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CNI/EZLN u.a.: Brief an die Mütter, Väter, Familien Sucher*innen

Enlacezapatista vom 22.03.2025
übersetzt von lisa − colectivo malíntzin

  Brief des Congreso Nacional Indígena, der Gruppen, Kollektive, Organisationen, Bewegungen und Einzelpersonen Mexikos und der Welt, sowie dem Ejército Zapatista de Liberación Nacional − an die Mütter, Väter, Familien Sucher*innen in Jalisco und im ganzen Land.

An die Mütter, Väter, Familien Sucher*innen in Jalisco und im ganzen Land,
An Alle*, welche diejenigen suchen, die uns fehlen.

Von der Farbe der Erde, die wir, Congreso Nacional Indígena (CNI) und Ejército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN), sind − gemeinsam mit den Organisationen, Kollektiven und Einzelpersonen, die entschieden haben, diesen Brief zu unterzeichnen − machen wir mit Schmerz und Wut die Trauer zu der unseren, welche Land und Städte überflutet − angesichts der mehr als 124.000 verschwunden gemachten Menschen. Mit Respekt richten wir uns [mit diesem Brief] an alle Frauen und Männer, die in Mitten des Todes unermüdlich diejenigen suchen, welche von der kriminellen Macht, die dieses Land regiert, vor uns verborgen werden.

Wir richten uns an die, die keine Erlaubnis suchen, um zu existieren − denn ihre Existenz ist Widerstand. Sie bitten nicht um Vergebung, um zu suchen − denn in ihrer Suche liegt die Wahrheit, welche das System zu verbergen sucht. Denn wir stehen nicht nur einem Gegner gegenüber, der unsere Leben will sondern auch unsere Zukunft.

Wir weisen die Diffamierungs- und Kriminalisierungskampagne gegenüber den Müttern, Vätern, Familien Sucher*innen zurück, welche korrupte Regierungen sowie kriminelle Gruppen im Einklang durchführen. Eine Kampagne, die darauf zielt, Bedingungen zu schaffen für eine Repression durch die Regierungen und ihre Narco-Paramilitärs. Jene sind fähig, Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen, wie den Horror des klandestinen Krematoriums von Teuchitlán, in Jalisco. Jenes ist ein Vernichtungszentrum − mögen sie es nennen, wie sie wollen und danach streben, es zu rechtfertigen, indem sie die Opfer kriminalisieren − im Dienste des Kapitals, das die erhalten und protegieren, welche sagen, sie regieren dieses Land. Wir beobachten empört, wie diese Diffamierungs- und Kriminalisierungsstrategie derjenigen ähnelt, die Militärs und Bundesregierung in den vergangen Jahren gegenüber den Müttern und Vätern der 43 von Ayotzinapa und ihren Assessoren versucht haben: [Ayotzinapa] eine weitere offene Wunde, eine weitere durch diesen Narco-Staat entfesselte Hölle.

Die Pueblos, die wir sind, sehen, wie die verbrecherischen Kartelle und ihre bewaffneten Gruppen von den Regierungen geschützt werden − auf bemerkenswerte Weise das Cartel Jalisco Nueva Generación; wie sie ihnen Straffreiheit und Unterstützung durch die Staatsanwaltschaften, die Richter und Korporationen der öffentlichen Sicherheit, einschließlich der Militärs, gewähren. Und die Kartelle sind auch die Landinvasoren, sie sind die Wächter, die Guardias des Bergbaus, der Windparks; diejenigen, die das Wasser der Pueblos verkaufen, die öffentlichen Arbeiten ausführen und ganze Landkreise, Regionen und Bundesstaaten verwalten. Sie sind diejenigen, die auf die Privatisierung von Land setzen, ihm seinen Preis geben; die unsere Gemeinden, Gemeinschaften spalten und sie konfrontieren; die die indigenen Territorien mit Drogen überfluten, die Edelhölzer rauben; die Menschenhandel verwalten und durchführen. Sie sind die Vorarbeiter der Sklavenarbeit in den Weltmarktfabriken und der Agroindustrie; sie sind die, welche aus dem Tod von Kindern und Jugendlichen ihre Expansionsstrategie machen.

Die Gewalt, die wir heute erleben − um all das möglich zu machen, was die angeblich linke Regierung der 4 te/ der vier Buchstaben (*) als Fortschritt bezeichnet − hatten wir bisher nur in den blutigen Kriegen erfahren, die wir überlebt haben. Die Söldner im Dienste des Kapitalismus schreiten voran, indem sie eine von Geld und Tod regierte Welt aufzwingen. Die Lager der Vernichtung, die Paramilitärs, die Armeen und Polizeikräfte sind Teil derselben Maschinerie, welche raubt/ enteignet, mordet und verschwunden macht.

Angesichts dieses Infernos und im Namen derjenigen, die uns fehlen, im Namen der Würde und des Muts, welche uns die Kollektive* der Mütter, Väter, Familien Sucher*innen lehren, erheben wir Stimme und Erinnerung/ Gedenken: Wir machen den mexikanischen Staat, seine Institutionen und die kapitalistischen Interessen, die ihn erhalten, für jeglichen Schaden verantwortlich, der den Müttern, Vätern und Familien Sucher*innen zugefügt wird. Ihr Kampf ist unser Kampf, denn in ihm ist die Verteidigung von Leben, Land und Autonomie, welche die Wurzel der kollektiven Hoffnung bilden.

Schwestern und Brüder der Familien Sucher*innen, der unermüdlichen Kollektive der Mütter und Väter:

Wir sind Pueblos originarios, welche das Land bewohnen, das blutet.

Wir hören den Wind, der den Schmerz hinausschreit und wir würdigen das Feuer der Kerze, welches mit Hoffnung nicht erlöschen wird − indem es die Namen derjenigen aufzeichnet, die genommen wurden.

Denn diejenigen, die suchen, sind nicht Schweigen sondern Saatkorn.

Sie sind nicht Tränen sondern Erinnerung, Gedenken.
Sie sind nicht Niederlage sondern Horizont.

Denn in jedem Schritt, jedem Schrei, jeder Hand, die sich vereint, gibt es eine ehrwürdige Welt, die entsteht, indem sie die Trauer in Kampf verwandelt und von unten die Wahrheit und Gerechtigkeit schafft.

Wir rufen die Pueblos originarios, die Gemeinschaften im Widerstand und die Gesellschaft mit Bewusstsein dazu auf, Stimme und Erinnerung zu erheben: Kommuniqués zu verschicken, Aktionen, Wandbilder, Zeremonien zu machen, Worte zu verlautbaren, die Gerechtigkeit fordern. Denn im Gedenken an unsere Verschwunden gemachten liegt das Saatkorn einer neuen Welt, worin das Kapital nicht regiert, das Laben mehr wert ist als Geld und wir Pueblos frei erblühen.

Für die, die nicht da sind, für die, die suchen, für die, die widerstehen!

Lebend haben sie sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück!

Für die vollständigen Rekonstituierung unserer Pueblos!

Niemals mehr ein Mexiko ohne uns!

Mexiko:
Congreso Nacional Indígena

[… Es folgen sehr viele Unterschriften ...]



Anmerkungen der_die Übersetzer_in:
(*) gemeint ist die 4T, die sogenannte Vierte Transformation: neoliberale Regierungspolitik seit 2018, seit der Präsidentschaft von Andrés Manuel López Obrador (AMLO). Die vier Buchstaben lauten: AMLO.

 Quelle:  
  https://enlacezapatista.ezln.org.mx/2025/03/22/carta-del-congreso-nacional-indigena-grupos-colectivos-organizaciones-movimientos-y-personas-individuales-de-mexico-y-el-mundo-y-el-ejercito-zapatista-de-liberacion-nacional-a-las-madres-padres/ 
 

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