Bericht vom Besuch bei SADEC (Palenque)

medico internat. (CH) vom 07.11.2011

 

Montag, 07. November 2011 Der Besuch fand am letzten September-Wochenende statt. Wie jedes letzte Wochenende des Monats war die ganze Equipe der 8 ÄrztInnen und 2 Zahnärztinnen in Palenque und wertete zusammen mit dem Team von Sadec die medizinischen und sozialen Ereignisse der letzten Wochen aus. Die Auswertung geht nahtlos in eine Weiterbildung für diese jungen Fachkräfte im Sozialjahr über, mit denen Sadec die Landkliniken der zapatistischen Bewegung unterstützt. Die von der Universität UAM entsandten MedizinerInnen wählen den im letzten Winkel Mexikos gelegene Einsatzort freiwillig: »Wir hätten auch in ein grosses Spital in einer Stadt unser Sozialjahr leisten können, aber wir wollen unsere Kenntnisse während einem Jahr in den Dienst der Gesundheitsversorgung dieser Gemeinden stellen — und auch mehr über die indigene Bewegung erfahren«, so eine Einsatzleistende.

Das kleine Team von Sadec betreut diese jungen Leute intensiv. Wie meistens gibt es auch in dieser Gruppe einen Arzt, der nach zwei Monaten im Einsatz den direkten Kontakt zur einfachen, indigenen Lokalbevölkerung noch nicht gefunden hat. Aber die anderen machten einen sensiblen Eindruck, und im Team wurden alle Schwierigkeiten des Monats offen und geduldig besprochen: Risikobelastete Schwangerschaften, Suizid, Alkoholismus, die herausfordernde Zusammenarbeit mit Promotoren und Hebammen und ähnliches.

In der Klinik von Las Tazas funktioniert die Zusammenarbeit zwischen ÄrztInnen, Promotoren und den traditionellen Hebammen sehr gut: Im Einzugsgebiet der Klinik werden die Hälfte der schwangeren und gebärenden Frauen hauptsächlich durch Hebammen betreut, die andere Hälfte erhält zusätzliche Betreuung durch andere Fachkräfte. Innerhalb der letzten 10 Jahre starb keine einzige Mutter aufgrund von Geburtskomplikationen. Ein grosser Erfolg für Sadec. «Beide Seiten haben nach Jahren der Vertrauensbildung verstanden, dass es nicht um Konkurrenz geht», meinte Joel Heredia, Projektleiter von Sadec, dazu. Sadec betreut aktuell fünf Kliniken und organisiert Weiterbildungen. Im ersten Halbjahr 2011 leitete sie zwei professionelle Ausbildungen mit Gesundheits-PromotorInnen zum Thema Pflanzenmedizin.

Um Chiapas und die zapatistische Bewegung EZLN ist es in den letzten Jahren still geworden. «Gibt es den Subcomandante Marcos noch«, wird man auch in Mexiko oft gefragt. Am 7. Mai 2011 sendete die EZLN ein ungeahnt starkes Lebenszeichen aus: In Solidarität mit der «Bewegung für einen Frieden mit Gerechtigkeit und Würde», angeführt vom Dichter Javier Sicila, demonstrierten 20’000 vermummte Zapatisten in einem eindrücklichen Schweigemarsch. 18 Jahre nach dem Aufstand von 1994, lange nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen bleiben die Zapatistas ein Fixstern für die lateinamerikanische Linke. Ihre indigene Autonomie — darin ist der Bereich Gesundheit zentral — hat zwar keinen legalen Rahmen, aber die ungebrochene Unterstützung der Bevölkerung und insbesondere der jungen Generation ist der beste Beweis dafür, dass sie auf dem richtigen Weg sind, auf dem Weg, «eine neue Welt zu konstruieren, in der viele Welten Platz haben«

 

Quelle: http://www.medicointernational.ch/aktuelles/mexico-blog/317-zu-besuch-bei-der-partnerorganisation-sadec.html


 

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