Urgent Action (UA) vom
Aufklärung des Massakers von Chinkultic
Urgent Action 17.10.2008
Arbeitsgruppe Chiapas
übersetzt von: Rosa
 

Am 3. Oktober 2008 wurden bei einem Polizeieinsatz in der Gemeinde Miguel Hidalgo im mexikanischen Bundesstaat Chiapas sechs Personen ermordet. Weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Gemeinde Miguel Hidalgo liegt in der Nähe der touristisch geprägten Seenlandschaft Lagunas de Montebello im Südosten von Chiapas. Hintergrund des Massakers ist der Streit um die Nutzung der dort befindlichen archäologischen Stätten von Chinkultic. Die BewohnerInnen der Gemeinde besetzten das Gebiet am 7. September 2008. Ihrer Meinung nach vernachlässigen die Behörden deren Unterhaltung und Pflege. Zudem profitiert die Gemeinde aus ihrer Sicht zu wenig von den Einnahmen. Die Gemeinde war nach der Besetzung mit den Behörden in Kontakt getreten, um eine friedliche Lösung für diesen Konflikt zu finden. Die letzte Verhandlungsrunde fand am Donnerstag den 2. Oktober statt.

Am Freitag, den 3. Oktober, wurde die besetzte archäologische Zone Chinkultic von 40 Polizisten der Policia Federal Preventiva (PFP) sowie der Policia Estatal Preventiva (PEP) geräumt.

Die Polizeieinheiten drangen zudem in die Gemeinde Miguel Hidalgo mit Fahrzeugen, Pferden und zu Fuß sowie unter Einsatz von Tränengas ein und verschafften sich auf gewaltsame Weise Zutritt zu einigen Häusern. Die Bevölkerung setzte sich daraufhin mit Stöcken und Macheten zur Wehr und entwaffnete die Beamten. Am Nachmittag desselben Tages kamen weitere 300 Polizisten der PEP, PFP sowie der Föderalen Untersuchungsbehörde AFI nach Miguel Hidalgo.

Im Verlaufe der weiteren Eskalation gab es nach Aussagen des Menschenrechtszentrums Fray Bartolome de las Casas 17 Verwundete, sechs davon durch Schusswaffen, sowie zwei Tote. Vier schwer verletzte Personen wurden von einem Bewohner des Nachbardorfes mit seinem Auto abtransportiert, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Polizeieinheiten der PEP hielten dieses Fahrzeug an, töteten den Fahrer des Wagens und erschossen drei der verwundeten Personen.

Das Massaker, an dem sowohl bundesstaatliche als auch föderale Einheiten beteiligt waren, ist eine fundamentale Verletzung von Menschenrechten, unter anderem gegen das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, zu deren Einhaltung sich die mexikanische Regierung in der mexikanischen Verfassung und durch die Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verpflichtet hat.

Das Massaker von Miguel Hidalgo ist Ausdruck einer Regierungspraxis der Bundesregierung und der Regierung des Bundesstaates Chiapas, die sozialen Protest zunehmend kriminalisiert und gewaltsam gegen diesen vorgeht, ohne dabei grundlegende Menschenrechte zu beachten. Auch wenn seitens des Staates im vorliegenden Fall erste Maßnahmen gegen die Täter ergriffen wurden, erfolgen die Ermittlungen gegenüber Angehörigen der Streitkräfte oftmals nur schleppend oder überhaupt nicht.

Darüber hinaus verletzt das Vorgehen die Vorgaben der ILO-Konvention 169. Diese besagt, dass indigene Bevölkerungsgruppen an der Verwaltung ihrer Gebiete partizipieren können und bei deren Nutzung und Ausbeutung Mitspracherechte besitzen. Diese von der mexikanischen Regierung unterzeichneten Verpflichtungen wurden im vorliegenden Fall nicht eingehalten.

Weitere Informationen:
Sechs Tote bei Polizeieinsatz in der archäologischen Zone von Chiapas
FrayBa: Vorläufige Information zum Massaker von Chinkultic
Sechs Tote bei Räumung einer besetzten archäologischen Stätte in Chiapas
Massaker von Chinkultic: Schreiben der Menschenrechtskoordination

Briefmuster

Betreff: Esclarecimiento de la Masacre de Chinkultic

¡Protesto enérgicamente contra la masacre en Chinkultic!
¡Alto a la represión contra comunidades indígenas en Chiapas!

Al gobierno de México
Al gobierno de Chiapas
A la sociedad civil nacional e internacional

El 3 de Octubre elementos policíacos de nivel federal y estatal llevaron a cabo una masacre en la comunidad de Miguel Hidalgo que se saldó con la muerte de seis personas. Otros habitantes resultaron gravemente heridos.

La comunidad de Miguel Hidalgo, municipio La Trinitaria, está ubicada cerca de la atracción turística de las Lagunas de Montebello en el sur de Chiapas. El origen de la masacre radica en uso de los yacimientos arqueológicos de Chinkultic en esta zona. Los comuneros de la comunidad limítrofe Miguel Hidalgo ocuparon este lugar el 7 de Septiembre 2008. Según ellos, las autoridades descuidan el mantenimiento y cuidado de dicha zona. Además la comunidad no recibe mas que una mínima parte de los ingresos. Tras la toma de los yacimientos, la comunidad estaba negociando con las autoridades para llegar una solución pacífica del conflicto. La última negociación se llevó a cabo el 2 de octubre.

El día 3 de Octubre 40 elementos policíacos de la PFP y de la PEP desalojaron la zona arqueológica. Posteriormente los elementos policíacos entraron en la comunidad de Miguel Hidalgo con vehículos, a caballo y a pié, tirando gases lacrimógenos y allanando varios domicilios. Los integrantes de la comunidad se opusieron con piedras, palos y machetes, y desarmaron a los elementos policíacos. En la tarde, llegaron a la comunidad otros 300 elementos de la PFP, de la PEP y de la AFI (Agencia Federal de Investigaciones).

Según las informaciones del Centro Derechos Humanos Fray Bartolomé de las Casas (FrayBa), dos personas resultaron muertas en las confrontaciones y 17 resultaron heridas, seis de ellas por armas de fuego. Cuatro de los heridos graves fueron trasladados por un miembro de una comunidad vecina en su vehículo, con la intención de llevarlos a un hospital. Unidades de la PEP interceptaron el vehículo, mataron al chófer y ultimaron a tres de los heridos.

La masacre efectuada por las policías federal y estatal significa una violación muy grave de los derechos humanos, entre otros del derecho a la vida y a la integridad personal. Con la firma de la Declaración Universal de los Derechos Humanos, otros convenios internacionales y en su propria Constitución, el gobierno mexicano se comprometió a respetar y a cumplir los derechos humanos.

La masacre de Miguel Hidalgo se enmarca dentro de la práctica del gobierno federal y del estado de Chiapas de criminalizar las protestas sociales y de reprimirlas de manera violenta, sin respetar los derechos humanos fundamentales. Aunque el Estado haya tomado ya las primeras medidas contra los autores de la masacre, las diligencias judiciales contra miembros de las fuerzas de seguridad son a menudo lentas o no existen.

Por otra parte, el gobierno mexicano no cumple su compromiso de respectar la convención de la OIT 169, según la cual las grupos indígenas tienen el derecho a participar en la gestión de su territorio, así como a participar en la decisión de su uso y su explotación. Estas obligaciones suscritas por el Gobierno Mexicano también fueron violadas en este caso.

Exijo a los gobiernos federal y chiapaneco:

- ¡El cese inmediato de la represión en contra comunidades indígenas!
- ¡El rápido esclarecimiento de los hechos así como un castigo a los responsables de la masacre!
- ¡El respeto a los derechos humanos!
- ¡La garantia de la integridad física de los miembros de las comunidades indígenas!
- ¡El Respeto y el cumplido de los acuerdos internacionales referentes a la participación de comunidades indígenas, tal y como están descritos por el Convenio 169 de la OIT y por la ONU en la Declaración de los Derechos de los Pueblos Indígenas del año 2007!
- ¡La participación de las comunidades en la administración de los recursos locales!
- ¡La implementación de los acuerdos de San Andrés sobre la autonomía indígena!

Übersetzung

Ich protestiere energisch gegen das Massaker von Chinkultic!
Die Repression gegen die indigenen Gemeinden in Chiapas beenden!

An die mexikanische Regierung
An die Regierung in Chiapas
An die nationale und internationale Zivilgesellschaft

Am 3. Oktober 2008 wurden bei einem Polizeieinsatz in der Gemeinde Miguel Hidalgo im mexikanischen Bundesstaat Chiapas sechs Personen ermordet. Weitere Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Die Gemeinde Miguel Hidalgo liegt in der Nähe der touristisch geprägten Seenlandschaft Lagunas de Montebello im Südosten von Chiapas. Hintergrund des Massakers ist der Streit um die Nutzung der dort befindlichen archäologischen Stätten von Chinkultic. Die BewohnerInnen der Gemeinde besetzten das Gebiet am 7. September 2008. Ihrer Meinung nach vernachlässigen die Behörden deren Unterhaltung und Pflege. Zudem profitiert die Gemeinde aus ihrer Sicht zu wenig von den Einnahmen. Die Gemeinde war nach der Besetzung mit den Behörden in Kontakt getreten, um eine friedliche Lösung für diesen Konflikt zu finden. Die letzte Verhandlungsrunde fand am Donnerstag den 2. Oktober statt.

Am Freitag, den 3. Oktober, wurde die besetzte archäologische Zone Chinkultic von 40 Polizisten der Policia Federal Preventiva (PFP) sowie der Policia Estatal Preventiva (PEP) geräumt.

Die Polizeieinheiten drangen zudem in die Gemeinde Miguel Hidalgo mit Fahrzeugen, Pferden und zu Fuß sowie unter Einsatz von Tränengas ein und verschafften sich auf gewaltsame Weise Zutritt zu einigen Häusern. Die Bevölkerung setzte sich daraufhin mit Stöcken und Macheten zur Wehr und entwaffnete die Beamten. Am Nachmittag desselben Tages kamen weitere 300 Polizisten der PEP, PFP sowie der Föderalen Untersuchungsbehörde AFI nach Miguel Hidalgo.

Im Verlaufe der weiteren Eskalation gab es nach Aussagen des Menschenrechtszentrums Fray Bartolome de las Casas 17 Verwundete, sechs davon durch Schusswaffen, sowie zwei Tote. Vier schwer verletzte Personen wurden von einem Bewohner des Nachbardorfes mit seinem Auto abtransportiert, um sie ins Krankenhaus zu fahren. Polizeieinheiten der PEP hielten dieses Fahrzeug an, töteten den Fahrer des Wagens und erschossen drei der verwundeten Personen.

Das Massaker, an dem sowohl bundesstaatliche als auch föderale Einheiten beteiligt waren, ist eine fundamentale Verletzung von Menschenrechten, unter anderem gegen das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, zu deren Einhaltung sich die mexikanische Regierung in der mexikanischen Verfassung und durch die Unterzeichnung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verpflichtet hat.

Das Massaker von Miguel Hidalgo ist Ausdruck einer Regierungspraxis der Bundesregierung und der Regierung des Bundesstaates Chiapas, die sozialen Protest zunehmend kriminalisiert und gewaltsam gegen diesen vorgeht, ohne dabei grundlegende Menschenrechte zu beachten. Auch wenn seitens des Staates im vorliegenden Fall erste Maßnahmen gegen die Täter ergriffen wurden, erfolgen die Ermittlungen gegenüber Angehörigen der Streitkräfte oftmals nur schleppend oder überhaupt nicht.

Darüber hinaus verletzt das Vorgehen die Vorgaben der ILO-Konvention 169. Diese besagt, dass indigene Bevölkerungsgruppen an der Verwaltung ihrer Gebiete partizipieren können und bei deren Nutzung und Ausbeutung Mitspracherechte besitzen. Diese von der mexikanischen Regierung unterzeichneten Verpflichtungen wurden im vorliegenden Fall nicht eingehalten.

Ich fordere:

- ein sofortiges Ende der Repression gegen die indigenen Gemeinden in Chiapas!
- die schnelle Aufklärung und Bestrafung der Verantwortlichen des Massakers!
- die Einhaltung der Menschenrechte!
- die Garantie der körperliche Integrität der Angehörigen indigener Gemeinden!
- die Respektierung und Einhaltung der internationalen Vorgaben zur Partizipation der indigenen Gemeinden, wie sie in der ILO-Konvention 169 und in der UN-Deklaration über die Rechte indigener Völker aus dem Jahr 2007 zum Ausdruck kommen!
- die Beteiligung der indigenen Gemeinden an der Verwaltung der lokalen Ressourcen! die Umsetzung der Abkommen von San Andrés über die indigene Autonomie!

 

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