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SIPAZ zu Zinacantán

Rundbrief und Eilaktion April 2004

SIPAZ-News vom 17.04.2004

  Liebe Freundinnen, Freunde, Verwandte

In meinem vor wenigen Tagen verschickten Osterrundbrief habe ich einige Erfahrungen vom Aufbau zapatistischer Autonomie und deren Schwierigkeiten berichtet. Gerade zur Zeit als ich diesen Brief geschrieben habe, geschah ganz hier in der Nähe der bisher gewalttätigste Angriff gegen eine gewaltfreie Aktion der Zapatisten.

Die Vorgeschichte ist genau wieder eine dieser schwierigen Erfahrungen des Versuchs des Aufbaus von Autonomie, einer Strategie des gewaltfreien Wiederstands, die wir seit dem Erscheinen der Caracoles und Juntas der Guten Regierungen immer mehr beobachten. Eine Form des Wiederstands welche aber auch immer wieder Probleme provoziert.

Der Fall Zinacantan ist nicht untypisch. Indigene Traditionen beinhalten gewisse cargos (unbezahlte Dienste an der Gemeinde) sowie cooperaciones (eine Art lokaler Steuern). Wir finden dieses sowohl innerhalb der zapatistischen Autonomie, als auch in anderen indigenen Gemeinden. Es ist eigentlich eine logische Form des Zusammenlebens. Oft wird es aber auch von lokalen Machthabern genutzt um persönlich zu profitiern. Das nennen wir hier auch Korruption und Kazikentum. Kaziken haben auf lokaler Ebene wirtschaftliche, politische, oft auch religiöse und militärische Macht. Oft kommt es zu Machtkämpfen untereinander, sie benutzen Religion und politische Parteien für persönliche Interessen. Zinacantan scheint ein Beispiel zu sein. Vor einem Jahr gab es Tote im Kampf zwischen den politischen Parteien PRD und PRI.

In den meisten Dörfern von Zinacantan leben verschiedene politische Gruppierungen. Wer den Zapatisten angehört hat seine Regierung im Caracol Oventik. Alle anderen in der Kreisstadt Zinacantan. Die einen geben also ihre Dienste in Oventik, andere in Zinacantan. Auch wieder eine Situation die nicht untypisch ist. Die Zapatisten werden beschuldigt ihre Dienste nicht zu leisten. Sie verhandeln und sind bereit die Dienste zu leisten, welche direkt ihrem Dorf zugute kommt, aber keine Dienste in der Polizei, der Parteien und der Kreisstadt Zinacantan. Zur Strafe verweigern die zur Zeit in Zinacantan regierenden PRD den Zapatisten den Zugang zu Wasser. Zapatisten aus anderen Gebieten des Hochland kommen gelegentlich und bringen Wasser.

Am Ostersonntag bekam ich dann die Nachricht über Verletzte, Verschwundene und vielleicht auch Tote in Zinacantan. Bald versammelten sich viele Leute und überlegten gemeinsam was zu tun. Ich war Teil einer Delegation die das betroffene Gebiet besuchten. In Jechvo fanden wir zerstörte Häuser und Wasserbehälter. Die Bewohner waren geflüchtet. Eine Frau die in einem Haus versteckt war kam mit uns, mit 5 Kindern und ein paar Habseeligkeiten in Plastiktüten. Wir besuchten weitere Gemeinden und fanden verlassene Häuser. Nur hungrige Hühner und durstige Schafe, keine Menschen. Aus Angst waren sie geflüchtet.

Zurück in San Cristobal geht es darum die Öffentlichkeit zu informieren. Schuldige sind bekannt und müssen bestraft werden, damit es nicht zu mehr Gewalt kommt. Flüchtlinge müssen die Möglichkeiten haben heimzukehren, sonst werden sie hungern, in die Städte gehen oder illegal über Grenzen, oder ein neues Stück Land suchen, wie es viele taten, die angeklagt werden den Urwald zu zerstören. Werden die Schuldigen nicht bestraft, besteht die Gefahr das das Beispiel Schule macht. Und das die Zapatisten Selbstjustiz betreiben. Eine Gewaltspirale wie wir sie in Chiapas schon erlebt haben. Um dieses zu vermeiden bitte ich Euch an der folgenden Eilaktion zu beteiligen.

San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, México

15. April 2004

Der Internationale Dienst für Frieden (SIPAZ) ist zutiefst besorgt über die gewaltsamen Vorkommnisse, die am vergangenen 10. April im Landkreis Zinacantán im Bundesstaat Chiapas in Mexiko stattgefunden haben.

Im Gedenken an den Todestag des mexikanischen Revolutionärs Emiliano Zapatas veranstalteten Zapatisten aus zivilen Unterstützungsbasen des Zapatistischen Befreiungsheers EZLN einen Konvoi von Oventik nach Zinacantán. 4 000 Menschen in knapp 180 Fahrzeuge waren an der Demonstration beteiligt. Sie fuhren nach Jechvó (Gemeinde Zinacantan in der Nähe von San Cristóbal), um den dort lebenden Zapatisten Wasser zu bringen.

Seit mehreren Monaten wird den Zapatisten dieses Dorfes durch Anhänger der dort regierenden PRD (Partei der Demokratischen Revolution) aus Zinacantán das Wasser verweigert. Als Vorwand diente den PRD-Anhängern der Vorwurf, dass die Zapatisten ihre Dienste für die Gemeinde nicht leisten würden.

Die Zapatisten sind in einem Prozess des Aufbaus ihrer Autonomie und damit im Widerstand gegen Institutionen der Regierung. Das Thema öffentliche Dienstleistungen, so beispielsweise die Wasser- und Stromversorgung sind ein Spannungsfaktor in Chiapas. Sie rufen Streitigkeiten zwischen den Zapatisten und dem Teil der Bevölkerung hervor, der für diese Dienste bezahlt. Im Falle von Zinacantán gab es seit über einem Monat ein Abkommen zwischen den verschiedenen Gruppen. Die Zapatisten hatten erklärt, sich an einigen Diensten zu beteiligen.

Nationale und internationale Beobachter, die den Marsch begleitet hatten, berichteten, dass sie auf der Höhe von Pasté (Nachbarort von Jechvó) von einer Gruppe von PRD-Anhängern aus dem Hinterhalt angegriffen worden seien, als sie gerade auf dem Rückweg waren. Die Angreifer hätten die Zapatisten mit Steinen, Stöcken sowie Feuerwerkskörpern beschossen und auch mit Schusswaffen gefeuert. Es wurden 35 Verletzte sowie fünf Verschwundene gemeldet. 487 Menschen aus Jechvó und umliegenden Gemeinden sind auf der Flucht. Sie haben Angst, Opfer neuer Gewalttaten zu werden. In Jechvó wurden Häuser und Eigentum der Zapatisten von Mitgliedern der PRD zerstört.

Wir bitten die internationale Zivilgesellschaft dringend, Briefe, Faxe und E-Mails an mexikanischen Regierungsstellen (Bundesebene, Chiapas, Zinacantán) zu schicken und sie zu bitten:
Die Verantwortlichen für diese Gewalttaten zu bestrafen
Die notwendigen Bedingungen herzustellen, damit die Flüchtlingsfamilien heimkehren können, ohne einer Gefahr für ihr Leben ausgesetzt zu sein.
Das Recht auf den Erhalt von Grundbedürfnissen wie Wasser zu garantieren, unabhängig davon, welcher Organisation jemand angehört
Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit zu garantieren.

Presidencia de la República
Lic. Vicente Fox Quezada
Secretario Particular del C. Presidente: Alfonso Durazo Montaño
Residencia Oficial de Los Pinos, Puerta 5, Casa Miguel Alemán, PB,
Col. San Miguel Chapultepec
11850, México, DF
Tel(s).(++ 52) 5276.8000 exts. 1016, 1017
Fax (++ 52) 5276.8011
adurazo (AT) presidencia PUNKT gob PUNKT mx  

Gobernador del Estado de Chiapas
Pablo Salazar Mendiguchía
Palacio de Gobierno, 1er. Piso
29009 Tuxtla Gutiérrez, Chiapas, México.
Fax. (++ 52) 961 612 8298

Presidente de la Comisión Nacional de Derechos Humanos.
Dr. José Luis Soberanes Fernández
Periférico Sur 3469
Del. Magdalena Contreras. C.P. 10200
México. D.F.
Tel: (++ 52) 55 56 81 81 25;
correo (AT) cndh PUNKT org PUNKT mx   o

Deutsche Übersetzung des Musterbriefes

Herr Präsident

Wir haben von den gewaltsamen Vorkommnissen erfahren, die am 10. April 2004 im Landkreis Zinacantán im Bundesstaat Chiapas stattgefunden haben. Zapatistische Unterstützungsbasen wurden von Mitgliedern der PRD gewaltsam angegriffen, während sie eine friedliche Demonstration in Solidarität mit anderen Zapatisten abhielten, denen seit Monaten der Zugang zu Wasser verweigert wird.

Wir sind zutiefst besorgt um die Verletzten, Verschwundenen und Geflüchteten und über das Klima der Spannung und Angst, das in der Region durch diese gewalttätige Aktion entstanden ist.

Wir bitten Sie alles zu tun, was in ihren Möglichkeiten steht, um: die Schuldigen dieser Gewalttaten zu bestrafen die notwendigen Bedingungen zu schaffen, damit die Flüchtlingsfamilien heimkehren können, ohne einer Gefahr für ihr Leben ausgesetzt zu sein. Die Geflüchteten müssen für ihre materiellen Schäden entschädigt und psychologisch betreut werden. das Recht auf den Erhalt von Grundbedürfnisse wie Wasser zu garantieren, unabhängig davon, welcher Organisation jemand angehört das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung und Bewegungsfreiheit zu garantieren

Mit freundlichen Grüssen

Name

Datum

Ort

Musterbrief

Sr. Presidente

Hemos conocido los hechos violentos acontecidos en el municipio de Zinacantán, el 10 de abril de 2004, donde bases de apoyo zapatistas fueron golpeadas por personas pertenecientes al PRD, mientras realizaban una manifestación pacífica y de solidaridad con los zapatistas privados de agua desde hacía meses.

Estamos sumamente preocupados por los heridos, desaparecidos, y desplazados que estas acciones violentas han generado, así como por el clima de incertidumbre y miedo existente en la región.

Les pedimos realicen todas las acciones que estén a su alcance para: Juzgar a los responsables de estos hechos violentos Establecer las condiciones necesarias para el retorno de las familias desplazadas sin riesgos para sus vidas y reparando los daños causado s en sus propiedades Garantizar el derecho a servicios básicos como el agua por encima de

la pertenencia a una u otra organización así como los derechos fundamentales a la libre manifestación y libre transito.

Atentamente,

Nombre

fecha

Lugar

Für weitere Information auf spanisch:
http://www.defensorescomunitarios.org
http://www.laneta.apc.org/sclc
http://www.laneta.apc.org/cdhbcasas/index.htm

 Quelle:  
  https://www.sipaz.org/?lang=de 
 

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