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EZLN bricht ihr Schweigen: Politische Offensive geplant?
junge welt vom 07.08.2003 |
Interview: Harald Neuber |
− | jW sprach mit Luz Kerkeling, Buchautor und Mitglied der Solidaritätsgruppe B.A.S.T.A. |
F: Nach zwei Jahren Schweigen hat sich die »Zapatistische Nationale Befreiungsarmee« der mexikanischen Provinz Chiapas wieder mit mehreren Kommuniqués von Subcomandante Marcos zu Wort gemeldet. Wieso gerade jetzt?
Einer der größten Erfolge der EZLN nach ihrem wirkungsvollen Aufstand am 1. Januar 1994 waren die Abkommen von San Andrés, die 1996 gemeinsam mit der mexikanischen Regierung unterzeichnet wurden. Diese Abkommen sind von den Regierungen Zedillo und Fox jedoch gebrochen worden. Die EZLN hat das festgestellt und ihre Kraft darauf verwendet, die eigenen Strukturen aufzubauen und zu stärken. Jetzt, nach einer Phase der Reflexion, gibt sie die Fortführung ihrer basisdemokratischen Rebellion bekannt.
F: Einige Beobachter haben dieses Schweigen als politische Schwäche interpretiert. Hätte sich die EZLN nach den Vertragsbrüchen nicht zu Wort melden müssen?
Die EZLN hat ihre Kraft in den Aufbau ihrer Organisation und der Gemeinden, in Bildung und Gesundheit investiert. Die Kritik ist eher im Ausland formuliert worden.
F: Hat das Schweigen der EZLN die Solidaritätsbewegung in die Defensive gebracht?
Wer sich eingehender mit dem Geschehen befaßt, hatte zu keinem Zeitpunkt den Eindruck von politischer Schwäche. Die negativen Interpretationen haben viel mit der Herangehensweise der bürgerlichen Medien an den sozialen Ko nflikt und der daraus resultierenden Fixierung auf die Figur des Sprechers Marcos zu tun. Seine Abstinenz wurde quasi als Schwäche der Bewegung ausgelegt − der Basis wurde zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
F: Vermutet wurden auch innere Machtkämpfe. Bestätigt die nun angekündigte Restrukturierung der zapatistischen Gemeinden diese Mutmaßungen?
Es gab zweifelsohne interne Debatten um unterschiedliche Analysen und Meinungen und eine kritische Reflexion der politischen Fehler. Die zapatistische Bewegung ist ein heterogenes Phänomen, in dem es natürlich auch Meinun gsverschiedenheiten gibt. Daß diese Debatte beendet ist, belegt die nun geänderte Struktur der EZLN und der Gemeinden.
F: Worin bestehen diese änderungen?
Entscheidungsprozesse wurden transparenter gemacht, Zuständigkeiten sind geklärt. Wichtig ist der neue Umgang mit Ressourcen. Intern wurde eine sogenannte Brudersteuer eingeführt. Gemeinden, die besonders viel Unterstützung von Solidaritätsorganisationen erhalten, müssen künftig benachteiligte Gemeinden unterstützen. Damit wird eine gefährliche soziale und damit politische Hierarchisierung vermieden, die vielen linken Organisationen in der Vergangenheit das Rückgrat gebrochen hat.
* Infos unter: http://www.gruppe-basta.de
Quelle: | |||
http://www.jungewelt.de/2003/08-07/019.php | |||
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