UA von ai: Raúl Hernández (OPIM) nach Freispruch bedroht
amnesty international vom 02.09.2010
 

Raúl HernándezMexiko
UA-314/2008-5
Index:
AMR 41/064/2010
02. September 2010

RAÚL HERNÁNDEZ, Mitglied der Indigenenorganisation Me’phaa (OPIM)

Am 27. August wurde der gewaltlose politische Gefangene und Indigenensprecher Raúl Hernández nach über zwei Jahren Haft freigelassen. Doch in den Tagen seit seiner Freilassung sind er und andere engagierte Indigene bedroht worden und befinden sich erneut in großer Gefahr.

Am 27. August wurde Raúl Hernández, Mitglied der Indigenenorganisation Organización del Pueblo Indigena Me’phaa (OPIM), von einer Mordanklage freigesprochen, deretwegen er seit April 2008 in der Gemeinde Ayutla im Bundesstaat Guerrero im Süden Mexikos in Haft gesessen hatte. Die Freude über die offizielle Bestätigung seiner Unschuld und den Missbrauch des Justizsystems, das ihn ungerechtfertigt so lange festgehalten hatte, ist nach den neuerlichen Drohungen jedoch erheblich getrübt.

Am 28. August wurde eine Tochter von Inés Fernández im Zentrum von Ayutla von zwei Männern angesprochen. Inés Fernández ist Mitglied von OPIM und wurde 2002 von Soldaten vergewaltigt. Sie hat sich im Bemühen um Gerechtigkeit an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte gewandt. Die beiden Männer drohten der Familie, sie zu töten, wenn sie in Ayutla bliebe. Bei der Drohung bezogen sie sich auch auf Raúl Hernández.

Am 30. August schoss eine Gruppe von Männern auf Álvaro Ramírez Concepción, den Koordinator der Organisation OFPM (Organización para el Futuro del Pueblo Mixteco), als er auf einem Stück Land nahe Juquila in der Gemeinde Ayutla arbeitete. Er wurde dabei schwer verletzt und man brachte ihn in ein Krankenhaus, wo er zurzeit noch behandelt wird. Audencio Ramírez Concepción, Ambrosio García Catarino und Ramón García Guadalupe wurden ebenfalls verletzt. Die Angreifer sind bis heute flüchtig. Die OPIM und die OFPM sind zwei eng miteinander verbundene Organisationen in Ayutla. Aktivist_innen beider Gruppen werden immer wieder bedroht und angegriffen.

Im April 2009 wies der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte die mexikanische Regierung an, die Sicherheit von 109 Menschenrechtsverteidiger_innen im Bundesstaat Guerrero zu garantieren, insbesondere von denen, die sich nach dem Mord an zwei OPIM-Sprechern bei OPIM oder OFPM engagieren.

Briefmuster

Betreff: La preocupación por la seguridad de Raúl Hernández

Quería manifestar satisfacción por la liberación de Raúl Hernández tras pasar dos años en prisión.

Además quiero comunicarle mi preocupación por la amenaza contra Raúl Hernández, Inés Fernández y la familia de ésta. Pido a las autoridades que cumplan las medidas provisionales dictadas por la Corte Interamericana de Derechos Humanos y garanticen la seguridad de todos los amenazados, conforme a los deseos de los propios afectados.

También quiero expresar mi preocupación por el ataque y las heridas sufridos por el activista de la OFPM Álvaro Ramírez Concepción. Ruego que se garantice su seguridad y la de los demás hombres heridos en el ataque.

Finalmente ruego inicien una investigación inmediata, exhaustiva e imparcial sobre las amenazas y el ataque, con el fin de garantizar que los responsables comparecen ante la justicia y que los activistas de la OPIM y la OFPM pueden llevar a cabo sus actividades legítimas sin temor a represalias.

Con mi mayor consideración

Übersetzung

[personalisierte Anrede],

hiermit möchte ich meine Sorge um die Sicherheit von Raúl Hernández und anderen MenschenrechtsaktivistInnen ausdrücken.

Der gewaltfreie politische Aktivist der Indigenenorganisation OPIM war am 27. August 2010 nach einem Freispruch von einer Mordanklage aus dem Gefängnis entlassen worden. Es ist davon auszugehen, dass die Anklage politisch motiviert gewesen war.

Einen Tag später wurde eine Tochter des OPIM-Mitglieds Inés Fernández in der Stadt Ayutla von zwei Männern angesprochen. Sie drohten damit, ihre Familie zu töten, falls sie in der Stadt bliebe. Dabei bezogen sie sich auch auf Raúl Hernández.

Am 30. August 2010 wurden in Ayutla zudem ein Mitglied der Organisation OFPM und weitere Männer bei einem bewaffneten Angriff verletzt. Die OFPM und die OPIM arbeiten eng zusammen.

Obwohl ich die Freilassung von Raúl Hernández sehr begrüße, bereiten mir die Drohungen gegen die Familie von Ines Fernández große Sorge. Ich fordere Sie hiermit auf, die Schutzmaßnahmen einzuhalten, die der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte 2009 für MenschenrechtsverteidigerInnen im Bundesstaat Guerrero verfügt hat. Zudem muss der Angriff vom 30. August 2010 aufgeklärt und die Verantwortlichen vor Gericht gestellt werden.

Hochachtungsvoll


 

Quelle: http://www.amnesty.de/urgent-action/ua-314-2008-5/nach-freispruch-bedroht

 

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