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2. Informationsbulletin zum Treffen

Erstes Treffen der zapatistischen Gemeinden und der Völker der Welt

News vom 02.01.2007
übersetzt von Katja (B.A.S.T.A.)

  Compañeros und Compañeras

Der letzte Tag des Jahres begann heute im Zapatistischen Caracol von Oventik mit zwei morgendlichen Arbeitsgruppen, in denen die zapatistischen Gemeinden den Alltag ihrer Autonomie auf den Gebieten Bildung und Gesundheit vorstellen, als Teil des Ersten Treffens der Zapatistischen Völker und der Völker der Welt.

Tausende Menschen der Unterstützungsbasis der Gemeinden der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung und mehr als 1500 Männer und Frauen aus 40 Ländern der Welt begannen ab 8 Uhr mit diesen Arbeitsgruppen, in denen die Bildung in der Autonomie, die Erarbeitung von Bildungsprogrammen im Widerstand, das Gesundheitssystem der zapatistischen Völker, die Herausforderungen, Hindernisse und die kleinen Erfolge ihrer Arbeit diskutiert werden.

Gestern Nachmittag bis zum Einbruch der Dunkelheit wurde das Thema Autonomie und Die Andere Regierung von den Vertretern jedes der fünf zapatistischen Räte der Guten Regierung vorgestellt. In dieser Runde hörte man auch die Stimmen von 35 Compañeros und Compañeras aus vielen Ländern, die beim Treffen anwesend sind.

Die Compañeros Jesús und Roel vom Rat der Guten Regierung des Caracols von La Realidad erklärten, dass "eine der wichtigsten Herausforderungen für die Andere Regierung die Partizipation der Frau als Autoridad (gewählte/r Vertreter/in − Anm. d. Üs.) ist. Als die Räte geschaffen wurden", erklärte Roel, "gab es nur eine Frau, aber nach dreieinhalb Jahren Arbeit können wir sagen, dass wir fast gleich viele sind, obgleich uns noch ein langer Weg bevorsteht."

Das "gehorchende Befehlen", berichteten sie, "bedeutet, dass das Volk die Richtung und die Art entscheidet, wie wir arbeiten." Dabei gebe es sieben Prinzipien für die Andere Regierung: gehorchen und nicht befehlen, vertreten und nicht ersetzen, nach unten gehen und nicht nach oben, überzeugen und nicht siegen, erschaffen und nicht zerstören, vorschlagen und nicht aufzwingen.

Im polemischen Aspekt der zapatistischen Rechtssprechung wurde erklärt, dass es verschiedenartige Probleme gibt, für die "wir selbst nach einer Lösung suchen. Was wir als erstes tun ist, den Fall zu untersuchen, und dann sprechen wir mit den Konfliktparteien. Die Autoridad ist neutral und hört die Argumente beider Parteien an, und auf der Grundlage dessen, der als schuldig befunden wird, wird Recht gesprochen, indem als Bestrafung Arbeit zum Nutzen der Gemeinde, des Landkreises oder der Zone auferlegt wird. In der Anderen Regierung ist Gerechtigkeit weder käuflich noch verhandelbar. Die Macht des Geldes regiert nicht in der zapatistischen Rechtssprechung", schloss die autonome Autoridad einer der Regionen des Urwaldes.

Der Rat der Guten Regierung von Oventik wiederum betonte, dass für die Zapatistas "die Autonomie ein universelles Recht ist, wo wir menschlich, mit Freiheit, mit Gerechtigkeit, mit Demokratie, mit unseren eigenen Gesetzen in jedem Teil der Welt leben können. Die Autonomie ist nicht nur ein einzelnes Wort, sondern man muss von den verschiedenen Aspekten und Rechten sprechen: Recht auf Leben, Politik, Gerechtigkeit, Freiheit, Demokratie, Gesundheit, Bildung, Land, etc."

Die autonomen Vertreter von Oventik beklagten, dass während dieser 13 Jahre des Kampfes "die Schlechte Regierung uns verraten hat, versucht hat, uns auszulöschen, um unseren gerechten Kampf zu beenden. Viele Compañeros und Compañeras sind von den Militärs und paramilitärischen Gruppen getötet worden, und es gibt immer noch tausende Vertriebene aufgrund des Krieges.

Derzeit, erklärten sie, gibt es keinerlei Gesetz oder juristisches System, um Gerechtigkeit walten zu lassen, sondern jeder Landkreis vereinbart seine eigenen internen Regulierungen, weswegen "man die Notwendigkeit sieht, generelle Normen zu erarbeiten, die uns in allen Landkreisen einer Zone als Richtlinien gelten."

Für den Rat der Guten Regierung des Caracols von Morelia erklärten die Compañera Ofelia und der Compañero Beto, dass in dieser Zone "gleichmäßig das autonome rebellische zapatistische Bildungs- und Gesundheitssystem gewebt wird." In diesem Kontext erklärten sie, dass eine ihrer Aufgaben ist, "die Gemeinden und Landkreise voranzubringen und zu entwickeln bei der Verbesserung der Autonomie." Eine andere Aufgabe, so Ofelia, ist "die gleichmäßige Verteilung der ökonomischen Mittel, die dank der Solidarität der Männer, Frauen, Kinder und alten Menschen aus Mexiko und der ganzen Welt bei uns direkt oder mit anderen Mitteln ankommen."

Zum Thema Rechtssprechung erklärte Beto, "unsere Rolle ist es, eine gemeinsame Vereinbarung zu suchen und zu schaffen und nicht einfach das Gesetz anzuwenden. Als Autoridades des Rates sind wir eine Brücke, wir schaffen einen Dialog und nicht eine Verhandlung, und mittels des Dialoges kommen wir zur Einigung," obwohl er auch erklärte, "nicht immer ist das ganz so einfach."

Josefina und Miguel sprachen stellvertretend für die Autonomen Autoridades des Caracols von Roberto Barrios. Sie erklärten, Dass "jetzt wir Zapatistas unsere Kultur zurückgewinnen ... Wir als indigene Völker müssen uns neu organisieren. Wir sind in der Lage, uns selbst zu regieren, dem Volk zu dienen, unsere eigenen Entscheidungen und Vereinbarungen zu treffen, Vorschläge zu machen und unser eigenes Denken zu haben."

Sie erklärten, dass die zapatistischen Autoridades für ihre Arbeit keinerlei Gehalt bekommen. "Wir Zapatistas sind frei, uns zu organisieren, uns zu regieren und Entscheidungen nach unserer Art zu treffen, ohne dass wir kapitalistische Ideen berücksichtigen müssen. Daher entsteht die Idee, eine neue Gesellschaft und einen neuen Kampf zu schaffen, die Idee, die Einheit als indigene Völker der Welt zu schaffen ..."

Als Angehörige einer der Zonen mit einem hohen Anteil von Paramilitärs erklärten die Vertreter von Roberto Barrios, "die Bedrohung durch die Paramilitärs in der Zone oder in den autonomen Landkreisen hält an und auch die Programme der Schlechten Regierung basieren auf der einfachen kapitalistischen Idee, die Gemeinden zu spalten und ihnen den Mut zu nehmen, denn das ist ein Krieg niederer Intensität gegen die Bevölkerung."

Für das Caracol von La Garrucha nahmen Elías, Estefanía, Joaquín und Isabel teil, die bestätigten, dass "wir indigenen Völker das Recht auf Autonomie innerhalb des mexikanischen Staates haben", und sie betonten ihren Anspruch auf ihre "Art zu sein und im Kollektiv zu arbeiten, auf die Sprache und unsere Ideen, die anders sind."

"Wir als Gemeinden üben die Autonomie seit jeher in der Praxis aus, also fordern wir, dass anerkannt wird, was ohnehin schon existiert. Aber die Schlechte Regierung will uns die Autonomie nicht zugestehen, da sie, wie wir schon erklärt haben, die Möglichkeit verlieren würde, sich zum Herren unserer Reichtümer und natürlicher Ressourcen zu machen und uns dessen zu berauben. Sie wäre daran gehindert, einfach ihre ökonomischen Pläne zur Ausbeutung unserer Ressourcen durchzusetzen, die nur zu ihrem eigenen Nutzen dienen sollen," so die autonomen Autoridades.

Sie erklärten, dass "die Autonomie, die wir wollen und für die wir kämpfen, der Souveränität des Landes nicht entgegensteht. Wir wollen uns nicht vom Land trennen, um eine eigene Nation zu bilden. Das ist der Vorwand, den die Feinde der indigenen Völker anführen, um uns das Recht auf Autonomie abzusprechen, das wir als Völker fordern. Wir sind uns dagegen sicher, dass die Autonomie die Demokratie in unserem Land stärkt."

Nach den Beiträgen der Räte der Guten Regierung folgte eine Runde mit Fragen und Antworten zum Aufbau der zapatistischen Autonomie und dann die Beiträge zu verschiedenen Erfahrungen des Kampfes in anderen Ländern der Welt, wobei insbesondere die Verteidigung der politischen Gefangenen hervortrat.

Am heutigen Tag ist außer den Arbeitsgruppen zur Anderen Gesundheit und zur Anderen Bildung eine Arbeitsgruppe am Nachmittag über die Frau, ihre Herausforderungen und Horizonte geplant. Und in der Nacht werden die heute in Oventik versammelten zapatistischen Gemeinden und die Völker der Welt mit Musik, Tanz und kulturellen Aktivitäten den dreizehnten Jahrestag des bewaffneten Aufstandes feiern, der die Welt am ersten Januar 1994 überraschte.

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