Worte von Comandante David in Cancun

News vom 13.09.2003
übersetzt von: Dana

 

Worte von Comandante David an die Mobilisierung des Vía Campesina, im Rahmen der Aktionen gegen den Neoliberalismus in Cancun, September 2003

Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung
Mexiko, September 2003

Brüder und Schwestern Campesinos und Indigenas von Mexiko, Lateinamerika und aus der ganzen Welt:

Wir grüßen alle Männer, Frauen, Kinder und Alte der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung

Als erstes möchten wir uns für die Einladung von Via Campesina bedanken, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.

Wir möchten uns ebenfalls an alle bedanken, die diese wichtige Mobilisierung unterstützen, und uns die Gelegenheit geben unser Wort zu sagen.

Und unser Wort, Brüder und Schwestern, lautet Autonomie und Widerstand.

Angesichts der Mächtigen des Geldes, die sich heute versammeln, um zu vereinbaren wie sie uns vernichten erniedrigen und verschwinden lassen können, erheben wir Zapatisten die Autonomie und den Widerstand als Waffen und Schilder für die Menschheit und gegen den Neoliberalismus.

Den wir, die indigenen Völker aus ganz Mexiko, Lateinamerika, und allen Kontinente, haben immer unter alle Arten der Ungerechtigkeit gelitten.

Wir haben den Raub unseres natürlichen Reichtums erlitten, des Landes, des Wassers, der Wälder, der Flüsse, der Quellen, der Felsen, der Luft, sogar der Gräber unserer Toten.

Überall werden wir verachtet und erniedrigt.

Sie verspotten unsere Sprache, unsere Kultur, unsere Kleidung, und unsere Lebensweise.

Sie verspotten unsere Hautfarbe, weil wir von der Farbe unserer Mutter Erde sind.

Seit der spanischen Eroberung, wurden wir mit Ungleichheit und Ungerechtigkeit behandelt.

Bei keinem Entwicklungsplan oder Entscheidungsprozess wurden wir berücksichtigt.

Als Indigenas haben wir ein Recht auf Land, medizinische Versorgung, Schulbildung, Ernährung und Unterkunft.

Auf unser eigenem Land sind wir Sklaven und Ausgebeutete.

Oder man enteignet uns unser eigenes Land, damit wir gezwungen sind auf der Strasse zu leben, oder in fremde Länder zu sterben.

Auf diese Weise wurden wir gezwungen unsere Einheit und unsere kollektiven Ideen und Gebräuche zu zerstören.

Sie greifen uns mit Ideen und Bräuche an, die uns fremd sind, und so wollen sie unsere Werte zerstören, und das respektvolle Zusammenleben vieler Kulturen vernichten, wie die, die wir indigene Zapatisten ausgerufen haben.

So wollen die Mächtigen uns töten.

Aber wir wollen leben.

Aber nicht um als Sklaven leben, sondern mit Freiheit, Demokratie und Gerechtigkeit.

Deshalb, weil wir leben wollen, ist der Widerstand der Gemeinden heute eine unserer Waffen im Kampf gegen die Todespläne und Projekte der schlechten Regierung und der Mächtigen.

Auch wenn der Widerstand für unsere Gemeinden in Widerstand niemals leicht war oder sein wird.

Denn sie sind es, die alle politischen, wirtschaftlichen, ideologischen, kulturellen, militärischen und paramilitärischen Schläge der schlechten Regierung ertragen müssen.

Aber der Widerstand macht uns stärker und würdiger, denn weder ergeben wir uns, noch werden wir die zapatistischen Gemeinden für die Ideen und Almosen der höchsten Regierung verkaufen.

Der Widerstand vereint die Gemeinden im Kampf um ein gerechtes Leben und gegen die Pläne von Tod und Zerstörung der Mächtigen.

So, aus dem Widerstand begannen unsere Gemeinden unser politisches, wirtschaftliches, soziales, ideologisches und kulturelles Leben zu entwickeln.

Denn wir fingen kollektiv an der medizinischen Versorgung, der Schulbildung, dem Handel und der Organisation der autonomen Autoritäten zu arbeiten.

Nur so, im Widerstand, können die Gemeinden beginnen ihre Rechte auf Autonomie auszuüben, in der die Gemeinden anfangen können zu denken, sich zu organisieren und zu entscheiden wie sie leben wollen, und sich selbst zu regieren, ohne dass die Politiker in das Leben des Gemeinden intervenieren.

Mit den Widerstand werden wir unsere Rechte auf Autonomie und freie Selbstbestimmung verteidigen.

Mit den Widerstand werden wir unser Land, unsere natürlichen Ressourcen, unsere Kultur und Lebensweisen und unsere Art uns zu regieren verteidigen, das heißt, unsere Autonomie.

Die Autonomie ist lebenswichtig für die indigenen Völker, denn mit der Autonomie haben wir das Recht zu denken, zu entscheiden, uns als Völker zu organisieren und zu regieren, im Einklang mit unsere Denkweise, im Einklang mit unser Wissen über das Leben und die Welt, im Einklang mit unserer Kultur als Völker.

Die indigenen Völker von Mexiko und ganz Lateinamerika, wussten sich mit Intelligenz und Weisheit zu organisieren, zu regieren und ihr eigenes Schicksal zu leiten, und konnten so ihr politisches, wirtschaftliches, soziales und kulturelles Leben entwickeln

Denn diese Autonomie ist ein Recht, denn alle indigenen Völker aller Länder haben müssen, damit sie mit Freiheit, Rechte, Gleichheit und Gerechtigkeit wie alle Menschen leben können.

Deshalb fordern und üben wir Zapatisten alle diese Rechte der Autonomie und der freien Selbstbestimmung für alle indigenen Völker Mexikos und der Welt aus.

Dieses Recht dürfen wir nicht aufgeben, denn die Autonomie aufzugeben bedeutet für ein Volk das Recht auf Leben, auf Kreativität, auf Organisation und Entwicklung aufzugeben.

Ohne Autonomie wird das Leben der Völker Unterwerfung, Unterdrückung, Erniedrigung und Tod bedeuten.

Deshalb richten wir, mit der Waffe der Autonomie in der einen Hand, und der Waffe des Widerstandes in der anderen, einen Aufruf an alle Campesinos in Mexiko und auf der ganzen Welt.

Es ist ein Aufruf, der vor vielen Jahren bereits von General Emiliano Zapata ausging, der sagte, dass das Land denen gehört, die es bearbeiten.

Das Land, das wir bearbeiten gehört uns, nicht den Banken, nicht denen, die Dünger und Insektenvernichtungsmittel verkaufen, und den Anbau genmanipulierter Erzeugnisse fördern.

Das Land gehört nicht denen, die es als ein Ware ansehen, es kaufen und verkaufen, zerstören und ermorden.

Das Land gehört uns, den Campesinos und Indigenas, und wir müssen es in unsere Hände nehmen, damit es für alle produziert, und nicht nur für eine Handvoll Nichtsnutze, die nicht einmal die Farbe der Erde kennen.

Aus diesem Grund, entrichten wir aus dieser würdigen Ecke unserer mexikanischen Patria einen Aufruf an die ganze Bevölkerung Mexikos, an alle Völker Lateinamerikas, und an alle Völker der Welt, sich dem Widerstand anzuschließen, und den Widerstand aller armen Völker der Welt zu unterstützen, die geschlagen und bedroht werden, durch die Globalisierung des Todes ausgerottet zu werden.

Brüder und Schwestern aus der ganzen Welt, wir rufen Sie auf sich im globalen Widerstand zu vereinen und zu organisieren.

Für den Widerstand!
Für die Menschlichkeit!
Gegen den Neoliberalismus!
Demokratie!
Freiheit!
Gerechtigkeit!

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens,
Für das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee — Generalkommando der
Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.

Comandante David

Mexiko, September 2003
 

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