Chiapas-Oaxaca-Newsletter Mai 2008
Direkte Solidarität Chiapas vom 25.04.2008 | |
1. Chiapas: Überfall auf zapatistische Gefangene. Zwei Hungerstreikende in Lebensgefahr
2. Ökoparadies ohne Indígenas — bald ein neues Cancun in Chiapas?!
3. Oaxaca: Flavio Sosa frei!
4. Oaxaca: Zwei indigene Radiojournalistinnen ermordet!
5. Parlament in Mexiko Stadt besetzt
6. Erst Freihandel, dann Militär
7. Offensive gegen Zapatistas: Veranstaltungsreihe mit Capise
8. 1.Mai in Zureich: Teilen statt herrschen
1. Chiapas: Überfall auf zapatistische Gefangene. Zwei Hungerstreikende in Lebensgefahr
Nach dem erfolgreichen Hungerstreik vom Februar bis Anfang April, in dessen Verlauf 30 Hungerstreikende und über 100 weitere zu unrecht einsitzende Indigenas freikamen, leiden die verbleibenden politischen Gefangenen unter verstärkten Repressalien. So wurden die sieben zapatistischen Gefangenen im Knast Los Llanos von San Cristobal, die in der "Stimme von Los Llanos" organisiert sind, am 21. April von 15 bezahlten Schlägern brutal attackiert und verletzt. Die Wärter griffen nicht ein.
Äusserst besorgniserregend ist die Situation der beiden zapatistischen Gefangenen, die seit 11 Jahren und 10 Monaten in Tabasco an der Grenze zu Nordchiapas in Haft sitzen. Francisco und Ángel Concepción Pérez, Vater (74) und Sohn (44), wurden unter falschen Anschuldigungen zu 25 Jahren Knast wegen Mordes verurteilt (siehe: https://chiapas.ch/info3.php). Beide sind Diabetiker, haben jedoch in den letzten Jahren im Gefängnis keine medizinische Betreuung erhalten. Trotz ihrer prekären Gesundheit sind sie nach längerem Fasten nun am vergangenen Montag, den 21. April, in einen Hungerstreik getreten. Dieser war erst auf drei Tage beschränkt, doch nach Ablauf der drei Tage beschlossen sie, diesen "unbefristet" zu verlängern. Sie befinden sich in akuter Lebensgefahr! Die Behörden von Tabasco boten ihnen Anfang April ihre Freilassung an, "wenn sie den Gouverneur um Vergebung bitten würden", was sie jedoch klar ablehnen. Gemäss der "otra campana" von Tabasco, welche eine Dauerkundgebung vor dem Knast durchführt, wurden die beiden am 24. April von einem Polizeidispositiv aus dem Gefängnis gebracht, nach inofiziellen Angaben sollen sie nach Chiapas verschleppt worden sein.
2. Ökoparadies ohne Indígenas — bald ein neues Cancun in Chiapas?!
Die "Entwicklung" in Chiapas schreitet voran, dabei stören die zapatistischen Gemeinden im Widerstand. Dies zeigt sich am Beispiel der Zona Norte: Die Gemeinde Roberto Barrios, in der auch das zapatistische Caracol befindet, wird momentan "erschlossen", da sich dort ein Wasserfall befindet, der gegen den klaren Willen der Mehrheit der Gemeinde zur massentouristischen Attraktion werden soll. Streitpunkt ist auch die Autostrasse, welche direkt am Caracol vorbeiführt und zu deren Benützung die wenigen regierungstreuen, paramilitärisch organisierten BewohnerInnen eine Zahlstelle einführen wollen. Eindrückliche Bilder und Artikel: http://chiapas.indymedia.org/display.php3?article_id=155611
Ökoparadies ohne Indígenas:
https://chiapas.ch/index.php?artikel_ID=890&start=0&j=10
3. Oaxaca: Flavio Sosa frei!
Am 19. April kam Flavio Sosa, Sprecher der APPO, nach 17 Monaten Gefängnis frei. Alle Vorwürfe gegen ihn waren haltlos. Er denunzierte, dass ihm die Behörden verschiedene Angebote machten, das höchste Angebot waren 10’000 Dollar oder auch mehr, man werde sich schon einig, wenn er für drei Jahre das Land verlasse. Er weigerte sich, darauf einzugehen und bezahlte dies mit weiteren Monaten Gefängnis. Endlich wieder in Freiheit hofft Flavio, dass er zur Überwindung der Streitigkeiten innerhalb der APPO und zu einer Stärkung des Widerstandes beitragen kann. Ausserdem will er sich für die noch verbleibenden politischen Gefangenen und gegen die andauernde Straflosigkeit einsetzen.
4. Oaxaca: Zwei indigene Radiojournalistinnen ermordet!
Am 8. April wurde ein Auto in der indigenen Region der Triquis unter Beschuss genommen, deren Insassen auf dem Weg an ein indigenes Treffen der APPO in Oaxaca Stadt waren. Zwei junge Radiomacherinnen des lokalen autonomen Bezirks San Juan Copala wurden dabei getötet, zwei weitere Erwachsene sowie zwei Kinder im Alter von 2 und 3 Jahren verletzt. Die Täter sind unter den regierungstreuen Triquis zu vermuten. Die politische Gewalt in der Region der Triquis nimmt (wie in ganz Oaxaca) stetig zu, jährlich geschehen allein hier rund 10 politischen Morde. Die Ermordung der beiden Radiomacherinnen Felícitas Martínez und Teresa Bautista, 21 und 24 Jahre alt, sorgte für grosse Empörung, auch international. So befindet sich momentan eine Delegation zur "Dokumentation über Attacken gegen JournalistInnen und Medien" in der Stadt Oaxaca, die aus UNESCO, der internationalen Assoziation der Lokalradios, den Reportern ohne Grenzen und weiteren Organisationen zusammengesetzt ist. Der Gouverneur Ulises Ruiz schaffte es durch Drohungen, dass zwei Treffen zwischen dieser internationalen Delegation und den Eltern der Ermordeten scheiterten.
Film mit den Zeugenaussagen in San Juan Copala:
http://www.metacafe.com/watch/1252416/
5. Parlament in Mexiko Stadt besetzt
Seit dem 10. April und bis heute ist die Tribüne des Parlamentes durch linke Abgeordnete besetzt, die parlamentarische Arbeit blockiert. Die rechte Regierung der PAN und mit ihr die PRI wollten über eine "Energiereform", also die Privatisierung des Energiesektors, insbesondere der staatlichen Erdölfirma PEMEX, vorantreiben. Dies verhinderten die Abgeordneten der Koalition "FAP", in der auch die PRD vertreten ist. Der schwelende Konflikt zwischen der PAN und der PRD (insbesondere des Flügels von Lopez Obrador) brach wieder auf. Ganz im Stile des medialen Terrors, der auch gegen Venezuela und andere linke Bewegungen betrieben wird, lancierte die PAN einen Werbespot, in dem Lopez Obrador in eine Linie mit Hitler, Mussolini, Pinochet und Huerta gestellt wurde (http://www.youtube.com/watch?v=kd3CTsqDi8E). Die mexikanischen Mobilisierungen auf den 1. Mai hin stehen stark im Zeichen der Verteidigung der Erdölindustrie.
Widerstand gegen Priviatisierung der Erdölindustrie
http://derstandard.at/?url=/?id=3301254
6. Erst Freihandel, dann Militär
Nach dem Freihandelsabkommen NAFTA folgt nun die "Nordamerikanische Allianz für Sicherheit und Prosperität" (ASPAN). Zu den Auswirkungen der neuen militärischen Absicherung der neoliberalen Offensive siehe den Artikel:
Erst Freihandel, dann Militär
http://www.jungewelt.de/2008/04-24/034.php
7.Offensive gegen Zapatistas: Veranstaltungsreihe mit Capise
Veranstaltungen zum Widerstand in Chiapas/Mexiko mit Ernesto Ledesma (CAPISE).
Ernesto Ledesma (CAPISE) berichtet aus erster Hand über die Offensive gegen die indigene Bewegung: Zapatistische Gemeinden werden von Paramilitärs, Polizei und Militär bedroht, die Situation in Chiapas ist so kritisch wie seit 10 Jahren nicht mehr. Die Zapatistas leisten weiter Widerstand.
Bern, 29.4. Kino Reitschule, 20 Uhr
Genf, 30.4. Maison des Associations, 15-17 rue de Savoise, Sala Biko, 19.30 Uhr
Zürich, 1. Mai 2008 Kasernenareal, Glaspalast (Kanonengasse), 18.30 Uhr
Kurzfilm online anhand eines Interviews mit Ernesto Ledesma (CAPISE) über die neue repressive Offensive des mexikanischen Staates gegen die zapatistischen indigenen Gemeinschaften in Chiapas/Mexiko. (7:21 Minuten), Spanisch mit deutschen Untertiteln:
http://www.cinerebelde.org/der-neue-angriff-p-70.html?language=de
Artikel zur Vortragsreise unter:
http://de.indymedia.org/2008/04/213464.shtml
8. 1.Mai in Zureich: Teilen statt herrschen — und gemeinsam demonstrieren
Früh aufstehen lohnt sich: Ernesto Ledesma wird am 1. Mai in Zürich bei der Besammlung der Demonstration um 9.30 Uhr eine Rede zur Situation in Chiapas halten (Besammlung: Lagerstrasse (hinter der Sihlpost beim Hauptbahnhof).
Aktivitäten am und nach dem 1.Mai auf:
http://www.1mai.ch
La lucha sigue!
Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich
Spenden für Direkte Solidarität mit Chiapas
Zur Spendeninformation
Café RebelDía
fein-fair-bio
Quellenstrasse 25
8005 Zürich
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Das Buch zum Kaffee: »Das Aroma der Rebellion.«
Zapatistischer Kaffee, indigener Aufstand und autonome Kooperativen in Chiapas, Mexiko.
Zur Ankündigung der Neuauflage
https://chiapas.ch/
soli AT chiapas PUNKT ch
Quelle: https://chiapas.ch/
URL der Nachricht: https://www.chiapas.eu/news.php?id=3796