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Ni olvido ni perdon - Matinee mit R. Dindo, 8.2. 12 Uhr

Direkte Solidarität Chiapas vom 02.02.2004

  Der neue Dokumentarfilm von Richard Dindo über das Massaker an der mexikanischen StudentInnenbewegung ist nun im Kino (Zürich: Arthouse Nord-Süd tägl. um 18:30 , Bern: Kellerkino um 20:30). Genauere Infos zum Film siehe untenstehend die Beschreibung des Filmes und das WoZ-Interview mit Dindo.

Wir laden Euch herzlich ein zur ersten Sonntagsmatinee im Kino Nord- Süd am 8. Februar um 12:00 Uhr. Anschliessend an die Filmvorführung wird Diskussion mit dem Filmemacher Richard Dindo stattfinden, wo es um Fragen der Aufarbeitung des Massakers von 1968 und der »guerra sucia« in Mexiko gehen wird.

Bis dann

Eure Soligruppe

Ni olvido ni perdon (Kein Vergeben, kein Vergessen)

Regie: Richard Dindo
Mit: Dokumentarfilm
Land/Jahr: CH/2003
Dauer: 1 h 25
Format:
Auszeichnungen: Sélection Officielle Locarno 2003

Unter dem Motto «Everything is possible with Peace» begannen am 12. Oktober 1968 in Mexiko die Olympischen Spiele. Zehn Tage zuvor hatte die mexikanische Armee auf dem Platz der drei Kulturen im Quartier Tlaltelolco eine Studentenbewegung gewaltsam beendet, die seit Juli die Demokratisierung der mexikanischen Gesellschaft gefordert hatte. Den ganzen Sommer durch waren Streikführer und Studenten verhaftet, gefoltert und ermordet worden. Als am 2. Oktober an der öffentlichen Versammlung in Tlaltelolco Tausende von Menschen dagegen protestierten, umzingelte die mexikanische Armee die Menge und richtete ein Massaker an, bei dem 200 bis 300 Menschen, darunter Frauen und Kinder, ums Leben kamen. Die Verantwortlichen wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Unter dem Druck der Olympischen Spiele hatten sie es notwendig gefunden, die Strassen von Demonstranten zu »säubern« und ein »reibungsloses« Durchführen der Spiele zu garantieren. Der Film erzählt mit Augenzeugen und historischen Filmaufnahmen, was am 2. Oktober 1968 auf dem Platz der drei Kulturen in Mexiko City geschah. Er ist ein Monument für die Toten und für die Lebenden und eine Hommage an die 68-er Bewegung, die versucht hat, diese Welt gerechter und menschlicher zu machen.

www.filmcoopi.ch

kultur

im Gespräch: Richard Dindo, Filmautor

«Erinnerung ist immer bewegend»

Richard Dindos jüngster Film «Ni olvido, ni perdón» erzählt anhand von Augenzeugenberichten und historischen Filmaufnahmen, was am 2. Oktober 1968 − zehn Tage vor Beginn der Olympischen Spiele − auf dem Platz der drei Kulturen in Mexiko-Stadt geschah: Tausende von Menschen, die gegen die Inhaftierung von Streikführerinnen und Studenten der 68er- Bewegung protestierten, wurden von der mexikanischen Armee umzingelt. Sie richtete ein Massaker an, bei dem 200 bis 300 Menschen, darunter Frauen und Kinder, ums Leben kamen. Die Verantwortlichen wurden nie zur Rechenschaft gezogen.

WOZ: Du hast anlässlich der Premiere von «Ni olvido, ni perdón» in Locarno gesagt, das sei dein letzter politischer Film. Warum?

Richard[100] Dindo[100]: Ich habe einfach keine politischen Projekte mehr und eigentlich alles gemacht, was ich machen wollte. Ich habe das Gefühl, es lohnt sich einfach nicht mehr, hierzulande politische Filme zu machen. Ausserdem interessiere ich mich für anderes. Im Augenblick arbeite ich an einem Projekt über Franz Kafka und an einem Film über junge Frauen, die Selbstmordversuche gemacht haben. Ich möchte wissen, warum so viele Jugendliche in dieser Gesellschaft und in dieser Welt nicht mehr leben wollen. Vielleicht hat das entfernt auch mit Politik zu tun.

Was ist deine Definition von Dokumentarfilm?

Für mich sollte ein Dokumentarfilm eine Art Gesamtkunstwerk sein. In «Ni olvido» gibt es Ausschnitte aus einem Theaterstück, aus Spiel- und Dokumentarfilmen, es hat Fotografien, ein Radiointerview, Musik und dann meine eigenen Bilder, mit denen ich versuche, den Platz der drei Kulturen zu filmen, als Reflexion über die Gegenwart und die Vergangenheit, über die Lebenden und die Toten. Und dann sind da noch die Interviews mit den Überlebenden. Das alles gehört zur Annäherung an die Realität.

Die Olympischen Spiele l968 in Mexiko spielen eine wichtige Rolle in deinem Film. War es schwierig, an Informationen zu kommen?

Das Schwierigste war, die Rechte für die Bilder der Olympiade in Mexiko zu bekommen. Die Spiele waren ein wesentlicher Auslöser für das Massaker vom 2. Oktober: Offenbar hatte der Präsident des IOC den Mexikanern gedroht, sie anderswo abzuhalten, wenn die Regierung nicht für Ruhe und Ordnung sorgen würde. Ein Schweizer Mitglied des IOC, das damals dabei war und vom Massaker nichts gewusst haben will, hat mir am Telefon gesagt: «Wissen Sie, das Regime in Mexiko war damals für uns ein befreundetes Regime, und Sie wollen jetzt mit Ihrem Film glaubhaft machen, das seien alles Mörder gewesen.»

Ich habe in den letzten dreissig Jahren schon zwei-, dreimal erlebt, dass es in diesem Land Leute gibt, die sich einem Diktator näher fühlen als einem Filmemacher. Und ich warte darauf, dass endlich jemand die Geschichte des IOC von Berlin 1936 bis Mexiko l968 schreibt.

Dein Film ist sehr emotional, das hat auch Kritik provoziert. Haben Linke Angst vor Emotionen?

Es gibt Leute, hauptsächlich im deutschen Sprachraum, die Gefühle automatisch als pathetisch empfinden. In Mexiko jedenfalls haben viele Leute geweint, als sie den Film sahen. Erinnerung ist meiner Meinung nach immer bewegend. Ich selber bin bewegt, während des Filmens, wenn ich meinen DarstellerInnen gegenüberstehe. Sie sind Überlebende und erinnern sich daran, wie ihre Freunde und Angehörige vor ihren Augen erschossen wurden.

Umgekehrt hat man deine früheren Filme auch schon als zu distanziert, zu dialektisch beschrieben.

Ich glaube an die Dialektik. Realität ist dialektisch, und auch meine Filme sind dialektisch. Wenn man mit den Gefühlen seiner Darsteller zu tun hat, darf man seine eigenen Gefühle nicht zeigen. Es geht um die andern, nicht um mich. Ich bin nur ihr Zuhörer und Erinnerungsarbeiter. Meine Distanz ist dazu da, meine DarstellerInnen direkt mit dem Publikum reden zu lassen. Mein Problem als Filmemacher ist: Wie stelle ich mit einem Dokumentarfilm Vergangenheit dar? Wie hole ich die Toten zurück in die Geschichte, damit sie nicht vergessen gehen? Welche Bilder kann man zeigen?

Hast du «Ni olvido, ni perdón» primär für die Leute in Mexiko gemacht?

Ich denke nie zuerst an das Publikum, sondern an mich selbst. Was fürFilme habe ich Lust zu machen? Wie kann ich mir dabei bis zum Schluss treu bleiben? Wie kann ich mein filmisches Territorium erweitern, die drei, vier Themen weiterentwickeln, die jeder hat, wenn er Geschichten erzählt? Es ärgert mich immer, wenn die Linken die Realität auf Politik reduzieren. In meinen Filmen geht es um viel mehr als nur um Politik.

Und wenn ich Politik sage, meine ich: Rebellion, Aufstand, den Traum von der Revolution, Trauerarbeit nach Niederlagen.

Es geht mir darum, gegen das Vergessen anzukämpfen, um eine Politik der Erinnerung. Dieser Film ist eine Reflexion über die Zerstörung der 68er-Bewegung in Mexiko durch staatliche Gewalt, also auch eine Metapher über die Zerstörung von Hoffnung, Utopie und Träumen von einer andern Welt. Es ist ein testamentarischer Film, mit dem ich ein letztes Mal daran erinnere, was die 68er-Bewegung auf der ganzen Welt wollte.

Wie bist du eigentlich Filmemacher geworden?

Ich reiste mit 19 Jahren im Mittleren Osten herum und besuchte eines Tages das Irakische Nationalmuseum in Bagdad. Als ich diese wunderbaren sumerischen Alabasterfiguren sah, begriff ich, dass Kultur mit Schönheit und mit Erinnerung zu tun hat. In diesem Museum bin ich wahrscheinlich Filmemacher geworden. Es ist eine Metapher unserer Zeit, dass die amerikanischen Soldaten das Erdölministerium beschützten, nicht aber das Nationalmuseum. Das zeigt doch, dass die so genannte Globalisierung, die Amerikanisierung der Welt, früher oder später zur Zerstörung der Kultur führen wird. Deshalb ist eine Politik der Erinnerung so wichtig. Identität hat immer mit Kultur zu tun und Kultur mit Identität. Der globalisierte Kapitalismus ist daran, die Identität der Völker zu zerstören und damit ihre Geschichte und ihre Kultur.

Interview: Geri Krebs

« Ni olvido, ni perdón». CH 2003. Regie: Richard[100] Dindo[100]. Ab 29.2. in Deutschschweizer Kinos. Zuvor ist der Film an den Solothurner Filmtagen zu sehen: am 21. 1. um 12 Uhr im Canva, am 22. 1. um 14 Uhr im Canva Blue.


Quelle:
Direkte Solidarität mit Chiapas/Café RebelDía:
Quellenstrasse 25, 8005 Zürich

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