Schnellnavigation

Listenmoderator

Die Liste wird von PCl moderiert.

Webmaster

chiapas.eu powered by KADO.

Mastodon

social.anoxinon.de/@chiapas98

Marcos zu den Morden an Digna Ochoa und Pavel

La Jornada vom 10.01.2005
übersetzt von Gabriele + Thomas

  Digna und Pável, beschmutztes Andenken

"Mit einem Toten drin kann man nicht leben:
Man muss sich entscheiden,
Ihn weit fortzuwerfen
Wie eine verfaulte Frucht,
Oder sich Anstecken zu lassen
Um zu sterben."

Alaíde Foppa. Die ohne Glück

Zapatistische Armee zur Nationalen Befreiung. Mexiko

Januar 2005

An: Bernado Batíz Vázquez.
Generalstaatsanwalt von Mexiko-Stadt
Mexiko, D.F..

Herr Bátiz:
Entschuldigen Sie, dass die Antwort auf Ihren Brief, mit dem Datum vom 7. September 2004, bis jetzt gedauert hat. Die Gründe für diese Verspätung sollen nicht als Nachlässigkeit oder Desinteresse verstanden werden. Was passierte, war, dass mich Ihr Schreiben Mitte Oktober vergangenen Jahres erreichte, und ich danach die Angehörigen von Digna Ochoa y Plácido, sowie die Familie von Pável Gonzáles Gonzáles konsultieren musste, um deren Erlaubnis für eine Antwort an Sie einzuholen. Als ich diese erlangt hatte, begann ich ausführlich die Akten beider Fälle und alles, was zu ihnen veröffentlicht wurde (und auch das, was nicht veröffentlicht wurde), zu studieren.

Für diejenigen, die ihn komplett lesen möchten, hänge ich Ihren Brief an. Ich beziehe mich einzig auf folgende drei Punkte des Briefes:

1. Laut der Staatsanwaltschaft und ihrer Behörde verübte Digna Ochoa y Plácido Selbstmord. Sie erwähnen Rosario Ibarra de Piedra , Magda Gómez und Miguel Angel Granados Chapa als Bürgen für diese Schlussfolgerung (nicht wissend, ob diese Personen einverstanden sind, in diesem Wortlaut erwähnt zu werden, werde ich ihnen auf alle Fälle eine Kopie des vorliegenden Schreibens zusenden). Außerdem erwähnen Sie in ihrem Brief, dass im Unterschied zu früheren Regierungen, die sich der "Lüge und der offensichtlichen Bequemlichkeit momentaner Vorteile" zuwandten, sich die Generalstaatsanwaltschaft von D.F. für die Wahrheit entschied.

2. Der Fall Pável González González ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber Sie lassen Glauben (und beeinflussen damit die Untersuchung), dass es sich um einen Selbstmord handelte.

3. Sie behaupten, weil als Berater im Dialog zwischen EZLN und Regierung und als Funktionär einer sich selbst als "demokratisch" bezeichnenden Regierung tätig, dies Ihnen Ehre und Glaubwürdigkeit gewähre.

Digna Ochoa, einige Fragen

Wissen Sie, außer, dass ich verschiedene Anwälte konsultierte, sah ich mir persönlich die Akte des Falles an, genauso wie den "Sonderbericht über die Unstimmigkeiten in der Untersuchung zum Tot der Anwältin Digna Ochoa y Plácido" von der Menschenrechtskommission von D.F., das Zeitungsmaterial, und hörte die Meinungen derjenigen, die Digna als Angehörige, FreundInnen und KollegInnen begleiteten. Ein großer Teil meiner Beobachtungen wurden bereits von diesen veröffentlicht und alle haben die Verachtung und den Spott derjenigen auf sich gezogen, die in Ihrem Auftrag arbeiten.

So wie irgendeine beliebige aufrichtige Person, die dieses Material erhält, auch einschätzen würde, dass es in den Untersuchungen es von Unstimmigkeiten, Unzulänglichkeiten und Unterlassungen wimmelt. Zusammenfassend: die Beamten unter ihrer Anordnung haben sich in Unehrbarkeit aufgeführt.

Weder Herr Renato Sales Heredia, noch Margarita Guerra y Tejeda haben eine befriedigende Antwort auf die folgenden Fragen geben können:

1.) Von der Zurückweisung derjenigen, die Wahrheit und Gerechtigkeit suchen.

Warum hat sich die Generalstaatsanwalt von D.F. (PGJDF), die sie befehligen, geweigert, die gerichtsmedizinischen, kriminalistischen und chemischen Beweise der Angehörigen anzunehmen, obwohl es laut der Verfassung ein Recht der Familien des Opfers ist, eigene Beweise zu den Untersuchungen beizusteuern?

Ein Argument der PGJDF die zusätzlichen Beweise nicht zu akzeptieren, war, dass der Untersuchungsgegenstand bereits umfassend untersucht und dadurch die sachverständigen Beweise ermittelt wurden. Diese Beweisaufnahme soll unter wissenschaftlich-methodischen Bedingungen stattfinden, was heißen soll, dass sie mehrfach "beweisen" können soll. Wie kommt aber jedes Gutachten, basierend auf den selben Indizien und Beweisen, zu einem unterschiedlichen Resultat?

2.) Wie die Gutachten an die Zweckmäßigkeit angepasst wurden

Von den vier Gutachten waren die ersten beiden (mit der Annahme des Mordes) von der PGJDF verworfen worden, weil "sie nicht an den Tathergang angepasst waren, und weil die beinhalteten Beweise weder ausreichend waren, gültige, noch der Wahrheit der Fälle entsprechende Schlüsse zu ziehen". Über das dritte Gutachten (mit der Annahme des Selbstmordes) wurde gesagt, dass es dasjenige sei, welches sich am meisten der Realität annähere, aber noch unvollständig sei, weswegen ein weiteres Gutachten bestellt wurde, was trotzdem nicht mit wissenschaftlichen und überprüfbaren Methoden erstellt wurde und nicht den Tathergang beinhaltete. Warum hat, nachdem die ersten beiden Gutachten verworfen wurden, das dritte Gutachten ihre Schlussfolgerungen (den Selbstmord) bekräftigt, wenn dieses auf Teilen der beiden ersten (der Mord) beruhte?

Warum tauchte in den beiden ersten Gutachten kein einziges Indiz auf, das die Untersuchung in Richtung Selbstmord lenken konnte? Warum taucht erst die These des Selbstmordes im dritten Gutachten auf, welches acht Monate später nur auf der Basis von Fotografien erstellt wurde? Welches Gutachten ist das gültige? Dasjenige, welches den Leichnam untersuchte, oder dasjenige welches mittels Fotografien erstellt wurde? (Die PGJDF zählte auf das letzte.)

3.) Von der Unredlichkeit und Unfähigkeit der Staatsanwaltschaft von Mexiko-Stadt

Was waren die Maßnahmen, die von der PGJDF unternommen wurden, um den Ort des Mordes an Digna zu sichern? (Es ist der Ort, an dem acht Monate später die kriminalistischen Gutachten durchgeführt wurden, durch welches die PGJDF in Betracht zog, zu dem Schluss zukommen, dass an ihm "keine Ausübung von Straftaten" stattfand, d.h., dass zugestimmt wurde, es handele sich um einen Selbstmord.)

Warum hat der Obduktionsbericht behauptet, dass Digna eine generelle Muskelerschlaffung aufwies und dass sie 15 bis 16 Stunden tot gewesen sein muss, ohne dass der Leichnam eine Starre aufwies, die diesem Zeitraum entspräche? In Entsprechung der endgültigen Position, in der Digna gefunden wurde, müssten sich blaue Flecken auf der linken Seite ihres Körpers aufzeigen lassen. Warum gibt es davon keine Anzeichen an diesen Stellen?

Laut den Zeugenbefragungen der PGJDF, war Digna am Vorabend des Mordes mit anderen Personen in ihrem Büro. Warum hat man keine Fingerabdrücke von niemanden in ihrem Büro gefunden? Die Autopsie von Digna dauerte ein und ein halb Stunden (sie begann um 2:30 morgens und endete um 4:00). Dabei wurden keine Röntgenaufnahmen gemacht und es wurden nicht komplett alle Verletzungen aufgenommen. Abhängig von ihrer Komplexität gibt es Autopsien die bis zu 24 Stunden dauern. Warum dauerte die von Digna so kurz?

4.) Von Anzeichen, die dem Selbstmord widersprechen

Wie lässt sich erklären, dass Digna zurückgelehnt mit dem Kopf auf dem Sofa auf der gleichen Seite lag, an der das Geschoss eindrang und dass sie das verletzte Bein angewinkelt hatte?

Angenommen, dass Digna sich in den Kopf geschossen hat, wie lässt es sich erklären, dass sich die Waffe unter ihrem Körper befand?

Wenn eines der Projektile in die linke Seite ihres Kopfes eindrang, und das Blut den Weg von oben nach unten auf der linken Seite nahm, auf welche Weise konnte das Blut das gesamte Gesicht bedecken? Warum bedeckte ihr gesamtes Haar von hinten nach vorne ihr Gesicht?

Laut dem letzten Gutachten, welches der PGJDF als Beweis diente, schoss Digna auf den Sessel um die Waffe auszuprobieren, dann erhob sie sich und lief zum anderen Sessel, dort setzte sie sich und schoss sich mit der rechten Hand in den linken Oberschenkel, warte einige Minuten, erhob sich und kehrte zum anderen Sessel zurück, auf den sie sich nieder kniete und sich mit der linken Hand in die linke Seite ihres Kopfes schoss. In welchem Moment warf sie ihr Haar nach vorne? Wie fügte sie sich den blauen Fleck am rechten Oberschenkel zu? Laut der PGJDF gibt es keine Anzeichen dafür, dass es eine Unterwerfung gab, aber wie kamen die Verletzungen an ihrem rechten Oberschenkel zustande? Warum war ihr Stirnband von ihrem Körper entfernt auf den Boden geflogen? Warum fand sich der Knopf ihrer Bluse auf dem Boden und warum fand man an der Bluse Spuren vom Zerren (heraushängender Faden)?

Weswegen sollte Digna weißen Pulver an Tatort verstreut haben? Entsprechend der offiziellen Annahme der drei Schüsse zu drei Zeitpunkten, in welchem Moment verstreute Digna das Pulver, und wann verstreute sie es über sich selbst? Und wenn es so gewesen sein sollte, warum hatten die Stiefelsohlen von Digna keine Flecken oder Reste des weißen Pulvers?

5.) Vom zustimmenden Schweigen

Warum hat das Menschenrechtszentrum Miguel Augustín Pro die Annahme des Selbstmordes in Mexiko und im Ausland gefördert, auch schon vor Beendigung der Untersuchungen? Wenn es eine Organisation zur Verteidigung der Menschenrechte ist, warum äußern sie sich nicht zu den Unregelmäßigkeiten, im vollen Licht sichtbar, durch das vorher ausfindig gemachte? Die Veröffentlichung von Beweisen durch die Opfer ist eine verfassungsrechtliche Garantie, warum wurde den Angehörigen von Digna diese Garantie nicht gegeben, ihre individuellen Menschenrechte verletzend, erklärt das Pro ihnen nicht seinen Respekt?

6.) Von der (unredlichen) Veränderung der Gutachten

Die ärzte, welche das Protokoll der Autopsie vom 20.10.2001 erstellten, sowie das Loch in der Schädeldecke und den Knochen, wo das Projektil stecken blieb untersuchten, schlossen daraus, dass das Geschoss, welches die Verletzungen des Kopfes verursachte, in der linken Schädelhälfte eindrang und im Knochen der rechten Schädelhälfte stecken blieb; Dabei eine generelle Richtung von links nach rechts, von unten nach oben und von vorne nach hinten nehmend (ein Umstand der die Annahme des Mordes bekräftigt). Warum änderten sie Monate später ihre Meinung zu der Richtung der Geschossbahn des Projektils, und zeigen dies an einem menschlichen Schädel, der nicht der von Digna war?

Warum haben die ersten Sachverständigen, die zum Tatort geeilt waren und den Leichnam sahen, ausgesagt, dass es einen Bluterguss am rechten Oberschenkel von Digna gegeben habe, aber Monate später, nachdem nur Fotografien "analisiert" wurden, wurde gesagt, dass es diesen nicht gibt?

7.) Von der neuaufgelegten Vergangenheit

Wussten Sie, Herr Bátiz, dass die Sachverständigen Vicente Jaime Corona Méndez und Rafael Moreno González, die an Ihrer "Untersuchung" zum Fall Digna Ochoa teilnahmen, auch Sachverständige im Mordfall von Luis Donaldo Colosio Murrieta waren (einem der vielen Verbrechen, über die vielleicht niemals die Wahrheit herauskommt)?

Wussten Sie, dass der Direktor der Medizinischen Forensischen Institutes in D.F. bis April 2004 (und der den Fall Digna annahm), José Ramón Fernández Cáceres war, über den die CNDH die Empfehlung 50/95 vom März 1995 veröffentlichte, wegen Fälschung von Informationen in ausgearbeiteten medizinischen Gutachten und der Unterschlagung von Verletzungen als Folgen von Folterungen an Gefangenen? Wissen Sie, dass diese Inhaftierten gefangene Zapatisten in Yanga, Veracruz waren? Wissen Sie, dass einer der AnwältInnen dieser Gefolterten Digna Ochoa y Plácido war, und als Konsequenz die Gegenpartei zu Herrn Fernández Cáceres?

Ehrverletzend und ruinierend

Ihre Beamten, Herr Bátiz, waren nicht nur ungeschickt und unbrauchbar im Fall des Todes von Digna Ochoa. Auch waren sie ehrverletzend und ruinierend. Um das mit dem Selbstmord zu bekräftigen, widmeten sie sich der Zerstörung von Dignas Ruf. Sie wühlten in ihrem Leben, um sie als eine geistig Verwirrte dazustellen. In der klassischen Art des Schmutzigen Krieges der 70er Jahre, fingierten sie falsche Informationen an "Journalisten", damit die öffentliche Meinung einsehe, wer für die Menschenrechte der Hilflosen und sozial Engagierten kämpfte, wie eine Wahnsinnige, Schlitzohrige und Perverse. Den Ruf Digna Ochoas zerstörend, versuchten Sie nicht nur ihrer These des Selbstmordes zur Gültigkeit zu verhelfen, sondern wollten sich auch bei den Bereichen der Bundesarmee beliebt machen, gegen die Digna ihre Stirn bot. Das moralische Ansehen einer sozialen Kämpferin und die Schuld von denen nehmen, welche die Menschenrechte verletzen: Eine runde Sache.

Und nicht nur das; Auf die Unehrbarkeit und die Zerstörung folgte die Dummheit. Die Liste ist lang, und beginnt, als die PGJDF das Privatleben von Digna "untersuchend", sich an die Oberin der kirchlichen Vereinigung, zu der Digna gehörte, mit folgender Frage wandte: "Sagen Sie, welche Arten von Waffen benutzen Sie?", und geht weiter über das Argument, dass sich Digna ermordete, weil sie nicht eingeladen wurde für die Regierung von D.F.. zu arbeiten, bis hin, zur Untermauerung der Selbstmordthese, in einem Buch, was nicht einmal ihres war, die Textstelle zitiert wurde, die lautete: Dass die Selbstmörder vor ihrem Selbstmord Humor und Lust zeigen! Am Anfang dieses Briefes steht ein Spruch von Alaíde Foppa, verschwundene Schriftstellerin in der guatemaltekischen Diktatur Anfang der 80er Jahre. Man hat sie verschwinden lassen, weil sie auf der Seite der Betrogenen stand. Bei diesem Gedicht hätten offenkundig Ihre Beamten gesagt, dass sie sich ermordet habe.

Pável González, weitere Fragen

Wie seine Familienangehörigen gesagt haben, wird der Fall des jungen UNAM- und ENAH-Studenten Noel Pável González González genauso in den Schmutz gezogen wie der Tod von Digna Ochoa y Plácido.

Sie sagen, dass Pávels Vater den postumen Brief identifiziert hat und die Motive, aus welchen er sich angeblich das Leben genommen hat. Der Vater identifiziert den Brief, aber er legt klar, das der Inhalt nicht Pávels Stil entspricht: In der Notiz heißt es «Vater und Mutter, sorgt für meinen Bruder, das ist meine Entscheidung, und macht niemanden dafür verantwortlich", aber Pável sprach nie in diesen Worten zu seinen Eltern und er hätte etwas mit größerem philosophischen Tiefgang geschrieben. Mehr als ein Abschiedsbrief scheint das ein Brief zu sein, der von dem oder den Mördern diktiert worden ist.

Vom Beginn der Untersuchungen an beharrten die PGJDF-Vertreter auf einem Selbstmord oder «Verbrechen aus Leidenschaft" unter Homosexuellen. Um den Zynismus und die Ineffizienz auf die Spitze zu treiben, haben sie es vermieden, auf Schlüsselfragen zu antworten:

Warum war die Staatsanwaltschaft nicht anwesend, um die Sachverständigenaussagen zu protokollieren, als Pávels Körper aufgefunden wurde? Warum «verliert" die Staatsanwaltschaft zuerst die Akte und weigert sich dann, Derechos Humanos in D.F. eine Kopie zu geben?

Warum gibt es Widersprüche unter den Staatsanwaltschaften bezüglich Pávels Todesstunde? (die eine sagt 17 Stunden vor Auffindung, die andere 96 Stunden)

Warum erscheint nirgends der Schreiber oder Stift, mit dem die postume Nachricht angeblich geschrieben wurde? Warum wurde der Körper den Eltern erst am Tag nach seinem Auffinden gezeigt? Warum war Pávels Köper nackt? Warum befinden sich Verletzungen an seinen edlen Stellen?

Warum sprechen sich die Abgeordneten der PRD, PT und PRI für eine ernsthafte und neutrale Untersuchung aus und die der PAN (der wählbare Arm der mexikanischen Ultrarechten) nicht?

Warum werden die Informationen über die Gewalttaten nicht untersucht, die in der Nähe der philosophischen und geisteswissenschaftlichen Fakultät der UNAM verübt wurden, als Pável das letzte Mal gesehen wurde?

Warum werden die Drohungen von der ultrarechten Gruppe «El Yunque" nicht untersucht, die Pávels Kommilitonen erhalten haben?

Warum wird die verschleierte Drohung eines Regierungsbeamten vom 29. April 2004 nicht untersucht, der sich an Pávels Mutter wandte und sagte, «Wir wußten, wer Pável war, dass er zu den alternativen Wirtschaftsgipfeln in Cancún, Monterrey, ... ging. Passen Sie auf den einzigen Sohn auf, der Ihnen noch bleibt".

Warum werden die Informationen nicht untersucht, die der Journalist Miguel Ángel Granados Chapa erhalten hat und über die er in seiner Kolumne «Plaza Pública" der Zeitung Reforma im Juni 2004 geschrieben hat?

Weder Wahrheit noch Gerechtigkeit

Was die PGJDF getan hat, Herr Bátiz, war weder die Wahrheit zu finden noch die Gerechtigkeit zu verwalten. Das einzige, was sie sich vorgenommen hat, und das hat sie erreicht, war sich bei der Rechten beliebt zu machen. Dabei wurden die Leben zweier Personen beschmutzt, die mehr wert waren als alle Funktionäre der Regierung von Mexiko-Stadt zusammen. Und sie haben es auf die niederträchtigste Weise gemacht: ihren Tod beschmutzend.

Zum Schmerz, zum Leid und zur Empörung, die diese Todesfälle in uns hervorrufen, haben Ihre Funktionäre die Demütigung und Wut hinzugefügt, den Tod von Digna und Pável durch eine Verleumdung mit dem Alibi «revolutionär" und «demokratisch" begraben zu sehen.

Hoffentlich passiert ihnen das gleiche. Hoffentlich, wenn sie schon tot sind, schnüffelt jemand in ihren Intimbereichen und hängt, mit perverser Krankheit, ihnen unverdientes und Schändlichkeiten an. Und macht ihnen den Weg ihres Lebens genau dann kaputt, wenn sie nichts zu ihrer Verteidigung machen können. Hoffentlich werden ihre Gräber so bedeckt sein wie die von Digna und Pável: Nicht mit der Blume der Wahrheit, sondern mit Lügen und Schande.

Denn sie können erzählen, dass sie gut, demokratisch und links sind, und dass Digna und Pável Wahnsinnige und Selbstmörder waren. Weil weder Digna noch Pável da sind, um sich verteidigen zu können. Oder vielleicht sind sie da, aber in denen, die wir sie für ihre Ideale und ihr Engagement ehren wollen.

Hoffentlich werden sich diejenigen klar, die bei einer PRD-Präsidentschaft auf die Aufklärung des Schmutzigen Krieges setzen, dass dem nicht so sein wird. Weder Wahrheit noch Gerechtigkeit sind Zugeständnisse von oben, sie werden von unten geschaffen. Mit der PRD oben wird sich zeigen, dass alle Opfer des Schmutzigen Krieges «sich umgebracht haben", nachdem sie das «Bühnenbild" mit einer Sache bestückt haben: der des Kampfes um Gerechtigkeit für die Besitzlosen.

Diese Sache, die die PRD, von der Macht betrunken, vergessen hat.

Herr Bátiz:
Der Wahrheit zu Ehren und aufgrund der Sympathie für diejenigen, die ihr Leben und ihren Tod «auf diesem Weg zum Wechsel um besser zu werden" gelassen haben (um Ihre eigenen Worte zu benutzen), sehe ich mich gezwungen, Sie im Gebrauch ihrer Funktion aufzufordern, den Fall von Digna wiederzueröffnen und ihr zuerst den moralischen Wert zurückzugeben, welcher durch Ihre schwerfällige Untersuchung zerstört wurde. Und dass Sie Ihren Funktionären auferlegen, den Fall von Pável mit Verantwortung, Ernsthaftigkeit und Effizienz durchzuführen.

Nur so können Sie die Überzeugungen ehren, von denen Sie sagen, diese zu haben.

Das ist alles.

Aus den Bergen des mexikanischen Südostens. Subcomandante Insurgente Marcos. Mexiko, Januar 2005.

P.S.: Noch eine Sache: Sie können Ihren Funktionären sagen, dass die von ihnen uns gegenüber gemachten subtilen oder unverschämten Drohungen, um uns zu «überzeugen" über diesen Fall zu schweigen, nutzlos waren, wie mensch sieht.

Ein weiteres P.S.: Berater der EZLN in den Friedensgesprächen gewesen zu sein, Herr Bátiz, ist keine Garantie für nichts. Es ist nicht Ihr Fall, aber es gibt einen Intellektuellen, der von sich sagt, er sei links und demokratisch. Er war Berater in jenem Dialog und jetzt ist er geschäftiger Verteidiger des Wal-Mart von Teotihuacán (vielleicht geben sie ihm ja im Gegenzug die «Karte für ausgezeichnete Angestellte", Pardon, «Karte für ausgezeichnete Kunden"). Anders gesagt, es gibt Personen, die das eine oder das andere sind. Es hängt davon ab, was ihnen etwas bringt, soll heißen je nach den Angeboten der Woche.

Und noch ein P.S.: Ich weiß nicht, wie ich meinen zapatistischen Compañeros den Gruß von jemandem überbringen kann, der der Instanz vorsteht, die den Namen Dignas beschmutzt hat und gerade dabei ist, das gleiche mit Pável zu tun. Wie mache ich das ?

Kopie an: Angehörige von Digna Ochoa y Plácido.
Kopie an: Angehörige von Noel Pável González González.
Kopie an: Rosario Ibarra de Piedra.
Kopie an: Magda Gómez.
Kopie an: Miguel Angel Granados Chapa.
Kopie an: Digna und Pável, wo auch immer sie seien mögen.

 Quelle:  
  https://www.jornada.com.mx/2005/ene05/050107/014n3pol.php 
 

 Mastodon:  
 Keine News verpassen? Folgen Sie uns auf Mastodon. 
 
 
 Print & Co:  
  Drucker PDF 
 

Aktuell empfohlen

Tierra y Libertad Nr. 84

Veranstaltungskalender

back März 2024 forward
S M D M D F S
          1 2
3 4 5 6 7 8 9
10 11 12 13 14 15 16
17 18 19 20 21 22 23
24 25 26 27 28 29 30
31            

Die nächsten Termine

23.05.2024
24.05.2024
25.05.2024
26.05.2024