Honduras: Zahlreiche Verletzte, Medikamentenmangel

Bericht der internationalen Beobachtungsmission 7.-15.August

medico internat. (CH) vom 14.08.2009

 

14.08.09. In Honduras wird die Situation für die gegen den Putsch protestierende Bevölkerung immer dramatischer. Diese Woche wurden mehrere hundert Personen bei Übergriffen durch Polizei und Militärs verletzt. Die Spitäler melden, dass ihnen die Medikamente ausgehen.

Hier der Versuch eines Überblicks mit dem Schwerpunkt auf den gesundheitlichen Aspekten der Auseinandersetzung:

− Seit dem 5. August befindet sich die grösste Gewerkschaft im Gesundheitsbereich in einem unbefristeten Streik, 28 Spitäler und 1’000 Gesundheitsposten sind davon betroffen. Sie verlangen die Entmachtung der Putschisten und eine Wiedereinsetzung von Präsident Zelaya. Ein Notfall-Betrieb ist in den Spitälern jedoch gewährleistet. Neben diesen 8’000 GewerkschafterInnen sind insbesondere auch die 50’000 LehrerInnen im Streik, diese seit Beginn des Putsches am 28. Juni. Als Folge des Streiks des medizinischen Personals postierte sich das Militär vor die wichtigsten Spitäler.

− Am Dienstag und Mittwoch fanden in Tegucigalpa und San Pedro Sula Grossdemonstrationen mit mehreren zehntausend Leuten statt. Es gab gegen Dienstagabend Provokationen (V-Männer werden immer wieder enttarnt) und darauf einen Angriff der Polizei mit vielen Verletzten, einige davon schwer. Seit Dienstagabend verhängten die Putschisten eine neue nächtliche Ausgangssperrre über die Hauptstadt. In dieser Nacht wurde jedoch das Büro von Via Campesina beschossen. Am Mittwoch waren die Auseinandersetzungen mit der Polizei in beiden Städten massiv. Hunderte Personen Personen wurden verletzt, gemäss Radio Globo (einziges Anti-Putsch-Radio) leistete nun das Cruz Roja Hondureña (Honduranisches Rotes Kreuz) auf den Strassen von Tegucigalpa bei der Erstversorgung der Verletzten eine „heroische Arbeit« (nachdem es zuerst wegen seiner zögerlichen Hilfeleistungen während der ersten Wochen nach dem Putsch stark kritisiert wurde und auch ein Transport von Militärs und Tränengasgranaten durch einen Lastwagen mit den Insignien des Roten Kreuzes dokumentiert wurde). Währenddessen beklagen die Spitäler, welchen einen Notfalldienst aufrechterhalten, dass ihnen die Medikamente ausgehen.

− Eine permanente internationale Menschenrechtsbeobachtungskommission versucht, die Situation zu dokumentieren und das Schlimmste zu verhindern, dies in Zusammenarbeit mit der COFADEH (Komitee der Angehörigen der Verhafteten-Verschwundenen in Honduras). Die Zeugnisse sind erschütternd (Beispiel siehe unten aus San Pedro Sula). Am Radio sind immer mehr Anrufe von schwer traumatisierten DemonstrationsteilnehmerInnen zu hören.

medico verfolgt die Situation in Honduras besorgt und ist mit Vertrauenspersonen vor Ort, mit Partnerorganisationen in den umliegenden Ländern sowie mit befreundeten Organisationen in der Schweiz in ständigem Austausch dazu.

 

Quelle: http://www.medicointernational.ch/content/view/165/1/


 

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