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Umweltschutz: Ein lebensgefährliches Engagement

Poonal vom 10.07.2007
Von Lorraine Orlandi

  (Mexiko-Stadt, 27. Juni 2007, na-poonal) .- Am 15. Mai wurde der 21jährige indigene Umweltaktivist Aldo Zamora bei Mexiko-Stadt erschossen. Für die Umweltschutzorganisation Greenpeace und Menschenrechtler fällt dieser Mord in das Schema gewalttätiger Repression gegen Kleinbauern in ganz Mexiko. Die Schützen hatten Zamora und seinen 16jährigen Bruder Misael in einen Hinterhalt, außerhalb der zwei Stunden von der Hauptstadt gelegenen Tlahuica- Gemeinde San Juan Atzingo, gelockt. Misael erlitt Schussverletzungen. Die Angreifer wurden von Misael und anderen Zeugen als die Holzdiebe identifiziert, gegen die der Vater der beiden Opfer, Idelfonso Zamora, ein Verfahren wegen illegalen Holzschlagens vor dem Bundesgericht angestrengt hatte.

Im Mai wurde gegen vier Tatverdächtige Haftbefehl erlassen. Bis Mitte Juni war niemand verhaftet worden. Die Umweltaktivisten beschweren sich über die Langsamkeit der Behörden. "Worauf warten sie? Jeder Tag, der ungenutzt vergeht, ist ein schlechtes Zeichen. Es ist ein Zeichen dafür, dass in diesem Land ohne Probleme Verbrechen begangen werden können, dass man unser natürliches Kulturerbe einfach zerstören und, noch schlimmer, diejenigen, die unsere Wälder schützen, einfach umbringen kann, ohne dass irgendetwas dagegen unternommen wird", klagt Héctor Magallón, Koordinator der mexikanischen Greenpeace-Kampagne zum Schutz der Wälder. Die Organisation veranstaltete mehrere Demonstrationen, um die Verhaftung der Verdächtigen zu verlangen, und beschuldigte die Polizei, die Staatsanwaltschaft und die Gerichte, die mächtigen örtlichen Holzdiebe zu schützen.

Idelfonso Zamora hatte eine Kampagne gegen den illegalen Holzschlag im und in der Umgebung des Nationalparks Zempoala angeführt, an der auch seine Söhne beteiligt waren. Die drei hatten mit Greenpeace zusammengearbeitet, um das Ausmaß der Abholzung einzuschätzen. Gemeinsam mit dem Bundesamt für Umweltschutz PROFEPA (Procuraduría Federal de Protección al Ambiente) hatten sie versucht, die Entwaldung zu stoppen. Idelfonso Zamora leitet ein Komitee aus 19 Personen, die den illegalen Holzschlag für die PROFEPA dokumentieren. Im vergangenen Jahr waren zwei Pickups bei einer Demonstration dicht an Idelfonso herangefahren. Zeugenaussagen zufolge riefen die Insassen ihm zu: "Deine Tage sind gezählt. Wenn du nicht aussteigst, werden wir dich da treffen, wo es am meisten wehtut." Nun fordert Zamora Gerechtigkeit für seinen ermordeten Sohn. Aus der Umweltbewegung aus zu steigen, kommt für ihn jedoch nicht in Frage.

Der Staatsanwalt des Bundesstaats Mexiko Abel Villicaña Estrada behauptet, es gebe keine Verzögerung bei der Untersuchung des Falls. Ein Mitarbeiter seines Büros, der darum bat, nicht namentlich genannt zu werden, erklärte, dass die öffentliche Aussage des Vaters, die Täter erkannt zu haben, diese zur Flucht veranlasst habe.

Zu dem Wald, der das Dorf umgibt, in dem die Zamoras wohnen, gehört ein wichtiges Feuchtgebiet, das den Behörden als einer der Orte, an denen illegal Holz geschlagen wird, bekannt ist. In und um die Lagunas de Zempoala ist das Fällen von Bäumen verboten. Dem Holzschmuggel sind laut Greenpeace jedoch bereits circa 259 Hektar von insgesamt 10.800 Hektar Pinien- und Oyamelwald zum Opfer gefallen, etwa weitere 3.000 Hektar wurden maßgeblich verändert. "Dahinter steht ein organisierter Verbrecherring mit wirtschaftlichen Interessen, die dem Wunsch der Gemeinde, die Wälder zu erhalten, entgegenstehen", so Alejandro Angulo, der zunächst als PROFEPA- Vertreter im Bundesstaat Mexiko tätig war und nun die Abteilung Überwachung der Ökosysteme im Wald, im Meer und in den Küstengebieten leitet.

Die von Zamora angeführten Bewohner erbrachten Beweise für den illegalen Holzschlag, einschließlich Fotos und Videoaufzeichnungen von Holzdieben in Aktion, so Angulo. Aufgrund dieser Informationen beantragte PROFEPA im Februar 57 Haftbefehle. Die Anträge wurden vom Bundesrichter Gerardo García Anzures zurückgewiesen. Greenpeace verurteilte seine Entscheidung. Der Staatsanwalt legte Berufung ein. Gegen das illegale Holzfällen wurde weiterhin vorgegangen, es kam zur Beschlagnahmung von Holz und zu einigen Verhaftungen, die Verdächtigen wurden jedoch immer wieder gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.

Wie Greenpeace, Amnesty International und andere Menschenrechtsorganisationen berichteten, wurde im Jahr 2004 Felipe Arreaga von der kleinbäuerlichen Umweltschutzorganisation OCESP (Organización de Campesinos Ecologistas de la Sierra de Petatlán y Coyuca de Catalán), die gegen die Straffreiheit für Holzdiebstahl im südwestlichen Bundesstaat Guerrero kämpft, unter falschen Vorwürfen verhaftet. Das Verfahren wurde auf Betreiben eines Richters eingestellt, nachdem Arreaga bereits zehn Monate im Gefängnis auf seine Verhandlung gewartet hatte.

Im Jahr 2005 wurde die Familie von Albertano Peñaloza, eines weiteren OCESP-Aktivisten, von Pistolenschützen angegriffen. Dabei wurden zwei seiner Kinder (9 und 20 Jahre alt) ermordet. Zwei weitere Aktivisten, Angehörige der Tarahumara-Ethnie, wurden im Jahr 2004 nach 15monatiger Haft aus einem Gefängnis in Chihuahua entlassen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Anklagen wegen illegalem Waffenschmuggel fallen gelassen hatte. "Der Kampf um den Schutz unserer natürlichen Ressourcen ist ein lebensgefährliches Unterfangen" so Edgar Cortez, Vorsitzender des Menschenrechtsverbands Todos los Derechos para Todas y Todos, dem etwa 56 Menschenrechtsorganisationen angehören. Nach Meinung von Menschenrechtsvertretern wie Cortez stellen Leitfiguren der Basis wie Zamora häufig eine Bedrohung für die festgefahrenen Machtstrukturen auf dem Land dar, wo Landbesitzer mit ihren wirtschaftlichen Interessen, Richter, Militärs und Polizisten das Sagen haben.


Quelle: poonal
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