Mexiko-Tagung der Menschenrechtskoordination am 5.-7.2.2010 in Berlin

Mexiko-Koordination vom 07.02.2010

 

Internationale Tagung der Deutschen Menschenrechtskoordination Mexiko, in Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung, der Evangelischen Akademie Bad Boll und dem Lateinamerikaninstitut der Freien Universität Berlin

Mexiko: Quo vadis? — 100 Jahre nach der Revolution — Menschenrechte unter Beschuss México
Quo Vadis? A 100 años de la Revolución — Derechos Humanos en el punto de mira

Mexiko-Tagung der Menschenrechtskoordination am 5.-7.2.2010 in BerlinDie Menschenrechtssituation in Mexiko bietet viel Anlass zur Kritik. Dabei garantieren internationale Menschenrechtsstandards und die im Zuge der Revolution von 1910 verabschiedete Verfassung weitgehende Rechte. Sie sind die Voraussetzung für ein demokratisch legitimiertes Regierungs- und Gesellschaftssystem. Nach wiederkehrenden innerstaatlichen Krisen erfolgte in den 1980er und 1990er Jahren eine wirtschaftliche und politische Umbruchphase, die mit der Wahl von Präsident Vicente Fox und dem damit verbundenen Machtwechsel im Jahr 2000 ihren vorläufigen Höhepunkt fand. Den Ansätzen zur Demokratisierung stellte der seit 2006 amtierende Präsident Felipe Calderón die militärische Option entgegen:

Präsident Calderón setzt im Inland auf die Politik der harten Hand und auf den massiven Einsatz des Militärs als vermeintlichen Stabilitätsfaktor, während gleichzeitig die Zugänge der Zivilgesellschaft zu demokratischen Entscheidungsprozessen eingeschränkt werden. Angesichts der Gewalt staatlicher Sicherheitskräfte sowie der Kriminalisierung und Delegitimierung zivilgesellschaftlicher Akteure befindet sich die mexikanische Demokratie heute am Scheideweg.

Gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Zivilgesellschaft und Medien analysieren wir aktuelle Fälle von Menschenrechtsverletzungen: Vor welchen Herausforderungen steht der demokratische Transformationsprozess, und welche Ansätze verfolgt die Zivilgesellschaft, um mit der schwierigen Lage in Mexiko umgehen zu können? Wie finden gesellschaftliche Kräfte einen Ausweg aus der Gewaltspirale, und welche Vorgehensweisen haben sich bewährt?

Die deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko ist ein Netzwerk von: Amnesty International (Deutsche Sektion), Brot für die Welt, CAREA e.V., Ev. Hochschule für Soziale Arbeit & Diakonie, FIAN Deutschland, Menschenrechtsreferat des Diakonischen Werkes der EKD, Mexiko-Initiative Köln/Bonn, Bischöfliches Hilfswerk MISEREOR, Missionsprokur der deutschen Jesuiten, Missionszentrale der Franziskaner, Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V., Pax Christi (Solidaritätsfonds Eine Welt), Peace Brigades International deutscher Zweig e.V. und Promovio e.V.

Programm

Freitag, 5.2.2010

13:00 Anmeldung
14.00 Begrüßung und Einführung Annette von Schönfeld, Heinrich Böll Stiftung Carola Hausotter, Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko
14.30 Herausforderungen an den Demokratisierungsprozess — Mexiko 100 Jahre nach der Revolution
Keynotes:
Zivilgesellschaftliche Bewegungen unter Beschuss
Luis Hernández, Journalist, La Jornada (Mexiko-Stadt)
Ohnmacht der Demokratie — politische Arbeit angesichts von Gewalt & Finanzkrise
Sara Lovera, Journalistin, SEMlac (Mexiko-Stadt) Moderation: Bernd Pickert (taz)

16.00 Pause (Kaffee)

16.30 Podiumsdiskussion:

Menschenrechte zwischen Anspruch und Wirklichkeit in Chiapas, Guerrero und Oaxaca
Abel Barrera, Menschenrechtszentrum Tlachinollan (Guerrero) Marcos Leyva, EDUCA (Oaxaca, angefragt) Diego Cadenas, Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas (Chiapas, angefragt)
Moderation: Pedro Matías, Journalist, und Michael Windfuhr, Brot für die Welt 18.00 Buffet
20:00 Lesung Luis Hernández: Lesung aus: „Sentido Contrario — Vida y milagros de rebeldes contemporáneos« mit Prof. Flavio Wolf de Aguiar Moderation: Chris Schulz, Diakonisches Werk und Annette von Schönfeld

Samstag, 6.2.2010

9.00 Einführung
9.30 Parallele Foren:

Durchsetzbarkeit von Menschenrechten

Forum I: Wem gehört das Land? — Landkonflikte und Lösungsansätze Luis Menendez, SERAPAZ (Chiapas) Abel Barrera, Menschenrechtszentrum Tlachinollan (Guerrero) Edita Alvarez Ruiz, Unosjo (Oaxaca)
Alejandra Ancheita, Prodesc (D.F.) Moderation: Wolf-Dieter Vogel, Journalist und Eckhard Finsterer, Misereor

Forum II: Mit zweierlei Maß — Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen und Kriminalisierung von sozialem Protest Diego Cadenas, Menschenrechtszentrum Fray Bartolomé de las Casas (Chiapas, angefragt) Verónica Rodríguez, Amnesty International Mexiko
Yésica Sánchez, Consorcio (Oaxaca) Alba Cruz, Comité 25 de Noviembre (Oaxaca) Moderation: Wolfgang Kaleck (ECCHR) und Chris Schulz, Diakonisches Werk

Forum III: Alternativen von unten? Handlungsmöglichkeiten von Basisorganisationen Norma Cacho, CIEPAC (Chiapas) Celsa Valdivinos OMESP (Guerrero) Montserrat San Martín Cruz, OIDHO (Oaxaca)
Dolores González, Serapaz (D.F.) Moderation: Matthias Wanzeck, Ev. Akademie und Carolin Kollewe, Promovio e.V.

Forum IV: Engagement versus Gewalt — Alternativen der Zivilgesellschaft angesichts Gewaltexzessen & Drogenkrieg Luis Arriaga, Centro Prodh (Mexiko-Stadt) Willibaldo Delgadillo, Movimiento Pacto por la Cultura (Chihuahua)
Thomas Zapf, SIPAZ (Chiapas) Luis Gerónimo Zavala, Red Guerrerense de Derechos Humanos (Guerrero) Edgar Cortez, Red Todos los Derechos para Todas y Todos (D.F.) Moderation: Annette von Schönfeld, Heinrich-Böll-Stiftung und, Andreas Zumach

13:00 Mittagsessen
15.00 Vorstellung der Ergebnisse der Foren
Moderation: Rupert Knox, Amnesty International (London) und Carola Hausotter, Deutsche Menschenrechtskoordination

16.00 Pause (Kaffee)
16.30 Podiumsdiskussion

Wirksamkeit parlamentarischer und internationaler Instrumente zum Schutz von Menschenrechten
Barbara Lochbihler, MdEP Greens/EFA H. Däubler- Gmelin, Bundesministerin der Justiz a. D, SPD Wolfgang Kaleck (ECCHR)
Moderation: Andreas Zumach, Journalist und Heike Böttcher (pbi)

18.00 Pause
Ab 21 Uhr Konzert

Sonntag, 7.2.2010

9.30 Gesprächsrunde
Freund oder Feind? Opfer oder Täter? — Medien und Menschenrechte in Mexiko
Die Journalist_innen Luis Hernández, Sara Lovera und Pedro Matías im Gespräch mit Bernd Pickert

11.00 Podiumsdiskussion

Der Kampf um Menschenrechte im Licht staatlicher Wirtschafts- und Sozialpolitik — erfolgversprechende Handlungsfelder Abel Barrera, Menschenrechtszentrum Tlachinollan (Guerrero) Rupert Knox, Amnesty International (London)
Leobardo Alvarado, Universität Ciudad Júarez (Chihuahua) Moderation: Marianne Braig, LAI — FU Berlin, Harald Ihmig, Ev. Hochschule Hamburg

12.30 Verabschiedung Annette von Schönfeld, Heinrich Böll Stiftung Dagmar Seybold, Deutsche Menschenrechtskoordination Mexiko

13.00 Gelegenheit für Austausch und Absprachen

Einführung zu den Foren:

Forum I: Wem gehört das Land? — Landkonflikte und Lösungsansätze Luis Menendez berichtet exemplarisch über die Region Montes Azules in Chiapas. Unter dem Stichwort Naturschutz versus Menschenrechte wird ausgeführt, wie die chiapanekische Regierung das dortige Biosphärenreservat instrumentalisiert, um Vertreibungen und Militärpräsenz zu legitimieren. Aus Oaxaca berichtet Edita Alvarez von UNOSJO über die Ausbeutung natürlicher Ressourcen, die unter Missachtung der Beteiligungsrechte indigener Völker stattfindet, und schildert, wie die Angehörigen indigener Völker damit umgehen. Zu Guerrero führt Abel Barrera aus, wie der Kampf gegen den geplanten Staudamm «La Parota» erfolgversprechend geführt werden konnte.

Forum II: Mit zweierlei Maß — Straflosigkeit von Menschenrechtsverletzungen und Kriminalisierung von sozialem Protest Dieses Forum thematisiert am Beispiel von Oaxaca die Taktiken des Staates im Umgang mit den Menschenrechtsverletzungen des Jahres 2006: Leugnung der Taten, Straflosigkeit für die Schuldigen, Inhaftierung von Aktivisten unter falschen Anschuldigungen und die damit beabsichtigte Kriminalisierung der sozialen Bewegungen (Comité 25 de Noviembre, Consorcio).
Am Beispiel des Massakers von Acteal schildert Diego Cadenas (Fray Bartolomé de las Casas) den Umgang der Justiz mit den Verbrechen in Chiapas und geht auf die aktuelle Bedrohung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Menschenrechtszentrums Fray Bartolomé de las Casas ein.

Forum III: Alternativen von unten? Handlungsmöglichkeiten von Basisorganisationen
Celsa Valdovinos, die eine Organisation von Kleinbäuerinnen in Guerrero aufgebaut hat, geht der Frage nach, ob sich derartige Initiativen mit staatlichen Entwicklungsprogrammen vertragen oder nicht. Aus Oaxaca wird Montserrat San Martín Cruz (OIDHO) Projekte zur Förderung indigener Autonomie vorstellen. Norma Cacho (CIEPAC) berichtet über die soziale Bewegung, die sich im Zuge des Protests gegen die hohen Stromtarife formiert hat.

Forum IV: Engagement versus Gewalt — Alternativen der Zivilgesellschaft angesichts von Gewaltexzessen und Drogenkrieg Leobardo Alvarado (Universität Ciudad Juárez, Chihuahua) berichtet über universitäre und zivilgesellschaftliche Initiativen, der um sich greifenden Gewalt entgegenzutreten. Luis Jerónimo Zavala vom Red Guerrerense berichtet aus Guerrero, wie die dort ansässigen Organisationen mit dem Gewaltpotential umgehen. Zu Chiapas führt Thomas Zapf von SIPAZ aus, welche Ansätze von Friedensarbeit dem gewalt- und konfliktbeladenen Umfeld entgegengesetzt werden. Luis Arriaga (Centro Prodh) erläutert die Aushebelung der Strafverfolgung von Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen durch das Militär und schildert die Ansätze mexikanischer NGOs, dagegen vorzugehen.
 
Die Tagung findet im Haus der Heinrich-Böll-Stiftung, Schumannstraße 8, 10117 Berlin statt.

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Hinweis: chiapas.eu garantiert nicht für die Richtigkeit der Karten.


 

Quelle: http://www.mexiko-koordination.de/


 

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