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Feiern und Widerstand

Der 8. Jahrestag des Aufstandes der EZLN

Zapapres-Import vom 12.01.2002

  Quellen: zwei Artikel von der Gruppe B.A.S.T.A und von Indymedia Chiapas
Bearbeitung: gh/ZAPAPRES, 12.01.2002


Wieder einmal ist die zapatistische Befreiungsbewegung ihrer Zeit voraus. Die Feuerwerkskörper zum 8. Jahrestag ihres Neujahrs-Aufstandes wurden in Oventic bereits am Sylvester-Abend um 23:00 Uhr gezündet.

Nachdem tagsüber ein Basketballturnier mit über 50 Teams stattgefunden hat, beginnen in Oventic am Abend die Feierlichkeiten zur Erhebung der Zapatistischen Nationalen Befreiungsarmee EZLN, die am Neujahrstag 1994 mehrere chiapanekische Städte bewaffnet eingenommen hat, sich aber unter dem Druck der mexikanischen Armee in die Berge zurückzog und seitdem einen vorwiegend politischen Kampf führt, dabei aber noch im Besitz ihrer Waffen ist.

Im auf Spanisch und Tzotzil vorgetragenen Kommuniqué der zapatistischen Unterstützungsbasen zum Jahrestag wird der bewaffnete Aufstand legitimiert, da die Regierung jegliche legale Proteste stets überhört hat, und das Festhalten an den zentralen Forderungen manifestiert: "Arbeit, Land, lebendige Würde, Ernährung, Gesundheit, Bildung, Unabhängigkeit, Gleichheit der Rechte zwischen Männern und Frauen, Respekt für die indigene Bevölkerung, Frieden mit Gerechtigkeit und Würde". Der Regierung wird vorgeworfen, die bereits unterzeichneten Abkommen von San Andrés über Rechte und Kultur der Indígenas, die für ganz Mexiko von integraler Bedeutung sind, nicht einlösen zu wollen und am Krieg niederer Intensität gegen die Zapatistas festzuhalten.

Der maskierte EZLN-Sprecher betont jedoch, dass sie von Anfang an wußten, dass der Kampf lang und schwierig sein würde. Es werde Widerstand geleistet, bis die Rechte der Indígenas umgesetzt sind. Zudem werden die Menschen der Zivilgesellschaft aufgefordert, sich nicht durch die Politik der Regierung täuschen zu lassen.

Die bereits existente Vernetzung links-oppositioneller und indigener Gruppen wird an diesem Abend noch durch Angehörige nordamerikanischer indianischer Gruppen erweitert, die sich in bewegenden Worten und Gesängen solidarisch mit dem zapatistischen Kampf erklären und sich für die Inspiration und den Mut bedanken. Internationale Gäste sind beeindruckt vom ruhigen, aber gleichzeitig sehr bewussten Charakter der Veranstaltung, an der etwa 2.000 Personen teilnehmen. Der Widerstand erscheint ihnen authentisch und sehr lebendig.

Nach dem Singen der zapatistischen Hymne werden eine Stunde vor dem offiziellen Silvester, begleitet von Feuerwerkskörpern, die ProtagonistInnen des zapatistischen Kampfes hochleben gelassen: "Die zapatistischen Gemeinden, die kämpfenden Aufständischen, die MilizionärInnen, die autonomen Landkreise, der Nationale Indígena-Kongress CNI, die nationale und internationale Zivilgesellschaft". Viele Menschen verbringen daraufhin ausgeglichen die kommenden Stunden tanzend zur Musik der beiden anwesenden Gruppen, die hauptsächlich traditionelle Lieder aber auch einige Radio-Hits spielen.

Die Verteidigung der autonomen Gemeinde San Andrés

Am Neujahrsmorgen versammeln sich hunderte maskierte ZapatistInnen in San Andrés, dem historischen Schauplatz der Friedensverhandlungen zwischen der EZLN und der mexikanischen Regierung in den Jahren 1995 und 1996. Die autonomen Gemeinden im Hochland und Zentrum von Chiapas haben nach San Andrés mobilisiert, da befürchtet wird, dass militante Anhänger der Parteien PRI und PAN das Rathaus stürmen, um einen im Oktober offizieller gewählten Landkreis- Präsidenten einzusetzen.

Das Ratshausgebäude ist seit der Gründung des autonomen Landkreises von San Andrés Sacamch en de los Pobres im Jahr 1996 in Hand zapatistischer Autoritäten. Die offizielle Landkreis-Regierung wird nicht mehr anerkannt. Die Staatsregierung hat mehrfach versucht die autonomen Autoritäten durch Mitglieder der offiziellen Regierung zu ersetzen, um so ihre Weigerung, die zapatistische Autonomie anzuerkennen, zu demonstrieren.

Die Angriffe auf San Andrés sind Teil einer breiteren Politik, die auf die Zerstörung der autonomen Strukturen abzielt. Seitdem die ZapatistInnen 1996 die Bildung autonomer Landkreise bekannt gegeben haben, haben die Staats- und Bundesregierungen viele Taktiken gegen sie eingesetzt. Dazu gehören die gemeinsamen Überfälle von Militär und Polizei im Frühling 1998, in einem Versuch Zentren der autonomen Regierung zu räumen, sowie die Neuanordnung der Landkreisgrenzen im zapatistischen Gebiet durch ex-Gouverneur Roberto Albores Guillén, um neue gemischte Landkreise zu schaffen, die von der PRI regiert wurden. Die Zapatistischen Unterstützungsbasen haben San Andrés seit Jahren gegen Versuche der Staatsregierung verteidigt. San Andres ist zu einem international bekannten Synonym für den zapatistischen Kampf um Würde geworden, da an diesem Ort das bislang von der Regierung blockierte Abkommen über indigenen Rechte und Kultur ausgehandelt wurde. Die Vertreter der verschiedenen autonomen Landkreise erklärten in ihrer Botschaft an die versammelte Masse von Unterstützern: "Die grossen Chefs der Macht vergessen uns, die Armen und Indígenas. Wir verfolgen niemanden. Wir suchen den wahren Pfad der Befreiung. Für uns ist die Autonomie unsere Rettung, und es gibt einen grossen Unterschied zu den Parteien, die uns dominieren wollen."

Durch die zapatistische Mobilisierung ist die Einsetzung des offiziellen Landkreis- Präsidenten verhindert werden. Trotz verstärkter Spannungen ist es nicht zu Konfrontationen gekommen.

Aus anderen Regionen gibt es Besorgnis erregende Meldungen. So informierte z.B. der autonomen Landkreis Ricardo Flores Magón (benannt nach dem bekannten mexikanischen Anarchisten) über intensive Militärpatrouillen und rasante Tiefflüge über Dörfer durch Flugzeuge und Helikopter, die dabei häufig Dächer beschädigen und die Menschen von ihrer dringend notwendigen Arbeit abhalten. Die Lage in diesem Landkreis ist momentan so gespannt, dass aus Sicherheitsgründen keine ausländischen MenschenrechtsbeobachterInnen dorthin geschickt werden.


Quelle: Zapapres
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