Südmexiko-Soli-Newsletter März 09: Militärübergriffe, Obama und Gentech

Direkte Solidarität Chiapas vom 26.03.2009

 

Guerrero: Demo gegen Menschenrechtsverletzungen
Oaxaca: Entführungen und Razzien
Chiapas: Militäroperationen / Hungerstreik
Obama sponsert Militarisierung in Mexiko
Gentech im Ursprungsland des Mais
Veranstaltungen


Guerrero: Demo gegen Menschenrechtsverletzungen und Verleumdungen

Raul Lucas, einer der beiden Indigenas, welche im Februar von Polizisten entführt und ermordet wurden, denunzierte an einem seiner letzten öffentlichen Auftritte: "Jedes Mal, wenn die Militärs in unsere Region vordringen, nehmen sie einen oder zwei unserer Compañeros mit". Die Welle der Repression in Guerrero geht unvermindert weiter. So wurden in den letzten Wochen mindestens sechs Personen vom Militär zum Verschwinden gebracht, darunter ein einfacher Arbeiter aus Tlapa, der seit dem 7. Februar verschwunden ist. In einem anderen Militärüberfall wurden fünf Personen entführt, unter anderem ein Minderjähriger.

Gegen diese Repression und die unbelegten Vorwürfe der Regierung, die sozialen Organisationen seien von der Drogenmafia bezahlt, fand am 24. März eine breitabgestützte Demo statt. Sie wurde durch die neue "Koalition der sozialen Bewegungen und Organisationen" organisiert. Die Verteidigung der Menschenrechte ist gemäss dem Menschenrechtszentrum Tlachinollan eine Aktivität mit hohem Risiko geworden. Das Ambiente aus Unsicherheit, Mafiagewalt und Militarisierung "sind Indikatoren dafür, dass die dunkelste Epoche zurückkehrt: der schmutzige Krieg".

Artikel dazu im megaphon vom April: Guerrero:
Sonne, Strand und soziale Kämpfe
http://www.medicointernational.ch/images/stories/aktuelles/_artikel_guerrero_megaphon.pdf

Ausführlicherer Artikel „Todos somos narcos?« in der ila-Nummer von
April zum Schwerpunkt Mexiko bald auf: www.ila-web.de

Zu Guerrero siehe auch Veranstaltungen.


Oaxaca: Entführungen und Razzien

In Oaxaca nehmen die Übergriffe gegenüber Aktivisten sozialer Bewegungen ebenfalls rapide zu. So wurde am 4. März Marcelino Coache von Personen in Polizeiuniform entführt und gefoltert (Marcelino ist Gewerkschafter und ehemaliger Sprecher der APPO und war sechs Monate in Haft). Tage darauf wurde Marcelinos Sohn auf der Strasse bedroht und verfolgt.

Dazu die Urgent Action von amnesty
https://www.amnesty.de/urgent-action/ua-068-2009-1/sorge-um-sicherheit

Weitere Übergriffe gibt es auch von Seiten des Militärs: So wurde ein Bauer bei einer Kontrolle ins Koma geprügelt, ein Händler an der Küste stundenlang gefoltert. Das Komitee 25. November denunziert die systematische Folter der mexikanischen Bundesarmee:

Preocupación por el incremento de casos de Tortura ligados al Ejército
http://comite25denoviembre.org/?p=390


Chiapas: Militäroperationen im Gebiet der Zapatistas

Ende Februar denunzierten die Zapatistas neue Überflüge und eine Militäraktion in den Altos von Chiapas, unweit von San Andres Larrainzar. Diese wurden unter dem Vorwand von Anti-Drogen-Operationen durchgeführt. "Man sieht ganz klar, die Regierung hat den Plan, Krieg gegen uns zu führen", so die ZapatistInnen. "Wenn die Armee kommt und die Marihuanapflanzen der Paramilitärs sucht, dann reissen sie immer nur die grössten Pflanzen aus, lassen den Rest aber stehen. Sie kommen, um selbst zu ernten. Sie wissen genau, wohin sie gehen müssen, wem welches Grundstück gehört. Diejeningen, die wirklich Marihuana anbauen, bleiben auf freiem Fuss", beschreibt das Kommuniqué der Junta de Buen Gobierno die Abläufe vor Ort.

Erneute Militäroperation in zapatistischen Gemeinden
http://pooble.npla.de/poonal/archive/ger/2009/10

Hungerstreik und Revolte in El Amate

Nachdem am vergangenen Wochenende rund 1’500 Polizisten nächtens vergeblich versuchten, eine Razzia im Grossgefängnis El Amate durchzuführen (sie mussten wegen der massiven Gegenwehr der Gefängnisinsassen wieder abziehen) begannen am 23. März acht indigene Gefangene einen Hungerstreik. Sie sind in den Campesinobewegungen OCEZ und MOCRI organisiert. Ebenfalls wird die Freiheit des Lehrers Alberto Patishtán Gómez gefordert, der seit 2000 wegen mehrfachen Polizistenmordes sitzt, obwohl er ein klares Alibi hat und aus Rache lokaler Politiker eingekerkert wurde. Früher der PRI angehörig, ist der Tzotzil im Gefängnis zu einem Mitglied der politischen Gefangenengruppe "Voz de El Amate" geworden. Die "andere Kampagne" fordert ultimativ seine Freilassung: http://enlacezapatista.ezln.org.mx/denuncias/1529

Die Regierung Obama sponsert Militarisierung in Mexiko mit und verstärkt Grenzkontrollen durch online-Bürgerwehr

Dass auch die neue US-Regierung auf einen militärischen Kurs im Umgang mit Sicherheitsproblemen setzt, hat sich herumgesprochen. Am 24.3. stellte die US-Regierung weitere 185 Millionen Dollar bereit, um im Rahmen des "Plan Mérida" Militär- und Polizeihilfe an Mexiko zu leisten, meist über US-Firmen. Er kommt ganz gelegen, dieser lukrative Krieg mitten in der Krise. Und während Hillary Clinton heute Mittwoch nach Mexiko zu Beratungen reist, kommt schon mal der Schulterschluss nach Cowboy-Manier aus dem weissen Haus: "Der Präsident Barack Obama bewundert den Mut und die Entschlossenheit seines Amtskollegen Calderón in der Konfrontation und Zerstörung der Drogenkartelle. Wir stehen Schulter an Schulter mit ihm in diesem Kampf".

Neu machen per Internet und Kameraüberwachung der Grenze auch 100’000 Privatpersonen gemütlich vom Lehnstuhl aus Jagd auf "Illegale" und "Kriminelle". Eine Internet-Bürgerwehr sozusagen. Ob sie auch den Waffenschmuggel in Richtung Mexiko verfolgen? 90 Prozent der Morde in Mexiko geschehen mit Waffen aus den USA. Ein Artikel zur Internet-Bürgerwehr:

Im Pub sitzen und illegale Einwanderer jagen
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/Im-Pub-sitzen-und-illegale-Einwanderer-jagen/story/11960658

Gentech im Ursprungsland des Mais

Nur wenige Tage nach der offiziellen Erlaubnis für die experimentelle Aussaat von Genmais in der vergangenen Woche bestätigte die mexikanische Regierung die Befürchtungen von Greenpeace und anderer Gruppierungen. "Nach und nach", so Agrarminister Alberto Cárdenas, werde Mexiko der Technologie für die Entwicklung genveränderter Organismen "die Tür öffnen". Weiterlesen:

Tür auf für Monsanto
http://www.jungewelt.de/2009/03-17/023.php

Veranstaltungen

Fiesta / Konzert 2. April: Solikonzert mit Festival de los Espejos Mit Stoy ke trino aus Barcelona. Kalkbreite, ab 21 Uhr, en solidaridad con el Festival de los Espejos que como algun@s saben se realiza desde hace 3 años en Zürich. Grupo RebelArte

Vorankündigung Veranstaltung zu Guerrero am 2. Mai

Schmutziger Krieg und Widerstand in Guerrero
Samstag, 2. Mai 2009, 19.30 Uhr
Glaspalast im Zeughausareal, Zürich
Eine Veranstaltung im Rahmen des Zürcher 1.Mai-Festes mit:
- Ricardo Loewe, Arzt und Aktivist des Kollektivs gegen Folter und Straflosigkeit
- Elizabeth Silva Nogales, soziale Aktivistin und Schwester des politischen Gefangenen Jacobo Silva Nogales
- Bildern von Jacobo Silva Nogales, politischer Gefangener und Folterüberlebender
Organisiert von: medico international schweiz und Direkte Solidarität mit Chiapas

Mehr Infos:
http://www.medicointernational.ch/content/blogcategory/14/79/
http://www.1mai.ch/


Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich

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Café RebelDía
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Quellenstrasse 25
8005 Zürich

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Das Buch zum Kaffee: "Das Aroma der Rebellion."
Zapatistischer Kaffee, indigener Aufstand und autonome Kooperativen in Chiapas, Mexiko.
Zur Ankündigung der Neuauflage


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Quelle: https://chiapas.ch/


 

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