Mitglied zapatistischer Gruppe in Mexiko-Stadt ermordet

Poonal vom 11.05.2004
Von Wolf-Dieter Vogel

 

(Mexiko-Stadt, 9. Mai 4004, poonal).- Noch immer herrscht Unklarheit über den Hintergrund des Mordes an dem Studenten Noel Pável González. Die Leiche des linken Aktivisten wurde am 23. April im Stadtviertel Ajusco, einem Außenbezirk von Mexiko-Stadt, gefunden. Spuren am Körper wiesen darauf hin, dass Pavel González vor seinem Tod gefoltert und vergewaltigt wurde.

Wenige Tage nach dem Fund der Leiche gingen bei mit González befreundeten Studenten und bei der zapatistischen Guerilla EZLN nahestehenden Organisationen Drohbriefe ein. "Gegen die Scheiß-Zapatisten. Entweder sie hauen ab, oder die Apokalypse kommt. Die mit dem Kaffee, die mit den lächerlichen Karawanen (dann werden die Namen mehrerer Studenten erwähnt)." Abschließend heißt es: "Scheiß-Zapatisten, wenn ihr so weitermacht, werdet ihr sehen, was ihr davon habt." Der Absender der per Mail verschickten Briefe verweist auf die rechtsradikale Organisation "El Yunque" ("der Amboss").

Der Anthropologiestudent war in den zapatistischen Gruppen, an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) sowie an der Anthropologischen Universität (ENAH) politisch aktiv. Unter anderem war er durch seine Beteiligung am Streik gegen die Privatisierung des Bildungssystems an der UNAM in den Jahren 1999 und 2000 bekannt. Wegen seiner politischen Aktivitäten sei Pável ermordet worden, vermutet Vater Mario Gonz?lez: "Es war ein politisches Verbrechen."

Die Eltern hatten ihren Sohn zuletzt lebend am 19. April gesehen, danach sei er nicht mehr nach Hause gekommen. Am 23. April wurde die Leiche gefunden. Gerichtsmediziner stellten fest, dass Pável González bereits am ersten Tag seines Verschwindens gefoltert und vergewaltigt wurde. Der Tod sei durch Schläge ausgelöst worden, die innere und äußere Verletzungen verursacht hätten, sagten die forensischen ärzte. Offenbar um einen Selbstmord vorzutäuschen, sei der junge Mann danach aufgehängt worden.

Fünf Tage nach dem Fund der Leiche demonstrierten mehrere hundert Menschen in Mexiko-Stadt für eine Aufklärung des Falles. Ein Transparent mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz verwies auf den vermuteten Hintergrund der Tat. In den letzten Monaten ist es auf dem Gelände der UNAM immer wieder zu Angriffen rechter Studentengruppen gekommen. Während einer Demonstration zum Gedenken an ein Massaker an Studenten im Jahr 1968 ging eine Gruppe im vergangenen Herbst mit Flaschen und Steinen gegen die Demonstrierenden vor. "El Yunque" kam im August vergangenen Jahres in die Schlagzeilen. Damals hatte der renommierte Journalist Alvaro Delgado in einem Buch nachgewiesen, dass die klandestine rechtsradikale und ultrakatholische Organisation eng mit Unternehmerverbänden und Parlamentariern der "Partei der Nationalen Aktion" (PAN) des Präsidenten Vicente Fox verbunden ist.

Es sei empörend, dass "im Demokratisierungsprozess des Landes solche Fälle weiterhin präsent sind," reagierten Professoren, Studenten, Angestellte und der Direktor der ENAH auf den Mord. In einem Offenen Brief forderten sie "die Aufklärung dieses Falles sowie der vielen anderen Fälle von Studenten, die wegen ihrer Aktivitäten verschwunden sind oder ermordet wurden".

Tatsächlich erinnert die Tat nicht nur an die mindestens 500 Morde an Oppositionellen während des "Schmutzigen Krieges" der Siebzigerjahre, die bis heute nicht aufgeklärt wurden. Morddrohungen sind in Mexiko weiterhin auf der Tagesordnung, und immer wieder werden Linke oder Menschenrechtler umgebracht. Im April 2003 "verschwand" in Oaxaca die Indígena-Aktivistin Marcelino Santiago Pacheco, im August wurde im Bundessstaat Puebla die Anwältin Griselda Tirado erschossen. Auch sie hatte sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung eingesetzt. Nach Angaben des Komitees der Vereinten Nationen gegen Folter vom Mai 2003 wird in Mexiko weiterhin von Polizeikräften systematisch gefoltert. Außerdem käme es immer noch zu "außergerichtliche Hinrichtungen" von Oppositionellen.


Quelle: poonal
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