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Warum JA zur Befragung und JA zur Frage
EZLN vom 25.07.2021 |
übersetzt von Christine, RedmycZ |
25. Juli 2021.
Warum JA zur Befragung und JA zur Frage.
Juli 2021.
ZUSAMMENFASSUNG: Es wird aufgerufen an der Volksbefragung teilzunehmen, denkend an die Opfer. Zur Wahlurne gehen. Wenn Ihnen der Höchst-Regierende nicht gefällt oder wenn Sie zu recht argwöhnen, Ihre Teilnahme wird dazu verwendet, um die von Oben zu legitimieren — das heißt, es ist [lediglich] die Probe für eine spätere Volksbefragung zur Ausweitung der Amtsperiode des Präsidenten. Oder wenn sie argwöhnen, es handele sich dabei um (eine weitere) Geldverschwendung; oder was der Höchst-Regierende eigentlich wolle, sei ein Verhandeln mit seinen Präsidenten-Vorgängern, damit sie seine schlechte Stimmung etwas aufhellen; oder es handele sich einzig und allein um Demagogie — dann wird Ihnen geraten: Gehen Sie nicht ins Wahllokal. Stattdessen wird Ihnen vorgeschlagen, einen Brief zu schreiben — sei das ein individueller oder ein kollektiver — und ihn an eine Opfer-Organisation zu senden — worin Sie schreiben, dass Sie ihren Schmerz respektieren und sie in ihren Forderungen nach Wahrheit und Gerechtigkeit unterstützen. Oder eine Kolumne in einer Zeitung zu schreiben, oder einen twit, einen Eintrag auf Ihrem Blog, Ihrem Nachrichtenformat; Ihrem facebook, instagram oder wo auch immer. Oder ein Gemälde, ein Lied, ein Graffiti, ein Gedicht, eine Rede, eine Sonate, eine Pirouette, eine Figur, ein Theaterstück, ein Kunstwerk zu schaffen. Oder eine Analyse, ein Kolloquium, ein Lehrstuhl, eine Konferenz, ein Saatfeld. Oder was auch immer Ihnen einfällt. Und mehr noch: Damit Ihre Ablehnung deutlich zum Ausdruck kommt, machen Sie es in unzeitgemäßer Form. Das heißt, einen oder einige Tage nach dem 1. August und setzen Sie es im Lauf des Jahres und in den Folgejahren fort. Sie werden eindringlich darauf hingewiesen, sich zu organisieren, da Sie bereits, vielleicht ohne es zu wissen, Teil der zukünftigen und möglichen Opfer der ’politischen Entscheidungen — welche jetzt und in Zukunft von den politischen Akteuren des mexikanischen Staates getroffen werden’ — sind. Darum geht es. Oder resigniert zu akzeptieren, dass — wenn Sie zum Opfer werden — der ’politische Akteur’, verantwortlich dafür dass Ihnen dies nicht passiert — statt den oder die Schuldigen zu untersuchen, zu verfolgen und zu bestrafen — erklärt, ’Sie seien selber schuld’. Er wird den Fall verurteilen, na klar doch — und sagen, dass die Nachforschungen ’bis in die letzten Konsequenzen durchgeführt würden und niemand verschont bliebe’— während Ihr Name und Ihre persönliche Geschichte zu einer Nummer in der Statistik werden.
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Erstens.- Die zapatistischen Pueblos werden in unzeitgemäßer Form an der sogenannten ’Volksbefragung’ teilnehmen: mit Gemeindeversammlungen, entsprechend der Tradition und Praxis der Pueblos originarios. Ihr Ergebnis wird an die Organisationen der Opfer von Gewalt, der Suche nach Verschwunden gemachten und der politisch verfolgten Gefangenen übermittelt. Jene, die einen Ausweis des INE, der Nationalen Wahlbehörde haben (das sind nur einige wenige) werden in den Wahllokalen teilnehmen. Wir rufen IM BESONDEREN die geschwisterlichen Pueblos originarios, die im Congreso Nacional Indígena — Indigener Regierungsrat organisiert sind auf, gemäß ihrer Zeit und ihrer Art und Weise auch teilzunehmen. Ohne die Opfer aus dem Blickwinkel zu verlieren und sich aller ermordeten Geschwister zu vergegenwärtigen — sowie die Comunidades, die zu Opfern der früheren oder gegenwärtigen Entscheidungen von Oben wurden, präsent zu halten und die lange Geschichte der Beraubung, Täuschung, Verhöhnung und Verachtung, der Zerstörung von Gebieten und Verschwinden lassen von originären Sprachen und Kulturen.
Zweitens. Bei der Frage der Befragung geht es nicht um die Ex-Präsidenten — oder nicht nur. Sondern es geht um alle politischen Akteure: die Regierungen, ihre legalen und erweiterten Regierungskabinette; Bundesländer- und Landkreisregierungen; lokale und föderale Abgeordnete; Senatoren; Richter und den gesamten Justizapparat; dezentralisierte Behörden; autonome Einrichtungen (wie das IFE, später umbenannt in INE); Armee, Luftwaffe und Marine; Bundes-, Landes- und Bezirkspolizei.
Es geht dabei auch nicht darum, jemanden zu richten oder zu verurteilen. Es geht um die Rechte der Opfer, deren Recht auf Gerechtigkeit und Wahrheit.
Deren Recht zu erfahren, warum diese oder jene Handlung oder Unterlassung beschlossen wurde, mit welchen Gesetzen diese rechtlich unterstützt wurden. Und wer die Verantwortlichen oder die Unverantwortlichen sind und waren, von der höchsten bis zur untersten Ebene. Das würde die Wahrheit bedeuten — und ihre Konsequenz wäre die Gerechtigkeit.
Weder die Eine noch die Andere stehen jedoch zur Befragung. Es wird gefragt, ob wir zustimmen, die Opfer zu unterstützen — die Opfer, die wissen möchten, was passiert ist und warum und durch wen. Sie fordern Gerechtigkeit.
Wenn unter Zeitraum angeführt ist: ’Die vergangenen Jahre’, so schließen wir daraus, dies betrifft den Zeitraum bis inklusive 31. Dezember 2020. Und wenn die Monate Jänner bis Juli 2021 ’vergangen’ sind, dann gehören diese wohl auch dazu.
Ob aus diesen Forderungen nach Wahrheit und Gerechtigkeit mehr folgt als eine Simulation, hängt von den Opfern, ihren Familien und UnterstützerInnen ab.
Drittens.- Die Risiken. Ja, es ist mehr als wahrscheinlich, dass sowohl die offizielle Regierungspartei als auch die ’Opposition’ in Mexiko die Teilnahme an der Befragung und das Ergebnis benutzen werden. Sei es, um die Regierungspolitik zu legitimieren oder als ein Argument, um ihre Schuld zu verbergen und der Gerechtigkeit zu entgehen. Sowohl ihre Anzahl an »zeitgemäßen« TeilnehmerInnen als auch die Befragungsantworten können von beiden Seiten missbraucht werden. Aber das wird nur eine Weile andauern.
Für uns ist wichtig, dass die Opfer sich auf ihrem Leidensweg begleitet und ermutigt sehen. Aber es steht nur ihnen selbst zu, über ihren Schritt, den Takt, die Geschwindigkeit, ihre Begleitung und ihr Ziel zu entscheiden.
Ja, es besteht auch die Gefahr, dass der Regierungsapparat die Volksbefragung benützt, um die falschen ’Befragungen’ zu rechtfertigen, mit denen sie die räuberische Natur ihrer Mega-Projekte in den Gebieten der Pueblos originarios verdeckt. Gut, diese ’Befragungen’ waren keine solche. Es war ein schamloses Zusammenkarren mit lächerlichen Resultaten. Es wurde erpresst und bezahlt, um den Deal durchzudrücken und trotzdem scheiterten sie, was die Teilnahme betrifft. Die Befragungen waren weder im Vorhinein, noch informiert, noch frei, noch entsprechend der Art und Weise und der Zeiten der Pueblos. Falls jedoch eines Tages Befragungen der Pueblos originarios durchgeführt werden sollten — wo die Pro und Contra VOR der Durchführung der Mega-Projekte gut dargelegt, ALLE Betroffenen teilnehmen usw. und dabei der Vorschlag für Naturzerstörung und Auslöschung der Pueblos originarios gewinnen würde — nun, dann wäre der Schluss daraus: Es hat an Erklärungs- und Überzeugungsarbeit gefehlt, und es muss weiterhin insistiert werden. Und währenddessen? Widerstand und Rebellion.
Klar, diese Befragung kann auch ein Mummenschanz sein … wenn wir sie nicht in etwas unzeitgemäßes, unangemessenes, unbequemes, »extemporäres« verwandeln. Das heißt, wenn wir sie nicht in etwas Anderes verwandeln. Obwohl es als erstes nötig sein wird, sie von dem zu befreien, was Oben gestritten und diskutiert wird; um sie dann mit Treffen, Foren, Festivals und Unterstützung der Opfer fortzusetzen. Eine mexikoweite Kampagne für Wahrheit und Gerechtigkeit. Zusammenfassend: ’Begleitung’, und nicht ’Führung’.
Viertens.- Wäre es nicht wunderbar, wenn die Mütter von Sonora, die ihre Verschwunden gemachten suchen, die AufspürerInnen von El Fuerte, Sinaloa, die Mütter der entführten Yaquis, die Vertriebenen von Pantelhó, die Familien der Verschwunden gemachten von Guerrero, Guanajuato, Veracruz, Baja California Sur, Querétaro, Jalisco, Coahuila, Morelos und jedem weiteren Bundesland der mexikanischen Republik, ebenso wie die Familienmitglieder der in Mexiko getöteten MigrantInnen, die Familienmitglieder der Verschwunden gemachten von Ayotzinapa, sich treffen würden mit ...
... den Familienangehörigen der Opfer des schmutzigen Krieges, mit den Familien, deren Kinder an Krebs erkrankt sind und keine Medikamente bekommen, den attackierten Frauen von Atenco, den feministischen Bewegungen, welche gegen Feminizide und Gewalt gegen Frauen kämpfen, den VerteidigerInnen der LGBTTTIQ+, den Familien des Kindergartens ABC, den Familienangehörigen der Todesopfer der Metrolinie 12 in Mexiko Stadt ...
... mit den Familienmitgliedern von Samir Flores Soberanes und jenen, die sich organisieren, um gegen die thermoelektrische Anlage in Morelos Widerstand zu leisten; den Comunidades, die der Beraubung und Zerstörung widerstehen, welche der schlecht benannte »Tren Maya”, der Corredor Transístmico, der Flughafen von Santa Lucia, der Bergbau oder Tageabbau mit sich bringen werden; mit den Organisationen für politische Gefangene und Verschwunden gemachte, den Abejas von Acteal, den Überlebenden von El Charco, den Nahestehenden von Tomás Rojo und Simón Pedro — und mit so vielen Schmerzen — seien diese organisiert oder nicht organisiert?
Denken Sie an die Person, die alleine ist, auf der Suche nach dem geliebten Menschen, mit nicht mehr Kraft als die aus Leib und Herz. Die außerdem noch Spott und Verachtung von anderen ertragen muss, die zu ihr sagen: ’Er/sie hat es verdient’, ’war auf dem falschen Weg’, ’du beklagst dich, weil du ein Teil der Mafia der Macht bist’, ’du bist selber schuld, hättest du sie/ihn doch besser erzogen’.
Und sie lassen sie nicht mal antworten mit: ’Meine Tochter ging zum Einkaufen um die Ecke und kehrte nie mehr zurück’; oder: ’Sie ging zu einer Party’; oder: ’Meine Kleine war nicht einmal 10 Jahre alt’; oder: ’Mein Mann kam von der Arbeit; und sie haben ihn zwei Mal umgebracht: einmal mit Kugeln, und dann mit der Lüge, er wäre ein Krimineller’; oder: ’Statt ein Foto meiner Tochter/meines Sohnes von der Schulabschlussfeier, haben sie mir die DNA-Probenergebnisse übergeben — zusammen mit einem Knochen, eingewickelt in ein Stück der Kleidung, die er/sie an diesem Abend, in dieser Nacht getragen hatte — einer Nacht, die seither kein Ende nimmt’.
Oder nicht einmal das: der Nicht-Ort, nicht lebend, nicht tot, verschwunden gemacht.
Wird sie dann nicht wissen, sie ist nicht allein? Wird es nicht so sein, dass sie so entdeckt, sie ist nicht die Einzige im Schmerz — dass es auch Andere gibt, die Wahrheit und Gerechtigkeit suchen?
Wird sie so nicht dasselbe entdecken wie wir, die zapatistischen Pueblos: dass die Schmerzen — wenn sie aufeinandertreffen — sich nicht summieren sondern multiplizieren?
Die Gefahr besteht nicht darin, dass der Regierungsapparat oder die Opposition diese Treffen zu ihrem Vorteil nützen — sondern sie diese bereits organisierten Schmerzen nicht respektieren und in eine andere Richtung lenken. Und Wahrheit und Gerechtigkeit nicht erreicht werden, welche jedes Menschenwesen — unabhängig von seiner Ethnie, Farbe, Kultur, Glauben, Geschlecht, sexuellen Orientierung oder Präferenz, politischen Zugehörigkeit oder Ideologie, sozialen Klasse — verdient und braucht.
Denn es reicht nicht, sich mit einem Bedauern über einen neuerlichen Mord, ein neues Verschwinden lassen, ein neues Massengrab mit Knochen und Kleiderfetzen zufrieden zu geben. Öffentliche Anklagen, die vom aktuellen Skandal erstickt werden, reichen nicht aus. Eine Statistik, eine Ziffer, ein Vergessen reichen nicht aus.
Diese Frau hat es verdient, die Wahrheit zu erfahren: Was ist mit ihrem Kind passiert und warum. Und sie verdient es, nicht nur beim Suchen nach der Wahrheit begleitet zu werden — sondern auch in der Forderung, dass die Verantwortlichen dieser Verbrechen ihre Strafe erhalten.
Diese Geographie die ’Mexiko’ heißt, hat es verdient, die Wahrheit darüber zu erfahren, was geschah und was geschieht — und verdient Gerechtigkeit. Egal, ob es sich dabei um »chairos« [Anm. der Übersetzerin: AnhängerInnen von López Obrador] oder »fifís« [Anm. der Übersetzerin: Arrivierte], Neoliberale oder Neokonservative, Pro4T oder Anti4T [RegierungsanhängerInnen oder -gegnerInnen] handelt — oder um eine andere Dichotomie, die ihnen gerade einfällt.
Aber dennoch, wenn Sie sich entscheiden: Nein, das ist zu nichts gut, an dieser Befragung teilzunehmen, nun, dann heißt das vielleicht, dass Sie etwas anderes und besseres tun.
Fünftens.- Die Mittelschicht und die Befragung. Ich — als einer der aus der Mittelklasse kommt — weiß, dass sie uns einteilen und in Schubladen stecken, wie es den Interessen von oben genehm ist. Wir werden als Mittelklasse eingestuft, sodass wir Schraubenschlüsseln gleichen: Es gibt einen Fünfzehn-Sechzehntel, einen Viertel, einen Drei-Achtel, einen Neunzehner-Zweiunddreißig, einen Viertel-vor-Sechs-oh-mein-Gott-wie-spät-es-ist. Halbe-Halbe-Mittelklasse — das ist echt der Gipfel — und so weiter. »Hast du die gesehen, die glaubt wohl, sie sei sehr dreizehn-sechzehntel, dabei schafft sie nicht mal drei-achtel, armes Ding? Und der andere, der über Nacht fast fünfzig-zweiundsechzigstel aufgestiegen ist, ist sicherlich ein Drogendealer ... oder schlimmer noch: ein Politiker.«
Oder wie uns die Orthodoxen bezeichnen: Kleinbürger. Und da wirkt ein ähnliches System: Nano-Bourgois, Mikro-Bourgois, Mini-Bourgois, Quasi-Kleinbürger, Kleinbürger im eigentlichen Sinne, Bourgeois im Entwicklungsprozess und undefinierbarer Bourgeois ... Ja, den Hot Dog, bitte ohne Mayonnaise. Ich zum Beispiel komme nicht mal bis dorthin: Ich bin nur ein »pequebú” — ein »Klei-Bü”. Aber wie würde der Dahingeschiedene [SupMarcos] sagen: »Alles hängt von Marke und Modell des Handys ab, mit dem du das selfie machst”.
Uns werden auch Versagen und Abweichungen der verschiedensten politischen Optionen innerhalb des ideologischen Spektrums angelastet, und keinerlei ihrer Errungenschaften.
Ich verstehe und nicht selten teile ich die Irritation und Empörung über die Wortgefechte, die von Oben aus der Latrine kommen: diese schlecht verdeckten Beleidigungen und Attacken von Leuten, die aus der Mittelschicht kommen und sich selbst zur »Avantgarde des Volkes« und zu »Erleuchteten« erklären, die die Herde führen und leiten. Als solche verachten sie Wissen, Intelligenz, Kreativität, Einfallsreichtum ... und Humor. Abgesehen davon, dass sie vorgeben, die Wissenschaften und Künste wären Teil ihrer politischen Option ... oder sie wären nicht Wissenschaft noch Kunst. Tatsächlich war meine erste Reaktion, unsere Position solcherart zusammenzufassen: »Von einer Regierung, die Verlosungen durchführt, die keine sind, und Maya-Züge umsetzt, die nicht Maya sind, kommt jetzt: die Befragung, die keine Befragung ist. Organisiere dich, das ist besser!«
Aber da lauert auch die idiotische und zynische Opposition. Die plötzlichen ’Erkenntnis’-Ausbrüche der kriminellen ehemaligen Machthaber, die sich — ungeachtet der Erinnerung — jetzt als Vorkämpfer der Menschenrechtsverteidigung, der indigenen Gemeinschaften und der Umwelt aufspielen. Sie kritisieren jetzt die staatliche Wirtschaftspolitik, nachdem sie auf Teufel komm raus gestohlen und geplündert haben. Die angebliche ’Opposition’, unfähig, auch nur einen Erfolg vorzuweisen, setzt alles auf die nicht wenigen Fehler und Dummheiten des Regierungsapparates. Sie setzt dabei natürlich auf das Vergessen: auf ein durch das Getöse der sozialen Netzwerke, Meinungs-Kolumnen und perverse Handhabung von Information eingegrabenes Erinnerungsvermögen. Denn die schlecht benannten ’fake news’ stellen nicht nur Falsch-Informationen dar, sie sind auch manipulierte Information. Eine Alchemie, die die Information nicht glaubwürdig jedoch bekömmlich macht. Und vor allem zu einer Munition für die »heroischen« Kämpfe der sozialen Netzwerken und Medien.
Es kann sein, dass aus Verzweiflung die eine oder andere Seite gewählt wird.
Aber wenn Sie es schaffen, sich auch nur für einen einzigen Moment von diesem Fluch zu befreien, dann richten Sie Ihren Blick auf die Opfer.
Falls Sie noch kein Opfer sind — eines mehr — und noch keine Kommunale Selbstverteidigung gebildet haben — nun gut, dann verfolgt sie die Möglichkeit zum Opfer zu werden — und Sie tun gut daran, sich vorzubereiten.
Falls Sie es nicht aus Empathie und menschlicher Sensibilität tun, dann wenigstens wegen jenem ’Heute wegen dir, morgen wegen mir’.
Die Kriminalitätsstatistiken können dazu dienen, eine Regierungspolitik zu kritisieren; sie sind jedoch vor allem eine Warnung: ’Als Nächste/r bist du dran’.
Organisieren Sie sich. In dieser Geographie namens Mexiko könnte gut eine Organisation entstehen aus zukünftigen und möglicher Opfern »der von politischen Akteuren getroffenen politischen Entscheidungen«.
Sechstens.- Nehmen Sie an der sogenannten Volksbefragung teil. Wenn Sie nicht wollen, dass Ihre Gefühle von der einen oder anderen Seite benutzt werden, gehen Sie nicht ins Wahllokal. Schreien Sie, sprühen Sie, malen Sie, singen Sie, tanzen Sie, gestikulieren Sie, schweigen Sie, gehen Sie, laufen Sie, bleiben Sie ruhig. Sie entscheiden, was Sie tun und sorgen dafür, dass es die Opfer erfahren. Und machen Sie es nach dem 1. August … das ganze Jahr über und die folgenden Jahre.
Oder stimmen Sie sich mit anderen ab, Frauen, Männern, AnderEn, analysieren Sie, diskutieren und debattieren Sie. Wenn Sie wollen, dann schreiben Sie in einer Art von gemeinsamer Protokollakte oder in einem gemeinsamen Brief Ihre Entscheidung — einstimmig oder geteilt — auf und schicken Sie es an eine Organisation oder an Familienangehörigen der Opfer (ich zweifle sehr daran, dass sich keine in Ihrer Geographie befindet). Vergessen Sie nicht, das INE zählt nicht Gefühle, Solidarität, Geschwisterlichkeit und Forderungen nach Wahrheit und Gerechtigkeit.
Ihr Alter spielt keine Rolle, auch nicht ob Sie unzeitgemäß oder zeitgemäß sind, ob Sie sich oben, unten oder in der Mitte befinden, ob Sie chairo« oder »fifí« sind, ob Sie Cumbia- oder Rock-Musik vorziehen, ob Sie Zeichentrickfilme oder Rancheras ansehen, ob Sie ’hetero’ sind oder ’schlussendlich, was geht dich das an, was ich bin oder nicht bin’.
Tun Sie es nicht, weil Sie die Regierung unterstützen oder dagegen opponieren. Machen Sie es, auch wenn es nur darum geht — dieser Frau, die die Abwesenheit ihres Gefährten, ihres Kindes, ihrer Schwester, ihrer Mutter, ihrer Verwandten, ihrer Bekannten, ihrer Freundin, ihrer Compañera, ihrer Liebe beweint — zu sagen: Ihre beharrliche Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit, ihre Entschlossenheit, ihr Schmerz, ihr Albtraum, bleibt für Sie nicht unbemerkt.
Tun Sie es, weil Sie vielleicht — unterhalb der Klassifizierungen, der Flaggen, Schilder und Parolen — ein Mensch sind.
Aus den Bergen des Südosten Mexikos.
SupGaleano.
Sans Papiers.
Weder zeitgemäß noch unzeitgemäß.
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Quelle: | |||
http://enlacezapatista.ezln.org.mx/2021/07/25/por-que-si-a-la-consulta-y-si-a-la-pregunta/ | |||
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