Misshandlung Verhafteter in Guadalajara

Poonal vom 08.06.2004

 

(Guadalajara, 30. Mai 2004, poonal).- Insgesamt 52 Menschen wurden bei Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Demonstranten Ende Mai in Guadalajara festgenommen. Sie hatten gegen den "3. Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union, Lateinamerikas und der Karibik" demonstriert. Viele der Verhafteten berichteten, dass sie in den Tagen im Gefängnis misshandelt oder gefoltert worden seien. Acht festgenommene Ausländer und Ausländerinnen wurden abgeschoben.

Das gesamte Zentrum der westmexikanischen Sechs-Millionen-Metropole war in den Tagen um den Gipfel (28. Mai 2004) von Sicherheitskräften hermetisch abgeriegelt worden. Die Innenstadt war nur noch für Politiker, Journalisten und Anwohner zugänglich. Aus Sicherheitsgründen, wie es hieß. Dennoch konnte das massive Polizeiaufgebot nicht verhindern, dass es auf der Abschlussdemonstration am 28. Mai zu Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und etwa 500 Demonstranten und Demonstrantinnen kam. Zahlreiche Scheiben von Banken und Geschäften wurden eingeschlagen, ein Supermarkt geplündert.

Zuvor hatten etwa 5.000 Gewerkschafter, Anarchisten und Mitglieder linker Parteien gegen den Gipfel und die Freihandelspolitik demonstriert. In der Nacht zum 28. Mai hatten starke Polizeikräfte ein anarchistisches Camp umstellt. Erst nach langen Verhandlungen und zu später Stunde zogen die Beamten wieder ab.

Die aus 58 Ländern angereisten Staatsoberhäupter, Minister und hohe Beamte einigten sich indes auf ein über 100 Punkte umfassendes Programm, das die "strategische Allianz" der beiden Blöcke konsolidieren soll. Bis zum Oktober soll der Freihandelsvertrag zwischen der EU und dem Mercosur, dem "Gemeinsamen Markt des Südens" von Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay unter Dach und Fach sein. Eine Verurteilung der Folter, in der namentlich die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Soldaten erwähnt wird, scheiterte am Veto der Europäer.

Bundeskanzler Gerhardt Schröder bekräftigte den Willen Deutschlands, einen Sitz im UN-Sicherheitsrat zu bekommen. "Ich habe hier niemanden getroffen, der sich dagegen ausgesprochen hat," erklärte Schröder auf einer Pressekonferenz in Guadalajara.


Quelle: poonal
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