Serie von Morden und vermissten Frauen in Ciudad Juárez reißt nicht ab

Poonal vom 14.08.2007
Von Sara Lovera

 

(Mexiko-Stadt, 6. August 2007, sem-poonal).- In den letzten sieben Monaten wurde im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua durchschnittlich alle zwei Wochen eine Frau ermordet. Auch in den zwei Jahren davor war die Zahl der gewaltsamen Tötungen von Frauen ähnlich hoch. Von 2005 bis heute wurden 55 Frauen und Mädchen ermordet. Man fand die Leichen der Frauen stets irgendwo draußen, manche von ihnen wiesen Spuren von Folterungen auf. Nie wurde irgendjemand für diese Verbrechen bestraft. Weitere 18 Frauen sind im gesamten Bundesstaat als vermisst gemeldet, 20 weitere Fälle von Entführungen an Frauen und Mädchen wurden angezeigt, ohne dass sich bei den Ermittlungen ein Vorankommen abzeichnet.

Angesichts dieser erschreckenden Zahlen haben Frauenorganisationen der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte CIDH (Comisión Interamericana de Derechos Humanos) in Washington, dem Kongress der Vereinigten Staaten sowie zahlreichen feministischen Organisationen des Landes einen neuen Bericht vorgelegt. Das 40-seitige Dokument enthält einen Abriss über die Chronologie der Ereignisse sowie mehr als 20 internationale Studien und zahlreiche Empfehlungen an die mexikanische Regierung. Der Bericht, der auch an unabhängige feministische Gruppen in den USA verschickt wurde, gibt einen Überblick über die aktuelle Situation in Ciudad Juárez und in Chihuahua der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats, wo sich das Problem am stärksten verortet.

Seit 2003, neun Jahre nach den ersten Strafanzeigen, wurden in Chihuahua viele Maßnahmen umgesetzt, unter anderem eine Reform des Strafgesetzes. Internationale Verbände wie die UNO und der Europarat intervenierten und sprachen Empfehlungen aus, aber nichts hat die enorme Gefährdung für die Frauen in dieser Region wirklich aufhalten können. Nach Meinung der Aktivistinnen sei dafür "fehlender politischer Wille" verantwortlich.

Alma Gómez, Mitverfasserin des Berichts, erklärte, dass die CIDH im kommenden Jahr Mexiko erneut einen Besuch abstatten werde und neue öffentliche Aktionen für das zweite Semester in der Amerikanischen Union geplant seien. Außerdem sei es wichtig, die mexikanischen Behörden zu sensibilisieren, um sie zum Handeln zu bewegen. Die Regierung Felipe Calderón habe ihnen den Rücken gekehrt, so Gómez. Dies beweise die Tatsache, dass die im Jahr 2003 als Unterbehörde des Innenministeriums gegründet Sonderkommission für Morde in Ciudad Juárez wieder eingestampft wurde. Der Senat der Republik habe außerdem viel zu lange gebraucht, um die Feminizide als Verbrechen einzustufen, obwohl eine entsprechende Initiative bereits von den Abgeordneten verabschiedet worden war.

"In der aktuellen, sechs Jahre währenden Amtszeit Felipe Calderóns sind die Aussichten für Frauen nicht gerade rosig", so Alma. Außerdem sei es bei Einsätzen gegen den Drogenhandel zu Vergewaltigungen von Frauen durch Militärangehörige und Machtmissbrauch von Soldaten an ihren Einsatzorten gekommen, selbiges sei auch in Bundesstaaten wie Michoacán, Veracruz und Guerrero, wo man Guerillagruppen vermute, vorgekommen.


Quelle: poonal
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