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Guatemala-Tagung 31. Mai, 10-18 Uhr, Berlin
News vom 31.05.2003 |
»¿Solo vemos que nos mienten?« − »¿Solo vemos que nos roben?«
»¿Solo vemos que nos van matando?«
− Guatemala − 6 Jahre nach Friedensschluss − Straffreiheit −
Remilitarisierung − staatlicher Terror − politische Repression − soziale Säuberungen −
¡Verdad y Justicia! ¢ Wahrheit und Gerechtigkeit!
Einladung zur Tagesveranstaltung:
"Die aktuelle Situation in Guatemala und die Möglichkeiten internationaler Begleitung von MassakerzeugInnen und MenschenrechtsaktivistInnen"
mit: Sonja Perkic-Krempel aus Guatemala (CAIG/ADA)
31. Mai, 10-18 Uhr, Berlin, Yorckstr. 59, Veranstaltungsetage
Themenschwerpunkte:
Analyse der aktuell politischen Situation in Guatemala ein halbes Jahr vor den Wahlen Erläuterung der Hintergründe des aktuellen Konfliktes. Was hat sich seit dem Friedensabkommen 1996 in der Land- und der Menschenrechtsfrage getan? Möglichkeiten internationaler Begleitung von MenschenrechtsaktivistInnen und ZeugInnen in der Völkermordklage in Guatemala Berichte von ehemaligen internationalen MenschenrechtsbeobachterInnen in Guatemala
Hintergrund:
Im November 2003 wird in Guatemala gewählt. Der ehemalige Militärdiktator und Gründer der ultrarechten Partei Republikanische Front Guatemalas (FRG), Efraín Ríos Montt, ist Präsidentschaftskandidat. Die FRG stellt auch den amtierenden Präsidenten Alfonso Portillo. Efrain Ríos Montt putschte im März 1982 erfolgreich gegen seinen Vorgänger, den General Romeo Lucas Garcia, und führte anschließend in perfektionierter Form eines der blutigsten Aufstandsbekämpfungsprogramme in der Geschichte Lateinamerikas durch. Die Opfer waren größtenteils Zivilisten, Indigenas und Kleinbauern. In 18 Monaten wurden rund 75 000 Menschen ermordet, 1,5 Millionen zur Flucht gezwungen.
Die Auseinandersetzung des Staates mit der Vergangenheit ist jedoch nach wie vor von systematischer Straflosigkeit der verantwortlichen Militärs bestimmt. Seit Antritt der FRG-Regierung im Januar 2000 ist eine Remilitarisierung der Gesellschaft, eine starke Zunahme der politischen Repression gegen MenschenrechtsaktivistInnen und soziale Bewegungen sowie das Wiederauftauchen paramilitärischer Gruppen zu beobachten. Auch soziale Säuberungen gegen Straßenkinder, Obdachlose und Punks sind an der Tageordnung Das Menschenrechtszentrum CALDH (Centro de Acción legal en Derechos Humanos) bereitet seit drei Jahren Fälle auf, die die Kriegsverbrechen in der Zeit der Regimes von Romeo Lucas García und Efrain Ríos Montt betreffen: Genozid und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit:
Massaker, Verschwindenlassen, extralegale Hinrichtungen, massive Vertreibungen, systematische Vergewaltigungen. Auf freiwilliger Basis können sich die überlebenden Opfer oder deren Angehörige als ZeugInnen in den bevorstehenden Prozessen gegen die beiden ehemaligen Militärdiktatoren und ihre Regimes beteiligen. Derzeit sind Menschen aus 24 Dörfern und fünf verschiedenen Regionen des Landes als ZeugInnen in das Projekt eingebunden. Eine Völkermordklage gegen Exdiktator Lucas García brachte CALDH Anfang Mai 2000 vor guatemaltekischen Gerichten ein. BewohnerInnen aus neun Dörfern sind daran beteiligt. Das Verfahren gegen Ríos Montt befindet sich noch in der Phase der Ermittlung. Die Darlegung der Beweise wurde jedoch bereits eröffnet. Menschen aus 15 weiteren Dörfern partizipieren hier als ZeugInnen. Die Strafprozesse machen allerdings derzeit kaum Forschritte, da die Regierung kaum Interesse an einer Beendigung der Straflosigkeit hat.
Das größte Problem des CALDH-Projektes ist die Gewährleistung der physischen Sicherheit der ZeugInnen und ihrer eigenen MitarbeiterInnen. CALDH ist zwar bemüht, die Risiken für die ZeugInnen und anderen Gemeindemitglieder so gering wie möglich zu halten, kann aber selbst nicht genügend Kapazitäten für deren Schutz aufbringen. Aus diesem Grund wird den ZeugInnen internationale Begleitung (Acompañamiento Internacional) während der Vorbereitungs- und Durchführungsphase der Völkermordprozesse angeboten. Das internationale Zeugenschutzprogramm und − Begleitprojekt „ die Coordinación Del Acompañamiento Internacional en Guatemala (CAIG) − besteht bislang aus verschiedenen internationalen Gruppen und Organisationen wie NISGUA/GAP (USA), ADA (Österreich) und PAQG (Kanada).
Aufgrund der sich weiter verschärfenden Menschenrechtssituation in Guatemala, werden seit dem vergangenen Jahr neben den Zeugen und Zeuginnen der Völkermordanklage gegen Lucas García und Ríos Montt auch Organisationen und Einzelpersonen begleitet, die im Menschenrechtsbereich oder in anderen sozialen Bewegungen aktiv sind und Drohungen, Einschüchterungsversuchen, Mordanschlägen und Überfällen ausgesetzt sind. Deshalb reichen nun auch die personellen Kapazitäten der bisherigen internationalen Begleitorganisationen nicht mehr aus und der Bedarf an BegleiterInnen und MenschenrechtsbeobachterInnen wächst, wie CAIG zunehmend betont. In Europa beginnen sich aus diesem Grund Unterstützerorganisationen und -gruppen aus verschiedenen Ländern im Red de Solidaridad con Guatemala (Netz der Solidarität mit Guatemala) zu organisieren. In diesem Netzwerk möchten auch wir, ehemalige internationale Begleiter und Begleiterinnen, der Verein Guatemala Solidarität Berlin e.V., beginnen, MenschenrechtsbeobachterInnen vorzubereiten, die anschließend in dem Zeugenschutz- und Begleitprojekt CAIG in Guatemala arbeiten sollen. Menschen, die sich für die aktuelle Situation in Guatemala und/oder für einen Aufenthalt als internationale Begleiter/in in Guatemala interessieren, bieten wir deshalb die oben angekündigte ganztägige Informations- und Mobilisierungsveranstaltung an. Unser Gast, Sonja Perkic-Krempel
(Guatemala/Wien) war Mitte der neunziger Jahre als internationale Beobachterin und Begleiterin bei der Rückführung der Kriegsflüchtlinge aus Mexiko tätig und arbeitet seit 1999 als Koordinatorin von CAIG und ADA in Guatemala Stadt. Anwesend sein werden auch ehemalige MenschenrechtsbeobachterInnen, die über ihre Erfahrungen in Guatemala berichten.
Weitere Informationen zum Programm und formlose Anmeldung:
guatemalasoli-AT-emdash.org
Veranstalter: Guatemala Solidarität Berlin e.V.
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