Bericht vom Besuch der zapatistischen Escuelita Ende Dezember

Rundbrief Escuelita Zapatista, in der kleinen Schule der Zapatistas

News vom 03.01.2014

 

Liebe Freundinnen und Freunde

Bericht vom Besuch der zapatistischen Escuelita Ende DezemberVon Weihnachten bis Jahresende 2013 besuchte ich die kleine Schule der Zapatistas in Chiapas, Mexico. Uber 1000 StudentInnen hatten sich angemeldet. Sie kamen aus verschiedenen Teilen Mexikos und aus anderen Ländern. Sogar Familien mit Kindern waren dabei. Am 23.12. begannen die Einschreibungen in der Universidad de la tierra, der Universität der Mutter Erde. Am 24.12. reisten wir, aufgeteilt in die 5 Caracoles, Zentren der Zapatistas. Die Stimmung war heiter, trotz stundenlangen Wartens, bis die Busse oder Kleinlaster los fuhren. Ich kam nach Morelia, ins Caracol IV. Bei Dunkelheit im Regen kamen wir an.

Jede Schülerin bekam eine persönliche Begleiterin und jeder Schüler einen Begleiter. Am Abend konnten wir uns ein wenig kennen lernen. Wegen des Dauerregens fiel der Weihnachtstanz aus. Da machten wir uns das lieber auf den Holzmatratzen bequem. Einige begannen schon in den Schulbücher zu lesen.

Am 25.12. nach dem Frühstück aus Reis, Bohnen, Tostadas und Cafe, begann der Unterricht im Auditorium. Es wird die mexikanische Nationalhymne gesungen und dann die Hymne der Zapatistas. Gespannt dann lauschten etwa 500 SchülerInnen und BegleiterInnen dem Unterricht. Die LehrerInnen sind Teil der Junta de buen gobierno, der gewählten Regierung der Zapatistas. Sie erzählen von Fortschritten und Schwierigkeiten in verschiedenen Bereichen, Gesundheit, Bildung, Produktion, Streitschlichtung. Nach einer langen Mittagspause zum Essen, Basket Ball spielen und Treffen mit MitschülerInnen werden wir aufgeteilt zur Abreise. Alles ist genau organisiert.

Paare und Familien werden nicht getrennt, einige haben Fahrten bis zu 5 Stunden vor sich, andere weniger als eine Stunde. Wir sind gespannt was uns erwartet. Auch die Guardianes kommen in fremde Familien und Dörfer. Irgendwie sind wir alle SchülerInnen dieser kleinen Schule. Die einen haben das Glück in zapatista Gemeinden zu kommen, in denen sie Kooperativen, Gemeinschaftsarbeit und Kliniken kennen Beet für die Radieschen. Mit Machete und Axt gehen wir Brennholz lernen, und sich recht frei bewegen. Andere wiederum sind in gespaltenen Gemeinden und erfahren von den Schwierigkeiten des Widerstands, von Drohungen und Angriffen mit denen unsere Gastfamilien konfrontiert sind. Einige lernen die Arbeit auf dem Feld und andere studieren mehr ihre Bücher. Alle können wir sagen, unsere Gasteltern waren sehr herzlich und wir haben von ihnen gelernt.

Ich war in der Familie von Miguel und Maty und ihren 2 Töchtern. Der Ort ist gespalten und die Zapatistas sind in der Minderheit. Das Leben auf dem Land ist mir nicht fremd. Aber zum ersten mal bin ich in der Rollle einer Schülerin. Ich darf fragen ausprobieren lernen zu arbeiten. Wir jäten Unkraut mit der Machete, ernten Zwiebelchen und bereiten das schlagen und schleppen dieses mit einem Stirnband nach Hause. Auf dem Feuer wird das Essen gekocht. Ich drehe den Mais durch die Mühle, was ich schon oft getan habe und beteilige mich am Tortilla backen. Auch das hab ich schon oft versucht, aber auch hier werden meine Tortillas nicht gleichmaessig rund. Ist aber auch nicht wichtig, das lernen ist stressfrei, ohne Zensur. Am Abend sitzen wir alle vor dem Fernseher und pulen die Bohnen aus den Schoten.

Am letzten Tag machen wir einen Ausflug zur Cafeernte und bringen sogar Orangen mit. Die Wege durch den Monte würde ich allein nie wieder finden. Es geht auf und ab mal Steine mal Schlamm und selten mal eine Wiese.

Miguel und Maty koennen nicht lesen und schreiben, sie hatten keine Schule. Dafür wissen sie was wann anzupflanzen, zu ernten und lecker zuzubereiten ist. Die grosse Tochter war in der Schule, aber nun ist sie doch lieber zu Hause bei ihrer kleinen Schwester. Die Mädchen kennen sich aus, finden immer wieder etwas gutes, was Mutter Erde wachsen lässt. Und ich denke an Kinder in Deutschland die oft keine Lust haben, eingesperrt in einem Klassenraum zu sitzen, lernen was sie gar nicht interessiert. Hier draussen in der Natur, in der Familie lernen wir das was wir hier brauchen. Mutter Erde gibt uns Nahrungim Überfluss. Ja, es geht auch ohne Geld zu leben. In der Hütte hängt der Mais zur Aussaat. Saatgut kaufen kostet Geld und macht abhängig. Kosten dürfen nicht sein, Krankheit ist ein Problem. Seine erste Frau und ein Kind sind an Krankheiten gestorben. Ein anderes Problem, die Familie ist sehr allein und es gibt Feinde im Ort. Wenn sie ihr Haus alleine lassen werden sie beklaut. Einmal wurden Hühner geklaut, ein anderes mal Stromkabel. Die Familie ist aber auch glücklich ihr Land zu bearbeiten und im Einklang mit Mutter Erde zu leben. Vor dem Aufstand der Zapatistas gehörte das Land den Großgrundbesitzern, den Rinderfarmen. Die Leute arbeiteten wie Sklaven. 1994 haben sich viele Campesinos den Zapatistas angeschlossen, das Land zurückerobert um nun vor allem Nahrungsmittel anzubauen. Die Großgrundbesitzer sind weg, aber politische Parteien, Religionen, staatliche Programme und andere Bauernorganisationen spalten die Gemeinden, so das die Zapatistas heute oft in der Minderheit sind. Trotz allem sind sie heute nach 20 Jahren immer noch die stärkste politische Organisation von unten links, die ich kenne.

Am 29.12. gingen wir auf Umwegen in die Stadt und warteten in einem befreundeten Laden auf unseren Rücktransport ins Caracol. Mit großer Freude begann nun der Austausch mit unseren MitschülerInnen. Viele waren in Zapatista Dörfern wo sie von Dorfversammlungen empfangen und gefeiert wurden. Sie lernten Kooperativen kennen, Bäckerei, Cafe, Gemeinschaftsfelder, Viehhaltung, Kunsthandwerk... Viele Mitglieder der Gemeinden waren mit angereist. Frauen verkauften Stickereien mit ihren politischen Botschaften an die Welt. Mit dem Verkauf haben sie gemeinsam schon 3 Kühe gekauft. Andere waren wie ich in gespaltenen Gemeinden und erfuhren von Problemen mit denen die Familien dort konfrontiert sind. Einige haben die Arbeit in Kooperativen kennen gelernt, viele haben Brennholz geschleppt. Die einen haben mehr und die anderen weniger die Schulbücher studiert.

Dann ging der Unterricht weiter. Im Auditorium konnten wir den LehrerInnen Fragen stellen. Nach der Mittagspause konnte jedeR wer wollte das Mikrofon nehmen und vor den LehrerInnen und Mitschuleherinnen über Erfahrungen und Eindrücke berichten.

Am Abend gab es dann Musik und Tanz zum Abschluss der kleinen Schule. Am 30.12. Abreise nach San Cristobal in die Universität der Mutter Erde. Zum 31.12. bis 1.1. sind wir alle eingeladen in den 5 Caracoles den 20. Jahrestag des Aufstands der Zapatistas zu feiern.

Liebe Freundinnen und Freunde. Zu recht werdet ihr sagen, dieser Rundbrief klingt sehr idealisierend, füttert das Klischee des Indigenen mit der Mutter Erde. Ja, ganz ehrlich, tauschen möchte ich nicht. Aber ich habe in der escuelita doch wieder erfahren das es möglich ist im Einklang mit Mutter Erde zu leben und das es Menschen gibt die dazu bereit sind und uns dies in der escuelita zeigen. Ich wünsche eine Welt in der Platz für alle ist. Die Kunst ist wie können wir den Wohlstand des erste Welt Lebens genießen, anderen zugänglich machen und trotzdem den indigenen Völkern und allen die es wollen den Raum lassen im Einklang mit Mutter Erde zu leben. Das erste wäre da die Abschaffung von all dem Militär was ja nur zerstört, dann aber vieles mehr. Hier mach ich lieber Schluss, ihr könnt ja selbst noch weiter überlegen....

Ich wünsche euch ein friedliches,
fröhliches gesundes neues Jahr 2014

Heike

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