EZLN Kommunique zu Montes Azules
Kommunique vom 13.10.2004 | |
EZLN | |
übersetzt von: Dana |
Kommunique des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees
Generalkommando der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung
Mexiko.
Oktober 2004.
An das mexikanische Volk:
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft:
Brüder und Schwestern:
Die EZLN wendet sich an Sie um folgendes bekanntzugeben:
Erstens. — Aufgrund der Zusetzungen paramilitärischer Gruppen und der Intoleranz, die von der Institutionellen Revolutionären Partei [PRI] in einigen Gemeinden geschürt wurde, sahen sich Dutzende zapatistische indigene Familien vor längerer Zeit gezwungen auszuziehen, und kleine Bevölkerungsgruppen in der sogenannten "Montes Azules Biosphäre" zu gründen.
Während der Zeit die sie in dieser furchtbaren Lage verbrachten, fernab ihrer Heimat, unternahmen die vertriebenen Zapatisten große Anstrengungen um unsere Gesetze einzuhalten, die bestimmen, dass der Wald geschützt werden muss. Nichtsdestotrotz drohte die Bundesregierung — im Auftrag der transnationalen Konzerne, die versuchen über den Reichtum der Selva Lacandona die Kontrolle zu ergreifen — immer wieder gedroht, alle Dörfer in dieser Region, einschließlich der zapatistischen, gewaltsam aufzulösen.
Die Compañeros und Compañeras verschiedener Gemeinden, die von der Vertreibung bedroht sind, beschlossen so lange Widerstand zu leisten, wie die Regierung sich weigerte die San Andrés Abkommen einzuhalten. Ihre Entscheidung wurde von der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung respektiert und unterstützt. Wir wiesen damals darauf hin, und bestätigen dies heute erneut: jede gewaltsame Vertreibung unserer Gemeinden, wird von uns, uns allen, auf gleiche Art beantwortet werden.
Zweitens. — Die Fortschritte der "Juntas der Guten Regierung", versorgte viele zapatistische indigene Gemeinden mit der Möglichkeit, ihre Lebensbedingungen wesentlich zu verbessern. Die rebellischen Gemeinden haben Erfolge erzielt, besonders bei der ärztlichen Versorgung und der Schulbildung — ohne irgendeine Unterstützung seitens der Bundes-, staatlichen, oder munizipalen Behörden — die jene der offiziellen Bezirke bei weitem übertreffen.
Dies wurde ermöglicht durch die Hilfe von Brüdern und Schwestern aus Mexiko und der ganzen Welt.
Diese Zuwendungen konnten jedoch nicht alle Rebellengemeinden erreichen. Insbesondere die vertriebenen Bevölkerungen in Montes Azules, konnten von diesen Fortschritten nicht profitieren.
Drittens. — Mit Achtung vor ihrer Autonomie, wendete sich das Generalkommando der EZLN an die Junta der Guten Regierung "Hacia la Esperanza" in der Selva Grenzregion, mit Sitz in La Realidad, um sie um Hilfe für die ärztliche Versorgung, Schulbildung und Handel für diese vertriebenen Gemeinden zu ersuchen. Die Junta der Guten Regierung antwortete, dass sie soweit es ihnen möglich ist, alles nötige unternehmen würden, um diese zapatistischen Brüder und Schwestern zu unterstützen.
Die Entfernung und verstreute Lage einiger dieser Dörfer sind dabei jedoch ein ernstes Problem. Die EZLN hat daher zugestimmt, mit der ausdrücklichen Zustimmung ihrer Einwohner, einige der zapatistischen Dörfer in diese Region zu rekonzentrieren, damit sie von der Junta der Guten Regierung der Selva Grenzregion aufgenommen werden können.
Die Dörfer auf die wir uns beziehen sind:
Primero de Enero. San Isidro. 12 de Diciembre. 8 de Octubre. Santa Cruz. Nuevo Limar. Agua Dulce.
Dies betrifft insgesamt 50 Familien.
Wir möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um die einzigen zapatistischen Dörfer in Montes Azules handelt. Es gibt andere zapatistische Bevölkerungszentren in dieser Region, die weiterhin unter der Drohung der Vertreibung leben.
Viertens. — Das Generalkommando der EZLN hat mehrere Monate lang Gespräche mit den Compañeros und Compañeras dieser Dörfer Gespräche geführt, und gemeinsam nach Wege gesucht ihre schwierige Situation ein wenig zu verbessern.
Zusammen wurde der Beschluss erzielt, dass es das beste wäre, wenn einige Dörfer an einem Ort zusammengefasst werden würden. Auf diese Weise wären sie besser in der Lage Drohungen Widerstand zu leisten, und sie könnten sich besser um die Selva kümmern, sie werden an den Fortschritten der Junta der Guten Regierung teilhaben, und sie werden in der Lage sein sich besser an den Kampf der EZLN für die Respektierung und Anerkennung der indigenen Rechte und Kultur zu beteiligen.
Fünftens. — Mit der Zustimmung dieser Dörfer und der Junta der Guten Regierung der Selva Grenzregion, wendet sich die EZLN an die nationale und internationale Zivilgesellschaft, um sie um ihre moralische und finanzielle Unterstützung dieser Rekonzentrierung zu ersuchen, denn im Einklang mit dem zapatistischen Widerstand haben diese Dörfer erklärt, dass sie keine Hilfe von der staatlichen und bundesstaatlichen Regierungen annehmen werden.
Sechstens. — Mit der gleichen Zustimmung, hat sich das Generalkommando der EZLN an die Sozialaktivistin Rosario Ibarra de Piedra gewandt, um sie respektvoll zu ersuchen alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, um es der nationalen und internationalen Zivilgesellschaft zu ermöglichen, dieses Vorhaben finanziell und durch ihre Mitwirkung zu unterstützen.
Dies erfolgt unter der Voraussetzung, dass eine klare Kontenführung vorgelegt erden wird, und dass die EZLN sich öffentlich verpflichtet, absolut sicherzustellen, dass das Geld für nichts anderes verwendet wird, als die Rekonzentrierung unter würdigen Voraussetzungen dieser Compañeros und Compañeras.
Sobald Doña Rosario akzeptiert hat, und die betroffenen Gemeinden dies beschließen, wird die EZLN die Details der einzelnen Schritte und Arbeiten für diese Rekonzentrierung bekannt geben.
Siebtens. — Wir hoffen aufrichtig, dass die nationale und internationale Zivilgesellschaft unser Aufruf zur Unterstützung dieser Gemeinden beantworten wird, um so ihre zapatistischen Lebensbedingungen, das heißt, ihren Kampf und Widerstand, zu verbessern.
Demokratie! Freiheit! Gerechtigkeit!
Aus den Bergen des mexikanischen Südostens.
Für das Geheime Revolutionäre Indigene Komitee — Generalkommando der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung.
Subcomandante Insurgente Marcos.
Mexiko, Oktober 2004, 20 und 10.
Quelle: http://palabra.ezln.org.mx/comunicados/2004/2004_10_13.htm
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