Übersetzung eines Artikels über die aktuellen Vorfälle in Mexiko

43 Studenten sind verschwunden, 6 wurden ermordet

News vom 05.10.2014
Artikel von Gloria Muñoz und Jaime Quintana
übersetzt von: RedmycZ, Christine

 

43 Studenten sind verschwunden, 6 wurden ermordet
Quelle: http://desinformemonos.org/2014/10/vence-hoy-el-plazo-para-que-el-gobierno-nos-entregue-con-vida-a-nuestros-companeros-estudiantes-de-ayotzinapa/00-justicia/

Heute laeuft die Frist ab, dass uns die Regierung unsere Compañeros lebend zurueck geben muss, sagen die Studenten von Ayotzinapa.

Chilpancingo, Guerrero. 5. Oktober 2014. Wenige Stunden nachdem die bundesstaatliche Regierung von Guerrero bekanntgab, dass sie geheime Massengraeber mit Kadavern gefunden haetten, die moeglicherweise die am 26. September in Iguala verschwundenen Studenten sein koennten, lautet die Forderung der Schueler und Angehoerigen auf eine lebende Rueckgabe der von der Polizei gekidnappten 43 Studenten. Denn es gibt graphische Beweise dafuer, dass diese Studenten auf Streifenfahrzeuge der Stadtgemeindepolizei verfrachtet wurden, nachdem drei von ihnen ermordet worden waren, es gab auch zwei weitere Ermordete, bei anderen Vorfaellen, die aber zum selben Einsatz gehoerten.

Waehrend sich die Familienmitglieder einer ADN-Probe unterzogen um zu sehen, ob die gestern in sechs geheimen Massengraebern gefundenen, angeblich mit Benzin angezuendeten Koerper, die ihrer Kinder sind, haben sich heute Hunderte von Studenten und Eltern auf die Autopista del Sol begeben, zuerst am Stadtrand von Chilpancingo und dann an die Mautstelle von Palo Blanco, wenige Kilometer vor Acapulco, wo sie bis um 16.45 Uhr verharrten und die Fahrbahn in 20-Minuten-Intervallen blockierten.

Diego Genaro Meza, Vorstand der Studentenorganisation Ricardo Flores Magón, der Escuela Normal von Ayotzinapa, erklaerte im Interview mit Desinformémonos, dass »der Bundesstaat von Guerrero jetzt nicht regierbar sei«, und dass es fuer die Vorfaelle vom 26. September »keine Worte gibt, es starben Compañeros Normalistas, andere sind vermisst-verhaftet — so lautet unsere Stellungnahme, denn es waren Stadtgemeindepolizisten, die unsere Compañeros abfuehrten«, sagte er.

Er sagte auf einer der Autobahnblockaden: »Wir bedauern den Fund der Massengraeber. Das wurde gestern behauptet (von Seiten des Gouverneurs) und wir moechten wissen, ob es wahr ist, was sie uns erzaehlen, denn es scheint, als ob sie nur mit den Gefuehlen der Eltern spielen wuerden. Aber damit darf man nicht spielen, es ist ein so grosser Schmerz, den man empfindet, wenn man erfaehrt, dass ein Kind verschwunden ist, dass es tot ist oder wenn man nicht weiss, ob es lebt oder tot ist«.

»Wenn es unsere Compañeros sind«, setzte der Studentenvertreter fort, »moechten wir, dass die Landesregierung das bestaetigt, wenn sie unfaehig sind, diesen Fall zu loesen, dann rufen wir die bundesstaatliche Regierung auf, dass sie den Fall uebernehmen, denn es sind schon zu viele Tage vergangen, seit denen unsere Compañeros verschwunden sind«.

Genaro Meza versicherte, dass die Studenten keine Kommunikation mit der Landesregierung, des PRD-Gouverneurs Angel Aguirre Rivero unterhalten und bemerkte: »wir wollen keinen Kontakt zu einem Moerder«. Er erwaehnte weiters, dass sie neun Tage nach dem Verschwinden nicht wissen »ob man sie sucht oder nicht, oder was ueberhaupt los ist. Fuer unsereeinen ist ein Tag vielleicht ein kurzer Zeitraum, aber eine Sekunde ist fuer unsere verschollenen Compañeros wie eine Ewigkeit«.

Eine andere Forderung ist die Absetzung des Gouverneurs Aguirre Rivero und sie sagten dass »ihm der Prozess gemacht werden muss, mit aller Strenge und mit der Strafe, die ihm gebuehrt«.

Bezueglich der moeglichen Beteiligung des organisierten Verbrechens sowohl am Mord der fuenf Personen in Igaula als auch am Verschwinden seiner Compañeros fuehrte der Studentenvertreter der Normalistas aus: »Wir wissen nicht, wie die Narkopolitik funktioniert, da mischen wir diesen Typ von Leuten nicht ein, denn das hat in diesem Fall damit nichts zu tun. Wer die Compañeros abgefuehrt hat, war die Stadtgemeindepolizei und deshalb beschuldigen wir sie. Wir wissen sogar die Nummern der Streifenwagen und zwar sind das: la 017, 018, 020, 021, 022 und die Patrouille, die unsere Compañeros Normalistas am staerksten angriffen hat, war die 302. Nachdem sie unsere Compañeros entfuehrt hatten, begaben wir uns zu verschiedenen Instanzen um zu sehen, ob wir unsere Compañeros dort vorfinden, und zwar gingen wir zur Armee und fanden nichts, zur Vorsprache bei der Stadtgemeindepolizei und fanden nichts, in die Spitaeler, und fanden nichts, zum Semefo (forensisches gerichtsmedizinisches Service) und fanden nichts. Daher fragen wir uns: was ist hier los?«.

Die von den Studenten und Eltern festgelegte Frist, die Verschwundenen lebend zurueck zu bringen ist heute (5. Oktober), »falls das nicht geschieht, werden wir Normalistas und die Zivilgesellschaft, die hier anwesend ist, unsere Aktivitaeten verstaerken¨, warnte der Interviewte.

Manuel Martínez, der Sprecher der Eltern bestritt kategorisch, dass die in den Massengraebern gefundenen Koerper jener seiner Kinder seien: »wir weisen darauf hin, dass wir das gestern vom Gouverneuer Gesagte schaerfstens dementieren, das ist eine Frechheit und eine unbeschreibliche Ruecksichtslosigkeit. Und dass sie sie uns heute lebend zurueck bringen muessen, wenn dem nicht so ist, dann liegt es an ihm, was in diesem Bundesland passieren wird, so und nicht anders ist das«.

Martínez fuehrte weiters aus, dass es vordringlich sei, »dass der Gouverneur, falls er einen Funken von Wuerde besitzt, zuruecktreten muesse, aber vorher und zwar heute, muss er die 43 Jugendlichen zurueck bringen, denn er weiss, wo sie sind und dass sie noch leben. Er soll auch sein gestriges Statement dementieren, denn er hat mit den Menschen, sowohl auf nationalem als auch internationaelm Niveau gespielt. Und er soll auch seine Tage zaehlen, die er in diesem Bundesland bleiben wird, denn er weiss sehr gut, dass er dieses Mal aus Guerrero verschwinden muss¨.

Der Vater des 18-jaehrigen Carlos Iván, vom Cerro Gordo in Ayutla informierte, dass die ADN-Proben bereits gemacht wurden, damit diese mit den vorgefundenen Leichen verglichen werden koennen und er reklamierte, »dass es keine Ergebnisse gibt. Wir wissen nichts ueber sie, wo sie sich aufhalten, sie sollen sie endlich freilassen, wir sind verzweifelt«.

Eine andere Mutter, mit Traenen in den Augen sagte: ¨was wollen sie, wollen sie alle umbringen? Sie sollen sie uns lebend zurueck geben, lebend haben sie sie uns genommen und lebend wollen wir sie zurueck. Die Jungen sind weder Moerder noch Vandalen, sie sollen sie uns endlich zurueckgeben«, forderte sie.

Die Blockade wurde heute um 16.45 Uhr beendet, die Demonstranten zogen sich in die Escuela Normal von Ayotzinapa zurueck. Waehrend der Demonstration verteilten die Studenten an die Autofahrer Flugblaetter mit aktualisierten Informationen: 43 Studenten sind vermisst, 6 Personen wurden ermordet (drei davon sind Studenten) und vier sind schwer verletzt. Das ist der momentane Stand der Vorfaelle des 26. September, als die Polizei von Iguala die Studenten verfolgte und mit Schuessen auf sie losging, als diese einen Autobus besteigen wollten, um eine Sammlung zu organisieren.

 

Quelle: http://desinformemonos.org/2014/10/ayotzinapa-enfrenta-al-horror/


 

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