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Maribel Gutiérrez Artikel zum Mordfall Digna Ochoa, Teil 1

News vom 06.06.2002
Von Maribel Gutiérrez
übersetzt von Dana

  Ich entschuldige mich in voraus für die schlechte Qualität der Übesetzung, da sie in grosser Eile entstanden ist und erst einen Viertel des Gesamttextes darstellt. Vielleicht könnte jemand den Text kurz durchsehen bevor er weitergeleitet wird.

Grüsse, Dana



El Sur, 6. Juni 2002

Ein Schütze aus der Sierra de Petatlán hat Digna Ochoa getötet, sagen Informanten

* Nicolás Martínez ’El Cuarterón’ wurde am 4. März exekutiert
* Komplize des Schützen 25 Tage nach dem Mord hingerichtet
* Der Schütze war ein Freund von Hank Gonzales und Figueroa Alcocer
* Ex-Bürgermeister Rogaciano Albo mit der Tat in Verbindung gebracht

Teil 1.

Der Mord an Digna Ochoa am 19. Oktober 2001 in Mexiko Stadt wurde von einen Schützen aus der Sierra de Petatlán namens Nicolás Martínez Sánchez, zusammen mit einem Komplizen aus der gleichen Region, Gustavo Zárate Martínez, ausgeführt, so die Aussage von Zeugen die anonym bleiben möchten. Beide Männer wurden seitdem exekutiert, der Komplize am 1. November und der Schütze am 4. März dieses Jahres. Den Zeugenaussagen zufolge, erhielten sie ihre Befehle von dem Viehbaron Rogaciano Alba Alvarez, ein mächtiger Mann mit Verbindungen zum Militär, zu verschiedene Polizeiabteilungen, dem Drogenhandel und der lokalen politischen Spitze der PRI. In der Region wird er auch verdächtigt für die Hinrichtungen des Schützen und seines Komplizen verantwortlich gewesen zu sein. Seitdem die Empörung über die Ermordung der Anwältin explodiert ist und die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sich auf Guerrero als möglichen Ursprung des Verbrechens gerichtet hat, brachte Nicolás Martínez Sánchez (50), vermutlicher Assistenzleiter der Präventivpolizei von Petatlán, seinen engsten Freunden gegenüber seine Furcht vor mögliche Rückwirkungen zum Ausdruck.

Diese Furcht verwandelte sich in Gewissheit nachdem sein Komplize Gustavo (Tavo), 12 Tage nach der Ermordung der Anwältin hingerichtet wurde, in einem Hinterhalt in El Venado, auf der gleichen Autobahn der Sierra, die auch die Digna Ochoa am 1. Oktober bereit hatte. Seit damals wusste Martínez Sánchez dass seine Hinrichtung jederzeit bevorstand. "Ich habe Angst, dass sie mich umbringen weil ich an [dem Mord] an Digno Ochoa in Mexiko Stadt beteiligt war, und das ist ein grosses Problem", gestand er engen Freunden, wie einer von ihnen, der anonym bleiben möchte aussagte. Er erzählte ihnen, dass sein Komplize und Neffe, der ihn nach Mexiko Stadt begleitet hatte und ebenfalls aus dieser Region der Sierra de Petatlán stammte, bereits getötet worden war. Nach der ersten Hinrichtung wusste der Schütze, dass er zum sicheren Tod verurteilt war und aus diesem Grund sprach er mit Freunden aus der Sierra, und erzählte ihnen, dass er den Mord an Digna Ochoa persönlich ausgeführt hatte. Er enthüllte den Mordbefehl bereits während ihres Aufenthaltes in der Sierra de Petatlán am
1. und 2. Oktober erhalten zu haben.

An diesen Tagen besuchte Digna Ochoa zum ersten Mal diese Region von Guerrero, in der 1998 die Bewegung für die Verteidigung der Wälder entstanden war aus der schliesslich die Organisation der Campesinos Ecologistas der Sierra de Petatlán und Coyuca de Catalán hervorging. Am ersten Tag besuchte sie die Gemeinden El Zapotillal, La Pasión und Barranca de Monte Grande, und am 2. Oktober Banco Nuevo. Begleitet wurde sie von Harald Ihmig, einem deutschen Mitglied der internationalen Nichtregierungsorganisation FIAN, die sich der Verteidigung des Rechtes auf Nahrung widmet, sowie Anführer der Organisation der Campesinos Ecologistas die sie um Hilfe bei der Verteidigung von vier ihrer Compañeros ersucht hatten, die sich in Acapulco in Haft befinden und für sieben weitere, die von der Armee verfolgt werden und daher als Flüchtlinge in Höhlen und Wälder versteckt leben müssen um ihr Leben und ihre Freiheit zu schützen. Wie der Schütze erzählte, stand alles für Dignas Ochoas Ermordung in der Sierra de Petatlán bereit, aber die Entscheidung wurde aus ihm unbekannte Gründen geändert. Er erhielt den Befehl den Mord zu verschieben, und auf einen weiteren Anruf zu warten.

Dem neuen Plan zufolge sollten sie Digna bei ihrer Rückkehr aus der Sierra in die Bezirkshauptstadt von Petatlán folgen, und dann weiter bis nach Mexiko Stadt, und dort alle ihre Bewegungen überwachen. Dem Informanten zufolge wurde dies durchgeführt, obwohl er nicht sagte ob beide Schützen aus der Sierra de Petatlán an dieser Überwachung beteiligt gewesen sind. Der Schütze und sein Begleiter erhielten den neuen Befehl und reisten nach Mexiko Stadt, wo sie Digna Ochoa am 19. Oktober ermordeten.

In Abstand von vier Monate, wurden Nicolás Martínez Sánchez und Tavo (Gustavo oder Octavio) Zárate Martínez auf ähnliche Weise hingerichtet: aus einem Hinterhalt mit AK-47 Gewehre − vermutlich wurden die selben Waffen verwendet -als sie mit ihre Kleinlaster auf der Autobahn nach Petatlán unterwegs waren. Die Schützen warteten versteckt am Strassenrand bis die Fahrzeuge sich genähert hatten und feuerten dann auf alle sich darin befindlichen Insassen. Bei den zwei Hinterhalten starben sechs Personen, fünf wurden mit grosskalibrige Gewehre verwundet, darunter drei Kinder, eins davon ein sechs Monate alter Säugling.

Angst unter den Schützen

Die Information, dass Digna Ochoa während ihres Besuches in der Sierra de Petatlán überwacht wurde um sie zu ermorden stimmt mit der Aussage eines anderen Zeugen überein, der im letzten Dezember sagte sie hätten gewusst, dass die Anwältin seit ihrer Reise in diese Region bis zum Augenblick ihrer Ermordung im Anwaltsbüro in Mexiko Stadt verfolgt worden sei. Dieser Zeuge versicherte, dass die Überwachung von Digna Ochoa seit ihrer Rückkehr aus der Sierra de Petatlán nach Mexiko Stadt von einem Kommandanten aus Atoyac durchgeführt wurde, obwohl er nicht sagte, ob es sich dabei um einen Kommandanten der Armee oder irgendeiner Polizeiabteilung handelt. Es sei ebenfalls bekannt gewesen, dass nach der Ermordung Dignas, Schützen mit inoffiziellen Verbindungen zur Armee sich unsicher und ängstlich fühlten als die öffentliche Aufmerksamkeit sich auf Guerrero richtete. Einigen Pistoleros aus Petatlán und andere Orte in Guerreo wurden Waffen und Waffenscheine von ihren Militärchefs oder ihre Kontakte in Mexiko Stadt entzogen, als Vorsichtsmassnahme für den Fall, dass die Ermittlungen bis zu den bewaffneten Zivilisten dringen würden, die in Verbindung mit den Militärs in Guerrero und Mexiko Stadt agieren.

Der Schütze

Der 50-jährige Nicolás Martínez Sánchez ’El Cuarterón’, wurde am 4 März um etwa 7:00 Uhr morgens in der Nähe des Dorfes El Venado ermordet, an der Einfahrt der Strasse die von der Bezirkshauptstadt in die Region La Botella führt, wo El Zapotillal, La Pasión und Barranca de Monte Grande liegen, und am 1. Oktober das Treffen zwischen Digna Ochoa und den Campesinos Ecologistas stattfand. Presseberichten zufolge war Nicolás Martínez Sánchez Assistenzleiter der Öffentlichen Sicherheitspolizei von Petatlán, aber offiziell existiert dieses Amt nicht; andere sagen er sei ein Inspektor der gleichen Polizeiabteilung gewesen, und einige andere, dass er überhaupt kein Polizist gewesen sei. Er wurde auf der Strasse zur Bezirkshauptstadt ermordet, wohin er mit seinem Dodge Kleinlaster Modell Pickup unterwegs war, zusammen mit seinem 22-jährigen Sohn, Hipólito Martínez Orozco, seinem 40-jährigen Schwager Francisco Orozco Blanco, und seinem 18-jährigen Neffen Francisco Javier Martínez. Die vier wurden in den Hinterhalt durch mehrere Schusswunden aus AK-47 getötet. Der rot-weisse Kleinlaster, der vor Martínez Sánchez’ Haus in der Gemeinde von El Venado geparkt ist, weist fast 80 Einschusslöcher auf.

Lokale Zeitungen berichten dass, dem Amt für Öffentliche Sicherheit zufolge, zwei Personen den Lastwagen vom Strassenrand aus unter Beschuss nahmen, während ein weiterer in einem Wagen auf sie wartete, in dem sie Richtung Hochland flohen.

Ada Orozco, die Ehefrau von Nicolás Martínez Sánchez, sagt sie wüsste nicht weshalb ihr Mann getötet worden sei, und sie wolle auch nichts wissen. Genausowenig ist sie an einer Rechtssprechung interessiert, denn sie sagt, ihr Ehemann, ihr Sohn und ihr Bruder seien sowieso schon tot, und hätten ihre Familien ohne Schutz gelassen. Sie behauptet, dass ihr Mann weder einer Polizeiabteilung angehört, noch für die Stadtregierung von Petatlán gearbeitet habe. Für sie war er einfach ein Campesino, der sich mit Feldarbeit und Viehzucht beschäftigt habe.

Sie erzählt er sei getötet worden, als er mit drei Personen zur Bezirkshauptstadt von Petatlán unterwegs war um einen Stierpferch für den Jahrmarkt zu errichten, der jedes Jahr in dieser Stadt an der Costa Grande von Guerrero abgehalten wird. Die Witwe bestätigt, dass niemand gesehen hätte wer auf den Kleinlaster gefeuert hätte, und niemand die Schüsse gehört habe; ein Campesino fand den Wagen mit den vier toten Insassen auf der Strasse und benachrichtigte die Familie. Sie sagte dass Nicolás Martínez keine Konflikte gehabt habe, dass er ein guter Mensch gewesen sei, dass er sich nicht mit politischen Parteien einliess, sondern versuchte den bedürftigen Menschen seines Dorfes El Venado zu helfen. Dieses Familienbild unterscheidet sich deutlich von seinem öffentlichen Ruf. Zwei Tage nach der Hinrichtung erklärte der damalige Generalstaatsanwalt von Guerrero, Rigoberto Pano, Reporter in Acapulco, es habe sich dabei um "einen Racheakt zwischen Familien" gehandelt, da Nicolás im letzten Jahr vier Mitglieder einer Familie ermordet habe.

In der Gegend war Martínez Sánchez als jemand bekannt, der stets Beziehungen zur Macht unterhielt, und ein Freund mächtiger mexikanischer Politiker wie Carlos Hank González und Rubén Figueroa Alcocer war. Er habe stets in verschiedenen Polizeiabteilungen gearbeitet und wechselte von einer Behörde zur anderen, von der staatlichen zur bundesweiten Gerichtspolizei und der lokalen Präventivpolizei . Er hatte auch Verbindungen zur lokalen Politik innerhalb der dominanten PRI-Gruppe, die von Rogaciano Alba geführt wird, und stand in enger Beziehung zum derzeitigen Bürgermeister von Petatlán, José Salas Rivera, der ihm die Assistenzleitung der lokalen Präventivpolizei übertrug. Als Bürgermeister von Petatlán arbeitete Salas Rivera drei Mal mit einer Gruppe Agenten der Generalstaatsanwaltschaft und der Gerichtspolizei zusammen, die von der Generalstaatsanwaltschaft von DF in die Region geschickt wurden um die Ermordung von Digna Ochoa zu untersuchen. Den Informanten zufolge, war Nicolás Martínez Sánchez ’El Cuarterón’ ein Mann der für "diese Art Arbeit" "sehr geeignet" war und soll jahrelang Aufträge für Rogaciano Alba ausgeführt haben.

Für die Informanten ist es nichts verwunderliches, dass Martínez Sánchez für eine − wie sie es einschätzen − "so grosse" Aktion angeheuert worden sei, und nach Mexiko Stadt reisen musste, mehr als 500 km von seinem Wohnort entfernt. Sie sind auch darüber nicht erstaunt, dass bei einem Mord der von Professionellen geplant und ausgeführt wurde keine Spuren hinterlassen worden sind. Sie wollen nichts zu den Waffen oder zu der Nachricht sagen, die neben der Leiche der Anwältin gefunden wurde, und Drohungen gegen Angehörige des Menschenrechtszentrums Miguel Agustín Pro Juárez enthielt, wo Digna Ochoa gearbeitet hatte, weil sie darüber keine Informationen besitzen, aber sie sagen dass "alles gut vorbereitet wurde", und vermuten, dass mehr Leute daran beteiligt waren. "Er war sehr gut vorbereitet für derartige Aufgaben" beharren sie. Als Mordmotiv des Schützen nannten die Quellen übereinstimmend "Bezahlung", "Geld". Sie sagten, dass er diese Art Arbeit für die lokalen Machtpersonen erledigte, und auf die Frage wer diese mächtigen Personen seien antworteten die Zeugen ohne zu zögern: Rogaciano Alba. Auf die Frage nach den Motiven Rogaciano Albas vermuteten die Informanten, dass der Mord Digna "aus dem Weg räumen sollte", oder vielleicht von Alba angeordnet wurde, aber auf Ersuchen der Armeeangehörigen zu denen er Beziehungen unterhält.

Rogaciano Alba ist der derzeitige Präsident der Rinderzüchtervereinigung des Staates, und war von 1993-96 ehemaliger Bezirkspräsident von Petatlán, während der Regierungszeit von Gouverneur Rubén Figueroa Alocer, der ihn protegierte und heute die grösste politische Macht in Guerrero hat. Obwohl Albas Verbindungen mit dem Drogenhandel in der Region allgemein bekannt sind, ist er aktiv an der Politik beteiligt und versuchte sich 2001 als PRI-Kandidat für die Wahl des Bezirkspräsidenten von Petatlán in Oktober 2002 aufstellen zu lassen, gab diese Absicht aber anscheinend wieder auf.

Über den Mord an Digna Ochoa hat er bereits zweimal vor Agenten der Generalstaatsanwaltschaft von DF ausgesagt: am 21. Dezember 2001 und am
18. Januar 2002. Am 21. Januar sagte er in einem Interview mit lokalen Reportern: "Sie wollen mich zum Sündenbock für den Mord an Digna Ochoa machen", und erklärte die Anklagen gegen ihn seien auf "politische Interessen der PRD" zurückzuführen.

Der Begleiter

Die Hinrichtung von Gustavo (Tavo) Zárate Martínez am 1. November 2001, der Zeugen zufolge Digna Ochoas Mörder begleitet hatte, wurde in den nationalen Medien berichtet, aber ohne irgendwelche Verbindungen mit dem Ochoa Fall zu erwähnen.

Am 2. November fuhren 38 Mitglieder der Organisation der Campesinos Ecologistas der Sierra de Petatlán und Coyuca de Catalán nach Mexiko Stadt um Gerechtigkeit im Mordfall Digna Ochoa zu fordern, und über ihren Besuch in vier Gemeinden zu berichten.

Mit den Aussagen über den Besuch von Digna Ochoa, den Zusetzungen der Kaziken und der Armee und der Marginalisierung der Gemeinden der Ecologistas, und nach der Freilassung von Rodolfo Montiel und Teodoro Cabrera, wirkten sich die Informationen über die Gewalt gegen die Bevölkerung, die an keine Organisationen oder Bewegungen beteiligt ist auch auf die Medien aus.

In einer Pressekonferenz am 9. November berichtete der Sekretär der Organisation, Felipe Arriaga Sánchez, dass gerade als sie ihre Reise nach Mexiko Stadt vorbereiteten, auf der Strasse nach El Zapotillal, nahe der Gemeinde El Venado ein neues Massaker stattgefunden hatte, in dem zwei Erwachsene und ein Kleinkind getötet worden waren (später wurde bekannt, dass das Kind überlebt hatte).

Es war am Tag des 1. Novembers um 6:00 Uhr morgens, als Felipe Arriaga zur Bezirkshauptstadt von Petatlán unterwegs war um die Reise nach Mexiko Stadt vorzubereiten. Als er El Vanado passierte entdeckte er den Lastwagen mit den zwei ermordeten Insassen, die von Unbekannten mit grosskalibrige Gewehre erschossen worden waren. Unter den Toten befand sich Tavo Zárate, der das Fahrzeug gefahren hatte und fast 40 mal getroffen worden war. Der andere Tote war Señor Miguel Mejia; zwei Frauen und drei Kinder überlebten mit Schusswunden. Niemand hatte die Angreifer gesehen. Felipe Arriaga, der El Venado fünf Minuten nach dem Massaker passierte, half dabei die zwei Verletzten in ein Krankenhaus zu transportieren.

In Mexiko Stadt berichteten die Ecologistas diesen Vorfall als ein Beispiel für die Gewalt die in der Region existiert, und erzählten, dass einige Minuten vor dem Hinterhalt Roberto Cabrera den Ort passiert hatte, der ebenfalls der Kommission der Repräsentanten der Organisation in Mexiko Stadt angehörte. Sie hatten sich niemals vorgestellt, dass dieser Hinterhalt mit dem Mord an der Anwältin zusammenhängen könnte.

Kurz nach der Ermordung von Digna Ochoa kursierte in der Region die Information, dass ein Gerichtspolizist, der hier als Charly bekannt ist, an dem Verbrechen beteiligt gewesen sein könnte. Die Grundlage dieser Vermutung ist unbekannt.

Am 23. Oktober, vier Tage nach der Ermordung von Digna Ochoa, wurde der Gerichtspolizist Carlos García García nahe Petatlán, an einer Tankstelle auf der Bundesstrasse Acapulco-Zihuatanejo getötet. Lokale Zeitungen berichteten, dass er von der Gerichtspolizei des Staates in den Bezirk Arcelia, in der Region Tierra Caliente versetzt worden war, auf der anderen Seite der Sierra Madre del Sur, und er gerade auftankte um an seinen Arbeitsplatz zu gelangen, als er aus einem Lastwagen Modell Lobo heraus mit einer AK-47 erschossen wurde. Der Polizist wurde drei mal getroffen, und schaffte es seine 38’er Pistole einmal abzufeuern.

Die Tupos

García García, ca. 40 Jahre alt, wurde zur Gerichtspolizei in Zihuatanejo versetzt. In 1993 arbeitete er mit der gleichen Abteilung in der Behörde von Petatlán. Später, ob mit Polizeianstellung oder ohne, lief er immer bewaffnet herum, auch in der Öffentlichkeit, obwohl er nicht in Dienst war, und man glaubte, dass er die Unterstützung der Militärchefs des 19. Armeebataillons in Petatlán hatte. In der Region wurde Carlos García als Angehöriger einer Gruppe bewaffneter Zivilisten identifiziert, die Verbindungen zur Armee haben, und als Los Tupos bekannt sind.

Diese Gruppe wird von den Brüdern Angel, Fidel und Adán Gómez geführt, und operiert im Hochland der Sierra von Guerrero, wie Denuncias der Versammlung der Ejidobewohner von Los Guajes de Ayala berichten, die 1999 verschiedenen Regierungsinstitutionen sowie der UN-Sonderbeauftragten Asma Jahangir bei ihrem Besuch in Mexiko vorgelegt wurden.

Der Denuncia zufolge handelt es sich um eine paramilitärische Gruppe mit Verbindungen zur illegalen Abholzung in den Wäldern, die jene bekämpft, die sich den mächtigen Interessen der Holzhändler in den Weg stellen. Die Tupos beschuldigten ihre Gegner einer angeblichen bewaffneten, subversiven Gruppe oder Guerrilla anzugehören, und operierten laut Denuncia bei deren Verfolgung in Koordination mit der Armee.

Über die Vermutungen über den Zusammenhang zwischen den Fall Digna Ochoa und der Hinrichtung des Gerichtspolizisten − der erste einer langen Reihe von Morde an der Einfahrt zur Strasse, die von der Anwältin besucht wurde
- ist nichts weiter bekannt.

In den Monaten nach der Ermordung von Digna Ochoa nahm die Gewalt an der Einfahrt zur Sierra de Petatlán die die Anwältin am 1. Oktober bereiste zu. Den Einwohnern zufolge ist diese Route der Sierra, die in El Barrozal nahe der Stadt Petatlán beginnt und die Ejidos La Botella und San José de los Olivos durchquert, die sicherste und am die wenigsten von der Gewalt betroffene. Zwischen Oktober und April 2001 wurden in der unteren Sierra von Petatlán 14 Hinrichtungen durch grosskalibrige Waffen registriert:

− am 23. Oktober wurde der Judicialpolizist Carlos García García an einer Tankstelle von Petatlan durch drei Schüsse aus einem AK-47 Gewehr getötet. Zeugen zufolge kamen die Schüsse aus einem Kleinlastwagen der Marke Lobo. Bei den Verantwortlichen handelt es sich vermutlich um die gleichen Angreifer, die einige Tage zuvor einen Bus angegriffen hatten in dem er als Passagier fuhr. Während des Kampfes soll der Polizist einen von ihnen verwundet haben, der daraufhin in Richtung Las Ollas, nahe Zihuatanejo geflohen sein soll.

− Am 1. November wurde eine Familie in einem Kleinlaster um 6:00 Uhr morgens nahe El Venado mit grosskalibrige Gewehre angegriffen. Der Fahrer Octavio Zárate Martínez wurde durch 40 Einschüsse getötet, des weiteren starb der Campesino Miguel Mejía der ihn begleitete; zwei Frauen und drei Kinder wurden verwundet. Niemand konnte die Angreifer sehen, die aus dem Dickicht feuerten. Es war bekannt, dass die Familie des Ermordeten Wochen zuvor einen Konflikt mit Judicialpolizisten gehabt hatte.

− Am 27. Februar wurden bei einer Auseinandersetzung mit zwei Bewaffneten in der nördlichen Coyuquilla, an der Zufahrt zur Strasse nach El Mameyal und Banco Buevo, ein Angehöriger der Präventivpolizei von Tecpan getötet und drei weitere verletzt. Bei dem Toten handelt es sich um den 24-jährigen Luis Alberto Castillo Martínez aus Atoyac.

− Am 4. März 2002 wurden um 7:00 morgens in El Venado vier Personen in einem Kleinlaster in einem Hinterhalt getötet, an dem drei Unbekannte beteiligt waren. Der Kleinlaster wurde von 78 Einschüsse durchlöchert. Bei den Toten handelt es sich um den 50-jährigen Nicolás Martínez Sánchez alias El Cuarterón, Assistenzleiter der Präventivpolizei von Petatlán, seinen 22-jährigen Sohn Hipólito Martínez Orozco, Francisco Javier Martínez (18) und Francisco Orozco Blanco (40). Dem Amt für Öffentliche Sicherheit der Staatsregierung zufolge wurden sie von zwei Personen erschossen, während ein Dritter in einem Wagen wartete, in dem sie Richtung Hochland fuhren.

− Am 3. März wurde in La Calera, auf der gleichen Strasse in der Sierra, um 19:00 Abends Eligio Blanco Véjer in einem Hinterhalt getötet. Seine Frau Rosa María Ramírez Mercado (40) starb in einem Krankenhaus am darauffolgenden Tag.

− am Montag, dem 18. März, wurde der 48-jährige Alvaro Rodríguet Hernández durch drei Schüsse grossen Kalibers hingerichtet; seine Leiche wurde auf der Strasse nach El Arenoso abgeworfen.

− Am Montag, dem 15. April um ca. 21:00 Uhr, wurde der 27-jährige Ricardo Enrique Pineda Guillén ’El Quique’ in einem Billardsalon nahe des Regierungspalastes im Zentrum von Petatlán, von zwei mit AK-47 bewaffnete Unbekannte hingerichtet. Als angebliches Motiv nannte man Konflikte mit dem Drogenhandel und ein Familienstreit, da ein Jahr zuvor sein Bruder Ramón Pineda Guillen ’Ramoncillo’, exekutiert worden war als er nach La Calera fuhr. Veröffentlichte Berichte bringen ’El Quique’ mit dem Hinterhalt auf Tavo Zárate Martínez vom 1. November 2001 sowie mit dem Hinterhalt am 4. März nahe El Venado, in dem der Assistenzleiter der Präventivpolizei von Petatlán, Nicolás Martínez Sánchez ’El Cuarteron’ getötet wurde. In Petatlán ist es allgemein bekannt, dass Ramoncillo und El Quique der Gruppe von Rogaciano Alba angehörten, aber Schwierigkeiten hatten.

− An einem unveröffentlichten Datum wurden die Brüder Noé und Erasmo Díaz Chávez, je 22 und 24 Jahre alt, während einer Hochzeit in der Gemeinde Murga von zwei Männer mit Pistolen Kaliber 38 getötet. Zeugen zufolge handelte es sich dabei um die Brüder Viveros, die ebenfalls mit der Gruppe des Ex-Bezirkspräsidenten Rogaciano Alba in Verbindung stehen.

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