Presseerklärung über die Repression in Marqués de Comillas

News vom 30.07.2001
Regionalkoordinatoren der Zivilgesellschaft in Widerstand Chiapas
übersetzt von: Dana

 

An die nationale und internationale Presse
An die unabhängigen Menschenrechtsorganisationen
An die unabhängigen sozialen Organisationen
An die nationale und internationale öffentliche Meinung.

Jahrzehnte hindurch sind die gewaltsame repressiven Handlungen der Regierungsautoritäten in unserem Staat eine allgegenwärtige Konstante gewesen, die in den Menschen von Chiapas eine tiefsitzende Empörung und Ablehnung verursacht hat.

Heute, bedauernswerterweise, nach der Vortäuschung die "Überleitung zur Demokratie" genannt wurde, haben wir die Taten gesehen die beweisen, dass die gewalttätige Haltung des Staates sich nicht geändert hat.

Zu den vielen, in jeglicher Weise ungerechtfertigten Repressionshandlungen der Regierung die in der letzten Zeit begangen wurden, zählen wir die letzte in Marqués de Comillas hinzu, die uns endgültig davon überzeugt, dass es zwischen der brutalen Regierung von Albores Guillen und der von Pablo Salazar Mendiguchía keinen Unterschied gibt.

Am 27. Juli führte die Staatsregierung eine Polizeiaktion durch, um sechs Regierungsbeamte zu befreien die von Militanten der Revolutionären Indigenen Campesino-Arbeiterbewegung (MOCRI), in der indigenen Gemeinde Colonia San José, Teil des neuen Bezirkes von Marqués de Comillas, festgehalten wurden. Für die Erklärung der Details der Affäre die diese Polizeioperation hervorrief sind die Mitglieder dieser Organisation verantwortlich.

Was wir verurteilen ist die barbarische Repression die in dieser Gemeinde ausgetragen wurde. Gestern besuchte eine Komission der Coordinadora Regional de Los Altos [Regionalkoordination des Hochlandes] dem Ort um die Fakten zu dokumentieren, und was wir sahen und hörten war wahrhaftig grauenvoll.

Polizeistreitkräfte führten eine Handlung extremer Gewalt aus, die die Menschenrechte und die Würde der ganzen Bevölkerung mit Füssen trat, einschliesslich Menschen die mit der MOCRI-Aktion überhaupt nichts zu tun hatten. 41 Mitglieder der Coordinadora Regional de Marqués de Comillas [Regionalkoordination von Marqués de Comillas] wurden verprügelt, einige schwer, und illegal verhaftet.

Die Polizei fing an zu schiessen um die Bevölkerung zu erschrecken. Sie verprügelten Männer, Frauen (einige von ihnen schwanger), Kinder und alte Menschen auf grausamste Weise; die Schläge waren so schwer, dass einer von ihnen fast getötet wurde. Sie überfielen fast alle Häuser und Läden der Gemeinde: 80 von 91 Häuser wurden völlig ausgeraubt und halb zerstört; das selbe passierte mit allen Läden, private oder gemeinschaftliche.

Die verursachten eine solche Panik, dass gestern 60 Frauen mit ihren Kindern und etwa 15 Männer noch immer in den Bergen und den umliegenden Gemeinden als Flüchtlinge leben. Da niemand die genauen Aufenthaltsorte all dieser Leute kennt, wissen wir nicht ob Menschen verschwunden sind, oder verletzt sind oder sogar tot.

Es ist unmöglich hier die pathetische Szene genau zu beschreiben, die wir in der indigenen Zoque Gemeinde San Jóse vorgefunden haben. Wir konnten einige Aussagen auf Video und Audio festhalten: Beweise über Beweise über die empörende, kollektive Verletzung der Menschenrechte der Bevölkerung.

Wir laden Menschenrechtorganisationen, die Presse und die nationale und internationale Zivilgesellschaft dringend ein, Beobachtungsbrigaden zusammenzustellen, um zu dokumentieren, dass das was hier passiert ist nichts mit dem zu tun hat was in der Presseerklärung der Staatsregierung verbreitet wurde; dies war weder eine "saubere Operation", noch aus Liebe zur "Herrschaft des Gesetzes" geboren.

Wir hatten bereits genug von der "Herrschaft des Gesetzes" mit Albores Guillen.

Wir fordern Gerechtigkeit!
Wir fordern Freiheit!
Wir fordern wahre Demokratie!
Wir fordern eine wahre politische Bereitschaft, die einen gerechten und würdigen Dialog fördert, statt dem Einsatz von Sicherheitskräfte!

Wir fordern die sofortige Freilassung aller Unschuldigen, Entschädigungen für alle materiellen und physischen Schäden, und Bestrafung für alle materiellen und geistigen Urheber!

Mit tiefer Empörung

Die Coordinadoras Regionales de Chiapas de la Sociedad Civil en Resistencia de:
Marqués de Comillas, Los Altos, Costa, Norte-Selva, Fronteriza, Centro y Frontera Tacaná. [Chiapas Regionalkoordinationen der Zivilgesellschaft im Widerstand von: Marqués de Comillas, das Hochland, der Küste, der nördlichen Selva, der Grenze, dem Zentrum und der Tacaná Grenze.]

Pichucalco # 19,
Barrio El Cerrillo,
San Cristóbal de Las Casas, Chiapas
Tel. und Fax: (967) 834-24
E-Mail: coordinadoraltos-at-eudoramail.com
 

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