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Interview zum Widerstand gegen das Wasserkraftwerk la Parota

Poonal vom 14.03.2006

  Zu den Konflikten, die auf den Alternativveranstaltungen zum 4. Weltwasserforum in Mexiko-Stadt (16.-22. März) präsent sind, wird der Widerstand gegen das Wasserkraftwerk La Parota gehören. Das Vorhaben am Río Papagayo im mexikanischen Bundesstaat Guerrero unweit der Küstenstadt Acapulco ist eines der größten Infrastrukturprojekte im Land. Viele wirtschaftliche Interessen sind damit verknüpft. Gleichzeitig handelt es sich um einen typischen Konflikt zwischen fortschrittsgläubigen Politikern aller Parteien und der Mehrheit der betroffenen Landbevölkerung. Der bald drei Jahre dauernde Widerstand gegen das Vorhaben hat sich im Ejido- und Gemeinderat der Gegner des Wasserkraftwerkes La Parota (CECOP) formiert. Mit dem CECOP-Sprecher Felípe Flores (FF) sprach Gerold Schmidt.

Wieviele Menschen sind von dem Staudammprojekt betroffen?

Wir sprechen von 25 000 Personen in 36 Landgemeinden. Es sollen mehr als 17 000 Hektar Land geflutet werden. Für die Menschen wäre kein Platz mehr da. Sowohl ihre Dörfer als auch ihr Land würden unter dem Wasser verschwinden.

Warum gibt es so viel Widerstand? Die Regierung verspricht doch viele Arbeitsplätze und andere Verbesserungen.

Die Leute glauben nicht mehr an die Regierungsversprechungen. Auch die nationale Stromkommission hält Absprachen nicht ein, trickst die Dorfgemeinschaften aus. Unser Land betraten sie ohne Erlaubnis. Die Regierung wollte uns das Projekt aufzwingen. Das Kraftwerk würde aber keine Entwicklung bringen, sondern die Gemeinden zurückwerfen, sie vertreiben. Darum sind die Menschen wütend. Außerdem: Unser Land ist nicht zu verkaufen.

Die Regierung sagt aber auch, die Gemeinden hätten in Versammlungen mehrheitlich für das Projekt gestimmt. Ist das richtig?

Regierung und Stromkommission lügen. Diese Versammlungen wurden bis auf einen Fall entgegen den Bestimmungen des Agrargesetzes außerhalb der direkt betroffenen Gemeinden abgehalten. Sie sind illegal. Die Regierung will die Leute für dumm verkaufen. In San Marcos stimmten beispielsweise am 23. August 2005 angeblich 2785 Personen für das Projekt. Wir hatten das Protokoll in unseren Händen und da war nur von 837 Unterschriften die Rede. Zudem waren die Versammlungen durch eine großes Polizeiaufgebot abgesperrt. In San Marcos waren es 1500 Polizisten. Sie hatten stets Angst, dass wir Stauwerkgegner kommen könnten, weil wir die Mehrheit sind. Sie hatten auch Angst vor der Frage, warum Leute abstimmten, die überhaupt nichts mit unserem Gemeindeland zu tun haben. Es gab Leute, die aus Acapulco angekarrt wurden. Ihre Stimmen wurden gekauft. Wir haben mit eigenen Augen gesehen, wie die Stromkommission pro Stimme zwischen 500 und 2600 Pesos (etwa 40 bzw. gut 200 Euro) bezahlte.

Am 18. September 2005 kehrten wir von einem Treffen zurück und unser Compañero Tomás wurde bei einem Hinterhalt durch einen Kopfschuss ermordet. Der Mörder gehört zu den Befürwortern des Wasserkraftwerkes. Der Gouverneur stellte den Mord als Familienfehde da, um die Öffentlichkeit irre zu führen. Dabei handelte es sich nur um den gleichen Nachnamen, und die Motive waren unserer Überzeugung nach eindeutig politischer Art. In der Gemeinde Los Arroyos provozierte die Polizei des Bundesstaates am 16. Dezember 2005 einen Zwischenfall mit uns, warf Rauchbomben und verhaftete vier Compañeros für drei Tage. Aber am 18. Januar gelang uns ein großer Schritt nach vorn. Das Agrargericht annullierte die Versammlung von San Marcos. Damit fällt auch die angebliche Erlaubnis, die Regierung und Stromkommission aufgrund des Versammlungsresultates für das Betreten unseres Gemeindelandes hatten.

Sehen Sie eine Chance, auf gerichtlichem Weg Recht zu bekommen?

Der juristische und der politische Protest müssen Hand in Hand gehen. Aber wenn Regierung und Gerichte die Enteignung unserer Böden durchsetzen wollen, dann wird es die Kraft unserer Bewegung sein, die das verhindert. Letztlich haben wir in die Gerichte keine Vertrauen. Dort sitzen Regierungsleute. Die Gerichte sind korrupt, sie lassen sich korrumpieren. Wir denken, dass wir eher auf dem politischen Weg als auf dem juristischen gewinnen werden.


Quelle: poonal
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