UA von ai: Journalistinnen bedroht

amnesty international vom 21.11.2008

 

Mexiko
UA-321/2008
Index:
AMR 41/061/2008
21. November 2008

JOURNALISTiNNEN der Zeitung "El diario de Juárez" in Ciudad Juárez
FAMILIENANGEHÖRIGE des ermordeten Journalisten Armando Rodriguez
und weitere JournalistInnen, die für Lokalmedien in der Region arbeiten

JournalistInnen, die für die Tageszeitung "El diario de Juárez" arbeiten, und andere Medientätige in Ciuad Juárez im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua sind in großer Gefahr, nachdem ihr Kollege Armando Rodríguez Carreón von einem Unbekannten erschossen wurde. Der Mord soll mit seiner journalistischen Tätigkeit in Zusammenhang stehen. Nach der Ermordung von Armando Rodríguez haben noch viele weitere JournalistInnen in der Stadt telefonische Morddrohungen erhalten.

Am Morgen des 13. November 2008 saß Armando Rodríguez in seiner Garage in einem Firmenfahrzeug und wollte gerade seine Tochter zur Schule fahren, als ein Unbekannter aus einem in der Nähe geparkten Auto ausstieg, auf das Fahrzeug des Journalisten zuging und mehrmals auf ihn schoss. Seine Tochter, die neben ihm im Auto saß, blieb unverletzt. Seine Frau, die ebenfalls als Journalistin arbeitet, fürchtet nun um ihre Sicherheit und die ihrer Kinder.

Im vergangenen Jahr hatte Armando Rodríguez mehrere Morddrohungen erhalten. So hatte ein männlicher Anrufer im Januar 2008 gedroht: "Du wirst sterben, wenn du weiter redest" (te vas a morir si sigues hablando). Nach dieser Drohung verließ er Mexiko und hielt sich einige Monate in den USA auf. Zuvor hatte er über Gewalt im Zusammenhang mit Drogendelikten und das organisierte Verbrechen in Ciudad Juárez und dem Bundesstaat Chihuahua berichtet. Eine Woche vor der Ermordung von Armando Rodríguez war ein abgetrennter Kopf an einem Denkmal für Journalisten an der "Plaza Periodista" abgelegt worden, um lokale Medientätige einzuschüchtern.

Auch weitere JournalistInnen, die für "El diario de Juárez" und andere Medien in der Region arbeiten, haben in den vergangenen Wochen Morddrohungen erhalten. Der Direktor einer Online-Zeitung hat während der Beerdigung von Armando Rodríguez einen Anruf erhalten, in dem ihm gedroht wurde: "Du bist der Nächste" (tú serás el próximo). Aufgrund der Zunahme von Bandenkriminalität und Gewalt in der Region haben in den vergangenen Monaten mehrere Medienschaffende aus Angst um ihre Sicherheit Mexiko verlassen.

HINTERGRUNDINFORMATIONEN

In jüngster Zeit sind in Mexiko zwei weitere Anschläge gegen Medienschaffende verübt worden. Am 17. November 2008 schleuderten Unbekannte zwei Handgranaten auf das Redaktionsgebäude der Tageszeitung El Debate in Culiacán im Bundesstaat Sinaloa, und am 9. Oktober 2008 wurde Miguel Villagómez Valle, Direktor der Zeitung La Noticia im Bundesstaat Michoacán, entführt und ermordet.
Die mexikanischen Bundesbehörden haben zu allen Anschlägen Untersuchungen eingeleitet, aber in ähnlichen Fällen der Vergangenheit mangelte es an Effizienz, so dass keine Fortschritte bei der Ermittlung der Verantwortlichen erzielt wurden und man niemanden vor Gericht stellte.

Im Jahr 2008 sind in mehreren Bundesstaaten bislang insgesamt etwa 4500 Menschen durch von Banden verübte Gewalttaten getötet worden - oftmals handelt es sich dabei um Drogenkartelle. Eine der besonders betroffenen Regionen ist der Bundesstaat Chihuahua, wo allein 2008 etwa 1300 Menschen getötet wurden. Laut Angaben der staatlichen mexikanischen Menschenrechtskommission sind seit 2005 in Mexiko 24 JournalistInnen ermordet worden. Besonders gefährdet sind Medienschaffende, die über das organisierte Verbrechen in Mexiko berichten. Da weder die mexikanischen Behörden auf Bundesebene noch auf bundesstaatlicher Ebene die gegen JournalistInnen gerichteten Verbrechen effizient untersuchen, entsteht ein Klima der Straflosigkeit. Dadurch wird das Recht auf freie Meinungsäußerung und der Zugang zu Informationen eingeschränkt - insbesondere im Hinblick auf Themen wie organisiertes Verbrechen und Korruption.

EMPFOHLENE AKTIONEN

SCHREIBEN SIE BITTE E-MAILS, FAXE ODER LUFTPOSTBRIEFE, IN DENEN SIE
− sich bestürzt über die Ermordung von Armando Rodríguez Carreón in Ciudad Juárez am 13. November 2008 zeigen und Ihre Besorgnis zum Ausdruck bringen, dass auch andere Medienschaffen in Ciudad Juárez und Chihuahua gefährdet sind;
− die Behörden auffordern, die Familie von Armando Rodríguez, seine KollegInnen bei der Zeitung "El diario de Juárez" und alle übrigen JournalistInnen, die Drohungen erhalten haben, zu schützen;
− eine sofortige und umfassende Untersuchung des Mordes an Armando Rodríguez fordern, die das Ziel verfolgt die Verantwortlichen zu ermitteln und vor Gericht zu stellen;
− die Behörden an ihre Verpflichtung erinnern sicherzustellen, dass die Verantwortlichen für die Tötung von JournalistInnen strafrechtlich verfolgt werden, um so weitere Anschläge zu verhindern und ein Klima zu schaffen, in dem JournalistInnen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahrnehmen können, ohne Repressalien fürchten zu müssen.

APPELLE AN

INNENMINISTER
Lic. Fernando Francisco Gómez-Mont Urueta
Secretario de Gobernación
Secretaría de Gobernación
Bucareli 99, 1er. piso, Col. Juárez, Del. Cuauhtémoc, México D.F., C.P.06600, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Secretario/Dear Minister)
Fax: (00 52) 55 5093 3414
E-Mail: secretario (AT) segob PUNKT gob PUNKT mx  

GENERALSTAATSANWALT
Lic. Eduardo Medina-Mora Icaza
Procuraduría General de la República, Av. Paseo de la Reforma nº 211-213, Piso 16, Col. Cuauhtémoc, Del. Cuauhtémoc,
México D.F., C.P. 06500, MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Procurador General/Dear Attorney General)
Fax: (00 52) 55 53 46 09 08

GOUVERNEUR VON CHIHUAHUA
Lic. José Reyes Baeza Terrazas
Gobernador del Estado de Chihuahua, Palacio de Gobierno, 1er piso, C. Aldama #901, Col. Centro,
Chihuahua, Estado de Chihuahua, C.P. 31000,

MEXIKO
(korrekte Anrede: Señor Gobernador / Dear Governor)
Fax: (00 52) 614 429 3300 (nach Signalton wählen Sie bitte 11066)

KOPIEN AN
MENSCHENRECHTSORGANISATION
ARTICLE 19 México
Medellín 33 Col. Roma
México D.F. 06140, MEXIKO

BOTSCHAFT DER VEREINIGTEN MEXIKANISCHEN STAATEN
S. E. Herrn Jorge Castro-Valle Kuehne
Klingelhöferstraße 3, 10785 Berlin
Fax: 030-26 93 23-700
E-Mail: mail (AT) embamexale PUNKT de  

Bitte schreiben Sie Ihre Appelle möglichst sofort. Schreiben Sie in gutem Spanisch, Englisch oder auf Deutsch. Da Informationen in Urgent Actions schnell an Aktualität verlieren können, bitten wir Sie, nach dem 2. Januar 2009 keine Appelle mehr zu verschicken.

 

Quelle: http://www.amnesty.de/


 

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