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Tod der Menschenrechtlerin Digna Ochoa wird neu aufgerollt

Poonal vom 20.03.2007
Von Gerold Schmidt

  (Mexiko-Stadt, 16. März 2007, npl).- Es war ein Schock für breite Teile der mexikanischen Gesellschaft. Am 19. Oktober 2001 wurde die bekannte Menschenrechtsanwältin Digna Ochoa erschossen in ihrem Büro in Mexiko-Stadt aufgefunden. Die zuvor mehrfach bedrohte Ochoa war einem Mord zum Opfer gefallen, so die feste Überzeugung. Umso ungläubiger viele Reaktionen, als die für die Ermittlungen eingesetzte Sonderstaatsanwältin knapp zwei Jahre später zu dem abschließenden Ergebnis gelangte, Ochoa habe sich umgebracht. Alle Hinweise auf Unregelmäßigkeiten bei den Untersuchungen und von Ochoas Familie auf eigene Faust gesammelte Indizien wurden von der zuständigen Hauptstadtjustiz abgeschmettert. Nach einer sich über Jahre hinziehenden und letztlich erfolgreichen Anfechtungsklage der Angehörigen wird der Fall jetzt doch noch einmal untersucht.

Rodolfo Cárdenas, der erst vor wenigen Monaten ernannte neue Generalstaatsanwalt von Mexiko-Stadt, erklärt nun, es gäbe "keine ausreichenden Elemente, um beweiskräftig festzustellen, ob Digna Ochoa sich das Leben nahm oder ermordet wurde". Für Jesús Ochoa y Plácido, den Bruder der Toten, bedeutet der Schwenk der Behörden, "wieder bei Null anzufangen". Die Familie der Menschenrechtlerin hatte in den vergangenen Jahren unabhängig von der Staatsanwaltschaft Experten unter Vertrag genommen, deren Indizienauswertungen die Mordthese stützen.

Es sieht so aus, als ob diese Auswertungen jetzt von offizieller Seite zur Kenntnis genommen werden müssen. Sie sind in einem Dokument von 400 Seiten zusammen getragen. Möglicherweise tauchen auch neue Zeugenaussagen auf. So berichtet die Tageszeitung "La Jornada" in ihrer Donnerstagausgabe über eine erstmals aussagebereite Person, die ein Geständnis von einem Auftragsmörder aus dem Bundesstaat Guerrero gehört haben will. Dort hatte Digna Ochoa unter anderem Ökobauern aus dem Hochland gegen Lokalfürsten verteidigt.

Der "Fall Ochoa" ist für die mexikanische Menschenrechtsbewegung nach wie vor eine offene Wunde. Viel dazu beigetragen hat die Tatsache, dass die ausgerechnet unter einer als links betrachteten Stadtregierung eingesetzte Staatsanwaltschaft zur Unterstützung ihrer Suizidthese anstelle wirklich überzeugender Beweise versuchte, die mehrfach für ihre Arbeit mit Preisen ausgezeichnete Anwältin als "zwanghaft obsessiv" mit "schizoiden, antisozialen Verhaltensweisen und paranoiden Gedankengängen" posthum zu verunglimpfen. Über die Arbeit und den Tod von Digna Ochoa sind mehrere mexikanische und ausländische Dokumentarfilme gedreht worden. "Warum musste Digna Ochoa sterben?" titelte der unabhängige Hamburger Fernsehjournalist Michael Enger 2002 seinen Film. Sollten die neu aufgenommenen Ermittlungen eine für alle eindeutige Antwort auf diese Frage haben, könnten sie eine Wunde schließen.


Quelle: poonal
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