untergeschoben wurden, um uns für schuldig zu erklären. Weil wir arm sind, werden wir ignoriert. Für die Reichen gibt es ’Gerechtigkeit’, durch die bestehende Korruption".

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/2008/03/04/index.php?section=politica&article=009n2pol


 

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