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Chiapas vernetzt

Erstes europäisches Treffen der EZLN-Solidarität in Barcelona

junge welt vom 01.08.2005
Luz Kerkeling, Barcelona

 

Kämpfe gegen Neoliberalismus sollen auch in Europa verstärkt werden

Roter Alarm, Mobilisierung, politische Befragung der Basis — in den vergangenen Wochen hat sich viel getan bei der Zapatistischen Armee zur Nationalen Befreiung (EZLN). Auch die internationale Solidaritätsbewegung reagierte auf die neue politische Initiative aus Mexiko. »Sehr positive Ergebnisse« brachte laut Abschlußerklärung ein kurzfristig einberufenes Europa-Treffen der Solidaritätsgruppen in Barcelona. Die Zusammenarbeit wurde reaktiviert, Erfahrungen und Analysen wurden ausgetauscht und neue Projekte in Angriff genommen. Das Treffen wird auch auf die Arbeit in Deutschland Auswirkungen haben.

Mehr als 120 Delegierte von 36 Organisationen aus Spanien, Italien, Schweiz, Deutschland, Frankreich und Belgien versammelten sich vom 22. bis 24. Juli in Barcelona zum größten Treffen dieser Art seit Ende der neunziger Jahre. Diskutiert wurde die neue Initiative der EZLN für den Aufbau breiter außerparlamentarischer Linksallianzen. Diese Orientientierung hatten die Zapatisten in ihrer »Sechsten Deklaration aus dem Lakandonischen Urwald« Anfang Juli veröffentlicht. Das Grundsatzpapier fordert unter anderem ein konsequent basisdemokratisches Vorgehen ein.

Themen wie Gesundheit, Bildung, Menschenrechtsbeobachtung, Öffentlichkeitskampagnen und alternativer Handel standen in Barcelona auf der Tagesordnung. »Die Vielfalt der Gruppen ermöglichte einen spannenden Austausch in den konkreten Arbeitsbereichen wie etwa der Vermarktung zapatistischer Produkte in Europa, allen voran der Kaffee aus den Kooperativen«, sagte Philipp Gerber, Ethnologe und Mitglied der Züricher Gruppe »Direkte Solidarität mit Chiapas« im jW-Gespräch.

Durch die großen Unterschiede in den Arbeitsstilen der jeweiligen Kollektive gestalte sich die Zusammenarbeit aber »nicht immer einfach«. Längere Diskussionen seien darüber geführt worden, ob der Kaffee aus zapatistischen Kooperativen überhaupt in Ladengeschäften vermarktet werden solle — oder nur im Rahmen persönlicher politischer Kontakte. Nach solchen Detaildebatten besann man sich spätestens in der Diskussion um den Widerstand gegen neoliberale Auswüchse in Europa auf die gemeinsame Perspektive: »Nein zum Krieg! Nein zum Neoliberalismus!« war am Ende der gemeinsame Grundsatz für die weitere Arbeit.

Für Ende dieses Jahres ist ein erneutes europäisches Treffen geplant, auf das die Teilnahme an dem von der EZLN vorgeschlagenen interkontinentalen Treffen folgen soll. César Rubio, anarchistischer Aktivist aus Mexiko-Stadt, der in Chiapas seit 1996 zahlreiche Trinkwasserprojekte mit aufgebaut hat, zeigte sich von der ersten Zusammenkunft beeindruckt: »Es gibt eine echte Aufbruchsstimmung.«

 Quelle:  
  http://www.jungewelt.de/2005/08-01/004.php 
 

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