Antikapitalistische Stimmung bei der Eröffnung des Indigenen Treffens
Aufruf zum Kampf gegen das wirtschaftliche Model, das Umweltzerstörung und Völkermord begünstigt
La Jornada vom 12.10.2007 |
Hermann Bellinghausen |
übersetzt von Dana |
Vícam, Sonora, 11. Oktober. "Die Realisierung dieses Treffens, auf dieses Land, ist an sich selbst eine Botschaft der Rebellion unserer Völker in Verteidigung der Mutter Erde und gegen den natur- und völkermörderischen Kapitalismus, der heute versucht uns unsere Gebiete zu entreißen, die von den ersten Bewohnern der Völker, Nationen, und Stämmen aus Amerika und der Welt bewohnt gewesen sind".
Mit diesen Worten, durch die Stimme des Purépecha Repräsentanten, Juan Chávez, erklärte das Nationale Indigene Kongress (CNI), das Treffen der Indigenen Völker von Amerika, an diesem Morgen in Vícam Estación für eröffnet.
Kurz zuvor hatte Subcomandante Marcos ein Brief seiner "indigenen Chefs", die Comandantes der EZLN vorgelesen: "
Eine von unseren Gemeinden ernannte Delegation, war mit großer Begeisterung unterwegs, um am Treffen der Indigenen Völker von Amerika teilzunehmen, das erstmals in der Geschichte unseres Kontinents im Dorf Vicam stattfindet". Dies obwohl "die angebliche mexikanische Regierung gezeigt hat, dass es entschlossen ist die Organisierung der indigenen Völker und die Ausübung ihrer Rechte um jeden Preis zu verhindern".
Die Anwesenheit der Comandantes und Comandantas wurde verhindert durch "die Überheblichkeit und den Autoritarismus des neoliberalen Herren im Verfall", der "all seine politischen, wirtschaftlichen, ideologischen und militärischen Kräfte einsetzt um uns zu schlagen". Aber, so warnten die Zapatisten in ihrer Grußbotschaft, "sie werden nicht verhindern können, dass sich unsere Worte auf die ganze Welt verbreiten".
Im Anschluss daran erklärte Marcos: "Um zu diesem Treffen zu gelangen, hat man alles gegen sich: die Entfernungen, die Sprachen, die Grenzen, die Regierungen, die Lügen, die Verfolgungen, die Tode, und die falschen Einteilungen, die uns der von oben aufzwingt". Das Treffen "schien am Vorabend, vor einigen Stunden, noch unmöglich".
An jedem Neumond, erzählte er, wird eine alte Frage gestellt: "Wird es ein Leben für die Erde geben?" Die Antwort hierauf, erklärte Marcos, ist zersplittert, genau wie das Blut der Völker. "Der von oben, das Geld, hat nur eine einzige Antwort, solide wie sein Bankkonto, ausgiebig wie seine Habsucht, wachsend wie sein Ehrgeiz: ’nein’". Dem hingegen, "beginnt sich die Antwort, die Leben sein wird auf ihrem Weg, in unsere Kindern abzuzeichnen", von Kanada bis Chile.
Die Botschaft des CNI erklärte, "Der sterbende Kapitalismus hat sein Auge auf unsere Regenwälder, Wüsten, Wälder, Berge, Flüsse, Gewässer, Winde, Meere, Strände, Maissorten und Wissen geworfen, die wir seit Jahrtausenden gelernt, verteidigt, genährt und bewahrt haben". Daraufhin wird erkannt, dass es "für die indigenen Völker von Amerika eine große Ehre ist, uns auf das Gebiet des Yaqui Stammes zu treffen, das Jahrhunderte lang mit dem Blut und Leben der Yoreme verteidigt wurde".
Mit spürbarer Nüchternheit füllten Dutzende Repräsentanten das Podium, und Hunderte weitere standen im geringen Schatten der grünen Zeltwände auf dem Forum im Freien der Halbwüste von Sonora. Ohne jegliche "Folklore", die eine Veranstaltung dieser Art charakterisieren könnte, waren sie alle so gekommen wie sie sind: als Campesinos. Mit oder ohne traditionelle Trachten war es nicht schwer zu verstehen, dass sie sich untereinander alle "Brüder und Schwestern" nannten. Sie sind es und man merkt es.
Und man mag es vielleicht nicht glauben: aber außer Huaraches und Rohledersandalen tragen sie auch Stiefel, Sportschuhe und Mokassins. Und sie haben sogar Mobiltelefone. Wer hätte das gedacht. Anders als die Yoris (Mestizen) aus Sonora und ganz Mexiko denken, sind die indigenen Völker modern und haben vielleicht eine klarere Vorstellung davon, was man vom 21. Jahrhundert zu erwarten hat, als irgendjemand sonst.
Das gleiche wird auch in der Botschaft des CNI angesprochen: "Nach 515 Jahren der Invasionen sind wir immer noch am leben und stehen hier zusammen, um unsere Kräfte zu einem einzigen Herz zu vereinen, um ein neues Projekt des Lebens für die Menschheit gegen die Projekte von Tod und Zerstörung der neoliberalen kapitalistischen Programme zu errichten."
An diesem Morgen, nachdem die Teilnehmer die Mexikanische Hymne angestimmt hatten, erklärte Mario Luna, Sekretär der traditionellen Yaqui Autoritäten von Vícam, das Treffen der Indigenen Völker von Amerika, für das die Yoreme Gastgeber sind, für eröffnet.
An dem Treffen nehmen 537 indigene Delegierte teil (und weitere werden noch eintreffen) aus 12 amerikanischen Ländern und 54 Völkern. Aus Mexiko sind 25 Völker aus 21 Bundesstaaten vertreten; aus den Vereinigten Staaten 14, aus Kanada acht, und aus Mittel- und Südamerika sieben.
Von den Völkern Nordamerikas sind bis heute vertreten die Hopi, Lakota und Lakota-Omaha, Pitriver, Gitxaan Redwire, Mohawk, Anishabe, Dene, Apachen, Cherokee, Navajo, Chiricahua, Samaritan und Aqwesasne (Vereinigte Staaten); Ojibwa, Salish, Secwepme, Ktnuxa, Mohawk, Dine und Anishawebkwes (Kanada). Des weiteren aus Lateinamerika die Völker der Wayuu (Venezuela), Kekchí und Mam (Guatemala), Lenca (Honduras), Kichwa-Sarguro (Ecuador), Miskito (Nicaragua) und Guaraní (Paraguay).
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