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»Compañeroa ist ein Wort, welches dich mit einschließt - so wie du bist«: Marijose

PIEdePAGINA vom 05.09.2021
übersetzt von lisa - colectivo malíntzin

  Pie de Página, 5. September 2021

Marijose, Tojolabale und Zapatista, Mitglied des Geschwaders 421, teilt ihre*seine Geschichte vor Kollektiven in Zürich, Schweiz: »Durch diese Venen fließt rotes Blut, so wie eures. Genau wie bei allen hat es bei der Trans-Person, der Compañeroa, die gleiche Farbe.«

Text: Kau Sirenio
Foto: Daliri Oropeza

Zürich, Schweiz. Das maritime Geschwader 421 teilt seine Kampferfahrungen mit Kollektiven in Zürich. Marijose, Mitglied der Delegation der EZLN sprach von ihrem*seinem persönlichen und kollektiven Widerstand. Ihre*seine Erzählung konzentrierte sich auf drei Teile: Kindheit, Zapatismus und Widerstand.

Nachdem die Aktivist*in Domenica von ihrer*seiner Erfahrung als Trans-Person innerhalb der feministischen Bewegung in der Schweiz erzählt hatte, sprach Marijose:

»Ich bin Marijose, Tojolabale und Zapatista. Dies ist meine Geschichte, die ich mit euch teilen möchte.

Ich werde mit euch mein Leben in drei Zeiträume teilen:

Am Anfang, als ich 5 Jahre alt war, merkte ich, ich war nicht gleich. Obwohl ich noch nicht zur Grundschule ging, merkte ich in diesem Alter: Ich war eine Person — verschieden von den Anderen. Ich fing an zu entdecken, dass ich ein Mädchen war.

Ich fühlte mich mit meinem Körper nicht wohl, mir gefielen die Spiele der Mädchen. So lebte ich meinen ersten Lebensabschnitt, ohne zu wissen, ich würde danach diskriminiert leben. Als ich mit der Grundschule begann, erlitt ich Demütigungen durch die größeren Jungen der Schule. Sie beleidigten mich, ich fühlte ihre Verachtung, fühlte Schmerz. Diese Schmerzen und Ängste stand ich jedoch unter Traurigkeiten durch. Ich bewahrte sie in meinem Herzen.

Ich dachte, es wäre ein Jungen-Einfall — und wenn ich größer wäre, würde ich meine Form zu denken, ändern. Dem war jedoch nicht so. Mit zwölf Jahren merkte ich, mir gefielen Jungen. Ich sagte mir: »Mit diesem Gefühl kann ich nicht mithalten.«

Mit dem Körper eines Mannes — verliebt in einen anderen Mann: »Wie ist es möglich, mich in eine Person des gleichen Geschlechts zu verlieben?« Das fragte ich mich, während die Beschimpfungen in der Schule zunahmen. Es waren die Jungen der sechsten Klasse, die mich am meisten beleidigten und demütigten, denn sie wussten um mein Homosexuell sein. Obwohl ich es negierte, es zu verbergen suchte, ihnen sagte: Nein, alles, was sie von mir meinten, sei nicht wahr.

Mit 14 oder 15 Jahren begann ich mich zu entdecken. Ich merkte, mein Körper gehörte zu einem anderen Körper. Das war, als ich anfing zu sehen, was mit meinem Körper passierte und ich fragte mich: »Wie mache ich es, um diese Person, die ich in mir trage, zu befreien?« Ich konnte es meiner Familie nicht sagen, ich hatte Angst, sie werfen mich aus dem Haus, werden mich verachten. Mein Leben war Stille und Schweigen. Ich erzählte, besprach es mit keinem Menschen.

Als ich mehr Kraft hatte — die ich ansammelte, während der Zeit als sie mich beschimpften, demütigten und diskriminierten — nutzte ich dies als Waffe oder Werkzeug, um zu wachsen und stärker zu werden. Denn in meinem Herzen und Denken gab es die Sicherheit: »Eines Tages werde ich mich befreien, um den Leuten das zu zeigen, was ich bin.«

Ich brauchte Zeit und Raum, um zu wachsen, um mich zu stärken, um diese Beschimpfungen, die ich in meinem Herzen bewahrte, aus mir herauszuholen. Ich begann Veränderungen meiner Person vorzunehmen, dies führte jedoch dazu, dass ich meine Freunde verlor. Als ich ihnen sagte, ich sei homosexuell, antworteten sie mir: »Du bist schwul, du bist eine Tunte«, und sie wiesen mich in ihrem Freundeskreis zurück. »Weißt du, ich will so einen Freund nicht, die Leute werden sagen, ich bin genauso wie du. Deshalb: Besser du näherst dich mir nicht und sprichst mich nicht an.« Derart haben sich die Freunde von mir entfernt.

Somit fing ich an, innerhalb der zapatistischen Bewegung teilzunehmen — denn mir fiel auf, dass sie zwei Arten und Weisen haben, das Leben zu leben. Innerhalb des Zapatismus nahm ich an den Treffen für die Bildungsworkshops teil, ich bearbeitete Themen der Gesundheit; ich sah, die zapatistischen Compañeros diskriminierten keinen Menschen. Als einige zu fragen begannen, ob ich homosexuell sei, verbarg ich dies; sie meinten jedoch, sie würden Leute, die homosexuell sind, nicht diskriminieren, nicht demütigen, denn der Kampf bevorzuge keine Religion, kein Geschlecht (1) oder Hautfarbe; das einzige, was zähle, sei: für die Freiheit zu kämpfen.

Nun übernehme ich Aufgaben innerhalb der Bewegung, denn derart fordert es der Kampf. Dort wuchs ich als Person, die ich sein wollte; ich fühlte mich sicher. Ich erzählte den Compas, was ich bin; ich wollte ihre Reaktionen sehen. Es gab jedoch keinerlei Ablehnung, ich wurde mit ernsthaften Worten über Homosexualität einbezogen; was sie denken, wie sie es sehen, und was sie sagten, hörte sich sehr schön an. Es machte mich sehr froh, denn endlich hatte ich einen Platz gefunden, wo ich keinerlei Diskriminierung erfahren würde, weil ich mich dort kleiden könnte, wie ich möchte und kein Mensch würde mich dafür kritisieren. Dies dachte ich, jedoch sagte ich es ihnen noch nicht. Um dahin zu kommen, wo ich bin, begann ich nun nachzudenken über: Ich bin schwul oder transsexuell oder transvestit. Ich hatte diese Fragen und Zweifel.

Mit Unterstützung des Internets studierte ich ein wenig über Gender, die Geschlechter. Es verwirrte mich, weil ich nicht wusste, was ich sein will. Danach sprach ich mit einem Freund darüber, was ich fühlte, wie ich war: »Warum bin ich so?« Er glaubte es nicht, denn niemals hatte er sich dies von mir vorgestellt. Da er Compañero war, sagte er, dies sei kein Problem, er sei stolz, eine solche Compañera zu haben, wichtig sei die Arbeit und die Entscheidung zu kämpfen.

Mir nahm das eine große Last von den Schultern: mit 23 Jahren davon gesprochen und ihm erzählt zu haben, dass ich homosexuell bin. Auch innerhalb der Familie musste ich eine Form finden, es meinen Eltern zu sagen, was ich bin — um mich nicht [mehr] zu verstecken. Ich hatte an viele Verstecke gedacht. Was mir als erstes durch den Kopf geschossen war: ein*e Marista (2) zu werden — denn so würden mich die Leute nicht diskriminieren, weil die Maristas geben sich der Religion hin, sie können nicht heiraten. Das war, was mir als erstes einfiel.

Später sah ich die Möglichkeit mit den Compas Insurgentes (3) in die Berge zu gehen. Jedoch sagte ich: Nein — da es sehr selbst verpflichtend und sehr hart ist — und ich dachte, ich würde es dort nicht durchstehen. »Also was tue ich bloß? Von meinem Zu Hause weggehen und den Kampf verlassen?« Ich hatte ja doch gesehen, dass es dort etwas Besseres gibt. Es war unmöglich, dies zu verlassen. Ich werde diesen Weg nicht verlassen und in eine Welt zurückkehren, wo es Demütigung und Diskriminierung gibt.

Ich lernte mehr Freunde außerhalb des Zapatismus kennen, ich sprach mit ihnen und sah, dass auch sie in einer diskriminierenden und homophoben Situation lebten. Ich traf mich mit ihnen und erklärte, dass ich einen anderen Weg gehe und der Weg auf dem ich mich befinde, ein sicherer Weg sei. Ich erzählte ihnen ein wenig von der Bewegung, und sie waren froh und glücklich, weil auch ich meine Träume zur Realität mache. [Denn] es kommt der Moment, wo du nicht weißt, was du tun sollst, wo du in der Zwickmühle bist und in diesem Alter nicht weißt, was zu machen ist.

Ich fühlte noch mehr Hass [um mich herum] — wenn sie mich auf der Straße sahen und anschrien. Ich hörte ihre Beschimpfungen, nicht nur von Kindern sondern auch von Jugendlichen. Familienväter, die mich beleidigten und anfingen, mich auf solch hassvolle Weise zu demütigen — als ob ich ihnen etwas Schlimmes tun würde. Manchmal fragte ich sie: »Warum diese Wut gegen mich? Ich bin wie ihr«, sagte ich ihnen, »ja, ich bin schwul, bin Tunte, ich akzeptiere das [für mich]. Aber was ist das Problem? Es ist mein Leben, nicht euer Leben. Schaut nach euren Familien und falls Ihr Kinder habt, guckt nach ihnen und starrt nicht auf das Leben von anderen.«

Zu dieser Zeit war ich genau an dem Punkt, den Leuten zu zeigen: »Ja, die Person, die sie beschimpfen, existiert. Sie war lediglich verborgen.« Ich kämpfte lange, ich kämpfte gegen meinen eigenen Körper. Denn auch das ist Widerstand: an sich selbst zu glauben. Ich begann zu wachsen und mir selbst und diesem Körper, der mich störte, zu widerstehen.

Niemals dachte ich daran, Hormone zu nehmen; ich kannte Personen, die mir sagten: »Nimm Hormone, damit du anders, verschieden wirst.« Ich will das nicht, ich will sein, wie ich bin. Der mich liebt, wird mich lieben, so wie ich bin. Denn diese Sachen bringen Konsequenzen mit sich und manchmal verursachen sie Kosten. Ich mag mich so — und mal schauen, was passiert.

Ich begann mich zu wandeln. Ich tat es heimlich, sodass meine Familie es nicht bemerkte. Ich ging zu irgendeinem Ort, und auf dem Weg zog ich mich um, kleidete mich als Mädchen. Beim Heimkommen zog ich alles wieder aus, versteckte es im Gestrüpp und kehrte ins Haus zurück, so als ob nichts wäre. Zuvor hatte ich mit meinen Eltern gesprochen, um ihre Meinung zu alldem zu wissen. Ich bearbeitete sie, sagte ihnen, dass innerhalb der zapatistischen Bewegung nicht diskriminiert wird.

Es kam der Zeitpunkt, mit meinem Vater zu sprechen — denn einige hatten mich als Frau gekleidet in den Städten gesehen, ganz in der Nähe, wo ich lebe. Es verbreitete sich innerhalb der ganzen Comunidad, dass ich als Frau gekleidet gesehen worden bin.

Bevor es meinen Eltern zu Gehör kommen sollte, nahm ich all meinen Mut zusammen, um ihnen alles über mich zu erzählen. Meine Eltern hörten durch meine eigene Stimme von dem, was ich bin. Es verpasste ihnen einen Schlag, den sie jedoch überwinden konnten. Da innerhalb der Bewegung über diese Themen [politisch] orientiert, gebildet wurde, zeigten sie sich widerständig, indem sie es akzeptierten. Meine Mutter war glücklich darüber, dass ich bin, wie ich bin und liebt mich, so wie ich bin; mein Vater — etwas verärgert — sagte mir jedoch, alles sei gut und recht. Das half mir sehr, denn nun war es nicht notwendig, von zu Hause wegzugehen.

Meine Eltern wussten nun, was ich bin — und ich hatte mich in diese Person transformiert, die seit ihrer Kindheit um Hilfe und Freiheit gebeten hatte. Obzwar die Leute zu tuscheln begannen und meine Person noch heftiger kritisierten, verletzte mich das nicht, denn ich war viele Jahre in Demütigung und Diskriminierung aufgewachsen. Ich besaß bereits Kraft und Widerständigkeit. Anstatt mich zu kritisieren, begannen die zapatistischen Compañeros mich zu fragen, als sie diese Veränderung sahen: »Warum bist du so? Warum hast du dich so plötzlich verändert?«

Somit sah ich, wie die Compañeros sich zu uns verhalten: Sie stellten mir zuerst einmal Fragen — anstatt zu kritisieren oder zu urteilen. Mit Vergnügen erzählte ich ihnen. Manchmal wurden Runden mit 20 oder 30 Compañeros geschaffen, und ich setzte mich mitten hinein, um ihnen von meinem Leben zu erzählen und was ich erleiden musste: wie ich als Kind und als Jugendliche*r — außerhalb des Zapatismus — Beschimpfungen und Demütigungen durchlebte

Sie sagten mir, dass wir alle innerhalb des Kampfes Respekt verdienen und einen Raum, wo wir unsere Gefühle ausdrücken können. Ich sah, dass die Compañeras und die Compas mich nicht — wie die Anderen — als ein Monster betrachteten, ich keine Fremde-Seltsame, keine Kranke war — so wie uns das kapitalistische [System] behandelt.

Für das patriarchale System sind wir Kranke, Geisteskranke — Personen, die es nicht verdienen, in diesem [öffentlichen] Raum zu leben. Um das auszulöschen, wurden Hospitäler geschaffen, wo operative Geschlechtsumwandlungen und all das gemacht werden. In der kapitalistischen Welt gibt es nur männlich oder weiblich — aber was geschieht mit dem Teil, den wir bilden? Damit einige auch davon träumen [können], brauchen sie viel Geld, müssen sich selbst riskieren, sie überleben den Chirurgen oder nicht; das sind Dinge, wo eine*r ihr*sein Leben riskiert. Ich werde mich so akzeptieren, wie ich bin; ich werde für mein Leben, meine Freiheit und meinen Körper kämpfen.

Innerhalb des Zapatismus ist es schöner, ist es ruhiger, ungestörter. Ungeachtet all dessen übernehme ich auch Aufgaben im Kampf — und die Compañeros haben mich niemals dafür diskriminiert, weil ich eine Verantwortung wahrnehme, eine Verantwortung im Kampf. Die nicht-zapatistischen Leute jedoch diskriminieren und verspotten mich. Weil ich in zapatistischen Gemeinden und ihrer Zone als Bildungsbeauftragte arbeite und Workshops gebe, sagen jene, ich stelle ein schlechtes Vorbild dar.

Die Geschwister (4) Parteianhänger*innen meinen, ich sei für die Kinder ein schlechtes Beispiel; ich würde sie lehren, das zu sein, was ich bin. Dem ist jedoch nicht, denn eine Person weiß als Kind bereits, sie wird tun, was wir Trans-Personen sind. Wir tragen es mit uns, und darum werden wir es nicht [bei anderen] initiieren [können]. Auch uns hat kein Mensch gelehrt, zu sein wie wir sind.

Damals haben wir weder Fernsehen geschaut, noch gab es die sozialen Netzwerke. Wir wussten nicht, es existiere diese Einteilung von Personen, denen der Kapitalismus Bezeichnungen gibt: Transsexuelle, Bisexuelle, Heterosexuelle, Schwule, Lesben. Für uns als Zapatistas sind diese Worte wie eine Diskriminierung dieser Personen, deshalb haben wir uns als Zapatistas das Wort Compañeroa geschaffen. Denn Compañeroa ist ein Wort, welches dich mit einschließt — so wie du bist — ob du lesbisch oder schwul oder trans bist — all das umfasst dieses eine Wort, das dir nicht wehtun wird.

Zu mir sagen die Compañeros: Compañeroa Marijose. Ich fühle mich umschmeichelt, ich fühle mich froh, ich fühle mich respektiert, geschützt, denn das Wort Compañeroa umfasst für mich viele Dinge — so als ob es mich umarmen würde. Nun, dieses Wort verwenden wir.

Außerhalb des Zapatismus beschimpften sie mich noch während dieser Zeit, denn Personen wie wir werden gedemütigt und benutzt. Und innerhalb der Welt der Heterosexualität gibt es welche, die sich als sehr männlich betrachten, wenn sie eine von uns diskriminieren. Manchmal passiert es jedoch: Diese Person diskriminiert dich deswegen, weil sie im Grunde ihres Herzens das Gleiche ist — und es macht sie wütend, dass wir uns bereits befreit haben.

Ich habe das selbst erlebt: Sie beleidigen mich, danach kokettieren sie mit mir und versuchen mich zu verführen. Wenn [jedoch] ihre Freunde dabei sind, versuchen sie eine Person zu sein, die verbirgt, was sie ist. Derart erkannte ich: Es gibt diese Hassgefühle und Homophobien, weil die Person nicht aus dem herauskommen kann, in dem sie eingeschlossen ist. Deshalb entsteht dieser Hass gegenüber uns, die den Mut haben, sich zu outen, um sich mit unserer Realität zu konfrontieren.

Ich erlitt Demütigungen. Manchmal sehen sie mich und laden mich zum Café ein. Wenn sie dann gewahr werden oder hören: Ich bin Mann — erschrecken sie sich. Wenn ich ihnen sage: Ich bin nicht wirklich Frau, in Wirklichkeit bin ich Mann — in diesem Augenblick endet die Verzückung: »Verdammte Tunte, warum ziehst du dich so an?« Das sind Dinge, denen wir gegenüber stehen. Ich habe mit dieser Art von Leben experimentiert, Erfahrungen gemacht, wie es sich außerhalb [des Zapatismus], in der kapitalistischen Gesellschaft lebt — all das habe ich erlebt.

Von dem ich spreche, habe ich selbst durchlebt. Es ist schmerzlich, wenn einer zu dir sagt: »Fahr zur Hölle, denn du bist keine Frau.« Ich habe gelernt, ihnen gegenüber klar und deutlich zu sein. Wenn mich einer einlädt, sage ich offen: »Ich bin nicht die Frau, die du erwartest, ich bin eine Trans — wie aktuell in ihrer Welt dazu gesagt wird — ich bin trans, und wenn du es so möchtest, nur zu — und wenn nicht, ist es auch kein Problem.«

Es gibt welche, die sagen: »Ist doch egal, lass uns sprechen, lass uns quatschen, erzähl mir von deinem Leben.« Es gibt jedoch auch welche, die so grausam sind, dass sie dir fast einen Tritt verpassen, weil wir derart sind. Das sind Dinge, die wir erleben. Wenn wir allein und verloren sind, und keinen Ausweg finden, treibt es einige, die so sind wie wir, in den Suizid, weil sie diesem Hass, dieser Verachtung nicht widerstehen [können] — zumal wenn die Familie sie nicht toleriert. Es stellt eine traurige Wirklichkeit dar: Viele, die so sind wie wir, enden in den Fängen von Homophoben, in den Fängen des Unterdrückersystems. Das So-sein-wie-wir-sind macht uns Anderen gegenüber nicht different — denn durch diese Venen fließt rotes Blut, so wie eures. Genau wie bei allen hat es bei der Trans-Person, der Compañeroa, die gleiche Farbe.

Als Zapatistas kämpfen wir für eine Welt, in die viele Welten passen. Als Compañeroa haben wir diese Welt — geschaffen innerhalb der Autonomie, innerhalb des zapatistischen Kampfes. Und wir möchten wie eine Widerspiegelung, der Reflex all dieser Compañeras, all dieser Compañeros sein, die noch im Verborgenen sind — denen es noch Angst macht, zu sagen, wer sie sind. Wir möchten, dass sie lernen zu kämpfen, sich zu organisieren, ihr Leben zu verteidigen.

Alle verdienen Freiheit, ruhig, ungestört zu leben, zu leben, wie wir möchten. Und nicht unter uns zu streiten oder dass uns welche beschimpfen, uns anschreien, wir sie hassen, gegen sie kämpfen. Ich ignoriere sie, denn ich weiß: Mit wem wir uns konfrontieren müssen, ist das kapitalistische System. Dies ist der hauptsächliche Gegner, bei dem wir uns als Personen ohne Rechte, als Fremde-Seltsame betrachten [müssen].

Das kapitalistische System setzt der Gesellschaft in den Kopf: Diese Personen können nicht existieren, wir sind ein Ärgernis und Personen wie wir müssen eliminiert werden. Da beginnt der Hass. Wenn es umgekehrt wäre — dies nicht in die Köpfe der anderen Menschenwesen oder der Menschheit gesät worden wäre, das kapitalistische System, das patriarchale System die Personen, die wir sind, akzeptiert und anerkannt hätte — vielleicht wäre es eine andere Welt — und es würden weder Homophobie noch Diskriminierung existieren«


Anmerkungen der_die Übersetzer_in:
(*) Marijose wechselt im spanischen zwischen der weiblichen und der männlichen Form des Wir: nosostras — nosotros.
(1) Im Original steht: sexo.
(2) Angehörige des religiösen Marista-Orden
(3) militärische Selbstverteidigungsstruktur der EZLN
(4) Geschwister nennen die Zapatistas andere Pueblos originarios oder Angehörige des gleichen Pueblos; aber auch immer wieder ihre Kampfgefährt*innen aus anderen Geographien und von anderer Herkunft.

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 Quelle:  
  https://piedepagina.mx/companeroa-es-una-palabra-que-te-incluye-como-eres-marijose/ 
 

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