Mine Cuzcatlán: Beobachtermission fordert sofortige Suspendierung

Poonal vom 25.11.2012

 

Plakat warnt vor den möglichen Folgen eines Tagebaus
Plakat warnt vor den möglichen Folgen eines Tagebaus / nokallez, flickr


(Berlin, 25. November 2012, poonal).- Der Befund ist deprimierend: Systematische Verletzung der Menschenrechte, ein Klima der Unsicherheit, die Spaltung der Gemeinden und ein zerstörtes soziales Gewebe. Das ist nach den Eindrücken einer Beobachtermission das Ergebnis der jahrelangen Konflikte um die Mine Cuzcatlán, die in unmittelbarer Nähe des Ortes San José del Progreso im mexikanischen Bundesstaat Oaxaca betrieben wird. Sie gehört zum kanadischen Konzern Fortuna Silver Mines.

Bereits mehrere Tote bei Auseinandersetzungen

Die Mission, an der sich VertreterInnen von 19 nationalen und internationalen Organisationen beteiligten, machte sich vom 19.-21. November ein Bild vor Ort. Die Auseinandersetzungen um die Ausbeutung der Gold- und Silbervorkommen durch Fortuna Silver Mines sind überregional bekannt, weil sie schon mehrere Verletzte und Todesopfer gefordert haben. In Januar und März dieses Jahres wurden in San José del Progreso die Minengegner Bernardo Méndez und Bernardo Vásquez ermordet. Im Juni erlitten zwei weitere Minengegner Schussverletzungen. Nach Augenzeugenberichten schossen Mitglieder der Gemeindeverwaltung und ein Minenarbeiter aus einem Auto heraus auf sie.

Ein großer Teil der OrtsbewohnerInnen und der Bevölkerung aus umliegenden Gemeinden hat sich in der Koordination der Dörfer im Tal von Ocotlán CPUVO (Coordinadora de Pueblos Unidos del Valle de Ocotlán) zusammengeschlossen und wehrt sich vehement gegen das Bergbauprojekt. Aber der aktuelle Bürgermeister von San José del Progreso, Alberto Mauro Sánchez, arbeitet eng mit dem Minen-Unternehmen zusammen und betont die finanzielle Unterstützung von Fortuna Silver für Maßnahmen in der Gemeinde.

Umweltschäden und Konfrontationen

Aktion der Frauen bei der Versammlung der von Umweltschäden Betroffenen in Magdalena de Ocotlán (2010) Aktion der Frauen bei der Versammlung der von Umweltschäden Betroffenen in Magdalena de Ocotlán (2010) / notekallez, flickr
Mitglieder der CPUVO berichteten der Beobachtermission dagegen über exzessiven Lärm aufgrund der Sprengungen und der Zerkleinerung des Gesteins, ständigen Staub in der Luft sowie eine deutliche Absenkung des Grundwasserspiegels in den Dorfbrunnen und eine zunehmende Unfruchtbarkeit der Böden. Der Fluss Coyote im Tal von Ocotlán habe eine andere Farbe und Konsistenz angenommen. Eine Befürchtung ist das Einsickern giftiger Rückstände der bei der Gold- und Silberproduktion benutzten Chemikalien in den Boden.

Die Beobachtermission forderte angesichts der gesammelten Informationen von der mexikanischen Bundesregierung die sofortige Suspendierung der Arbeiten in der Mine Cuzcatlán und eine Wiedergutmachung der sozialen, ökologischen und kulturellen Schäden, die der Minenbetrieb verursacht hat. An die Regierung des Bundesstaates Oaxaca gerichtet verlangte sie deren dringendes Handeln bezüglich versöhnender Aktionen, um zukünftige Konfrontationen zu vermeiden. Luis Tapia, Anwalt beim anerkannten Menschenrechtszentrum Miguel Augustín Pro Juárez erklärte, die Behörden Oaxacas würden Menschenrechtsverletzungen in San José del Progreso durchaus zugeben, aber bisher keine konkreten Schritte dagegen unternehmen.

Drohung des Bürgermeisters nach Abreise der BeobachterInnen

Die Bedingungen für eine Entschärfung des Konfliktes sind denkbar ungünstig. Nach der Abreise der Beobachtermission drohte Bürgermeister Sánchez, die Justiz »in die eigene Hand zu nehmen« und warnte: »jede Aktion provoziert eine Reaktion«. Fortuna Silver hat vom mexikanischen Wirtschaftsministerium eine Konzession über 50 Jahre für die Edelmetallförderung in San José del Progreso bekommen. Bereits vor Monaten berichtete das Unternehmen seinen Aktionären über die hohen Gewinnmargen der Mine Cuzcatlán.

Angesichts weiterhin hoher Gold- und Silberpreise wird der Konzern kaum bereit sein, seinen lukrativen Standort in Oaxaca freiwillig aufzugeben. Damit sind weitere Auseinandersetzungen und eine noch stärkere Spaltung zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen des Minenprojektes vorprogrammiert.


Quelle: poonal
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