Moro verhaftet!

News vom 23.11.2014

 

Hallo Alle,

leider ist es diesmal wieder eine unpersönliche Email aber eine dringende. Unser Bandmitglied und Freund Moro (Lawrence Maxwell) wurde letzten Donnerstag bei der Massendemonstration willkürlich verhaftet. Während er sein Fahrrad schob, um einen Tamal zu essen, wurde er von »Riotcops« eingekreist, niedergeprügelt und verhaftet.

Wir sind momentan sehr besorgt und versuchen alles Mögliche, um Moro freizubekommen. Die Delikte, die ihm angedichtet werden sind haarsträubend:

Die beiden Delikte »Terrorismus« und »Organisierte Kriminalität« wurden bereits fallen gelassen aber zu unserem Éntsetzen wurde er vor kurzem nach Veracruz in das Hochsicherheitsgefängnis Altiplano (CEFERESO) verlegt. In diesem Gefängnis, eins der Schlimmsten überhaupt in Mexiko, sitzen aber auch die Mörder des Drogenkartells Guerreros Unidos, welche die 43 Normalistas gewaltsam verschwinden liessen und 3 Normalistas umbrachten.

Bitte teilt diese Nachricht in euren Verteilern sofern ihr könnt. Im Anhang findet ihr eine Mitteilung auf Deutsch und Spanisch. Weitere Sprachen sind in Arbeit.

Sehr wahrscheinlich brauchen wir auch finanzielle Unterstützung. Wer von euch eine Soliaktion für die Verhafteten organisieren kann, dem helfe ich gerne mit weiteren Infos aus.

So kurz erstmal, hier kommen pro Minute 3 Mails rein und das Telefon steht seit Stunden nicht mehr still.

Viele Grüße aus Mexiko-Stadt, Micha


Dringende Mitteilung: Willkürliche Verhaftung von Lawrence Maxwell, chilenischer Doktorand, Musiker und Schriftsteller in Mexiko am 20. November 2014.

Am 20.November 2014 wurde im Rahmen der Proteste für die Eltern der 43 gewaltsam Verschwundenen Studenten von Ayotzinapa gegen 22 Uhr 11 Personen in der Nähe des Zócalo (der Hauptplatz in Mexiko-Stadt) festgenommen. Unter ihnen befindet sich Laurence Maxwell Ilabaca, chilenischer Nationalität und Doktorand für Spanische Literatur an der Nationalen Autonomen Universität Mexiko.

Laurence war mit seinem Fahrrad im historischen Zentrum unterwegs, als ihn eine Menge von Studenten erreichte, die vor der nahenden Polizeirepression flüchteten. In diesem Moment war es ihm unmöglich mit dem Fahrrad einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen, um sich vor der anstürmenden Antiterroreinheit der Polizei zu retten und entschied sich kurzerhand dazu, sein Fahrrad anzuketten. Dort aber wurde er schon von den Agenten der Antiterroreinheit eingekreist, in ordnungswidriger Weise geschlagen und festgenommen.

In diesem Moment befindet sich Lawrence in Haft, in der Staatsanwaltschaft, die Spezialabteilung für die Untersuchung organisierter Kriminalität (SEIDO) in der Einheit des Bundesressorts für terroristische Verbrechen. Ihm werden folgende Verbrechen zur Last gelegt:

All diese zur Last gelegten Verbrechen sind äußerst schwerwiegend und bedeuten ein schwieriges und kompliziertes Verfahren. Der bis jetzt zuständige Anwalt Alejandro Jiménez des mexikanischen Instituts für Menschenrechte und Demokratie informierte uns, dass Laurence Maxwell dazu gezwungen wurde Aussagen zu machen, ohne die Erlaubnis einen Anwalt seiner Wahl hinzuzuziehen, was die Verweigerung seiner fundamentalsten Rechte bedeutet. Die Aussage wurde in der Gegenwart eines Anwalts des zuständigen Amts der selben anklagenden Institution und eines chilenischen Konsuls abgegeben. In diesem Zusammenhang ist noch hinzuzufügen, dass man Laurence Besuch, Informationen zu seinem Gesundheitszustand und sachdienliche Hinweise zum Fall bis 18 Uhr, also mehr als 28 Stunden nach der Festnahme, verweigerte.

Es wird spekuliert, dass das öffentliche Ministerium versucht eine Klage zu konstruieren, in der man alle Verhafteten der gleichen kriminellen, terroristischen Vereinigung zuordnet will.
Dies würde für Laurence Maxwell die Ausweisung oder im schlimmsten Fall die Verurteilung wegen der fälschlich zur Last gelegten Delikte, für die es keinerlei Beweise gibt, bedeuten.

Dieses Ereignis ist Teil einer Serie von willkürlichen Verhaftungen, die sich während der Mobilisierungen für die 43 gewaltsam Verschwundenen Normalistas ereigneten. Diese Ereignisse entspringen einer Politik der Kriminalisierung sozialer Proteste und unbegründeter Verfolgung sozialer Bewegungen. Dies greift sogar so weit, dass Bürger, die sich an ihrem Arbeitsplatz oder in der Nähe ihrer Wohnorte oder weit weg von den Orten sozialer Proteste befinden, verhaftet werden.

Mit Blick auf die vorherigen Informationen bitten wir um dringende Verbreitung dieser Ereignisse, eine sofortige Antwort und Vertretung der chilenischen Regierung, der internationalen Menschenrechtsorganisationen und auch der Solidarität und Unterstützung der ganzen Zivilgesellschaft.
 

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