JUNI: Querétaro, die sechste Stele

La Jornada vom 11.02.2003
Subcomandante Marcos
übersetzt von: Dana

 

(Die PAN und das Mexiko des Wandels, Teil 1: Ja, mein Verehrter, der Ausdruck "Ein Idiot der Rechten" ist hier überflüssig, und "eine korrupte Person der Rechten" nationale Politik)

Hand und Augen vereinen sich um die Mitte des Kalenders zu erreichen. Zusammen betrachten sie ein Monat, JUNI, und ein Wort, QUERÉTARO.

Querétaro. Fast anderthalb Millionen Einwohner in 2000, dem INEGI zufolge, und mehr als 25,000 über fünf Jahre sprechen eine indigene Sprache. Indigene Otomíe-Hñañúe, Mazahuas, Nahuas, Pames, Huastecos, Zapotecos, Totonacos und Purépechas haben in einem Land überlebt, das von Rassismus und Arroganz beherrscht wird, und Stupidität hat sich den Status einer Regierungspolitik erworben.

Juni. Querétaro. Der Stein ist wieder eine schneeweiße Wolke. Sie fliegt hoch, Nicht weil sie die hündische Dummheit fürchtet, die aus dem Regierungspalast strömt, sondern damit sie besser einschätzen kann, was hier vorgeht. Querétaro ist eins der besten Beispiele dafür, was die Nationale Aktionspartei PAN als Regierung zustandebringen kann. oder genauer gesagt "auseinanderbringen" kann.

Die Wolke erreicht die "Sierra Gorda." Von hier aus ortet sie Toluquilla, das auch "Hügel des Buckligen" genannt wird, und sie ruht sich auf eins der zwei Spielfelder dort aus. Genau wie in das nahegelegene Ranas, ist das Land rund um den Hügel des Buckligen reich an rotem Sulphur von Quecksilber oder Zinnober, das in Mittelamerika als Symbol des Lebens sehr geschätzt wurden, und auch "Blut der Erde" genannt worden ist.

Von hier aus kann die Wolke die "La Veracruz" Campesino Gemeinde sehen, die alle 15 Tage ein Komitee in die Hauptstadt Querétaro geschickt haben, um die ihre Klage gegen den INAH gerichtlich weiterzuverfolgen. Der Grund für die Klage war, dass der INAH mehrere Hektar Land dieser Querétoraner enteignet hat, und versuchte sie mit 20 Centavos pro Hektar auszuzahlen.

Ja, 20 Centavos. Es bleibe dem Leser überlassen herauszufinden wie man das Symbol für Centavos auf einem Computer oder einer Schreibmaschine schreibt (einige wissen vielleicht nicht mal mehr wie man es mit der Hand schreibt), oder besser noch, zu versuchen mit einer Kompensation von 20 Centavos zu leben. Die Campesinos der Toluquilla Region forderten zusätzlich, dass sie es sein würden, die diese Gegend bebauen, nutzen und schützen.

Aber Querétaro, die Hauptstadt, ist ein Ort der von Intoleranz und Rassismus regiert wird. Im letzten Oktober meldeten Angehörige der Kurinit Gruppe der staatlichen Menschenrechtskommission, dass der Delegierte des Historischen Zentrums des Querétaro Bezirks ihnen untersagt hatte ihre Tänze in der Öffentlichkeit abzuhalten, weil dies auf das "urbane Image" der Stadt "ein schlechtes Licht werfen" würde. Punks werden von der "guten Regierung von Querétaro ebenfalls verfolgt. Aber weit davon entfernt sich einschüchtern zu lassen, setzen sie ihre Kultur und ihren Widerstand fort und verbünden sich mit andere Bewegungen und Gruppen.

Und Tatsache ist, dass Querétaro nicht nur das pathetische Bild der PAN-Regierung ist. Es ist auch und vor allem das ermutigende Bild eines Widerstandes mit viele Namen und viele Gesichter: die Union der Indigena und Campesino Frauen von Querétaro (UMIC), Die Zivile Union Felipe Carillo Puerto, die Nationale Vereinigung Organisierter Frauen des Querétaro Netzwerkes, die Querétaro Delegation der Nationalen Vereinigung der Rinder- und Ziegenproduzenten, die Unabhängige Front Sozialer Organisationen, die Unabhängige Querétaro Vereinigung für die Promotion und die Verteidigung der Menschenrechte AC.

In dieser Stadt gibt es ein Viertel, das "Nueva Realidad" genannt wird. Dieses indigene Viertel ist für die Demonstrationen und Landkämpfe berühmt, die von den Mitglieder des indigenen Rates der Unabhängigen Front Sozialer Organisationen (damals FIOS, heute FIOZ) geführt worden sind. Trotz der Inhaftierung ihrer Anführer in 1998, und den Versuchen sie zu spalten, versuchen sie das Recht auf kulturelle Veranstaltungen in "Nueva Realidad", zurückzugewinnen, Veranstaltungen, die in ihre Heimatgemeinden (Bezirk Amealco) weiterhin abgehalten werden. Und so haben sie Gruppen gefördert, die für die Rückgewinnung von Fiestas, Kleidung und Musik kämpfen, und zusammen mit Forscher der Autonomen Universität Querétaro, für den Erhalt und die Weitergabe der oralen und geschriebenen Sprache.

Der Mangel an Aufmerksamkeit für soziale Forderungen und die zunehmend schamlose, repressive Natur der Regierung, haben einem beginnenden Netzwerk von Organisationen und Gruppen der Zivilgesellschaft Auftrieb gegeben, die sich um Menschenrechtsanliegen zusammengeschlossen haben. Man muss sich dem hohen Ausmaß der Repression und Straflosigkeit der verschiedenen Beamten und Polizeikräfte entgegensetzen. Diese schamlose und zynische Repression richtet sich nicht nur gegen unabhängige Organisationen und Gruppen. Sie wurde auch von Angehörige der Oppositionsparteien gemeldet. Haftbefehle, die in der Schwebe gehalten werden um Terror zu verbreiten, die Überwachung öffentlicher und sogar privater Aktivitäten, Telefondrohungen, Beschädigungen von Häuser und Fahrzeuge, das Einfrieren von Finanzmittel und niedrige Budgets (wie im Fall der Autonomen Universität von Querétaro), "Verprügelungen" die von den Behörden selbst publiziert werden: das sind alles nur Beispiele des "Rechtsstaates" der von der PAN gefördert wird.

Bei Campesinos wie Arbeiter herrscht eine enorme Unzufriedenheit. Der Mangel an Unterstützung und Programme für die Produktion, die Migration in die Vereinigten Staaten, die hohe Arbeitslosigkeit (die in offizielle Zahlen geleugnet wird) und Arbeitsplatzmangel sind vorherrschend. Hinzu haben die Regierungsprogramme und Bauprojekte Unzufriedenheit erregt, die an Firmen "vergeben" werden, die Staatsbeamten oder deren Verwandten gehören. Die Medien und jene Abgeordnete, die Meldung erstatten, werden gekauft oder bedroht. Es gibt laute Gerüchte darüber, dass der Gouverneur dem Kongress Schecks geschickt hätte, um Informationen zu blockieren oder um die Bewilligung von Gesetzesvorschläge durchzusetzen.

Währenddessen haben im Sozialen Rehabilitationszentrum (Cereso) von San José El Alto, zwei zivile Zapatisten, Sergio Gerónimo Sánchez und Anselmo Robles, ihre Haft in Widerstand verwandelt. Diese zwei Männer sind immer noch Gefangene, nur wegen der Arroganz des Straßenköters, der im Regierungspalast bellt.

Die Wolke senkt sich herab um besser sehen zu können was in dem Haus der Macht vor sich geht. Da ist die Hauptstadt von Querétaro, die von dem berühmten Straßenköter ("Firulais") Loyola regiert wird. Die Geschichte dieses Überbleibsel aus dem Casting für 1001 Dalmatiner ("er ist zu grau," sagten die Produzenten) verdient einen prominenten Platz in der Erinnerung der Nationalen Aktionspartei und ihrer Plattform.

"(.) In 1997 setzte die PAN alles aufs Spiel um die Staatshauptstadt zu gewinnen, da der Gouverneursposten unerreichbar schien. Für dieses Ziel stellten sie ihren stärksten Kandidaten, Francisco Garrido Patrón, für den Bezirk Querétaro auf. Für die Staatsregierung schickten sie einen Leichtgewicht ins Rennen, einen absoluten politischen Anfänger, jemand mit einem Minimum an Intelligenz und gesundem Menschenverstand, Ignacio Loyola Vera, ein Agronomie-Ingenieur und Absolvent des Technologischen Institutes von Monterrey. Seine politischen Verbindungen bis zu diesem Zeitpunkt hatten mehr zur PRI als zur PAN bestanden, da Loyola selbst mit einer Cousine von Fernando Ortiz Arana verheiratet ist (der PRI-Kandidat für den Gouverneursposten, als Loyola kandidierte). Außerdem war Ignacio Loyola einigen Journalisten zufolge, in seiner Jugend Mitglied einer PRI Organisation gewesen. Nach den Wahlen wurden die Ergebnisse bekannt gegeben, und die PAN hatte nicht nur die Mehrheit in Querétaro erzielt und war in San Juan del Río wiedergewählt worden, sondern hatte auch den Gouverneursposten gewonnen. Niemand war überraschter als Loyola selbst." (Rubén Lugo Sánchez, "Macht und Videokratie in Mexiko, der Fall Querétaro", Dritter virtueller Anthropologiekongress, 2002. "Ciudad Arqueológica" www.naya.org.arg).

Der Sieg der Nationalen Aktionspartei brachte der Bundesstaat echten Wandel. Ja, Querétaro und San Juan del Río sind nun von Werbeplakate übersät, die die "großen Errungenschaften" der PAN loben, d. h. Blumenkästen und Abfalleimer!

Die Dummheit des ’Firulais’ Loyola ist nun auch im Ausland legendär. In September 2001 schaffte der "Señor Gouverneur" das scheinbar Unmögliche: Mexiko und die Welt mit einer Entdeckung zu überraschen, die nun in PAN-Regierungen offizielle Politik ist. Sich als ein Mann — Verzeihung, Hund — erweisend, der zu seinem Wort steht, erklärte Loyola während der Radiosendung Avances folgendes: "Ich werden meine Freunde, die jetzt zuhören daran erinnern, und die vielen Journalisten, die mich gefragt haben wie viel ich verdienen würde wenn ich Gouverneur werde. Ich habe ihnen gesagt, dass ich 20% mehr verdienen würde als der bestbezahlteste Firmenleiter im Bundesstaat, und die Wahrheit hat etwas auf sich warten lassen. Nun werde ich zumindest dieses Wahlversprechen halten, und ich sage ihnen wie viel ihr Freund verdienen wird, weil es eine Menge ist. Ich denke, ich habe meinen Teil geleistet und ich habe gezeigt, dass ich gewinnen kann. Wenn ein Firmenleiter gut verdienen kann, denke ich, dass der Gouverneur mehr verdienen sollte, genau wie ich es in meine Wahlkampagne versprochen habe." (Notimex, 24 September, 2001).

Der Firulais (der in einem Zirkus sein sollte, weil Hunde die rechnen können immer eine Attraktion sind) rechnete nach und verkündete: 360,000 Pesos monatlich. Er räumte ein: "360,000 Pesos, minus Abgaben, da bleiben wahrscheinlich so um die 200,000 übrig, aber das ist auch nicht viel (.) kein anderer Politiker hat mehr Verantwortung als ihr Diener, und es gibt einige die eine ganze Stange mehr verdienen."

"Mehr verdienen?" Ich bin kein Hund, aber ich werde trotzdem versuchen nachzurechnen: 200,000 Pesos netto, bei einem Wechselkurs von 10 Pesos pro Dollar, mit 20,000 Dollars monatlich, summieren sich zu etwa $240,000 pro Jahr (ohne Prämien, Vergütungen und ich weiß nicht was noch alles, aber Firulais weiß es sicher). In die Studie "Die Gehälter der mexikanischen Spitzenbeamten im Vergleich", der CIDE Forscher Laura Carrillo Anaya und Juan Pablo Guerrero A., wird angemerkt, dass der Präsident der Vereinigten Staaten im Jahre 2002, ein Nettogehalt von jährlich $243,600 hatte. So groß ist Loyola also, der fast genauso viel wie Bush verdienen wird (ich denke, weil sie den gleichen Intelligenzquotient aufweisen), und mehr als die Präsidenten von Argentinien, Brasilien, Chile und Spanien zusammen.

Firulais’ "Bescheidenheit" hat noch kein Ende. Für eine 15-tägige Veranstaltung zahlte Loyola 63.9 Millionen Pesos für den Bau des "Öko-Ausstellungszentrums" (besser bekannt als "Ego- Ausstellungszentrums"). Die Vergabe des Bauvertrages stank zum Himmel. Der Staatskongress fand heraus, dass der Bauauftrag an Oliver SA de CV erteilt worden war, ohne irgendwelche Mitbewerber. In der Stadt Querétaro, die während der Regenzeit unter Überflutungen leidet, gab die PAN Regierung 210.000 Pesos aus, nicht um das Abwassersystem zu verbessern, sondern um ein Luftkissenboot zu erwerben, der offensichtlich zu nichts zu gebrauchen sein wird (Rubén Lugo Sánchez, op. cit).

Das "Mexiko des Wandels" den die PAN durchsetzen will wird in der Staatshauptstadt gefördert. Die Einrichtung von Polizeikontrollen mitten im Stadtzentrum (in Verletzung der Verfassung, die — wie paradox! — hier unterzeichnet worden ist), und die Zurschaustellung von "Elite-Polizisten" auf Motorräder und luxuriöse Patrouillen, mit der noblen Mission Geschäftsleute und Touristen zu schützen, demonstrieren das nationale Programm der PAN ganz eindeutig.

Nichts geht über die Familie um einem beim Regieren zu helfen. Der Bruder des Gouverneurs ist der Eigentümer der lokalen TV Azteca Niederlassung, und mit der Mithilfe einiger Radiostationen und Zeitungen, werden Loyolas "schmutzige Tricks" schnell gedeckt.

Aber trotz alldem gibt es immer noch einige, die sich nicht kontrollieren lassen wollen. Das folgende stammt aus einem Artikel der Reforma, der dazu führte, dass das Auto des Korrespondenten dieser Tageszeitung aus seiner Garage gestohlen wurde:

"Loyola wird verdächtigt Finanzmittel abzuzweigen. Der Reichtum der Gouverneurs von Querétaro nimmt auf unerklärliche Weise zu. Von Fernando Paniagua/Grupa Reforma. Querétaro, Mexiko (30. Januar, 2003). Der lokale unabhängige Abgeordnete Marco Antonio León Hernández gab bekannt, dass Gouverneur Ignacio Loyola Vera für den Bau seines Hauses, französischen Marmor im Wert von 6 Millionen Pesos importiert hat, was Verdächtigungen über seinen wahrscheinlich unerklärlichen Reichtum wachrief. In einem Interview mit dem lokalen Nachrichtensender, Enlace, erklärte Leon Hernández: ".hier ist eine exakte und konkrete Summe, und ich habe die Details zur Hand, die ich zu einem gegeben Zeitpunkt erwähnen wollte: zu dieser Zeit kam eine Ladung Marmor aus Frankreich ein, im Wert von sechs Millionen Pesos," sagte er, (Reforma Nachrichtenagentur).

Und davor, in Oktober, erschien der folgende Artikel, der von einer Art Schloss handelte, das insgeheim gebaut wurde: "Loyola baut sein Haus nach dem Model von Los Pinos. Francisco Flores Hernández, El Financiero, Mittwoch, 2. Oktober. Für den Bau seines Landhauses enteignete Gouverneur Ignacio Loyola Vera 20 Hektar Ejidoland in der Gemeinde Ajuchitlancito, Bezirk Pedro Escobedo, meldeten ansässige Ejiditarios. Trotz der Tatsache, dass sie enteignet worden sind erklärten die Dissidenten, dass Gouverneur Ignacio Loyola Vera Klagen gegen 20 Ejiditarios eingereicht hat, die sie beschuldigen 100 Hektar Land besetzt zu haben. Auf einer Pressekonferenz zeigte Braulio Alvarez Botello, als Sprecher der 216 betroffenen Ejiditarios, Dokumente vor, die deren Landbesitz bestätigten. Er erzählte, dass trotz der Sorge der Bewohner über das riesige Haus, das dort gebaut werde, ihnen kein Einlass gewährt werde, und nicht identifizierte Personen sie nur darüber informiert hatten, dass das Land, das sie angeblich besetzt haben sollen, Gouverneur Ignacio Loyola Vera gehört."

Und das ist nicht alles. In Juli 2001, inmitten der breiten Berichterstattung über das Spionageteam, das im Bundesstaat Mexiko entdeckt worden war, gab der Firulais zu, als Teil der "Staatssicherheit" eine ähnliche Spionage zu betreiben. Die PGR intervenierte infolge des öffentlichen Aufschreis und lud ihn vor um auszusagen. Als er sich weigerte schickten sie ihm ein Fragebogen, den er einigen lokalen Medien zufolge ausgefüllt hat. Bis zum heutigen Zeitpunkt weigert sich die PGR die Antworten zu veröffentlichen.

Um zusammenzufassen: Loyola ist so populär, dass bisher nur acht politische Klagen gegen ihn eingereicht worden sind.

Ist der Firulais ein isoliertes Phänomen in der PAN? Scheinbar nicht. Die Unhöflichkeit und Machtmissbräuche des Minikönigs werden von den Abgeordneten, Senatoren, Gouverneure und Bezirkspräsidenten dieser Partei wiederholt. Und Diego Fernández de Cevallos ist dort um es zu bestätigen.

Die ganze Debatte über den internen Kampf in der PAN zwischen den Doktrinären (Anhänger von Manuel Gómez Morín) und den Nördlichen Barbaren ist eine Farce. Niemand in der PAN beansprucht heutzutage die Ideologie von Gómez Morín. Die Studie und Systematisierung der Ideen von Gómez Morín wurde von Rodríguez Prats betrieben (Multipartei PAN Senator aus Tabasco und Architekt der PRI Machterhaltung im Gouverneursamt dieses Staates), der bis 1993 PRI Anführer in Tabasco war. Dieser Herr, der für den absoluten Mangel jeglicher PAN Ideologie bekannt war — und der von Fernández de Cevallos in die Reihen der PAN eingeführt worden ist — verfasste ein verleumderisches Schriftstück mit dem Titel: "Das große doktrinäre Erbe der PAN". Angeblich war er mit der Aufgabe betraut politische PAN Kader in die "Lehrsätze" von Gómez Moríns zu unterrichten. Dies weckte vor einiger Zeit den großen Zorn José Angel Conchellos. Er tauchte wütend aus einem solchen "Trainingkurs" auf, und beschimpfte die PAN Führungsspitze dafür, diese Aufgabe einem "Emporkömmling" anvertraut zu haben.

Die einzige und wahre Doktrin der derzeitigen PAN ist die Religion der Macht und des Geldes. Dieser Prozess herrscht nun seit einigen Jahren in dieser Partei vor, und der Schlüssel hierzu war eine Person: Diego Fernández de Cevallos. Er hat es geschafft, wie eine Nachahmung der Göttin Kali, seine vielen Arme bei Männer und Frauen des Geldes einzustecken, bei den politischen Klassen aller Parteien, bei den Gouverneuren aller Parteien, in Kirchensektoren, bei seinen Mitstreiter — die Bosse des Drogenhandels — und auch innerhalb der PAN.

Diego Fernández de Cevallos (Mexiko Stadt, 1942) begann seine politische Karriere in Verbindung mit der extrem rechten Universitätsgruppe MURO, die von Abascal senior gegründet worden ist. Diese faschistisch inspirierte Gruppe wurde von den Universitätsbehörden bis kurz von 1966, als ein Instrument für Repression und interne Universitätskontrolle benutzt. In 1968 war er Anführer der PAN Jugend, und versuchte zur Bewegung einen Anschein von Nähe zu erwecken, die niemals über ein Paar Erklärungen hinausging. Als Pablo Emilio Madero Anführer der PAN wurde, wurde Diego kaltgestellt und sein Stern verdunkelte sich für einige Jahre. Er wurde von Luis H. Alvarez rehabilitiert, und fing an seine persönliche Machtbasis in Alvarez’ Schatten aufzubauen.

Aus professioneller Sicht erbte er die Klienten von Manuel Gómez Morín (alles sehr mächtige Männer). Hier nach die Beziehung zu Geldherren ihren Anfang, die ihm zu seinem Start verhelfen sollte.

Nach einer kurzen Konfrontation mit Carlos Castillo Peraza, wurde Cevallos Oberhaupt der PAN, mit der Kontrolle über einen fundamentalen Teil ihrer bürokratischen Infrastruktur, mit Klienten. die privilegierte Informationen liefern konnten, um Prozesse gegen den Staat zu gewinnen, mit der Kontrolle über wichtige Gruppen von Senatoren und Abgeordnete anderer Parteien (man sollte nicht vergessen, dass bei der "Fast Track" Bewilligung der indigenen Gegenreform, der PRI Abgeordnete Rocha Cordero sich auf seine Seite stellte und den anwesenden PANistas sagte: "Sagt Chef Diego, dass man ihm zu Diensten war.").

Nur die PRIistas nennen Diego Fernández de Cevallos heute noch "Chef". In gerichtlichen Kreisen hat er sich einen passenderen Spitznamen erworben, ein Name der darüber hinaus seinen Charakter ziemlich gut erfasst: La Coyota — der Kojote (ein Name, den niemand mögen sollte, da er immer kleinen Chauvinisten verliehen wurde).

Einige Beispiele dafür wie der Kojote mit Einfluss handelt: der Fall des Del Valle Unternehmens, das eine Klage gegen das Finanzministerium gewonnen hat, um keine Mehrwertsteuer zahlen zu müssen, mit dem Argument, dass sie Obstsaft produzierten, und Obst von der Mehrwertsteuer ausgeschlossen ist. Das Unglaubliche ist, dass "das Gesetz" das Finanzministerium zwang diesem Unternehmen die Mehrwertsteuer auf mehrere Jahre zurückzuzahlen. Aber die Mehrwertsteuer wurde ja nicht von dem Unternehmen sondern von den Konsumenten gezahlt, und dennoch wurde beschlossen dem Unternehmen das Geld zurückzuerstatten. Wer war der gesetzliche Vertreter dieses Unternehmens? Diego Fernández de Cevallos. Wie viel hat La Coyota eingesackt? Ungefähr 1.600.000 Pesos. Die Ramos Millán Familie gewann ein Landkonflikt gegen das Ministerium für Landwirtschaftsreformen, was bedeutete, dass diese Institution eine Summe zahlen musste, die höher war als ihr Budget für ein ganzes Jahr. Wer war der gesetzliche Vertreter? Diego Fernández de Cevallos. Wie viel für La Coyota? 1.214.000 Pesos. Wenn man das zu dem hinzurechnet, was er aus dem Atlántico-Bital "Bankkonkurs" herausgeschlagen hat (um die 13 Millionen Pesos), hätte La Coyota, der "Chef" der PRIstas, leicht mehr als 15 Millionen Pesos eingestrichen (Angaben aus "Geld", von Enrique Galván Ochoa, La Jornada, 12 Juli, 2002).

La Coyota Fernández de Cevallos kaufte auch 20 Hektar Land vor dem neuen Interkontinentalen Flughaufen von Querétaro, der von seinem Schoßhündchen Firulais Loyola gebaut wurde. La Coyota zahlte dafür "nur" 1.500.000 Pesos (Notimex, 2. August, 2002), oder soviel wie 75.000 Pesos pro Hektar (ein "leichter" Unterschied zu den 20 Centavos, die die Campesinos von Toluquilla pro Hektar erhalten haben).

Der ’Herr des Himmels’, Amado Carrillo, wurde im Santa Elena Hospital interniert. Dort starb er, angeblich infolge von Magersucht. Wer war der gesetzliche Vertreter des Krankenhauses? Diego Fernández de Cevallos. Wie viel hat er für die "Empfehlung" und wie viel für den "Tod" des Drogenhändlers verdient? Das ist ein Geheimnis. Ein Gottesdienst für den gleichen Drogenboss wurde in einem Bestattungsinstitut abgehalten, dessen gesetzlicher Vertreter Fernando Gómez Mont ist (Partner und angenommener Sohn von Fernández de Cevallos).

Ein paar Jahre zuvor gab die PGR an, dass das Finanzunternehmen Anáhuac (das zu der Zeit dem Sohn und Neffen von Miguel de la Madrid gehörte) beschuldigt wurde, Geld für Drogenhändler zu waschen. Sein gesetzlicher Vertreter? Diego Fernández de Cevallos.

Das sind nur einige der "Klienten" von La Coyota. Seine Klientenliste hat ihn zu einem der reichsten Männer Mexikos gemacht, ohne dass irgendein Licht auf sein Reichtum und seine Anwaltsbetrügereien geworfen worden wäre.

Das Ziel von Fernández de Cevallos — seit der Zeit von Carlos Salinas de Gortari bis heute — war scheinbar, der zweitmächtigste Mann des Landes nach dem Präsidenten zu sein, das heißt, ohne den ärger, den diese Position einbringt. La Coyota war maßgeblich für die soziale Entlastung Salinas’ de Gortari, und dem Verbrennen von Wahlzettel in 1988 verantwortlich. Von ihm stammte die Idee, dass "Salinas ein illegitimer Präsident sei, der sich durch seine Handlungen legitimieren könne", obwohl ein anderer sie aussprach. Er war verantwortlich für die Förderung und Sicherung der Stimmen für alle politischen und wirtschaftlichen Vorschläge Salinas’, die den nationalen Reichtum abgebaut und in die Hände einer Handvoll Abenteurer geliefert hat, die über nacht zu Ultra-Millionäre wurden (alle Klienten von La Coyota).

Gleichzeitig schaffte er es eine ganze Anzahl seiner Handlanger in die Machtkreise der PRI einzuführen. So wurde Fernando Gómez Mont zu Ernesto Zedillos Berater bei der Gesetzesänderung des Gerichtssystems, besonders was die Pensionierung eines Großteils der Richter des Obersten Gerichtshofes anging. Die PAN Abgeordneten und Senatoren waren überrascht, bei der Besprechung des Gesetzes ihrem Mit-PANista Gomez Mont gegenüberzustehen. Als sie sich bei Fernández beschwerten, lächelte er nur gerissen.

Ein anderer seiner Handlanger, Fauzi Hamdan, war ebenfalls Berater Zedillos während er Parlamentarier in DF war. Die wichtige Rolle dieser Person bei dem Skandal um die "Amigos de Fox" ist kürzlich ans Licht der Öffentlichkeit gebracht worden. Wichtig wäre es zu wissen, für wenn er gearbeitet hat. Derzeit besitzt niemand, nicht einmal der IFE, so viele Informationen über die "Amigos de Fox" wie Fernandez de Cevallos. Dies ist der Grund für Lino Korrodis wütende Reaktion. Er wusste, dass Diego wusste, und er weiß, dass er weiß, und er will nicht zum Sündenbock für Palastkonflikte (Tragödien? Farcen?) werden. Ein freier Tipp an den IFE und die PGR: untersucht die Hamdan-Fernández de Cevallos Verbindungen und verfolgt sie bis zu den "Amigos de Fox" zurück (Ich würde zu einem Tuch vor dem Gesicht raten, den was sie vorfinden werden riecht nicht besonders gut).

Es wäre nicht zu abwegig zu glauben, dass Fernández de Cevallos eine Neuauflage des Callismo (den "Cervallismo") in Mexiko durchsetzen möchte. Eine Macht hinter dem Thron. Eine Macht, die den Männer und Frauen des Geldes dient, umgeben von Höflinge, die ihm schmeicheln, oder seine Hofnarren spielen indem sie Opposition vortäuschen. In letzter Instanz ist diese Person das lebende und naturgetreue Porträt des mexikanischen politischen Systems.

Wenn es früher von Saturnino Cedillo repräsentiert wurde, später von Gonzalo N. Santos, daraufhin von Rubén Figueroa und Carlos Hank González, wird das mexikanische politische System heute, mit seinem weißen Kragen, seinen Armani-Anzügen und seinem Jaguar mit Lederbezüge, von einem niedrigen Charakter mit dem Namen: Diego Fernández de Cevallos, alias La Coyota porträtiert.

El Firulais Loyola und La Coyota Fernández de Cevallos sind nicht die gesamte PAN. Aber sie sind die skandalösesten Beispiele dessen, was die Nationale Aktionspartei als Regierungspolitik zu bieten hat.

Denn Korruption und Idiotie bringen ihren "Doktoranten" nicht nur Geld ein, sie werden auch zu einem Weg Politik zu betreiben, der Weg "der Regierung des Wandels".

Mit einer idiotischen Intoleranz, Hand in Hand mit der katholischen Rechten, und mit "philosophische" Argumente aus einem Boulevardmagazin, ist die PAN heute die Regierungspartei.

Carlos Monsiváis, vielleicht der klardenkendste und bissigste Analytiker des Vormarsches des Rechten in Mexikos, warnte in der Medienwüste (für politische Kritik) von 2000 vor dem, was dem Land mit der damaligen "Regierung des kulturellen Sieges" (oder auch "Links-Mitte Regierung" für die Befürworter der "nützlichen Stimme") und heutige "Regierung des Wandels" bevorstand. Zusammen mit Jenaro Villamil, in der nun verschwundenen Kolumne, "Por mi madre, bohemios", sezierte Monsiváis die Leiche des mexikanischen politischen Systems, und was er damals sah, ist nun der tägliche Terror in Mexiko. Hier sind ein paar Beispiele aus den Tagen der Euphorie des "Wandels":

- "Ich lade die besten Leute in Aguascalientes dazu ein, sich meiner Arbeitsgruppe anzuschließen. Es spielt für mich keine Rolle welcher Partei oder Religion sie angehören, aber wir werden keine Schwule einladen" — der neugewählte Bürgermeister von Aguascalientes, Luis Armando Reynoso Fermat, einige Tage vor seiner Amtseinsetzung in 1998. Zitiert von dem PRI Anführer Armando López Campa. Artikel von Mario Luis Ramos Rocha. Seite 24; 26. August, 2000.

- "Wer trägt die Schuld für eine Vergewaltigung? Ist das Kind das daraus geboren wird schuld? Wieso wollen sie ihn dann töten? Kastriert doch den Vergewaltiger." (Aber wenn die besten Maßnahmen präventiv sind, tut das bevor irgendjemand vergewaltigt wird). Bischof Onésimo Cepeda. Artikel von Diego Badillo. Unomásuno. 7. September, 2000.

- "Schulbehörden der PAN Regierung von Baja California setzten eine Regelung in Kraft, die unter anderem das Tragen von Make-up, Miniröcke und hohe Absätze in der Mittelstufe verbieten, um dem moralischen Verfall entgegenzuwirken (Natürlich, hohe Absätze führen zu Hüfteschwenken, Hüfteschwenken führt zu Fummeln, Fummeln führt zum Atheismus. Die Red.). Die Jungs dürfen kein langes Haar tragen, da dies den bildenden Prinzipien des guten Benehmens in der Mittelstufe zuwiderläuft." (Compañeros der nützlichen Stimme, die Geschichte informierte euch in Voraus). Artikel von Jorge Alberto Cornejo, La Jornada, 21. September, 2000.

- "Die Skulptur von Sebastián, ist für den Eintritt in das neue Jahrtausend und die Förderung der urbanen Kunst (die in eine Haltung der Bewunderung erstarrt ist), genauso wichtig wie Trinkwasser in einem Stadtviertel." (sogar noch mehr, da Trinkwasser einer haltbaren künstlerischen Form entbehrt) — PAN Ratsmitglied Eduardo Rosales, in einer Kontroverse um das Budget für ein Monument von Sebastián, zitiert von Juan José Doñán, Público, 30. September 2000. Die PAN von Guadalajara hatte ursprünglich versprochen, das Projekt werde den Bezirk nicht ein Centavo kosten, da es von Kunstmäzenen finanziert werden, und für ein Wettbewerb sein sollte. Später wurde verkündet, der Auftrag sei an Sebastián direkt erteilt worden, aufgrund "seines großen Prestige" und weil er "für seine Arbeit nichts berechnen würde", und die Meinung der Einwohner von Guadalajara darüber sei nicht eingeholt worden, weil "die Behörden nicht jeden Bürger befragen können." Bis heute hat das Monument fast 21 Millionen Pesos veranschlagt, die fast gänzlich von der Regierung gezahlt wurden.

- Aus Fernando Canales Clarionds Repertoire (der heutige Wirtschaftsminister): "Die Feuer brennen weiter. Ich bin kein Feuerwehrmann. (Als Antwort auf die Cydsa Explosion bei der mehr als 60 Einwohner verletzt wurden). Die Frauen und Kinder haben sich selbst vergast. Ich gehe nicht hin und fertig. Ich weiß nicht wie man Gastanks repariert, das ist deren Problem, nicht meins. Ich bin kein Ermittler, es geht nicht darum ein Spektakel zu veranstalten. Die Leute von Nuevo León brauchen kein Viagra, von dieser Energie haben sie da genug."

- "Am wichtigste ist es zu verstehen, dass die Organisation einer Regierung oder einer Reihe von Institutionen, nichts anderes ist als ein Mittel zum Zweck. Und im übrigen war es klar, dass die Anpassungen notwendig waren. Das ist, wie wenn man ein VW hat, und jetzt ein Ferrari braucht, oder wenn man normale Reifen hat und auf holpriges Terrain hinausfährt. Natürlich sind Anpassungen notwendig!. (Aber wir empfehlen nichts ungesetzliches zu tun um ein VW zu erwerben. Die praktische Red.). Bei dieser Arbeit muss man verstehen, dass man nicht die Blume ist, sondern die Vase. Die Vase sollte nicht schöner sein als die Blume. Deshalb muss ich mich konzentrieren, und muss bereit sein zuzuhören. Wenn man eine Meinung äußert, dann deshalb, weil man alle anderen gehört hat". Señor Ramón Muñoz, Leiter der Nationalen Consulta für die Auswahl der besten Mitarbeiter von Vicente Fox; Interview von Alberto Aguirre. Milenio Diario, 13. November, 2000.

- "Bevor wir eine Erhöhung der Mindestlöhne aushandeln, müssen wir das Model des Landes definieren, das wir haben wollen (außer sich vor Überraschung hat die Red. gerade herausgefunden, dass die Regierung von Präsident Fox das Model des Landes das wir wollen nicht definiert hat. Andererseits ist die Verfassung der Republik noch nicht in den Ruhestand geschickt worden, die in ihrem 123. Artikel einiges über Gehälter zu sagen hat). Wenn sie höhere Inflationsraten wollen, kehren wir zu dem alten Schema zurück Noterhöhungen anzubieten, verrückte Erhöhungen die ins Extreme gehen (die Red. stimmt zu: wir sollten lieber vernünftige Senkungen fördern um den Respekt für die patriotische Knappheit zu stärken), aber dieser Weg hat seine Nutzlosigkeit bereits bewiesen." Arbeitsminister Carlos Abascal. Artikel von Armando Flores, Reforma, 30. November, 2000.

Es gibt noch mehr über die PAN zu sagen, viel mehr. Aber nun steigt die Wolke wieder in ihrem schneeweißen Flug empor, und von einem Wind getragen, der zusammen mit José Alfredo Jiménez singt, "Wir waren Wolken, vom Wind getragen / wir waren Steine, die immer zusammenstoßen / Wassertropfen, verdunstet von der Sonne / Betrunkene, die noch berauscht sind," erreicht sie den Juli und reist in Richtung Guanajuato.

Aus den Bergen den mexikanischen Südostens.

Subcomandante Insurgente Marcos

Mexiko, Januar 2003.

 

Quelle: https://www.jornada.com.mx/


 

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