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Das U.S.-Peace Corps in Chiapas (ungekürzte Version)

— mögliches Werkzeug für Aufstandbekämpfung

Indymedia Chiapas vom 13.02.2007
Elio Henríquez La Foja Coleta
übersetzt von Dana

  (Anmerkung: Bei diesem Text handelt es sich um die vollständige Ausgabe des Artikels von Elio Henríquez, der in empfindlich gekürzter Form in der La Jornada vom 13. Februar veröffentlicht wurde

San Cristóbal de las Casas, Chiapas. 12. Februar. Fünf Mitglieder des Peace Corps, eine von der U.S. Regierung finanzierte Organisation, die in mehreren Ländern beschuldigt wurde, Aktivitäten zur Aufstandsbekämpfung zur verrichten, sind seit dem 8. Januar dieses Jahres, als "Volontäre" in strategischen Bereichen des Forschungsinstituts der Südgrenze (El Colegio de la Frontera Sur) − ECOSUR, mit Sitz in San Cristobal de las Casas, inkorporiert worden.

Die Anwesenheit der "Volontäre" hat unter den 40 Forschern des wissenschaftlichen Zentrums, Unzufriedenheit und Sorge über mögliche Rückwirkungen für das Institut hervorgerufen.

Einige Forscher, die anonym zu bleiben wünschen, beanstanden, dass die Direktion des ECOSUR, die Aufnahme von Peace Corps-Mitgliedern ohne vorherige Konsultation der Mitarbeiter entschieden hat.

Wie sie erklärten, wurden die Neuzugänge der übrigen Belegschaft erst letzte Woche zum ersten Mal vorgestellt, anlässlich einer Personalversammlung im Auditorium des Instituts in San Cristobal de las Casas. Viele der Assistenten äußerten in der Versammlung Bedenken gegen die Anwesenheit der "Volontäre", da das Peace Corps in vielen Ländern mit der Central Intelligence Agency (CIA) und aufstandsbekämpfende Aktivitäten in Verbindung gebracht wurde [1]. Abgesehen davon bezieht jeder der fünf "Entwicklungshelfer" ein monatliches Gehalt von 4000 Pesos, während dem Institut selbst durch die Direktion aufgrund von Budgetkürzungen erhebliche Geldmittel gestrichen wurden.

Ihren Informationen zufolge, sind die fünf US-Amerikaner seit dem 8. Januar, in den als "strategisch" geltenden Bereichen Informatik, Vernetzung und Institutionelle Entwicklung eingesetzt.

Der Koordinator des Peace Corps in Mexiko, Byron Battle, bestätigte, dass fünf "Entwicklungshelfer" seit dem 8. Januar im ECOSUR tätig sind. Er gab zu, dass die Gruppierung, die 1961 gegründet wurde und derzeit 8000 "Volontäre" in 75 Ländern in Einsatz hat, in der Vergangenheit beschuldigt wurde aufstandsbekämpfende Aktivitäten zu verrichten, versicherte aber, dass dies nicht zutreffe.

In einem Interview in San Cristobal, kommentierte er, dass es in einigen Ländern, in denen das Peace Corps aktiv war, zu diesbezüglichen "Verdächtigungen" gekommen wäre, dies sei jedoch "nicht wahr, ansonsten hätten wir das Programm bereits eingestellt".

Wie er versicherte, stehe die Gruppierung in keinerlei Beziehung zum State Department [2], obgleich sie durch Geldmittel der U.S. Regierung finanziert wird, die vom Kongress bewilligt werden. "Es geht bei uns nicht darum, die Außenpolitik der Vereinigten Staaten zu fördern, sondern unseren Bürgern Gelegenheit zu geben, andere Länder kennen zu lernen, für eine Dauer von mindestens zwei Jahren", präzisierte er.

Seiner Aussage nach, würden die "Volontäre" kein Gehalt beziehen, sondern nur das Geld für die notwendigen Ausgaben eines Auslandsaufenthalts erhalten [3]. Zu diesem Zweck habe der U.S. Kongress für dieses Jahr Finanzmittel in Höhe von 330 Millionen Dollar bewilligt. Wie er versicherte, sind in ganz Mexiko bereits 35 "Entwicklungshelfer" in 10 Forschungszentren tätig, dank eines Abkommens mit dem Nationalrat für Wissenschaft und Technologie (CONACYT). Zu diesen werden sich im Laufe des Jahres weitere 35 hinzugesellen (16 in März und 21 in Oktober), aufgrund eines Abkommens mit dem Ministerium für Umwelt und Naturressourcen (SEMARNAT). Sie werden in der Nationalen Kommission für Naturschutzgebiete (CONANP) und in der Nationalen Kommission für Forstwirtschaft (CONAFOR) zum Einsatz kommen [4].

Battle traf am Montag in San Cristóbal ein, um mit den "Volontären" eine Unterhaltung zu führen. Am Dienstag wird er ein Arbeitstreffen mit dem U.S. Botschafter in Mexiko, Antonio Garza, und der U.S. Unterstaatssekretärin, Karen Nuges, wahrnehmen, die San Cristóbal in Begleitung des Staatgouverneurs von Chiapas, Juan Sabines Guerrero, ein Besuch abstatten.

Die Besucher werden in der Stadt verschiedene Aktivitäten ausführen, aber ihr Tagesplan wurde den Medien nicht bekannt gegeben. Es ist nur bekannt, dass sie gegen 9:00 Uhr eintreffen werden.


Anmerkungen der Übersetzerin

[1] So unter anderem in Chile (http://www.cia-on-campus.org/social/camelot.html), Honduras, Bolivien und Peru. Obgleich Peace Corps Angehörige sicher nicht vorsätzlich Todesschwadronen unterstützen und ahnungslose Landarbeiter sterilisieren (http://www.etext.org/Politics/MIM/ma/file.php?railfile=peace_corps.html), sind ihre wohlmeinenden Bemühungen und die von ihnen gewonnenen Einblicke und Kontakte zur lokalen Bevölkerung leider wiederholt zweckentfremdet worden. Das Peace Corps wurde 1961 mit der propagandistischen Zielsetzung gegründet "Herzen und Köpfe zu gewinnen" − das wohlbekannte "Winning Hearts and Minds", das unter seinen Initialen WHAM seit dem Vietnamkrieg, ein fester Begriff der U.S.-amerikanischen Aufstandsbekämpfung ist. Die Bedeutung des Peace Corps in der heutigen U.S. Außenpolitik wird von dem ehemaligen U.S.Botschafter J. R. Bullington anschaulich illustriert (hier nachzulesen).

Zur zwiespältigen Rolle des Peace Corps heute siehe:

Drew Chebuhar: Peace Corps as a Foreign Policy Tool,

Sandy Smith: Peace Corps − Benign Development?

[2] Genaugenommen wurde das Peace Corps 1961 vom US-Kongress als eine permanente Einrichtung innerhalb des State-Department anerkannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Peace_Corps)

[3] Ein U.S. Volontär des Peace Corps erhält monatlich 4000 Pesos (für die "nötigen Ausgaben"). Im Vergleich: Ende der 90er erhielt ein nordamerikanischer "freiwilliger" Assistent am ECOSUR in Chiapas, für ähnliche Arbeiten im Rahmen des umstrittenen internationalen Biopiraterieprojekts ICBG-Maya, monatliche 2000 Pesos − ein Gehalt, von dem, wie CIEPAC anmerkte, damals viele mexikanische Fachangestellte nur träumen konnten. (http://www.laneta.apc.org/ciepac/boletines/chiapasaldia.php?id!1#print) .

Der gesetzlich festgelegte Mindestlohn eines mexikanischen Arbeiters in Chiapas (Zone C) in 2006 war offiziell auf ca. 46 Pesos (ca. 4,00 EUR) am (Arbeits-)Tag festgesetzt. (siehe Mexiko-Lexikon), das sind ca. 1100 Pesos monatlich.

[4] Und welch bessere Gelegenheit kann sich einem U.S.-Bürger bieten etwas über Land und Leute in Mexiko zu erfahren, als direkt in die strategischen Bereiche jener Institutionen involviert zu werden, die im Rahmen der Privatisierung heiß umkämpfter Naturressourcen, die Zwangsräumung und gewaltsame Vertreibung der lokalen indigenen Bevölkerung von Montes Azules zugunsten internationaler Investoren vorantreiben.

 Quelle:  
  https://www.chiapas.eu/nolink.phpdisplay.php3?article_id=142733 
 

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