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Narcokrieg, Atenco, Veranstaltungen u.v.m.

Direkte Solidarität Chiapas vom 01.09.2008

 

1. Narcopolitica und Massaker in ganz Mexiko

Hunderttausende gingen am Samstag 30.8. in ganz Mexiko auf die Strasse, um gegen die "Unsicherheit" im Land zu demonstrieren. Die von bürgerlichen Kreisen mobilisierten DemonstrantInnen, ganz in Weiss und mit Kerzen in der Hand, sollten wohl auch als Rückenstärkung für den sogenannten "Krieg" gegen die Drogenmafia herhalten, für mehr Polizei, Militär, etc. Was jedoch hauptsächlich auf der Demo skandiert wurde, dürfte der Politikerkaste weniger passen: "Si no pueden, renuncien!" — "Wenn ihr’s nicht könnt, dann geht!" war der Hauptslogan der Leute. Andere forderten härtere Methoden bis hin zur Todesstrafe zur Bekämpfung von Drogenhandel und Entführungen, oder drohten gar mit Selbstjustiz. (Einen Vorgeschmack darauf gibt übrigens der neue mexikanische Thriller "La Zona", in dem ein privat überwachtes Villenviertel in Mexiko Stadt Selbstjustiz übt — der sehenswerte Film kommt im September hier in die Kinos.)

Die Situation spitzt sich tatsächlich Woche für Woche zu. Am 22. August wurde ein von allen politischen Parteien getragenes Treffen mit einem "Nationalen Pakt zur Sicherheit, die Legalität und die Gerechtigkeit" abgeschlossen. Von Legalität ist da aber nicht viel zu spüren, eher von Militarisierung der inneren Sicherheit und Aushebelung der Grundrechte. Gerechtigkeit? Fehlanzeige, insbesondere die Straflosigkeit bleibt das zentrale Thema. Und Sicherheit, die kann der völlig überforderte mexikanische Staatsapparat schon gar nicht bieten, auch, weil zuviele Beamten und hohe Funktionäre im Deal mit drin sind. So wurden allein in der Woche nach dem Pakt 167 Menschen ermordet, darunter Polizisten, Frauen, Kinder, und die brutalste Aktion war die Enthauptung von 12 gefesselten und entkleideten Personen in Merida, Yucatan. Die Leiber wurden gefunden, die Köpfe sind noch irgendwo auf der touristischen Karibikhalbinsel ...

Dazu das Editorial der Jornada vom 29.8.: "Dies ist nicht nur ein Machtkampf, sondern auch ein Austausch von Drohgebärden zwischen Behörden und Verbrechensorganisationen, wie stark sich auch die Grenzen zwischen den einen und den anderen verwischt haben. Dies als Effekt einerseits des Zerfalls der juristischen und der Sicherheitsbehörden, andererseits der alten Seilschaften zwischen Polizisten und Entführern, wie auch als Resultat der Infiltration des Drogenhandels in die Sphären von Politik, Unternehmerschaft und Medien."

2. Atenco: Mehrere hundert Jahre Gefängnis für Anführer des sozialen Protests

Wie die Mächtigen ihre Gerechtigkeit verstehen, zeigt ein Urteil gegen die Gefangenen von Atenco (die sich 2002 erfolgreich gegen einen neuen Grossflughafen und die illegale Enteignung durch die Regierung Fox wehrten). Am Tag des Sicherheitstreffens wurden die Urteile für die seit 2006 einsitzenden Bauern bekannt: Für die Ereignisse vom 3. Mai 2006, wo Hunderte Polizisten "illegale" Blumenverkäufer vertrieben und sich daraufhin eine längere Auseinandersetzung entwickelte, sind nun 10 "Anführer" zu je 31 Jahren Knast sowie der sichtbarste Atenco-Bauer, Ignacio del Valle, zu weiteren 45 Jahren Knast verurteilt worden. Ignacio del Valle hat schon 67 Jahre Gefängnis in einem ersten Prozess erhalten, er büsst nun also 112 Jahre ab. Rachejustiz ohne Wenn und Aber. Und kein hochrangiger Staatsbeamter ist wegen der systematischen und öffentlich vorgeführten Folter und der Vergewaltigungen im Zuge der Verhaftungen verurteilt worden.

Bitte unterschreibt den internationalen Protestbrief für die politischen Gefangenen von Atenco unter:
https://www.chiapas.eu/news.php?id=4115

3. Oaxaca: Polizei schliesst unabhängiges Lokalradio

Die Welle der Repression gegen unabhängige Lokalradios geht weiter, am letzten Freitag war "La Rabiosa" in Huajuapan, Oaxaxa, dran. Communiqué der Betreibergruppe CACTUS siehe:
https://chiapas.ch/?artikel_ID=925&start=0&j=10

4. Solidaritätskarawane in Chiapas

Es war die größte Solidaritätsaktion der vergangenen Jahre mit den zapatistischen Rebellen im Süden Mexikos. Von Ende Juli bis Mitte August bereisten 320 Personen aus Europa, Nord- und Südamerika den südlichen Bundesstaat Chiapas, um sich über den politischen Autonomieprozeß zu informieren. Artikel und Schlusserklärung dazu auf unserer Homepage:
https://chiapas.ch/?artikel_ID=924&start=0&j=10
https://chiapas.ch/?artikel_ID=922&start=0&j=10

5. Zeitschrift Tierra y Libertad 63 zum Download bereit

Die aktuelle Ausgabe Nr.63 der deutschsprachigen Soli-Zeitschrift Tierra y Libertad steht jetzt zum Download bereit:
http://www.ya-basta-netz.de.vu/

6. Mexiko-Veranstaltung in Zürich am 11.9.2008

Gesundheit, Naturschutz und Profit. Donnerstag, 11. September, 19.30 Uhr, Volkshaus, Gelber Saal, 8004 Zürich Eine Veranstaltung von medico international schweiz zu den Auswirkungen von Naturschutz und Biopiraterie auf die Gesundheit und die Lebensverhältnisse der lokalen Bevölkerung. Der Fokus liegt auf der territorialen Enteignung mittels »Umweltschutz« und Handlungsansätzen der sozialen Bewegungen, die Alternativen dazu entwickeln. Mit:

− Klaus Pedersen, Agrarbiologe, Autor des Buches "Naturschutz und Profit
− Menschen zwischen Vertreibung und Naturzerstörung"
− Ralph Eichenberger, Umweltfachmann, arbeitet in Projekten integraler Ressourcennutzung in Oaxaca und Guerrero
− Filmausschnitt »medicina de todos - Von Pflanzenheilern und Biopiraten in Chiapas«

Eine Veranstaltung der medico-Kampagne ā€˛pharmawatch - Zugang zu Medikamenten und globale Gesundheitspolitik«

Mehr:
http://www.medicointernational.ch/index.php?option=com_content&task=view&id=104&Itemid=79

7. Bleiberecht für alle! Demo 13.9. Bern, Schützenmatte

Am 13. September findet in Bern eine gesamtschweizerische Demonstration für ein kollektives Bleiberecht statt. Während Sans Papiers und "gestrandete" Asylsuchende in anderen europäischen Ländern regularisiert werden oder über eine Regularisierung wenigstens diskutiert wird, findet in der Schweiz nicht einmal eine Debatte statt. Stattdessen werden unerwünschte MigrantInnen bis zu 24 Monate in Ausschaffungshaft gesetzt und schickaniert, wo es nur geht. Um das zu ändern, gehen wir am 13. September gemeinsam auf die Strasse. Also, Links bleiben, Bleiberecht verteidigen. Anreise am besten (mit der Soligruppe zusammen) per BUS, damit die Flüchtlinge auch nach Bern kommen können, Infos und Busplatzanmeldung unter:
http://www.bleiberecht.ch/?p=158

8. Festival de los Espejos im Oktober

Vorschau auf den Oktober: Merkt Euch schon mal vor, das grosse Latinofestival mit künstlerischen, kulturellen & polit. Beiträgen findet zum dritten Mal statt, am Sa 25.10.08, Rote Fabrik Zürich, vorgängig Videos & Podiumsdsikussionen am 8.9. Oktober (Wasser) und 15.16.Oktober (Erde, Nahrung) im Clubraum der Roten Fabrik. Genaueres bald auf:
http://www.rebelarte.ch


Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich

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Café RebelDía
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Quellenstrasse 25
8005 Zürich

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Das Buch zum Kaffee: "Das Aroma der Rebellion."
Zapatistischer Kaffee, indigener Aufstand und autonome Kooperativen in Chiapas, Mexiko.
Zur Ankündigung der Neuauflage


https://chiapas.ch/
soli AT chiapas PUNKT ch



 

Quelle: https://chiapas.ch/


 

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