Einberufung zu einem Treffen der Unterstützernetzwerke des CIG
EZLN vom 05.07.2018 | |
übersetzt von: Christine, RedmycZ |
EINBERUFUNG ZU EINEM TREFFEN DER UNTERSTÜTZERNETZWERKE DES CIG (Indigener Regierungsrat) ZUM COMPARTE 2018: ´Für das Leben und die Freiheit´; UND ZUM 15. JAHRESTAG DER GRÜNDUNG DER ZAPATISTISCHEN CARACOLES mit dem Titel: ´Male den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen schlechten Regierungen Schneckerl an die Wand´
Juli 2018
An alle Einzelpersonen, Gruppen, Kollektive und
Organisationen des Unterstützernetzwerkes des CIG:
An die nationale und internationale Sexta:
In Anbetracht dass:
Erster und einziger Punkt:
Das große Finale
Sie kommen ins große Stadion. ´Monumental´, ´kolossal´, ´ein architektonisches Wunder´, ´der Koloss aus Beton´ und ähnliche Beschreibungen werden von den Berichterstattern wiederholt, welche, obwohl sie ganz unterschiedliche Realitäten beschreiben, in der Hervorhebung der hehren Konstruktion einhelliger Meinung sind.
Um an dieses großartige Gebäude heranzukommen, mussten Sie Berge von Geröll, Kadaver und Schmutz überwinden. Jene die bereits mehr Jahre auf ihrem Buckel haben erzählen, dass es nicht immer so war. Früher gab es um das große Sportgelände herum Häuser, Wohnviertel, Geschäfte, Gebäude, Ströme und Flüsse von Menschen, durch die man hindurch musste bis man fast mit der Nase auf das große Tor stieß, das sich nur zu gewissen Zeiten öffnete und auf der Torschwelle stand zu lesen: ´Willkommen zu den Höchsten Spielen´. Ja ´willkommen´ auf männlich, so als ob das, was drinnen stattfindet, nur etwas für Männer wäre. Wie dazumal die Wcs, die Beisel, die Maschinen- und Werkzeugabteilungen in den Baumärkten ...ja und natürlich der Fußball.
Aber aus der Vogelperspektive betrachtet könnte man das Bild mit einem sich zusammenziehenden Universum vergleichen, welches in der Peripherie Tod und Zerstörung hinterlässt. Ja so als ob das große Stadion ein schwarzes Loch wäre, welches das Leben in seinem Umkreis aufsaugt und — noch immer unersättlich — leblose Körper, Blut und Scheisse ausspeit und erbricht.
Aus einer gewissen Entfernung kann man das Gebäude in seiner Gesamtheit betrachten. Obwohl jetzt seine mangelhaften architektonischen Dispositionen, die Fehler in der Zementstruktur und am Gebäude, seine wechselnden Dekorationen je nach Geschmack des gerade führenden Teams mit einem Gerüst abgedeckt werden, gespickt mit Aufrufen zur Einheit, Glaube, Hoffnung und natürlich vor allem zur Nächstenliebe. So als ob dadurch diese ähnlichkeit zwischen religiösem, politischen und sportlichen Kult bestätigt würde.
Sie verstehen nicht viel von Architektur aber dieses fast obszöne Bestehen auf eine Choreographie, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, missfällt Ihnen. Farben und Töne verkünden das Ende einer ära und den Schritt ins erträumte Morgen, das versprochene Land, die Erholung, welche nicht einmal mehr der Tod verspricht (so denken Sie, während Sie an alle nahestehenden Menschen denken, die verschollen sind, ermordet wurden, in andere Höllen ´exportiert´ wurden und deren Namen sich in Statistiken und Versprechen von Gerechtigkeit und Wahrheit auflösen).
Wie bei der Religion, in der Politik und im Sport gibt es Spezialisten. Und Sie wissen nicht viel, von keinem der drei Themen. Sie werden ganz schwindlig vom Weihrauch, den Psalmen und Lobpreisungen, die diese Welten ausfüllen. Sie fühlen sich nicht fähig, das Gebäude zu beschreiben, denn Ihre Welt ist eine andere, Ihre langen und mühevollen Wege verlaufen dort, was man von den protzigen VIP-Logen des großen Stadions aus gesehen als ´Untergrund´ bezeichnen würde. Ja ja, die Straße, die Untergrundbahn, der Autobus, das Auto auf Raten oder gekauft durch Belehnung von anderen Raten (ein Kredit, der immer verlängert wird und immer wächst), die unbefestigte Straße, die Irrwege, die auf die Maisfelder führen, in die Schule, auf den Markt, den Tianguis, zur Arbeit, zum Hacken, zur Schinderei.
Sie werden unruhig, ja, aber der Optimismus drinnen im großen Stadion wird von den meisten geteilt, ist unglaublich, überwältigend und schwappt nach außen über.
Wie in dem Lied, an das Sie sich vage erinnern. Das zu Ende gegangene Schauspiel vereinte ´den Edlen und den Lümmel, den Prominenten und den Wurm´. In diesen Augenblicken war die Gleichheit Königin und Herrin, und es spielt keine Rolle, dass der Schlusspfiff wieder alle an ihren Platz zurückversetzte. Es reicht mit dem Vergessen, dass jeder ist was er ist. Jetzt lautet es wieder: ´und mit dem Kater noch spürbar / kehrt der Arme in seine Armut zurück / kehrt der Reiche in seinen Reichtum zurück / und der Herr zu seinen Messen / das Gute und das Böse sind erwacht / der arme Fuchs kommt zurück zum Tor / der reiche Fuchs kehrt zurück ins Rosental / und der Geizige zu seinen Devisen´.
Sie werden durch Lärm und Bilder darüber informiert, dass das Spiel zu Ende ist. Das große Finale, erhofft und gefürchtet, ist zu Ende und die Siegermannschaft vernimmt — mit gespielter Bescheidenheit − das Lobgejohle der Zuschauer. ´Das hochverehrte Publikum´ sagen die Sprecher und Berichterstatter. Ja so nennen sie die, welche aktiv mit Schreien, Hurra-Gebrüll, Verfluchungen und Slogans von den Tribünen aus als Zuschauer teilgenommen haben. Denen nur beim großen Finale die Simulation des am Ball-Seins erlaubt wird und sie glauben lässt, ihr Schrei ist der Fuß, der den Ball ins Netz ´befördert´.
Wie oft haben Sie das gehört? Oft. Zahlt es sich aus, nachzuzählen? Das wiederholte Verlieren, das Versprechen, dass es das nächste Mal klappen werde, dass der Schiedsrichter schuld war, das Spielfeld, das Wetter, das Licht, die Linienführung, die Strategie und die Taktik usw. und so fort. Zumindest erleichtert die momentane Illusion diese Geschichte der Misserfolge....worauf dann die vorhersehbare Enttäuschung folgen wird.
Draußen, außerhalb des Geländes hat eine böswillige Hand in die prächtige Wand, die das Stadion einfasst, eingeritzt: ´DIE REALITäT FEHLT´. Aber nicht genug mit dieser Häresie — diese Hand hat die Lettern mit so verschiedenen und kreativen Zeichen und Farben ausgefüllt, dass es nicht mehr wie aufgemalt aussieht. Es ist kein Graffiti mehr sondern eine Inschrift, wie eine Gravour mit der Meisel, welche den Beton befleckt. Eine nicht entfernbare Spur in der apathischen Oberfläche der Mauer. Und der Gipfel des Ganzen: der letzte Strich des letzten ´T´ hat einen Riss geöffnet, der bis zum Fundament reicht. Ein verblasstes und zerrissenes Poster mit dem Photo eines glücklichen heterosexuellen Paares und zwei Kindern, Bub und Mädchen und der Überschrift ´Die glückliche Familie´ versucht ohne Erfolg, die Tiefe zu überdecken welche − vielleicht durch einen optischen Effekt − so aussieht, als ob auch das glückliche Bild der glücklichen Familie einen Riss hätte.
Aber nicht einmal der Lärm von drinnen, der die Wände des Stadions zum Erbeben bringt, schafft es, den Riss zu vertuschen.
Obwohl das Spiel zu Ende ist, verlässt die Masse das Stadion nicht. Obwohl es nicht lange dauern wird, bis sie wieder ins Tal der Ruinen zurückgestoßen wird, wiederholt die verzauberte Masse die eigenen Schreie und Anekdoten werden ausgetauscht: wer hat am lautesten gebrüllt, wer hat den besten Witz erzählt (´meme´ heißt das in der Fachsprache), wer hat die erfolgreichste Lüge verbreitet (die Anzahl der ´likes´ bestimmt den Wahrheitsgehalt), wer hat es von Anfang an gewusst, wer hatte nie einen Zweifel. Auf den Tribünen tauschen einige Männer, Frauen, AnderEr, Analysen aus: entweder ´hast Du gesehen dass die Gegner in der Halbzeit die Leiberl tauschten und jetzt feiern jene den Sieg, welche das Spiel mit der Uniform des gegnerischen Teams begonnen hatten? ´ oder: ´der Schiedsrichter (immer ist es der ´käufliche Schiedsrichter´) hat diesmal seine Aufgabe erfüllt, denn der Sieg dieses Teams reinigt alles und macht ihn berühmt´.
Einige Männer/Frauen/AnderEr die skeptischer sind sehen mit Befremden, dass unter denen, die den Sieg feiern, jene sind, die in gegnerischen Teams spielten und spielen. Sie verstehen nichts. Oder sie verstehen es, aber jetzt ist keine Zeit für das Verstehen, jetzt ist die Zeit des Feierns. Damit es klar ist, flimmert über einen Riesenbildschirm zur gerade modernen Melodie der Text: ´Denken verboten´.
Sie denken bei sich, dass die Nacht verspätet kommt. Aber dann merken Sie, dass es die Reflektoren und die Feuerwerke sind, die eine Helligkeit simulieren. Natürlich handelt es sich um eine selektive Helligkeit. Denn dort, in jenem Eck sind Tribünen eingestürzt und die Erste-Hilfe-Teams kommen nicht, sind sie doch mit Feiern beschäftigt. Die Menschen fragen nicht, wie viele Tote es gibt, sondern von welchem Team sie die AnhängerInnen waren.Weiter hinten, in diesem dunklen Eck, wurde ein Frau attackiert, vergewaltigt, entführt, ermordet, verschwunden gemacht. Aber was, es ist ja nur eine Frau, oder eine alte Frau, oder eine junge Frau, oder ein Mädchen. Die Medien, wie immer im Einklang mit den Zeichen der Zeit, fragen nicht nach den Namen des Opfers sondern ob sie das T-Shirt von diesem oder jenem Team trug.
Aber das sind keine Zeiten für Traurigkeit sondern für das Feiern, zum Anstossen, Das Ende der Geschichte mein Lieber, der Beginn einer neuen Meisterschaft. Draußen erscheint die Dunkelheit wie der malerische Rahmen für den zerstörten Bereich. Wie ein Kriegsschauplatz, denken Sie für sich.
Der Lärm erfordert Ihre Aufmerksamkeit. Sie möchten Abstand gewinnen, um die Auswirkungen dieses großen Triumphs Ihres bevorzugten Teams zu verstehen... Mhm ... War es Ihr bevorzugtes Team? Das spielt jetzt keine Rolle mehr, der Sieger ist immer das bevorzugte Team der Mehrheit. Und natürlich wussten alle, dass der Sieg unvermeidbar war und auf den Tribünen werden die logischen Erklärungen abgegeben: ´ja, ein anderes Ergebnis war gar nicht möglich, nur dieses, die berauschende Trophäe, welche die Farben des bevorzugten Teams krönt.´
Sie versuchen — ohne Erfolg — die Begeisterung, welche die Tribüne und die Logen überschwemmt zu teilen. Ja anscheinend erreicht sie sogar den höchsten Punkt der Anlage, wo man eine luxuriöse Wohnung erahnen kann und auf den polarisierten Fensterscheiben spiegeln sich die Lichter, Schreie und Bilder wider.
Sie drängen sich über die Tribünen, durch Menschenmassen in den Gängen und Stiegenhäusern. Sie suchen jemand oder etwas, der oder das Ihnen nicht befremdend erscheint, Sie bewegen sich wie ein außerirdisches Wesen oder wie ein Reisender aus einer anderen Zeit, der in einem unbekannten Kalender, in einer unbekannten Geographie ankommt.
Sie bleiben in der Nähe von zwei älteren Personen stehen, die voller Aufmerksamkeit eine Art von Anzeigetafel studieren. Nein es ist kein Schachspiel. Nachdem Sie genauer hinsehen, sehen Sie eine Art von Puzzle, nur einige Teile sind eingefügt und das endgültige Bild ist nicht einmal vorgezeichnet.
Eine Person sagt zur anderen: ´Nein ich glaube nicht dass es sich um eine Einbildung handelt. Letztlich muss das kritische Denken von einer Hypothese ausgehen, wie verrückt diese auch erscheinen mag. Aber es bedarf großer Genauigkeit bei der Überprüfung um zum Schluss zu kommen, ob sie weiterführt oder ob man einen neuen Ansatz finden muss.´ Und dann ergreift diese Person ein Teil des Puzzles und sagt: ´Zum Beispiel kann es manchmal so sein, dass das Kleine hilft, das Große zu verstehen. So als ob wir in diesem kleinen Teil bereits die komplette Figur erraten könnten.´ Sie hören nicht, wie das Gespräch weitergeht, denn die umstehenden Gruppen schreien dieses komische Paar an und bringen die Beiden so zum schweigen.
Jemand hat Ihnen ein Flugblatt gegeben. ´Vermisst´ steht darauf und das Foto einer Frau, das Alter ist nicht erkennbar. Eine alte Frau, eine erwachsene Frau, eine Jugendliche, ein Mädchen? Der Wind entreißt Ihnen das Flugblatt und fliegt zusammen mit Konfetti und Papierschlangen durch die Luft, was die Sicht trübt.
Und wenn wir gerade von Mädchen sprechen...
Ein kleines Mädchen, mit dunkler Hautfarbe und seltsamer farbenfroher und verzierter Kleidung betrachtet das Stadion, die Tribünen, die vielfarbigen Lichter, das Lächeln der Sieger und Besiegten, Erstere voller Freude, Letztere mit Bosheit.
Das Mädchen hat einen Zweifel. Das sieht man an seinem Gesichtsausdruck, seinem unruhigen Blick.
Sie fühlen sich edelmütig, schlussendlich haben Sie gewonnen...mhm...haben Sie gewonnen? Nun ja, spielt ja auch keine Rolle. Sie fühlen sich edelmütig und zuvorkommend fragen Sie das Mädchen, was es sucht.
Das Mädchen antwortet: ´Den Ball´. Und ohne Sie auch nur anzusehen wandert sein Blick suchend über die große Anlage.
´Den Ball?´ fragen Sie, so als ob die Frage aus einer anderen Zeit, einer anderen Welt käme.
Das Mädchen seufzt tief und sagt: ´Ja vielleicht hat ihn der Eigentümer.´
´Der Eigentümer?´
´Ja der Eigentümer des Balles, und des Stadions, und der Trophäen, und der Teams und der halt alles besitzt´, sagt das Mädchen, während es versucht, mit seinen kleinen Armen die konzentrierte Realität im großen Stadion zu umfassen.
Sie suchen nach Worten um dem Mädchen zu erklären, dass diese Fragen mit dem Ganzen nichts zu tun haben aber dann erinnern Sie sich.....oder besser gesagt, Sie erinnern sich nicht, dass Sie den Ball je gesehen hätten. Es kommt Ihnen eine dunkle Erinnerung, wenn Sie sich nicht irren, war es am Anfang des Spiels, da sahen Sie den Ball, bedeckt mit den Logos ´An unsere liebenswürdige Sponsoren´. Nicht einmal bei den Toren die geschossen wurden, haben sie ihn bemerkt.
Aber dafür gibt es die Anzeigetafel und diese Tafel zeigt die Realität, die wichtig ist: Jener hat gewonnen, und jener hat verloren. Keine einzige Anzeigetafel zeigt auf, wer der Eigentümer ist, nicht einmal der Eigentümer der Anzeigetafel, ganz zu schweigen vom Eigentümer des Balles, der Teams, der Tribünen, der ´Kameras und Mikrophone´.
Außerdem ist die Anzeigetafel nicht irgendeine Anzeigetafel. Es ist die modernste die es gibt und sie kostete ein Heidengeld. Der VAR ist inkludiert und hilft seinen Angestellten, Punkte auf dem Bildschirm zu- oder wegzuzählen und auch bei der sofortigen oder unzählige Male wiedergegebenen Wiederholung des Slogans ´gemeinsam haben wir Geschichte gemacht´. Die Anzeigetafel zählt nicht die Tore sondern die Schreie. Wer lauter schreit, der gewinnt und daraus folgt der Schluss: wer braucht da noch einen Ball?
Aber dann beginnen Sie in Ihrer Erinnerung zu kramen und da merke Sie etwas Seltsames: wenige Minuten vor Spielende haben die Fans, die fanatischen Anhänger des gegnerischen Teams geschwiegen. Und die Schreie der Anhänger des jetzt siegreichen Teams hatten keine Rivalen. Ja echt seltsam dieser plötzliche Rückzug. Aber noch seltsamer war es anzusehen − auf der Anzeigetafel erschienen noch keine Ergebnisse, nicht einmal die Teilergebnisse — wie das gegnerische Team auf das Spielfeld zurückkehrte nur um den Sieger zu gratulieren .....obwohl der Sieger noch nicht feststand. In den luxuriösen VIP-Logen des Stadions explodierte der Tumult und ihre Banner trugen jetzt die Farben der Siegermannschaft. Wann haben sie ihren Favoriten gewechselt? Wer hat wirklich gewonnen? Und ja: Wer ist der Eigentümer des Balls?
´Und warum möchtest du wissen, wer der Eigentümer des Balls ist? ´ fragen Sie das Mädchen, denn obwohl Ihnen Zweifel gekommen sind, glauben Sie, dass jetzt die Zeit für Trommeln und Rasseln und nicht für törichte Fragen ist.
´Ach so, weil der nie verliert. Es spielt keine Rolle, welches Team gewinnt oder verliert, der Eigentümer gewinnt immer.´
Der Zweifel der in Ihnen aufkommt, beunruhigt Sie. Und noch mehr beunruhigt Sie die Tatsache, dass jene, die behaupteten, dass das jetzt siegreiche Team Unheil bringen würde, jetzt einen Sieg feiern, der vor wenigen Stunden noch nicht der ihrige war. Denn es sieht nicht so aus als ob sie verloren hätten sondern sie feiern so, als ob es ihr eigener Sieg wäre, so als ob sie sagen würden: ´wir haben wieder gewonnen´.
Sie sind gerade dabei dem Mädchen zu sagen, sie soll die Bitterkeit für ein anderes Mal aufheben, dass sie vielleicht gerade ihre Tage hat, oder in einer Phase der Depression ist oder dass sie nichts versteht, schlussendlich ist sie nur ein Mädchen aber in diesem Moment bricht im verehrten Publikum ein Geheul los: die Siegermannschaft kehrt auf das Feld zurück um dem verehrten Publikum für die Unterstützung zu danken. Die Menschen auf den Tribünen betrachten begeistert die modernen Gladiatoren, welche die Bestien besiegten. ....Moment mal! Sind es nicht die Bestien, die jetzt umarmen und feiern und auf ihren Schultern die Siegermannschaft tragen?
Sie denken über die Worte des Mädchens nach. Und dann beunruhigt Sie die Erinnerung daran, dass die gegnerische Mannschaft, die wegen ihrer Grobheiten, Betrügereien und Schlauheit bekannt ist, das Feld kurz vor dem Schlusspfiff verlassen hat. Ja genau, so als ob sie fürchtete, dass die eigene Trägheit sie zum Sieg verhelfen könnte (natürlich durch Betrug) und um das zu verhindern, zog sie sich komplett zurück. Und damit verschwanden auch die Fans, die fanatischen Anhänger, und ja — jetzt fällt es Ihnen auf — ihre wenigen Banner und Fahnen.
Der Tumult geht weiter. Anscheinend ist es auf der Tribüne egal, wie absurd es auch auf dem Spielfeld zugehen mag, wo das Podium für die letzte Preisverleihung wartet.
Sie wiederholen die Frage des Mädchens und schüchtern fragen Sie sich: ´’Wer ist der Eigentümer des Balls?´
Aber das Gebrüll der Menge verschluckt ihre Frage und niemand hört sie.
Das Mädchen nimmt Ihre Hand und sagt: ´Komm, wir müssen gehen.´
´Warum?´ fragen sie.
Und das Mädchen zeigt auf das Fundament der großen Anlage und sagt: ´Es wird zusammenbrechen´.
Aber niemand scheint es zu merken ... Moment mal. Niemand?
(Fortsetzung folgt?)
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In Anbetracht des Obgesagten lädt die Kommission Sexta der EZLN alle Einzelpersonen, Gruppen, Kollektive und Organisationen, welche die CIG unterstützen und — klar doch -noch immer glauben, dass die Veränderungen, die wichtig sind, nie von oben sondern von unten kommen (und ausserdem dass sie nicht ihr Mitgliedsbrieflein und Bittschreiben an den zukünftigen Vorarbeiter abgeschickt haben) ein zum:
Treffen der Unterstützernetzwerke des Indigenen Regierungsrates.
Themenvorschläge:
- Bewertung des Unterstützungsprozesses des CIG und seiner Sprecherin Marichuy sowie der Situation aus der Perspektive der jeweiligen Gruppen, Kolletive und Organisationen
- Vorschläge für das weiter Vorgehen.
- Vorschläge für die Rückkehr zur Befragung der eigenen Gruppen, Kollektive, Organisationen, über die aufgeworfenen Themen.
Ankunft und Einschreibung: Donnerstag 2. August 2018; Einschreibung und Aktivitäten am Freitag den 3., Samstag den 4. und Sonntag den 5. August 2018
Um sich als TeilnehmerIn beim Treffen der Netzwerke einzuschreiben, gilt folgendes Mail:
encuentroredes (AT) enlacezapatista PUNKT org PUNKT mx
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Auch die indigenen zapatistischen Gemeinden laden jene ein, welche die Kunst als Berufung oder Wunschtraum ansehen und zwar zum:
CompARTE FÜR DAS LEBEN UND DIE FREIHEIT
«Male den vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen schlechten Regierungen Schneckerl an die Wand´
Vom 6. bis 9. August 2018
Ankunft und Einschreibung: Wann immer es euch möglich ist zwischen 6. und 9. August 2018.
Schlusskundgebung am 9. August, 15. Jahrestag der Gründung der zapatistischen Caracoles.
Das Programm werden jene gestalten, die mitmachen, aber ganz sicher werden MusikerInnen, TheatermacherInnen, TänzerInnen, MalerInnen, BildhauerInnen, VorleserInnen uswInnen aus den zapatistischen Gemeinden im Widerstand und Rebellion dabei sein.
Für die Einschreibung als TeilnehmerIn oder als ZuhörerIn:
asistecomparte2018 (AT) enlacezapatista PUNKT org PUNKT mx
participacomparte2018 (AT) enlacezapatista PUNKT org PUNKT mx
Alles findet im Caracol von Morelia statt (dort, wo das Treffen der Frauen, die kämpfen stattfand) in der Zone Tzotz Choj, zapatistischer Boden in Widerstand und Rebellion.
Wichtig, wichtig: Bringt Teller, Glas und Löffel mit, denn die Frauen die kämpfen haben bereits vorgeschlagen, kein Einweggeschirr, das die Umwelt verschmutzt und außerdem einen furchtbaren Müllhaufen hinterlässt, zu verwenden. Nicht schlecht wäre es, wenn ihr eine Taschenlampe mitbringt und ein Irgendetwas, das ihr zwischen der würdigen Erde und euren würdigen Körper legt oder ein Zelt. Ein Regenmantel oder Nylon, falls es regnet wäre auch nicht schlecht. Tabletten und Spezialessen, falls ihr das braucht. Und alles das, was ihr sonst noch braucht und — wenn ihr dann eure Reklamationen niederschreibt dann können wir antworten: ´wir haben es vorher gesagt´. Für die Menschen die bereits älter sind, ´de juicio´ wie wir das nennen (´mit Urteilsvermögen´ = Anmerkung der Übersetzerin), werden wir schauen, dass wir sie so weit wie möglich in einer für sie adäquaten Unterkunft unterbringen.
Anmerkung: Männern und anderen Minderheiten ist der Zugang erlaubt
Für die Comisión Sexta der EZLN.
Subcomandante Insurgente Moisés. | Subcomandante Insurgente Galeano.
México, 4. Juli 2018.
P.S.- Nein, wir Zapatistinnen und Zapatisten nehmen NICHT an der Kampagne ´zum Wohle aller, zuerst die Knochen´ teil. Auch wenn sie den Vorarbeiter, den Gutsverwalter, den Aufseher austauschen, der Gutsbesitzer bleibt immer der gleiche. Ergo ...
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