Worte der EZLN auf der UAM Azcapotzalco
Radiergummmis und Bleistiftspitzer
Kommunique vom 20.03.2001 |
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übersetzt von Dana |
20. März 2001
Brüder und Schwestern der UAM-Azcapotzalco:
Brüder und Schwestern der Nachbarschaften aus dem Nordwesten
von Mexiko Stadt
Sie müssen mir alle verzeihen, aber ich habe es nicht geschafft für diese Veranstaltung etwas Spezielles vorzubereiten. Ich werde deshalb auf den Rat eines Spezialisten auf diesem Gebiet zurückgreifen müssen, da er einst wie er sagt, in einer hier nahegelegenen Raffinerie gearbeitet hat.
Da sie sicher in der Geschichte der Länder die sie bewohnen sehr bewandert sind, wissen sie bereits dass ich Durito meine, der zu jener Zeit (sagt er) als "Heavy Metal Durito" bekannt war, und nicht wirklich wegen seiner spektakulären Fähigkeiten, sondern weil er von der Raffinerie alte Fässer kaufte und sie an die Coparmex Direktoren als archäologische Stücke weiterverkaufte, die wie jeder weiss sehr gebildet sind und sehr viel über Geschichte wissen, und schon immer sehr um die Bewahrung des historischen Erbes besorgt gewesen sind.
"Es war wirklich einfach", sagt mit Durito. "Sie mussten nur sehen, dass die Stücke oxidiert und verrostet waren um sie davon überzeugt zu sein, dass sie von einer uralten Zivilisation stammten." Durito hat an der UAM studiert und war dort Professor, und er musste diese Sachen tun um seine Studiengebühren zu zahlen und um sein Gehalt aufzubessern.
Durito fing schnell an sich zu langweilen, weil wie er sagte, nichts Verdienstvolles daran war Idioten hereinzulegen, und er dachte es wäre besser für die Hilflosen zu kämpfen. Und so wurde er ein Universitätsarbeiter und trat der SITUAM bei. Es war zu jener Zeit als sie die Kategorie "Käfer ’C’, Zeit unvollständig" einführen wollten. Damals ginge er von der "AZCA" weg, wie er sagt, und ging zu anderen Raffinerien die seine bescheidenen Bemühungen und seine frühreife Geschäftsinitiative benötigten.
Durito wie jeder bereits weiss (und wenn Sie es nicht wissen zahlen Sie ihre Studiengebühren umsonst), ergriff den edlen Beruf des Fahrrittertums, und er lernte dort tausende Künste, und ein Reichtum an Wissen dass die Encyclopedia Britannica und all ihre kybernetische Links vor Neid erblassen lassen würde, und sie auf die Kategorie eines Schulwörterbuchs der Marke "Krümmel S.A. von C.V. von R.L.", mit dem Motto "Der Strassenverkäufer, der Ihrer Geldbörse am nächsten steht". Und daher fragte ich dann Durito ob er wüsste wieso die "Duros" im Kongress mit den Zapatisten nicht in ein Dialog treten wollten. Und das ist es was er mir sagte:
"Meine liebe und verschnupfte Erdnussnase..."
"Das ist kein Schnupfen, das sind die Imecas," unterbrach ich ihn. "Auch gut," gewährte Durito. "Denk nicht dass diese Schurken die Ohr und Wort wegen dieser häasslichen Maske verweigern, denn es ist allgemein bekannt dass du ohne sie noch hässlicher aussehen würdest..."
Durito machte eine Pause, damit Sie alle anfangen könnten dieses wunderbare Slogan zu rufen der uns mit uns selbst versöhnt und der lautet: Ihr seid nicht hässlich, ihr seid nicht hässlich! Da der Slogan nur ein Slogan ist, und die Realität Realität und nichts anderes, fuhr Durito fort:
"Du musst den Grund in dem was ich Dir sagen werde selbst herausfinden...
Der professionelle Politiker ist es gewohnt das Leben wie ein Bleistift anzugehen, von der Art wie sie fast niemand mehr verwendet, mit Blei an dem einen Ende und einem Radierer an dem anderen. Politik zu machen ist wie ein fortwährendes Schreiben und ausradieren geworden, immer versuchend die Schriftlinien der Buchstaben und ihre komplexe Verwobenheit zu verbessern um Worte zu machen, wie Welten auch genannt werden. Sie versuchen Fehler mit dem Radiergummi zu verbessern, jede Seite neu anzufangen, die Buchstaben zu verschnörkeln, das Wort zu schärfen, die Welt zu dekorieren. Der Politiker bemüht sich immer schwer sein Schreiben zu verbessern, und er verwandelt die Macht in einen gewaltigen Bleistiftsspitzer, mit dem er seine Worte schärft und sie elegant und verführerisch macht. Es verblüfft viele und einige applaudieren ihm. Aber wie jeder Student weiss, spitzt der Bleistiftspitzer den Bleistift nicht nur, sondern nutz ihn auch ab und macht ihn kleiner. Bald wird er so klein, dass er nutzlos wird, und er endet dort wo alles endet dass der Politiker schärft: im Mülleimer.
Ein anderer Bleistift nimmt dann den Platz ein, und das Schreiben des Politikers beginnt von neuem. Die Intellektuellen nennen die toten Buchstaben "demokratische Veränderung". Aber die Macht hat immer einen anderen Bleistiftspitzer bereitstehen, und es wird immer ein Mülleimer für die angespitzten Bleistifte der Politiker geben.
Die Geschichte jener an der Macht oder in der Politik wiederholt sich nur, die Worte sind die gleichen, nur das Aussehen der Buchstaben ändert sich, ihre Neigung, ihre Schnörkel, ihre Grösse. Aber die Worte ändern sich nicht, und somit auch nicht die Welten. Das Problem ist aber nicht die Schönheit der Buchstaben, sondern dass Worte Welten ankünden, die, nachdem sie zurückgelassen wurden, andere Worte erschaffen und so weiter.
Manchmal zum Beispiel ist ein Bleistift nicht einmal notwendig. Manchmal ist es schon genug wenn eine Hand auf dem Meer oder im Sand einen Namen zeichnet. Eine Welt also, in dem es zwei gibt: jene/r der genannt wird, und jene/r der in seiner Hand die Spitze hat, die das gemeinsame Morgen schafft.
Hast du verstanden?" fragte mich Durito.
"Sicher," antwortete ich. "Es ist besser einen automatischen Stift zu benutzen, so einer der seine Antworten verändern kann." "Grosser Gott! Welch seltsamer und perverser Zauberer hat mich damit verflucht dich zu meinem Assisstenten zu machen? Ganz ehrlich, ich habe noch nie einen Gefährten mit einer so langen Nase und einem so kurzen Verstand gekannt. Automatischer Stift, meine Fresse! Denk nach, Hohlkopf!"
"Dann, ein Füllfederhalter?" schlug ich schüchtern vor.
Durito explodierte.
"Das ist zuviel! Ich verschwende die besten Jahren meines Lebens damit zu versuchen einen Schurken wie dich zu unterrichten! Zum Teufel auch mit den Federhaltern! Und lass uns gehen, ich muss nämlich nach Azcapotzalco, und dann nach Iztapalapa, und dannach nach Xochimilco, weil sie die Idee hatten diese Universität aufzuteilen, damit sie einfacher zu kontrollieren wäre, und jetzt siehst du, auch geteilt bleibt es zapatistisch und wird immer zapatistisch sein."
"Dann gehen wir," sagte ich resigniert, aber als Durito es nicht merkte, hatte ich den wasserfesten Marker eingesteckt, mit dem ich in eins der Waschräume geschrieben hatte "UAMAzcapotzalco hat zwei "Z’s" damit sie auch abgekürzt, immer zapatistisch bleibt."
Vale. Salud, und glaubt nicht ich häte es nicht verstanden. Es geht nicht darum womit man schreibt, sondern um die Hand die träumt wenn sie schreibt. Und das ist es was der Bleistift fürchtet, herauszufinden dass er nicht notwendig ist.
Aus der Azcapotzalco Einheit der Autonomen Städtischen Universität (UAM). Das Klandestine Revolutionäre Indigene Komitee-Generalkommandatur der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung. Mexiko, März 2001.
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