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Der Anfang vom Ende einer guten Beziehung (Mexiko-Kuba)

Poonal vom 26.03.2002
Von Gerold Schmidt

  Nichts übrig für die Revolution Mexikos Regierung arbeitet zielstrebig auf das Ende der traditionell engen Beziehungen mit Fidel Castros sozialistischem Kuba hin

(Mexiko-Stadt, 25. März 2002, npl). — Mexiko und Kuba haben einen vollständigen diplomatischen Eklat offenbar in letzter Minute verhindert. Zum offiziell in einigen Medien bereits angekündigten gegenseitigen Rückzug der Botschafter kommt es nach jüngsten Informationen nicht. Die Auseinandersetzung um die plötzliche Abreise des kubanischen Präsidenten Fidel Castro vom UN-Gipfel für Entwicklungsfinanzierung in Monterrey am Donnerstag vergangener Woche markiert jedoch den bisherigen Tiefpunkt in den jahrzehntelang ausgesprochen guten Beziehungen zwischen dem sozialistischen Inselstaat unter Castro und den verschiedenen mexikanischen Regierungen.

Politische Beobachter spekulieren immer noch über die genauen Hintergründe des aufsehenerregenden Abgangs von Kubas Staatschef. Einiges spricht für die kubanische Version, direkter Druck von US-Präsident George Bush auf die mexikanischen Gastgeber habe zu einer faktischen Ausladung Castros geführt, bevor Bush die Bühne in Monterrey betrat. Von der Opposition müssen sich Mexikos Präsident Vicente Fox und sein Außenminister Jorge Castañeda nun vorwerfen lassen, wie "Hostessen von Bush" zu agieren. Andere sprechen von einer regelrechten "Kampagne gegen Kuba".

Beide Aussagen haben viel für sich. Mexikos Abhängigkeit vom großen Nachbarn im Norden hat sich in den vergangenen Jahren verstärkt. Ein zu 90 Prozent mit den USA getätiger Außenhandel spricht für sich. Wasserschulden bei den Nordamerikanern und die prekäre Situation von Millionen mexikanischer Migranten ohne gültige Papiere im Nachbarland sind ein Faustpfand für Washington. Das Prinzip der Nicht-Einmischung in innere Angelegenheiten, mit dem Mexiko als lange Zeit einziges lateinamerikanisches Land entgegen der Embargo-Politik der USA die Beziehungen zum sozialistischen Kuba rechtfertigte und pflegte, ist daher immer schwieriger durchzusetzen.

Andererseits hat die seit Dezember 2000 amtierende konservative Regierung von Vicente Fox ihre Erklärungen, an der traditionellen Politik gegenüber Kuba festzuhalten, in der Praxis auch ohne Druck von außen ständig Lügen gestraft. An zielstrebigen Versuchen, das Klima zu verschlechtern, hat es nicht gefehlt. Den letzten Beweis lieferte Fox in einem Sonntagnacht in Mexiko gesendeten Fernsehinterview. Der kubanische Staatschef erzähle seit 40 Jahren im Grunde immer nur "das Gleiche", so Fox auf den Hinweis, Castros Rede in Monterrey sei einem zuvor in Panama gehaltenen Diskurs sehr ähnlich. Der Kubaner hatte auf der Konferenz die "aktuelle Weltwirtschaftsordnung" als ein "Plünderungs- und Ausbeutungssystem" bezeichnet, wie es nie zuvor bestanden habe.

Vor allem Mexikos Außenminister Jorge Castañeda verzichtet ungern darauf, mit flapsigen oder zweideutigen Bemerkungen die andere Seite zu provozieren. Früher ein Bewunderer der kubanischen Revolution soll der Buchautor Castañeda es nie verwunden haben, bei Recherchen über die Revolutionsgeschichte nicht gebührend von der kubanischen Führung hofiert worden zu sein. Das gibt beispielsweise seiner im Prinzip nicht unbegründeten Kritik an der Menschenrechtspolitik auf der Karibikinsel manchmal den Anstrich eines persönlichen Rachefeldzuges. Wenige Wochen zurück liegen der Empfang kubanischer Dissidenten in der mexikanischen Botschaft in Havanna durch Vicente Fox sowie die mehrstündige Besetzung der Botschaft durch Regimegegner im Anschluss an eine umstrittene Castañeda- Rede in Miami.

Für die Sympathisanten der kubanischen Regierung fällt es nicht schwer, hinter den verschiedenen Ereignissen eine Strategie zu sehen, die in kurzer Zeit die 40-jährige Praxis der Beziehungen zwischen beiden Ländern obsolet werden lässt. Haben sie recht, wird dem Streit von Monterrey bald ein weiterer Konflikt folgen.


Quelle: poonal
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