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1983 waren wir sechs, heute sind wir Tausende ...

La Jornada vom 19.11.2004
Hermann Bellinghausen
übersetzt von Thomas

  Die zapatistischen Räte bestätigen die Losung des Gehorchenden Regierens 1983 waren wir sechs, heute sind wir Tausende, sagt die Junta de Buen Gobierno von La Garrucha

La Garrucha, Chiapas, 18. November. "1983 waren wir sechs Zapatisten, heute sind wir Tausende‰. Diese wenigen Worte fassen die nächtliche Botschaft der Junta de Buen Gobierno (JBG) zusammen, während ein weiterer Jahrestag der Zapatistischen Armee der nationalen Befreiung (EZLN) gefeiert wurde. Zur gleichen Zeit erneuerte sich der autonome Rat des Landkreises Francisco Gómez. Seine Mitglieder übergaben in freudig erregter Weise die ämter an die neue autonome Regierung, die für die nächsten drei Jahre die Arbeit übernimmt.

"Wir haben nicht alle Arbeiten erfüllen können, für die wir zuständig waren‰, entschuldigt sich einer von ihnen. "Wir wussten es nicht, wir lernten es erst." EineR nach dem anderen, ergriffen die zehn alten und die zehn neuen Ratsmitglieder das Wort, die Mehrheit in Tzeltal, und sprachen über ihre ämter in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Justiz etc.

Angesichts des offensichtlichen Fehlens von Frauen (ein Mal mehr) in dieser autonomen Regierung übte der alte Rat Selbstkritik und mahnte die neuen Repräsentanten, dieses Verhalten zu ändern und sich der Beteiligung der Ehefrauen, Töchter und Schwestern zu öffnen. Dieser Punkt wurde konstant in den Gemeindeversammlungen und durch Radio Insurgente thematisiert. In Übereinstimmung mit den LehrerInnen der neuen Oberschule (secundaria) beginnt sich der Effekt dieses Typs von Bildungskampagne bemerkbar zu machen: Bis vor einigen Monaten war die Mehrheit der Schüler männlich, heute sind fast die Hälfte Frauen.

Die JBG "Weg der Zukunft" erinnerte an die Geburt der EZLN und all die Jahre der Organisation und Vorbereitung des bewaffneten Aufstands von 1994, die Entwicklung des zapatistischen Prozesses hin zu autonomen Regierungen, die Umwandlung der Aguascalientes in Caracoles und die Errichtung der JBG (dieser praktischen Schule des gehorchenden Regierens).

"Wir werden einen weiteren Tag feiern, dass die Compañeros hier sind‰, drückte ein Mitglied der JBG aus und bedankte sich bei "den aufständischen kämpfenden Compañeros" für ihre Arbeit im Kampf. "Die Dörfer hier sind mit Euch".

Die Feier fand auch in den anderen (autonomen, Anm. d. Übersetzers) Landkreisen der so genannten Selva Tzeltal statt: San Manuel (wo auch ein neuer Autonomer Rat antritt), Flores Magón, Primero de Enero und Francisco Villa (wo die Räte in wenigen Monaten wechseln).

Es ist erwiesen, dass die "Tier"-Kekse in dieser Cañada des Lakandonischen Urwaldes besonders geschätzt werden. Daher ist es kein Zufall, dass sie eines der Wandbilder des Caracols illustrieren und der Satz des Subcomandante Marcos zu lesen ist: "Die Hoffnung ist wie die ?Tier‚-Kekse, sie bringt nichts, wenn sie nicht gefüllt ist". Keksfarbige Elefanten spazieren durch den grünen und blumigen Urwald, die Häuser und die Milpas, während zwischen den Bergen viele Gesichter mit Pasamontañas und rotem Paliacate hervorschauen. Eine große gelbe Sonne in der rechten Ecke erscheint wie ein Feuer.

In der Nacht, nach der Zeremonie des Jahrestages der EZLN, versammelte sich die JBG, um Kaffee auf einem langen Tisch auszuschenken, vor sich zwei Suppenteller überfüllt mit "Tier"- Keksen. Auf dem großen Platz des Caracols ?Widerstand bis zu einem neuen Sonnenaufgang‚, wo Hunderte von Indígenas Cumbias und Norteñas tanzten, bildete sich eine lange Schlange hin zur Kollektiv-Küche. In deren Innerem wurde, in einer unglaublichen Atmosphäre des Abwartens, aus zwei großen Säcken Hände voll von "Tier"-Keksen für alle verteilt.

Stunden vorher warteten ähnliche Schlangen von Männern, Frauen und Kindern, um Suppe mit Fleisch zu bekommen. Denn der 21. Jahrestag der EZLN hat das Leben dreier Rinder gekostet, ein großer Luxus. Der Rest der Feier wurde einfach begangen. Außer dem Pozol und den Tortillas, die die Familien mitgebracht haben, gibt es nur Kaffee, Erfrischungsgetränke, etwas Reis, Bananen, gekochte Maiskolben und ... "Tier"-Kekse.

"Willst Du die südöstliche Uhrzeit wissen ?", fragt ein Schild im Laden-Kantine-Cyberpozol "Snaul capel" (mit Internet-Dienst). "Hol Dir Deine Casio-Uhr für 100 Pesos. Billig". Ein anderes: "Unterstütze den Widerstand und kleide Dich sensationell im Näh-Workshop Frauen im Widerstand."

Es ist eines der vielen Paradoxe des Zapatismus, der den Konsum alkoholischer Getränke verbietet, dass die Jugendlichen sich näherkommen und zum Klang von Corridos und Cumbias tanzen , deren Geschichten in Cantinas [Trinkhallen] spielen, und Liebeskummer wird darin mit Alkohol bekämpft. Die Gruppe Súper Ritmo spielt diesen Morgen unermüdlich weiter. Plötzlich durchquert eine Patrouille mit 20 Soldaten der Bundesarmee La Garrucha. Das passiert zwei- oder viermal am Tag, immer. Auf einer Ebene, am Ende des Dorfes, wohnt eine kleine Menschenmenge den Finalspielen des Fußballturniers bei. Jetzt wärmt die Sonne nach einer Nacht des Regens.

 Quelle:  
  https://www.jornada.com.mx/ 
 

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