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EZLN-Kommuniqué − 26.11.2014 − Zum Thema: Der Sturm und der Tag Danach. − Siebter Teil

Bis wir uns finden, uns treffen. 26. November 2024.

Enlacezapatista vom 26.11.2024
übersetzt von lisa − colectivo malíntzin

  Zum Thema: Der Sturm und der Tag Danach.
Siebter Teil: Bis wir uns finden, uns treffen.


In einem Winkel der Berge dreht der Alte Antonio eine Zigarette vor einem kärglich brennenden Lagerfeuer. Nur die Morgendämmerung hört seine Worte:

»Es erzählen die Ältesten unserer Alten: Am Anfang war Dunkelheit, Nebel und Stille, alles war starr. Da waren bereits die allerersten Götter, die, die die Welt geschaffen haben. Jedoch erst als die ersten Worte gesprochen waren, begann die Zeit ihren langen Weg.

Viele Dinge schufen die allerersten Götter, die, die die Welten geschaffen haben. Schreckliche und wunderbare Dinge, die ihre Berechtigung, ihren Beweggrund und ihr Ziel finden mussten, damit der Schritt der Geschöpfe, der solcherart Erschaffenen, sich ausdehnen würde.

Das Herz des Himmels, Hu Rakan, Sturm, Blitz und Donner, wurde gemacht, um die Lebewesen zu strafen, die es ihrer allerersten Mutter, der Erde, an Respekt hatten fehlen lassen. Diejenigen, die sie verkauften, diejenigen, die sie kauften, käuflich machten, sie mordeten. Für sie waren der Terror, die Zerstörung, die Verzweiflung und Leere.

Nur einigen Menschen gaben sie [die allerersten Götter] etwas, um sich zu schützen. Sie gaben ihnen die Künste, sie gestanden ihnen die Blasphemie der Wissenschaften zu und ermutigten diese sogar. Denn die allerersten Götter, die, die Welt geschaffen haben, erschufen diejenigen, welche sie ehrten, wie auch diejenigen, welche sie herausforderten. Auch der Zweifel, die Frage, so sagten sie sich, kommt dem Morgen zugute.

Sie gewährten jedoch der*dem eine besondere Aufmerksamkeit, welcher*welche die Erinnerung bewegt, sie wandelt in Empörung und Kampf. Sie gaben der*dem, welche*welcher sucht, die Hoffnung und ständige Überraschung diejenigen zu finden, die in Vergessenheit und Verlassensein verloren sind. Nichts erhalten jene, jedoch teilen sie Gewissheiten aus, wo die Ungewissheit Kummer gesät hat. Wer ohne Unterlass sucht, ist eine*r, die*der sich sicher ist, immer zu finden.

So sagten die allerersten Götter, die Erschaffer der Welten. So wurden die ersten Worte gesprochen und so die ersten Schritte gemacht.«

-*-

Bei Anbruch der Nacht versammelten sich alle in der Ebene. Die Einheimischen wie auch die später Hinzugekommenen. Diejenigen, die sich erst jüngst dieser Comunidad angeschlossen haben, wissen nicht so recht, worum es geht. Aber es scheint, es ist etwas sehr Feierlicher und Besonderes. Als ob etwas Großes geschehe.

Sie hören ein Gemurmel, das sich ausbreitet: »Nana’jatikon, Yayatik, Lak ́chuchuo ́j.« (*)

Die Mütter Sucherinnen befinden sich im Zentrum, der Schein des Lagerfeuers vergrößert ihre Schatten, bereits gigantisch über den Leuten. Sie grüßen, fast als ob sie um Entschuldigung bitten würden. Sie fragen diejenigen, die die Versammlung koordinieren, nicht, wer sie sind, noch was sie zu machen wissen. Alle innerhalb der Versammlung schauen die Mütter Sucherinnen mit einer Mischung aus Zuneigung, Bewunderung und Respekt an. Dieser Blick, der in den Comunidades originarias zu finden ist, wenn sie auf eine*n treffen, die*der über genügend moralische Statur verfügt, um ihnen ins Gesicht zu schauen.

Die Sucherinnen sprechen: »Nun, bis hierhin sind wir gekommen, kleine Schwestern und Brüder. Wir wissen nicht, was euch sagen, lediglich: Hier sind wir.«

Von denen, die sich in der schweigsamen Versammlung befinden, löst sich eine kleine Gruppe Mädchen und Jungen. Sie tragen Sträuße von Wildblumen, Blumen, die auf den Weiden und Maisfeldern zu finden sind. Sie übergeben sie an die Mütter Sucherinnen und sagen erneut: »Nana’jatikon, Yayatik, Lak ́chuchuo ́j.«

Die Sucherinnen kämpfen damit, ein Wort herauszubringen. Ihre feucht gewordenen Augen glänzen durch den Widerschein des Lagerfeuers, welches die Versammlung bestimmt.

Das kleinste der Mädchen spricht zu ihnen: »Nana’jatikon, Yaya tik, Lak ́chuchuo ́j (*), unsere Großmütter, Vorläuferinnen, Wegweiserinnen, unsere Mütter. Wir möchten dir nur sagen: Danke. Danke, dass du nicht umgefallen bist, dich nicht ergeben hast, nicht den Mut verloren hast und nicht angehalten hast, bis wir uns finden, uns treffen. Hier sind wir, die Allerkleinsten. Obwohl entfernt, sehen wir deine Schritte nah. Obwohl schwach, hören wir deine Stimme laut. Obwohl durch den Kummer verhangen, war und ist dein Blick Licht auf unserem Weg. Und dein einiges Herz ist mit unserem gewesen.«

-*-

Die Wolken teilend als wären sie lästiges Gestrüpp zeigt sich der Mond, lächelnd. Es ist bereits die Morgendämmerung … des kommenden Tages.


US
Der Capitán.
November 2024.


(*) In den jeweiligen Maya-Sprachen Tsotsil, Tseltal und Cho’ol: »unsere Großmütter«.

[i] Hinweis: Chiapas98 ist ein ehrenamtliches, nicht-kommerzielles Projekt. Sollten Sie nachweislich die Urheberrechte an einem der von uns verwandten Bilder haben und nicht damit einverstanden sein, dass es hier erscheint, kontaktieren Sie uns bitte, wir entfernen es dann umgehend.

 Quelle:  
  https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2024/11/26/sobre-el-tema-la-tormenta-y-el-dia-despues-septima-parte-hasta-encontrarnos/ 
 

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