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Berichte aus Chiapas
Gruppe B.A.S.T.A. vom 28.04.2003 |
Hallo, Ihr!
Ich fand die Berichte von den beiden so toll, daß ich sie etwas layoutet habe, um sie Euch für Eure Zeitung zu empfehlen!
Lieben Gruß!
edo.
los frijoles − drei Berichte von R. und Cé, zwei Companer@s aus Chiapas
1 cé’s Eindruecke im Vergleich zu ihrer ersten Gemeinde
2 der gemeinsame "Bericht" ueber "los frijoles"
3 ein Sturmerlebnis
Das schreiben ist uns schwergefallen, da wir (aus Sicherheitsgruenden) darum gebeten worden sind, keine konkreten Angaben zu machen. Natuerlich ist es so schwer, euch etwas von unseren Gefuehlen zu vermitteln... Wir habe n es trotzdem versucht und hoffen, dass es uns zumindest ein Stueck weit gelungen ist. Den Ort haben wir "los frijoles" genannt, da es 2 Wochen lang morgens, mittags und abends frijoles (Bohnen) gab...
R.
otar coas es otra cosa
arm ist nicht gleich arm. es gibt auch noch aermer.
erde ist nicht gleich erde. es gibt auch unfruchtbarere.
milpa ist nicht gleich milpa. es gibt auch noch kleinere.
was hier so platt und dahergesagt klingt, ist in wirklichkeit ein grosser unterschied und das erste der vielen dinge, die ich in "los frijoles" gelernt habe. in meiner letzten gemeinde habe ich menschen getroffen, die dur ch die besetzung der ranch genuegend (fruchtbares) land haben, um ihre familien ernaehren zu keonnen. menschen die ein fahrrad hatten und einen fernseher und keinen hunger. sie konnten sogar den ueberschuss der ernte auf dem markt verkaufen.
hier gibt es keinen uberschuss. hier gibt es kein land. hier gibt es nicht genug zu essen. hier, im zwar noch gruenen, aber sehr kargen hochland (uber 2500m), ist die erde ausgelaugt und unfruchtbar. und selbst von diese r "tierra malo" (mist-erde) gibt es nicht genug fuer alle. wenn eine familie ein kleines stueck land hat, reicht es nicht aus um genuegend mais und frijoles fuer ein jahr anzubauen. hier gibt es auch familien ganz ohne la nd. sie sind gezwungen, sich woanders arbeit zu suchen. oft fahren sie bis in den Soconusco (kaffeeanbaugebiet im sueden von chiapas), um dort als tageloehner bei der "cosecha" (ernte) ausgebeutet zu werden. die arbeitsbedingungen auf diesen fincas, deren besitzerInnen oft deutsche oder franzosen und spanier sind, haben sich seit jahrhunderten nicht veraendert. die arbeiter sind gezwungen, sich bei jeder ernte zu verschulden , um im naechsten jahr zurueckkommen zu muessen. es gibt auf den fincas eine "tienda de raya" (geschaeft), in der mit einer nur auf der finka gueltigen waehrung bezahlt werden kann. so werden die preise vom "patron" (her rn) bestimmt. die andere art von arbeit ist die auf einer ranch. auch hier sind die arbeitsbedingungen hart und unmenschlich. die frauen, die hier oft frijoles ernten muessen, kommen abends mit ihren behaeltern mit den b ohnen zum patron. dieser kontrolliert die qualitaet und "bezahlt" sie mit den schlechten bohnen aus den erntekoerben. es gibt oft nur arbeit fuer einige monate. die familien muessen mit diesem geld ein ganzes jahr lang le ben.
auf meine frage, ob das denn ausreicht und wie sie das denn machen, kommt nur "no alcanza, no funciona. eso es el problema..." (es reicht nicht,.es funktioniert nichts. das ist das problem...) dann schweigen... auch ich s chweige lange, weil mir nicht einfaellt, was ich dazu sagen koennte − immer noch nicht. und eigentlich fand ich meine frage ueberfluessig, weil ich die antwort schon vorher wusste. ich habe sie trotzdem fragen muessen, we il ich es so unbegreiflich fand...
Stell dir vor...
Stell dir vor, du hast Hunger, und es gibt keinen vollen Kuehlschrank, keinen Supermarkt. Vielleicht wuenschst du dir einen Garten oder ein Feld, um deinen Weizen oder Mais anpflanzen zu koennen. Aber die Erde, die du bea rbeitest, gehoert nicht dir, die Ernte demzufolge auch nicht. Deiner Nachbarin und deinem Nachbarn geht es genauso.
Stell dir vor, du kannst nicht lesen, und deine Kinder werden es wahrscheinlich auch nicht lernen. In dem Land in dem du lebst, wird eine andere Sprache gesprochen als du sprichst. Eine Zeitung kannst du weder lesen noch kaufen. Moeglicherweise gibt es eine Schule, vielleicht sogar in deiner Naehe, vielleicht aber auch einen Tagesmarsch entfernt. In dieser Schule musst du nicht willkommen sein − du bist anders, du sprichst eine andere S prache. Oder du kannst sowieso nicht zur Schule gehen, du musst arbeiten...
Stell dir vor, du hast Schmerzen. Der naechste Arzt ist in der naechsten Stadt. Die naechste Stadt kann 2 Tage mit dem Auto entfernt sein. Dieser Artzt muss dich nicht behandeln wollen − du koenntest ihn sowieso nicht be zahlen. Eine Klinik gibt es auch nicht.
Stell dir vor, du bist eine Frau. Als Kind kuemmerst du dich um deine juengeren Geschwister. Dein Bruder geht vielleicht zur Schule. Du kannst heiraten, und an deiner Situation wird sich wenig aendern. Du koenntest Gueril lakaempferin werden. Vielleicht ist deine Familie aber auch so arm, dass sie dich als Dienstmaedchen in eine reiche Familie gibt. Dann hat der Hausherr das Recht auf die erste Nacht... Deiner Freundin geht es genauso. Eur en Muettern ist es auch so gegangen, und den Muettern der Muetter... Dann erfaehrst du, dass da wo deine Huette steht, eine grosse Handelsstrasse gebaut werden soll. Dein Nachbardorf und einige andere Doerfer sollen eine m Staudammprojekt weichen. Ihr seid nicht (mehr) erwuenscht, euer Lebensraum wird euch genommen. Weil ihr euch wehrt, werdet ihr verfolgt, und etliche von euch werden umgebracht. Die Situation erscheint aussichtslos, aber das ist nicht das, was IHR seht.
Ihr sollt verschwinden − aber ihr bleibt.
Ihr sollt euer land aufgeben − aber ihr nehmt es euch.
Ihr sollt aufhoeren, zu existieren − aber ihr macht euch auf den Weg, euer Leben selber zu bestimmen.
Sie wollen eine Handelsstrasse bauen, aber ihr baut keine Strasse, sondern einen Weg − euren Weg.
Und an den Weg baut ihr eine Schule − eure Schule.
Und eine Klinik − eure Klinik.
Ihr nehmt euch das Land, jetzt sind die Felder, die ihr sowieso schon immer bearbeitet habt, eure Felder.
Ihr habt eine Schule, aber ihr habt keine Lehrer, also werdet ihr eure Kinder selber anleiten und ihnen die Sachen vermitteln, die euch wichtig sind.
Ihr baut eine Klinik, und es sind eure Frauen und eure Maenner, die eure Kranken heilen. Keine Krankenschwestern und Aerzte, sondern einfach Menschen, die eine Aufgabe uebernommen haben.
Stellt euch mal vor, das Unmoegliche ist moeglich, weil wir gemeinsam es moeglich machen...
Drei Tage dauert der Sturm jetzt. Vor allem die Naechte sind fuerchterlich, weil der Sturm von Nacht zu Nacht schlimmer wird. Schlafen ist kaum moeglich. Schon in der ersten Nacht hab ich gedacht die Huette stuerzt ein, u nd in der zweiten Nacht war ich allein hier und hatte ganz schoen Angst. Montag kam dann gluecklicherweise mein Compañero zurueck. Doch in der Nacht wurde der Sturm immer intensiver. Unsere ganze Bretterhuette hat geschw ankt, und permanent das Geraeusch berstenden Holzes. Das Wellblechdach kurz vorm Abheben − wir sind in ein Steinhaus gefluechtet. Aber wie fuehlt sich das an, wenn selbst Beton vibriert, weil der Sturm so stark ist... Die Laengsseiten des Hauses Fensterfronten... Die Geraeusche von berstendem Holz, herumfliegenden Gegenstaenden, sich losreissenden und abhebenden Wellblechen... Ich hab kein Auge zugemacht.
Heute Morgen Schadensbegutachtung: Oh Wunder − unsere Holzhuette steht noch so ziemlich unversehrt. Aber andere Gebaeude sind teilweise sehr mitgenommen. Das Dach der T. voellig abgedeckt, ebenso die CdI, viele Daecher sind beschaedigt und werden einer weiteren stuermischen Nacht kaum standhalten. Es ist fuerchterlich, zu sehen, wie etwas, was mit soviel Kraft, Entschlossenheit und Kampf aufgebaut wurde, von der Natur einfach weggerissen werden kann. Ich denke an den Krieg. Eine Antwort der Natur auf den Krieg? − ich bin nicht allein mit diesem Gedanken. Ich hab Angst um die Menschen im Irak. Hier den "Naturgewalten" ausgeliefert zu sein, macht menschliches Machtstreben, Profitgier und Groessenwahn, die in kriegerische Gewalt gipfeln, nur noch unfassbarer.
Die Menschen hier glauben, dass der Sturm von einem Zyklon o.ae. von der Pazifikkueste kommt. Aber genau weiss das niemand. Die Elektrik ist ausgefallen, kein Fernseher, keine Batterien fuers Radio! Angst um die Compañera an der Pazifikkueste. Ich hier in der Sonne − keine einzige Wolke am Himmel, und sehe dem vernichtenden Werk des Sturmes zu. Sehe zu, wie die Daecher sich loesen, unsere Aussendusche jeden Moment in sich zusammenfaellt, und hab Angst vor der naechsten Nacht...
Quelle: | |||
https://www.gruppe-basta.de/ | |||
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